Donnerstag, 26. Dezember 2019
Die enttäuschende Wahrheit über kanonisierte Legends-Charaktere
Die Existenz der Sith-Lords Darth Revan, Darth Tenebrous, Darth Andeddu, Darth Phobos und Darth Desolus wurde dank des Episode IX Visual Dictionary (der illustrierten Enzyklopädie) nun kanonisiert, doch anstatt eines Freudenfeuerwerks finde ich eher vorsichtige Zurückhaltung angebracht. Wann immer Charaktere aus den Legends kanonisiert werden verpasst man diesen fast immer einen Spin und streicht den Großteil ihrer Hintergrundgeschichte. Der wiederauferstandene Imperator wäre ein Beispiel, aber am brutalsten stellte sich die Kanonisierung meiner Meinung nach bei Quinlan Vos dar.

Vos war ein Hintergrundcharakter auf Tatooine in Episode I und wurde durch Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema zu einem wahren Star der Republic Comics. Man kann also nicht behaupten Vos wäre irgendein Star Wars-Charakter gewesen, denn es gab insgesamt mehr Geschichten über ihn als über Mace Windu, Yoda oder alle anderen Mitglieder des Jedi-Rats. Doch selbst das verschaffte Quinlan Vos im Zuge der Kanonisierung keine bessere Behandlung. Die gesamte in den Comics entworfene Hintergrundgeschichte zu Vos Ringen mit der dunklen Seite, seinem Kindheitstrauma oder auch seinen früheren Begegnungen mit Obi-Wan Kenobi wurde gestrichen. Selbst seine Aktivitäten während der Klonkriege fielen weg. Was blieb von Vos? Ein Auftritt in einer Folge von The Clone Wars und ein Roman, in welchem mehrere Folgen der gecancelten Staffeln von The Clone Wars nachgereicht wurden. Vos behielt sein psychometrisches Macht-Talent und er galt weiterhin als einer der Undercover-Experten des Jedi-Ordens, doch alles andere wurde gestrichen. Der gecancelte The Clone Wars-Arc mit Vos und Asajj Ventress bemühte sich allerdings zumindest einen Teil von Vos Geschichte aus den Comics zu retten, nämlich, dass er Dookus inneren Zirkel infiltrieren konnte und zeitweise niemand so recht wusste, ob er nun ein Doppelagent ist oder doch unter Dookus Einfluss geraten ist. Dieser Story-Arc der sich in den Comics über mehrere Ausgaben hinzog und die Leser rätseln ließ kommt im Buch allerdings deutlich kürzer daher.

Was könnte das für jemanden wie den Superstar Revan bedeuten? Schlicht und einfach wohl, dass er darauf reduziert würde ein Sith gewesen zu sein. Seine Vorgeschichte als Jedi würde gestrichen, ebenso sein Nachleben über Darth Malaks Verrat hinaus. Was bliebe wäre ein Sith mit Revans Namen und Maske, aber ohne die umfassende und von seinen Fans sogar noch weiter aufgebauschte Lore. Vergesst KotOR II, vergesst KotOR I - vergesst einfach alles was Revan betrifft, im neuen Kanon sind Hintergründe nicht so wichtig wie Oberflächlichkeiten. Quinlan Vos Look hat man ja auch ganz übernommen. Vielleicht dürfte man sich von Revan erhoffen, dass er im neuen Kanon ebenfalls verraten und seines Gedächtnisses beraubt wird. Aber er wird dann wohl kein Jedi gewesen sein und vielleicht ist man sogar so innovativ und lässt den "erlösten" Revan wieder Darth Revan werden, indem man das dunkle Ende von KotOR I als Krönung seines kanonischen Story-Arcs verwendet.

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Leias Jedi-Ausbildung
Als der neue Kanon eingeführt wurde ließ man es einige Jahre so aussehen, als ob Leia überhaupt kein Interesse an einer Jedi-Ausbildung gehabt hätte. Und wie auch, wenn Ben Solo schon während der Schlacht von Jakku geboren wurde und Leia einen Vollzeit-Job als Senatorin verfolgte. Doch dann kam Episode IX und wir erfahren, dass Leia es fast geschafft hätte eine Jedi-Ritterin wie ihr Bruder zu werden, hätte sie nicht ihre Ausbildung wegen einer Vision vom Tod ihres Sohnes abgebrochen. Leia hatte sogar eine Grundbedingung für das Erreichen des Rangs eines Jedi-Ritters erfüllt, sie hatte ihr eigenes Lichtschwert gebaut. Dass Leia dann in Episode IX als Meisterin und nicht nur Mentorin Reys fungieren darf demonstriert wie weit sie in ihrer Ausbildung eigentlich schon gewesen ist.

Im Vergleich dazu bemühte sich Leia in den Legends zwar mehrmals ihr Jedi-Training fortzusetzen, doch sie blieb Jahrzehnte lang hinter ihren eigenen Kindern zurück. Leia besaß sogar mehrere Lichtschwerter, allerdings hatte ihr diese stets ihr Bruder gebaut. Erst im Zuge der Dunkles Nest-Krise (und nachdem ihre eigenen Kinder zu Jedi-Rittern befördert worden waren) beschloss Leia ihre Jedi-Karriere in Angriff zu nehmen und wurde zur Padawan von Meisterin Saba Sebatyne, wobei sie dann auch ihr erstes eigenes Lichtschwert konstruierte. In den Legends blieb Leia jedoch eine einfache Jedi-Ritterin und wurde neuerlich von einem ihrer Kinder überflügelt, als Jaina Solo zur Jedi-Meisterin und einem Mitglied des Jedi-Rats wurde. Man kann meiner Meinung nach schon eines sagen, in den Legends wusste kaum einer der Autoren etwas mit Leia und ihrem Potential anzufangen. Trotz aller Mängel des neuen Kanons scheint mir Leias Darstellung General Organa und de facto Jedi-Ritterin deutlich mehr aus Lukes Zwillingsschwester zu machen als es sich die Legends-Autorin je getraut haben. Kanon-Leia ist wirklich die Tochter Anakin Skywalkers und Padme Amidalas, nicht bloß eine Reinkarnation Padmes, während ihrer Bruder stets der wahre Held ist. Im Gegenteil, bisher ist Luke vor allem ein Mythos, dessen Bedeutung für die Ereignisse in der Galaxis deutlicher geringer ist als Leias. Ich wundere mich auch nicht, dass Yoda laut der Kurzgeschichtensammlung FROM A CERTAIN POINT OF VIEW Leia wegen ihres unbeugsamen Charakters und ihrer Selbstdisziplin als Jedi-Schülerin Luke gegenüber vorgezogen hätte, doch nicht Leia, sondern Luke wurde ihm von Obi-Wan zugeführt. In den Legends gab es durchaus eine Was wäre wenn-Geschichte (INFINTIES: THE EMPIRE STRIKES BACK), in der Luke Hoth nicht überlebte und Leia nach Dagobah kam. Jedi Leia wäre wohl durchaus jene Schülerin geworden, die sich Yoda gewünscht hätte. Und natürlich wäre sie als Aristokratin auch Yodas einstigen Padawan Count Dooku sehr ähnlich gewesen. Ich wage zu spekulieren, ob Yoda in Leia vielleicht einige der Qualitäten seines einstigen Schülers wiedererkannte, der ja auch zu einem großen Meister, Mentor und sogar einem Jedi-Rats-Mitglied geworden war. Dass Leia nun in der Rolle Yodas zur Meisterin Reys wurde mag aus der Sicht des einstigen Großmeisters ein Idealfall gewesen sein.

