Gedanken zur dunklen Seite

Angestoßen durch den jüngsten Star Wars Roman!

Wie in Dark Disciple beschrieben (und das ist immerhin Kanon) besteht die Möglichkeit die dunkle Seite zu nutzen, ohne ihr zu verfallen. Um diese Gratwanderung allerdings zu schaffen benötigt man eine besondere Ausbildung, Erfahrung und sollte wohl auch schon den einen oder anderen Fall auf die dunkle Seite hinter sich haben. Das Konzept ist nicht ganz neu, wir kennen es bereits von Revan und auch Cade Skywalker. In allen Fällen kann man allerdings auch argumentieren, dass die Betreffenden eigentlich dunkle Jedi waren, die nur gelegentlich nicht auf die dunkle Seite zurückgriffen. Der Punkt ist wohl, alle drei waren ursprünglich Jedi, sogar Ventress.

Im Roman beschreibt Count Dooku Ventress Verhältnis zur dunklen Seite als "Flirten", wirklich eingelassen habe sie sich auf diese Macht nicht. Zugleich behauptet Ventress aber nur mit Mühe und unter großen Opfern von der dunklen Seite frei geworden zu sein. Trotzdem schwärmt sie Quinlan Vos vor, wie sie die dunkle Seite nutzen kann, ohne sich mit ihr vollends einzulassen. Der Balanceakt ist jedoch vor allem ein mentaler. Ventress nutzt im Grunde nur die Macht, auch wenn sie dafür Emotionen wie Zorn einsetzt und damit den einen oder anderen Würgegriff zum Einsatz bringt. Worauf sich Ventress nicht einlässt ist der Größenwahn den die dunkle Seite oft mit sich bringt.

Ventress beschreibt es als das Verlangen immer mehr haben zu wollen und Quinlan Vos wird zum besten Beispiel dafür. Ventress versucht ihn so auszubilden, dass er die dunkle Seite wie sie einsetzen kann, doch sie drängt einen Schritt zu weit. Quinlan erliegt den Verlockungen der dunklen Seite und will mehr. Ihre Mission Count Dooku zu töten scheitert, doch Quinlan erhält eigentlich eine zweite Chance das ganze durchzuziehen, ähnlich wie Anakin in Episode III. Quinlan beweist gegen Ende des Romans sogar, dass er als dunkler Jedi in der Lage gewesen wäre mit seiner Kampftechnik auch Dooku zu schlagen. Nur warum scheitert Quinlan? Weil ihn Dooku im richtigen Moment ablenkt, Zwist zwischen ihm und Ventress streut und Quinlan danach mehr will.

Quinlan durchläuft insgesamt zweieinhalb Phasen als dunkler Jedi: 1. die Ausbildung durch Ventress bei der er einen Vorgeschmack auf die dunkle Seite erhält, 1,5. die Lehre unter Dooku, 2. den Größenwahn in dem er glaubt nicht bloß Dooku sondern auch Darth Sidious aus dem Weg räumen zu können. Es wäre nicht mehr weit bis zu einer dritten Stufe, wenn er wie Anakin meint die Stelle Sidious einnehmen zu können, weil "unter mir wird alles besser". Vom dritten in der Thronfolge zum Imperator.

Die Schuld an Quinlans Fall trägt Asajj Ventress, auch wenn sie ihn am Schluss zurück ins Licht führt. Es ist allerdings nicht die Romanze zwischen beiden, sondern Ventress Druck Quinlan frühzeitig einsatzbereit zu machen, die schließlich den Bogen überspannen. Hätte sie mehr Zeit gehabt, wäre Quinlan Vos nie zum Schüler Count Dookus geworden.

Implikationen für das eigene Rollenspiel

Es ist möglich die dunkle Seite zu nutzen und nicht den selbstzerstörerischen Weg der Sith zu beschreiten. Doch es ist schwierig und Asajj Ventress gelingt es auch nur, weil sie eine heimatlose Verstoßene ist. Ventress lebt als Kopfgeldjägerin und hegt keine Ambitionen mehr, sie lebt in den Tag hinein und nimmt die Dinge wie sie kommen. Auf gewisse Weise ist sie eine Einsiedlerin und deshalb birgt die dunkle Seite keine Verlockungen mehr für sie, weil sie es eben so will. Anderenseits könnte sie ja auch wie Darth Maul beginnen zu einer Unterweltgröße zu werden und ihre dunkle Seite dafür einsetzen, nur tut sie es eben nicht.

Wie kann man die dunkle Seite also wohl kontrollieren? Indem man keine Verpflichtungen riskiert und eine Randexistenz führt. Vielleicht perfekt für den "Fremdling" in KotFE. Die Jedi-Philosophie der Bindungslosigkeit hat etwas für sich, denn mit ihr könnte man auch die dunkle Seite nutzen, ohne ihr zu verfallen. Doch Jedi wie Quinlan Vos sind nicht die perfekten weltfremden Mönche, schon alleine weil sie in einer Tempelgemeinschaft aufwuchsen, der Republik und einem Jedi-Rat dienen.

Mit dem richtigen Training, genügend Zeit und einem Trial-and-Error-Zugang könnte man womöglich doch Zugang zur dunklen Seite erhalten, aber man verzichtet durch diese Selbstkontrolle und -selbsteinschränkung auch auf jene furiose Macht die es Quinlan Vos für kurze Zeit sogar erlaubt Count Dooku zu schlagen. "Full Dark Side" versetzt den Nutzer in eine unkontrollierte Rage, doch sie macht den Betroffenen für kurze Zeit eben auch unaufhaltsam. Nutzt man das ganze wie Steroide oder leistungsfördernde Drogen muss man jedoch auf die Dosierung achten und hier gilt womöglich auch die Formel "nach 1000 Schuss ist Schluss". Wenn man einmal den Weg der dunklen Seite beschreitet... ist das noch nicht das Ende, aber man wird diesen schnellen und einfacheren Weg immer sehen, ähnlich wie es nur Ventress als dunkle Jedi möglich war die dunkle Seite in Vos zu spüren.

Entscheidend im Umgang mit der dunklen Seite ist die Frage wie viele Schritte man auf diesem Pfad hinter sich bringt. Die dunkle Seite ist fast immer eine Abkürzung, besonders in Kämpfen, weshalb sie eben auch so verlockend ist. Nur irgendwann ist man sprichwörtlich zu weit gegangen.

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danker, Samstag, 18. Juli 2015, 04:17
Jub mein Opa war auch nur ein bisschen Faschist, ... es machte den Alltag leichter xD

pfannenstiel, Samstag, 18. Juli 2015, 12:02
Der Vergleich passt ganz gut zur Story. Gute Leute die durch den Druck ihrer Zeitgenossen gezwungen sind ein Regime (Palpatine/Sidious) zu fördern, das eigentlich gegen ihre ureigenen Interessen (Korruptionsbekämpfung, Frieden, Gleichgewicht der Macht) handelt.