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Die letzte Ordnung als kanonisches Gegenstück zu Operation Schattenhand?
Dark Empire und Episode IX haben einiges gemeinsam, unter anderem auch die Idee, dass Sith-Loyalisten unter der heimlichen Führung des gestürzten Imperators von einer verborgenen Welt aus einen Rachefeldzug gegen all jene Welten beginnen, die Palpatine einst verraten haben. Auch das dunkle Imperium war mit Superwaffen ausgestattet (Weltenvernichter, Mega Sternenzerstörer mit einem Superlaser, die Galaxy Gun) und setzte auf einen Supreme Leader mit Machtfähigkeiten (Executor Sedriss). Sowohl der Klon-Imperator als auch der wiederauferstandene Palpatine aus Episode IX besaßen zudem die Gabe Machtstürme zu entfesseln, die ganze Flotten aufmischen konnten. Palpatines Operation Schattenhand verlief zwar zunächst relativ erfolgreich und die Neue Republik wurde auf die Rolle einer durch die Galaxis flüchtenden Rebellengruppe reduziert, aber alles lief aus dem Ruder, als Palpatines Klon-Vorrat zur Neige ging und den Imperator zu immer radikaleren Maßnahmen zwang. In den Legends wollte er den Körper des neugeborenen Anakin Solo in Besitz nehmen, wurde allerdings von Han Solo erschossen (zuvor starb er bereits einmal durch die Hand Luke Skywalkers, sowie eine Zusammenarbeit Lukes und Leias).

Palpatines Rückkehr in den Legends führte auch dazu, dass für kurze Zeit selbst die imperialen Kriegsherrn wieder gemeinsame Sache machten und Welten wie Coruscant zurückerobern konnten. Der Geist der Zusammenarbeit kollabierte jedoch schon bald und die Kriegsherrn eröffneten neuerlich das Feuer auf ihre einstigen Kollegen. In all diesem Chaos setzte Palpatine einfach auf fanatisch loyale Anhänger und Superwaffen, um sich an der Neuen Republik zu rächen. Er zerstörte dabei sogar eine der Welten die nach Coruscant kurzzeitig als Regierungssitz auserwählt worden war. Man fragt sich wie das ganze im neuen Kanon gelaufen sein dürfte, da ja scheinbar auch abseits der Ersten und Letzten Ordnung einige Imperiale ihr Unwesen getrieben haben und selbst in den Reihen der Republik gab es Welten und Fraktionen welche die Erste Ordnung nach der Zerstörung des Hosnian Systems wohl mit offenen Armen empfangen haben. Rebecca Roanhorses Roman RESISTANCE REBORN weiß eine Menge über diese Phase in der galaktischen Geschichte zu berichten, als die Erste Ordnung scheinbar latente pro-imperiale Strömungen zu ihrem Vorteil nutzte und allerlei Funktionäre für ihr neues Imperium gewann. Laut RR kämpften einige Ex-Imperiale jedoch auch gegen die Erste Ordnung und die Nachkriegsordnung nach Exogol dürfte wirklich guten Stoff für neue mit den Legends vergleichbare Geschichten bieten.

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Der große Retcon zum Ende des Imperiums
Vor Episode IX und The Mandalorian hieß es das Imperium hätte einen Großteil seiner Truppen auf Jakku verloren und der Rest der Imperialen in der Galaxis wäre entweder von Palpatines Droiden eingeladen worden in die Unbekannten Regionen zu fliehen (wobei Loyalität zum Ex-Imperator das ausschlaggebende Kriterium war) oder sie wären untergegangen. Es gab einen großen Kapitulationsvertrag, der von Mas Amedda als imperialen Staatsoberhaupt unterzeichnet wurde und genau damit fangen die Probleme an, denn wenig später soll es kein Imperium oder auch nur ein Rest-Imperium gegeben haben. Die Rede ist maximal noch von einigen imperialen Extremisten, die sich irgendwo eingegraben haben. Man hat im neuen Kanon also nie ganz einheitlich geklärt was womöglich an imperialen Welten übrig geblieben ist und The Mandalorian demonstriert schon einmal, das nicht alle Imperialen scheinbar zum Aufbau der Ersten Ordnung eingeladen wurden. Kurioserweise schafft Episode IX mit der Existenz der Letzten Ordnung sogar das Problem, dass scheinbar nicht einmal alle in die Unbekannten Regionen "geflüchteten" Imperialen zur Ersten Ordnung kamen, sondern von Palpatines Botschafter-Droiden womöglich auch zur letzten Ordnung abkommandiert wurden. Nur wo liegt der Unterschied, wenn es scheinbar für beide Organisationen notwendig war loyal zu sein?

Die Existenz von ex-imperialen Milizen wurde bereits durch Claudia Grays Roman BLOODLINES für den neuen Kanon bestätigt, doch diese terroristisch veranlagte Gruppe schien nur ein Instrument der Ersten Ordnung zu sein und ziemlich allein dazustehen. Nun da wir wissen, dass Snoke nicht das alleinige Mastermind der Sabotage der Neuen Republik war stellen sich viele neue Fragen. Was einmal wie 30 Jahre Frieden wirkte wurde schon dank The Mandalorian nun als Ära dargestellt in der die Neue Republik fast 30 Jahre lang allerlei Probleme ignorierte.

The Mandalorian hat sogar einen bisher unbekannten Moff Gideon zu bieten, der entweder zu den letzten Moffs des Imperiums gehörte oder sich selbst zum Moff befördert hat. Letzteres fände ich interessanter, zumal Gideon damit zu einem imperialen Kriegsherrn der alten Schule würde. Und mit alter Schule meine ich die imperialen Kriegsherrn aus den Legends. Während es mir unglaubwürdig erschien, dass das Imperium nur 1 Jahr nach Endor und der Schlacht um Jakku endgültig besiegt sein sollte, zog sich der Konflikt mit den Imperialen in den Legends über Jahre bzw. sogar Jahrzehnte hin und endete erst als die imperialen Restwelten einen Friedensvertrag mit der Neuen Republik unterzeichneten. Bis dahin wurde das Imperium immer weiter zurückgedrängt, bis nur noch eine handvoll Planeten unter dem imperialen Banner übrig geblieben war. Wenn mir schon die Klonkriege zu kurz waren, dann gilt das auch für den auf 1 Jahr verkürzten Untergang des Imperiums. Doch The Mandalorian öffnet nun neue Möglichkeiten, nämlich, dass es einige Imperiale gab, die nach Jakku wohl zu Bond-Bösewichten wurden und zwar nicht mehr von einer Rückkehr des Imperiums träumen konnten, sehr wohl aber von einer Art Weltherrschaft über einige Welten am Rande der Galaxis.

Selbst die etwas einfältige Lösung de facto alle Bösewichte der Galaxis auf Exogol zu versammeln und dann in einer finalen Schlacht während Episode IX auszulöschen scheint mir nun etwas zu simpel. Die Erste Ordnung wird ja in Episode IX nicht alle ihre Garnisonen aus den eroberten Teilen der Galaxis abgezogen haben, um die Sith-Flotte über Exogol zu bemannen. Zwangsläufig müssen einige Kommandeure und ihre Truppen offscreen überlebt haben, selbst wenn die neu entfachte galaktische Revolution die Pseudo-Imperialen wieder besiegt hat. So oder so, irgendwie könnten sich die Kriegsherren aus den Legends nun früher oder später auch in den neuen Kanon schleichen, ob nun als ehemalige Imperiale oder als Veteranen der Ersten Ordnung.

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Donnerstag, 26. Dezember 2019
Snoke und die Zerstörung von Lukes Jedi-Akademie im Vergleich
Supreme Leader Snoke wurde in einem der kanonischen Romane zur Sequel-Ära einmal als unerwarteter Kandidat für die Führung der Ersten Ordnung bezeichnet, da er andere Führungsfiguren wie Rae Sloane überraschenderweise aus dem Rennen geworfen hatte. Wer oder was Snoke genau ist werden wir jedoch erst in der nahen Zukunft erfahren, da dieser Enthüllung nun kein Film mehr im Weg steht. Der Comic zu Kylo Rens-Vorgeschichte (The Rise of Kylo Ren von Charles Soule) ist jedenfalls bereits sehr aufschlussreich und er erlaubt sich sogar einen markanten Retcon zur Zerstörung von Lukes Jedi-Akademie - es ist Snoke oder eine andere dunkle Macht, welche den Tempel in Brand steckt. Ben Solo wird von dieser Macht sogar mittels eines Telekinese-Angriffs vom brennenden Tempel weggestoßen, als er sich scheinbar eines besseren besinnen will und in diesen laufen will, um vielleicht seine Mitschüler zu retten. Ben und selbst die wenigen überlebenden Jedi-Schüler glauben jedoch Luke Skywalker sei tot und Ben fühlt sich dafür verantwortlich. Anstatt jedoch von seiner Reue übermannt zu werden zeigt sich Ben zunächst weiterhin wütend, immerhin hatte Luke aus seiner Sicht kurz zuvor versucht ihn zu ermorden und wir wissen nicht inwieweit Ben zuvor von Snoke beeinflusst worden war. Bens Wandlung zu Kylo Ren ist ohne die nötigen Details so verstörend wie die Erkenntnis, dass Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde, wenn man Episode I-II und alles bis zu Windus Konfrontation mit Palpatine weglässt. Was uns gegenwärtig fehlt ist all diese Backstory die angedeutet, aber noch nicht konkret zu Papier gebracht wurde. Selbst wenn es soweit ist gäbe es aber zu bedenken, dass Anakin bzw. Vader selbst nach drei Filmen für nicht wenige Fans immer noch unverständlich blieb und erst The Clone Wars konnte durch die intensive Charakterarbeit dafür sorgen, dass Anakins Verwandlung glaubwürdig wurde.

Lassen wir dieses Problem aber einmal außer Acht und stellen uns die Frage, wieso (und nicht unbedingt wie oder mit welchen Folgen) Snoke den Jedi-Orden auslöschen wollte. Er handelte wohl im Auftrag des gestürzten Imperators Darth Sidious bzw. ganz im Sinne der Acolytes of the Beyond. Für das Erstarken der dunklen Seite war es notwendig die Jedi aus dem Verkehr zu ziehen.

Dass Ex-Imperiale oder Sith-Kultisten versuchen die Jedi-Akademie zu zerstören ist jedoch auch etwas, das wir schon aus den Legends kennen. Als Lore-Enthusiast möchte ich daher einige dieser (gescheiterten) Komplotte aus den Legends vorstellen und vielleicht wird ja das eine oder andere sogar für den Kanon recycelt, immerhin können es Snoke und seine Hintermänner ja schon vor ihrem finalen Erfolg mehrmals probiert haben.

Exar Kuns Geist

Eine kanonische Neuauflage der Jedi-Akademie-Trilogie wäre ja durchaus möglich, immerhin beschäftigten sich diese Romane mit Lukes Suche nach möglichen Jedi-Kandidaten, sowie dem Beginn der Ausbildung dieser. Doch selbst Legends-Luke wurde von einem Sith-Lord geplagt, der ihm seine besten Schüler abspenstig machen wollte. Exar Kuns Geist hatte es sogar auf Luke abgesehen und für kurze Zeit konnte er den jungen Jedi-Meister sogar von dessen Körper trennen. Dass am Ende alles gut ausging lag unter anderem an Lukes Neffen, Jacen Solo. Bis dahin war es Kuns Machtgeist allerdings gelungen zwei von Lukes besten Schülern in seine Fänge zu bekommen. Der erste war Lukes Top-Schüler Gantoris, welchem Kun dazu verhalf alle anderen Jedi-Schüler zu übetreffen, indem er als erster ein voll funktionsfähiges Lichtschwert konstruieren konnte. Gantoris lehnte sich jedoch gegen Exar Kun auf und wurde von dessen Machtgeist ermordet. Kun versuchte zwar noch andere Schüler zur dunklen Seite zu führen, doch er legte sich schließlich auf den extrem mächtigen Kyp Durron fest. Durrons Hass auf das Imperium und seine traumatische Vergangenheit als Sklavenarbeiter in den Minen von Kessel machten ihn zum perfekten Opfer. Kyp fing sich jedoch, nachdem er bei der Zerstörung des Carida-Systems mittels einer gestohlenen imperialen Superwaffe auch mitansehen musste wie sein totgeglaubter Bruder schlussendlich durch seine Hand ums Leben kam. Und zusammen gelang es Lukes Schülern Exar Kuns Geist zu bezwingen. Es scheint Parallelen zwischen Kyp Durron und Ben Solo zu geben, wobei Snoke die Rolle des vermeintlich hilfreichen Förderers zukommen würde.

Admiral Daalas Flotte

Weniger esoterisch gestaltete sich der Angriff Admiralin Daalas auf Yavin 4, da sie aus Rache für Kyp Durrons Angriff auf das Imperium mit einer Flotte Sternenzerstörer schlicht und einfach die gesamte Akademie ausradieren wollte. Ihr Plan scheiterte jedoch als Lukes Jedi-Schüler ihre Kräfte bündelten und mittels einer gewaltigen Telekinesewelle die angreifende Flotte aus dem Orbit fegten. Daalas Flaggschiff wurde dabei in den Gasriesen Yavin gestürzt und man nahm an, sie wäre dabei ums Leben gekommen. Es müssen nicht immer Machtnutzer sein die Luke und seinen Jedi-Schülern nach dem Leben trachten, es würden schon einige imperiale Hardliner reichen, die sich für die Ermordung Palpatines rächen wollen. Diese muss es ja auch gegeben haben, wobei ich mich auch für eine kanonische Fassung von Crimson Empire (einer der Leibwächter Palpatines arbeitet eine Kill-Liste all jener Personen ab, die für den Tod seines Meisters verantwortlich waren, wobei Luke Skywalker natürlich nicht fehlen darf) interessieren würde.

Brakiss, Kueller und die Schattenakademie

Lukes Jedi-Akademie war in den Legends eine relativ offene Einrichtung und Luke hatte auch keine Probleme damit ehemalige Imperiale aufzunehmen, zumal seine spätere Frau Mara Jade und sein Lehrassistent Kam Solusar eben solche waren. Sogar Kyle Katarn hatte seine Karriere eigentlich als Sturmtruppler begonnen (ist Finn vielleicht der im Kanon wiedergeborene Kyle Katarn?). Solusar ist sicher ein interessanter Charakter, auch wenn seine als Comic angelegte Hintergrundgeschichte "Lightsider" nie veröffentlicht wurde. Solusar diente dem Imperium jedenfalls als dunkler Jedi und wurde durch Luke zur hellen Seite bekehrt. Da Solusar bereits von seinem Vater als Jedi ausgebildet worden war, kehrte er als vollwertiger Jedi-Ritter zur hellen Seite zurück und Luke sah sich berechtigt fortan den Titel eines Jedi-Meisters zu führen. Wann immer sich also angebliche Ex-Imperiale in Lukes Akademie einschrieben ließ Luke dies zu, da er die Hoffnung hebte selbst die als Saboteure eingeschleusten dunklen Jedi oder Inquisitoren bekehren zu können. Ein solcher war dann auch der junge Brakiss, der von einer imperialen Hinterbliebenen-Fraktion nach Yavin 4 geschickt wurde. Brakiss entsagte der dunklen Seite jedoch nicht und verließ Yavin 4 wieder, um sich einem anderen Ex-Jedi-Schüler anzuschließen. Brakiss war auf jeden Fall ein Beispiel dafür, dass die Inquisition selbst nach Palpatines Fall noch aktiv war, was im Kanon bisher nicht bestätigt ist. Es scheint sogar so, als hätten die Inquisitoren nach dem Tod des Großinquisitors langsam aber sicher allesamt das Zeitliche gesegnet. Doch wie lässt sich das damit vereinbaren, dass Palpatine Machtsensitive einsammeln ließ und den Inquisitoren außerdem aufgetragen hatte gefangene Jedi zu brechen und zu rekrutieren? Jemand wie Brakiss, der als Kleinkind von den Inquisitoren entführt und indoktriniert wurde hätte auch im Kanon existieren können. Genauso wie Brakiss späterer Mentor Kueller, der zunächst als Dolph bekannt war. Kuellers Verwandlung zum dunklen Jedi begann als er während seiner Jedi-Ausbildung von den Massakern auf seiner Heimatwelt erfuhr und zu dieser aufbrach, um eine Widerstandsbewegung aufzubauen. Kuellers Erfolg beim Sturz des für die Massaker verantwortlichen Regimes führte ihn jedoch auch auf die dunkle Seite. In seiner Rolle als Warlord und dunkler Jedi zog er schließlich Brakiss an, der von Kueller inspiriert nach dessen Tod mit einer neuen Idee zum zerfallenden Imperium zurückkehrte - der Gründung einer Akademie für dunkle Jedi! Dabei wurde Brakiss von einer Gruppe einstiger Leibwächter des Imperators manipuliert, die mittels ausgefeilter Hologrammtechnik vortäuschten der Imperator wäre noch am Leben und hätte Brakiss den Befehl erteilt für das Imperium einen dunklen Jedi-Orden aufzubauen. Brakiss gelang es mit Unterstützung durch eine Nachtschwester von Dathomir tatsächlich seine Schattenakademie aufzubauen und machtsensitive Kinder und Jugendliche zu sammeln. Brakiss Pläne scheiterten jedoch, als er die Solo-Zwillinge in die Finger bekam. So manche Snoke-Theorie sah ihn ja auch als einen Ex-Inquisitor, der mit den Rittern von Ren eine neue Machtnutzerorganisation schaffen wollte.

Desann und das Tal der Jedi

Der Haupt-Antagonist aus Jedi Knight 2 hat sogar einiges an Backstory zu bieten, die nicht im Spiel thematisiert wurde. Etwa, dass er sich mit dem einstigen Vader-Schüler Lord Hethrir verbündet hatte, dessen Hinterbliebenen-Fraktion durchaus über einige machtsensitive Rekruten verfügte. Desann fand seinen Weg auf die dunkle Seite scheinbar ganz von selbst, nachdem er ebenfalls seine Jedi-Ausbildung abgebrochen hatte. Als Hethrirs Handlanger entwickelte Desann zusammen mit Galak Fyyar jedoch seinen eigenen finsteren Plan und suchte nach Wegen Sturmtruppen und vergleichsweise machtschwache Rekruten zu dunklen Jedi oder zumindest für den Kampf gegen echte Jedi einsetzbare Kampfmaschinen zu machen. Dafür sammelte er Kristalle und suchte das Tal der Jedi, welches Machtsensitivität massiv verstärken konnte. Desann schuf sich so eine Armee dunkler Jedi und Machtnutzer, welche er gegen Lukes Jedi-Akademie einsetzen wollte. Es gelang ihm sogar auf Yavin 4 einzumarschieren und die Akademie anzugreifen, doch seine dunklen Truppen wurden schließlich zurückgeschlagen. Die Überreste von Desanns Anhängern fusionierten schließlich mit den Jüngern von Ragnos und versuchten den legendären dunklen Lord der Sith wiederauferstehen zu lassen. So ginge es also auch, Lukes Jedi könnten eine Gruppe besiegen, die sich schließlich zurückzieht und Palpatines Sith-Kultisten anschließt. Die Rolle des Tals der Jedi als Ort der Machtfähigkeiten verleihen kann könnte vielleicht ein Macht-Nexus wie Mortis oder irgendein anderer alter Tempel einnehmen. Anstatt der Kristalle von Artus Prime könnte man als Machtverstärker oder Kernbestandteil der Bewaffnung schlicht und einfach auf Kyber-Kristalle zurückgreifen.

Der Zeitraum

Lukes Jedi-Akademie bestand einige Jahre bevor sie durch Snoke und Ben Solo zerstört wurde. Da kann also einiges passiert sein und nicht zu vergessen ist auch, dass Luke schon auf der Suche nach vergessenen Schätzen der Jedi auf einige vergessene Anhänger der dunklen Seite gestoßen sein könnte.

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Dienstag, 24. Dezember 2019
Folgt auf Episode IX eine kanonische Version von Star Wars Legacy?
Die Sequel-Trilogie ist vorbei und auch wenn die ersten Darsteller bereits vor einiger Zeit bekannt gegeben haben künftig nicht mehr im Star Wars-Franchise involviert zu sein, so hat man bei der Veröffentlichung von Episode IX doch öffentlich bekannt gemacht, dass man mit den Protagonisten der Sequel-Trilogie noch nicht ganz fertig ist. Neue Sequel-Filme sind zwar vorerst nicht geplant bzw. auch gar nicht in Sicht, aber das muss nicht heißen, dass man sich ein Stück weit von Episode III und dem Ausklang der Prequel-Trilogie inspirieren lässt. Als Episode III in die Kinos kam hätte man auch annehmend können Star Wars wäre jetzt endgültig vorbei, doch tatsächlich ging es mit dem Franchise munter weiter, nur eben abseits der Kinoleinwand. Für die meisten Star Wars-Fans ist das sogar der Normalzustand ihres Fan-Daseins, Star Wars ist eben mehr als nur ein jährlicher Kinofilm und vielleicht hat man das nun auch bei Disney verstanden.

Auf Episode III folgten Romane und Comics über die Dark Times, wobei sich sogar The Force Unleashed und das gescheiterte Projekt Star Wars 1313 als Produkte dieser Post-Prequel-Ära sehen lassen. Selbst das ursprüngliche Battlefront II beschäftigte sich mit den Dark Times und sogar ein geplantes Sequel zu Republic Commando, hätte unter dem Titel Imperial Commando diese Ära erkundet. Star Wars Comics waren 2005 bis 2014 jedoch noch in der Hand des Dark Horse Verlages, der nicht so eng mit Lucasfilm verbunden war wie es seit der Übernahme von Lucasfilm durch Disney mit Marvel der Fall ist. Marvel und Lucasfilm sind heute Teile desselben Konzerns und daher wanderte auch die Star Wars-Lizenz von Dark Horse (nach fast 25 Jahren) zu Marvel. In seinen Star Wars Comics konnte Dark Horse weitgehend ein eigenes Süppchen kochen und man beschäftigte sich nur gelegentlich mit aktuellen Multimediaprojekten im Franchise, etwa mit The Force Unleashed, das eine Comicadaption bekam. So entstand auch der Eindruck, dass das so genannte Expanded Universe ein Eigenleben entwickelt hatte, da sich die meisten Storylines abseits der Filme abspielten.

Betrachtet man Marvels Bereitschaft Tie-ins zu den Filmen (wie mit Comics über Captain Phasma, Kylo Ren, den Widerstand oder Poe Dameron) zu produzieren, dann muss man zugeben, dass sich das neue Expanded Universe deutlich anders darstellt. Man ist mehr an aktuelle Großprojekte gebunden und Comicreihen werden nicht bis zur 50. Ausgabe oder sogar darüber hinaus fortgesetzt, sondern meistens schon früher eingestellt. Das Wort das mir dazu einfällt ist kurzlebiger, denn auch bei den Romanen die vor 2014 gerne mal in Reihen mit bis zu 9 Werken (oder sogar 19 Werken wie im Fall von The New Jedi Order aka der Yuuzhan Vong Invasion) zusammengefasst wurden fehlt es bis dato an derartigen Großprojekten. Das längste waren seit 2014 schon die Aftermath-Trilogie und Timothy Zahns neue Thrawn-Trilogie. In absehbarer Zeit dürfte sich zu diesen beiden auch Alexander Freeds Alphabet Squadron-Trilogie hinzugesellen (Band 1 erschien 2019, Band 2 wird 2020 erscheinen) und dann ist da noch Zahns Thrawn-Prequel-Trilogie deren erster Band 2020 erscheinen sollte.

Wenn ich mir eines von 2020 erwarte, dann zumindest eine Comic-Miniserie über das Nachspiel von Episode IX. Es könnte sich sogar wieder etwas größeres ankündigen, zumal mehrere Autoren seit 2019 an einem ominösen Project Luminous arbeiten dürften, das die Ausmaße einer mehrteiligen Reihe wie Legacy of the Force oder Fate of the Jedi annehmen könnte. Bis dato ist man sehr nahe an den Filmen und Serien geblieben, so dass es auch das eine oder andere Begleitwerk zu The Mandalorian oder den beiden anderen geplanten Serien (Kenobi und Cassian Andor) geben könnte. Im Gegensatz zu den Legends sind Comics, Romane und Videospiele nun scheinbar den Filmen oder auch Serien untergeordnet, da diese das Kerngeschäft Lucasfilms darstellen und genutzt werden können mehr als nur Star Wars-Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Mutige Projekte wie Knights of the Old Republic bzw. die Tales of the Jedi oder sogar Star Wars Legacy und die nach Endor angesiedelten Romanreihen wird es unter Disney wohl nicht mehr geben, da man diese Spielräume wohl für eventuelle Film- oder Serien-Projekte frei halten will. Da kann man wohl von Glück reden, dass das Interesse dieser Kreativen an den Chiss und Großadmiral Thrawn so gering ist, dass man Timothy Zahn seine Prequel-Trilogie zu Thrawn zugestanden hat. Thrawns Schicksal nach Star Wars Rebels ist allerdings etwas das fern von Zahns Einfluss liegen wird, da die Serie Thrawns Überleben mit dem des Serien-Protagonisten Ezra Bridger verbunden hat. Als Serienstar ist Ezra eine Identifikationsfigur für all jene Fans die mittels Star Wars Rebels gewonnen werden konnten und Thrawn ist durch das Serienfinale wohl zu seinem künftigen Sidekick geworden.

In den Legends war Star Wars Legacy ein ambitioniertes Projekt, da man die gesamte Handlung über 100 Jahre nach den Filmen ansiedelte und sich so aller Probleme mit vergangenen Storylines entledigte. Das ganze war jedoch ein Comic-exklusives Projekt und es kam auch nicht bei allen "Hardcore-Fans" so gut an. Könnte man mit der Sequel-Ära einen ähnlichen Sprung wagen, um sich von Problemen mit seinem Cast und den Streitigkeiten um die Sequel-Trilogie zu befreien? Baby Yoda wäre sicher mit dabei, ebenso wie ein neuer von Rey gegründeter Jedi-Orden und man könnte immer noch die Machtgeister alter Bekannter einbauen. Wenn ich eine Vermutung zu Rian Johnsons geplanter und nicht eingestellter Film-Trilogie wagen kann, dann dass er sie nicht in der Vergangenheit, sondern der Zukunft der Star Wars-Galaxis ansiedeln wird. Die Vergangenheit hätte selbst jetzt noch zuviel Lore zu bieten, die Johnson wohl wieder im Weg stehen würde. Die Zukunft würde ihm jedoch die Möglichkeit bieten, sich doch noch irgendwie an J.J. Abrams zu rächen. In einer Galaxis ohne Sith und mit einem neuen Jedi-Orden könnte Johnson sich so richtig austoben und würde wohl kaum jemanden vor den Kopf stoßen, außer er bringt Baby Yoda um, selbst wenn dieser dann kein Baby mehr wäre. Johnson etablierte für Episode VIII ja zumindest einige Ideen über die Anfänge des Jedi-Ordens oder dessen Neugeburt, sodass mir eine Fortsetzung dieser Geschichte wahrscheinlicher erscheint, als ein Blick zurück zu den Anfängen des Jedi-Ordens. Johnson ist scheinbar genauso wenig ein Teamplayer wie Abrams und so macht es auch Sinn ihm die alleinige Kontrolle seiner Trilogie zu übertragen, vielleicht mildert das seinen Drang durch Provokationen auf seine Ideen aufmerksam zu machen.

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Montag, 23. Dezember 2019
Thrawn hätte Palpatines Endgame vorausgesehen
Als Vorwarnung an Thrawn-Fans und Legends-Anhänger gleich voraus, ich war kein großer Fan der kanonischen Thrawn-Romane, doch ich finde Timothy Zahn hat es in ihnen geschafft Thrawn nach über 20 Jahren noch interessanter zu machen. Legends-Thrawn war ein Meisterstratege, der mit unzureichenden Mitteln das bestmögliche Ergebnis erzielen konnte und darin stimmt er mit dem kanonischen Thrawn überein, doch gerade in Hinsicht auf Palpatines Rückkehr sehe ich den kanonischen Thrawn in der besseren Ausgangslage. Ich will nicht behaupten der kanonische Thrawn wäre erfolgreicher gewesen, denn bisher sieht es so aus, als wäre das Gegenteil der Fall gewesen. Doch der kanonische Thrawn hat im Laufe seiner Karriere bisher eher die Rolle eines verhinderten Helden eingenommen, der mit deutlich mehr Rückschlägen und Hinterhältigkeit zurecht kommen musste als sein Legends-Gegenstück. Der kanonische Thrawn musste sich jedoch immer wieder neuen Herausforderungen stellen und konnte diese dann doch überwinden, indem er die Achillesferse übermächtiger Feinde ausmachte. Für den kanonischen Thrawn standen keine Legionen von Klontruppen oder hunderte Katana-Dreadnaughts bereit, er musste sich oftmals hingegen mit imperialen Bürokraten, Machtspielchen seiner Vorgesetzten und seiner gespaltenen Loyalität herumschlagen. Das hat den kanonischen Thrawn in meinen Augen menschlicher gemacht, was allerdings auch das Bild mancher Fans vom überlegenen, kühlen und unnahbaren Genie Thrawn zerstört haben mag. Wenn ich Thrawns frühe Erfolge gegen einen imperialen Suchtrupp oder feindselige Kadetten bedenke, dann muss ich dem neuen Thrawn jedoch auch zugestehen, dass er mir als einzelne Person gefährlicher vorkommt als in den Legends. Kanon-Thrawn betreibt Sparring mit imperialen Attentäterdroiden und könnte es im Nahkampf wohl sogar mit so manchem Death Trooper oder Tarkin aufnehmen. Legends-Thrawn war nur Stratege, doch Kanon-Thrawn ist ein geborener Krieger.

In den Legends spielte sich Thrawns Kampagne gegen die Neue Republik aus organisatorischen Gründen vor den Dark Empire-Comics und damit vor Palpatines Rückkehr ab. Schuld daran ist, dass es anno 1990 noch keinen wirklichen Masterplan für das Expanded Universe gab und sowohl der Comicverlag Dark Horse, als auch Bantam Books auf ihrer jeweiligen Publikationsschiene etwas mit der Star Wars-Lizenz schaffen wollten, das die Fans aus ihrem Winterschlaf wecken sollte. Im Kanon hätten wir dieses Problem nun nicht, da Thrawn schon vor der Schlacht von Scarif verschollen ist. Aber genau das könnte Thrawn im Kanon noch gefährlicher und vor allem heldenhafter gemacht haben. Die Motive von Legends-Thrawn wurden schlussendlich darauf reduziert, dass er das Imperium dafür nutzen wollte die unzähligen Gefahren in den Unbekannten Regionen zu bekämpfen, darunter auch eine künftige Invasion durch die Yuuzhan Vong. Kanon-Thrawns Loyalität zum Imperium ist da deutlich eigennütziger, denn wie sich gegen Ende der neuen Thrawn-Trilogie herausstellt hat sich Thrawn selbst als Chiss-Spion ins Imperium eingeschleust, um bei Palpatines eventuellen Tod ein Wörtchen mitzureden. Aber während der Imperator durch seine eigene Arroganz geblendet wohl immer nur angenommen hat Thrawn wäre ein möglicher Verräter den man einfach entsorgen kann, so dürfte Thrawn mehr als ausreichend Zeit gehabt haben die Pläne und geheimen Absichten des Imperators zu verstehen. Palpatine mag seine Gedanken und Pläne verborgen gehalten haben, aber Thrawns einzigartiges Talent die Persönlichkeit und Strategien einer Person anhand von deren Kunstvorlieben zu entschlüsseln sollte ihm reichlich Gelegenheit geboten haben bis in die Tiefen von Palpatines Charakter zu blicken. Zu bedenken gilt auch, dass Thrawn Palpatines Berater hinsichtlich der Unbekannten Regionen war und so äußerst genau erfahren haben dürfte, welche Pläne Palpatine dort verfolgt haben dürfte. Dass er so nebenbei auch das Todesstern-Projekt entdeckt spielte zwar für den Imperator die größere Rolle, zumal dieses Projekt vor Thrawn geheim gehalten wurde, doch wie wir aus der Sequel-Trilogie wissen lag die Zukunft der Galaxis in den Unbekannten Regionen und in Palpatines diesbezügliche Pläne konnte sich Thrawn deutlich leichter Einblick verschaffen.

Die Ressourcen, welche das Imperium und später die Erste Ordnung in die Starkiller Basis oder Palpatines geheime Sith-Flotte investiert wurden wären Thrawn und dessen Protege Eli Vanto zweifellos aufgefallen. Thrawn konnte wohl anhand von Palpatines Sith-Artefakten auch ableiten, dass es geheime Sith-Welten in den Unbekannten Regionen gegeben haben sollte und dass der Imperator sehr an diesen interessiert war. Thrawn konnte mittels seiner Chiss-Kontakte wohl auch erfahren, wann Palpatine Sith-Kultisten zu diesen Welten ausfliegen ließ und wo er geheime Werften für die spätere Erste und Letzte Ordnung konstruieren ließ. Es ist nicht ganz klar, wie die Chiss auf die Anwesenheit der Ersten Ordnung in den Unbekannten Regionen reagierten, doch angesichts der gleichzeitigen Anwesenheit der Letzten Ordnung dürfte es sehr schwierig gewesen sein, selbst über Jahrzehnte genau zu erfahren wer und was in dieser Region so sein Unwesen treibt. Die Ahnungslosigkeit der Ersten Ordnung könnte jedoch auch an einer bewussten Täuschungskampagne Snokes gelegen sein, der wohl in Kontakt mit den Sith-Kultisten Palpatines stand. Gleichzeitig wären die Chiss wohl kaum daran interessiert gewesen ihr Wissen über die Aktivitäten ex-imperialer Fraktionen mit Offizieren der Ersten Ordnung zu teilen.

Laut neuesten Lore-Erkenntnissen dürfte die Starkiller Basis auf Ilum errichtet worden sein und damit wird vielleicht auch ein erster Hinweis darauf gegeben, wie Thrawn und Eli Vanto von Palpatines Sith-Flotte erfahren haben dürften - denn wohin verschwanden denn die Millionen oder Milliarden Kyber-Kristalle die über Jahrzehnte abgebaut wurden? Passenderweise hat Thrawn Director Krennic ja einen seiner Stellvertreter abgeworben, der bestens über den Kyber-Verbrauch des Todesstern-Baus bescheid gehabt hätte. Von da an wäre es leicht gewesen zu errechnen, dass ein Großteil der abgebauten Kyber-Kristalle wohl in den Bau miniaturisierter Superlaser geflossen sein dürfte. So unsympathisch mir Assistant Director Colonel Brierly Ronan auch gewesen ist, er wäre der Schlüssel gewesen, mit welchem die Chiss von Stardust, der Starkiller Basis und Palpatines Sith-Flotte erfahren hätten. Thrawns Entscheidung nach Eli Vanto ausgerechnet den schwierigen Ronan zu den Chiss zu schicken macht nun rückblickend mehr Sinn als erwartet. Selbst ohne Thrawn hätten es Eli Vanto und Ronan wohl geschafft Admiralin Ar'alani über die imperiale Superwaffenproduktion ins Bild zu setzen.

Selbst Eli Vantos Beschäftigung mit der geneaologischen Daten über die "Skywalker" aka die machtsensitiven Chiss-Navigatoren wäre als Vorbereitung auf die Entstehung der Ersten und Letzten Ordnung sinnvoll gewesen. Während die Ex-Imperialen in den Unbekannten Regionen im Dunkeln tappen würden, hätten die Chiss die Möglichkeit besessen sich spielend fortzubewegen und jeder Konfrontation auszuweichen. Vorausgesetzt man hätte es geschafft genügend Navigatoren im Dienst zu behalten.

Interessant wären angesichts der neuen Faktenlage auch Spekulationen zum möglichen Einfluss Ezra Bridgers und sogar Ahsoka Tanos auf die Pläne Thrawns. Sollte es Thrawn und Ezra in die Unbekannten Regionen verschlagen haben, so könnte Thrawn sehr einfach Kontakt mit Admiralin Ar'alani aufgenommen haben. Mit Ezra Bridgers Jedi-Ausbildung und seinen Machtfähigkeiten wäre es Thrawn wohl möglich gewesen eine ganz neue Art von "Skywalkern" heranzuziehen. Vielleicht hätte Ezra ja herausgefunden, warum die Chiss-Navigatorinnen für gewöhnlich als Teenager ihre Machtempfänglichkeit einzubüßen beginnen. Thrawns einstige Zusammenarbeit mit Anakin Skywalker und seine Erfahrungen mit den Sith hätten auch vielleicht geholfen das Vertrauen Ezras zu erlangen. Die Verbindung zu Anakin wäre auch sehr hilfreich gewesen Ahsoka Tano dazu zu bewegen sich für die Sache der Chiss zu interessieren. Wenn Ezra und Ahsoka keinen Jedi mehr sein sollen, dann könnten sie ja zumindest versucht haben das "Skywalker"-Erbe unter den Chiss zu verbreiten. So nahe an der Ruhestätte Palpatines wäre es wohl auch sinnvoll gewesen ein Gegengewicht zur dunklen Seite zu bilden.

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Sonntag, 22. Dezember 2019
Die Bedeutung von Fallen Order
Überlebende von Order 66 spielten schon in den Legends eine wichtige Rolle, doch ausgerechnet ihre Widersacher fanden kaum den Weg ins Rampenlicht. Die Imperialen Inquisitoren der Legends blieben fast ein Mythos, der vor allem in Rollenspielszenarien und damit verbundenen Kurzgeschichten Bestand hatte. In Videospielen oder Comics kamen sie bestenfalls durch Cameos vor (wobei ich mich nicht für Star Wars Galaxies verbürgen kann), etwas das sich dank Fallen Order im neuen Kanon grundsätzlich geändert hat. In den Legends kamen die Inquisitoren trotz ihrer bedeutenden Rolle gerade einmal in den fast obskur zu bezeichnenden Romanen der Coruscant Nights-Reihe und den Last of the Jedi-Jugendbüchern aus der Feder Jude Watsons vor. Generell kümmerte man sich aber kaum ihre Lore. Dementsprechend fand ich es überraschend, als man Star Wars Rebels sogar mit dem Auftritt mehrerer Inquisitoren beglückte und diese von Beginn an fest in der Lore des neuen Kanons verankerte. Wieso dieser Sinneswechsel gegenüber der Lucas-Ära? George Lucas war kein großer Fan von Graubereichen, weshalb es auch an ihm lag, das dunkle Jedi oder alternative Gruppierungen von Machtnutzern bestenfalls Randerscheinungen blieben. Lucas Veto-Macht dürfte auch dafür gesorgt haben, dass man notgedrungen neue Sith-Lords und neue Sith-Orden für die Post-Endor-Ära des Expanded Universe kreieren musste. Das widersprach zwar irgendwie der Prophezeiung des Auserwählten, aber Sith oder Jedi, mehr durfte es ab nach Episode I nicht mehr geben. Darum gab es in den Legends dank den wilden 90er-Jahren aber auch einige andere Machtnutzergruppierungen wie die Hexen von Dathomir, die es sogar bis in den Kanon geschafft haben und das dann sogar mit Lucas Segen.

Neben Charles Soules Darth Vader-Comics und Star Wars Rebels, hat Jedi: Fallen Order meiner Meinung nach einiges dafür getan die Inquisitoren zu einem Phänomen zu machen, das auch einigen der weniger lore-affinen Fans nun ein Begriff sein könnte. Genauso wie Dathomir, dunkle Jedi oder die Tatsache, dass nicht alle in den Filmen unbekannte Jedi durch Order 66 ausgelöscht wurden. Fallen Order ist für das Franchise und die Lore immens wichtig, weil das Spiel ein größeres Publikum als den Kern des Fandoms erreicht hat und dementsprechend auch die einst obskuren Konzepte der Legends-Lore in den Mainstream befördert hat. Darüber kann man auch als Legends-Anhänger froh sein, denn hin und wieder fragt sich ja doch jemand wo diese Ideen her kommen oder ob es da noch andere Quellen zu finden gibt.

Nach The Clone Wars, einem Darth Maul-Comic, einem Asajj Ventress-Roman, SOLO und einer Rebels-Folge steht es auch nicht so schlecht um Dathomirs Zukunft als fester Bestandteil des Franchise. Ich erinnere mich noch an Zeiten als Dathomir lediglich in einem einzigen Roman existierte und dann für Jahre aus dem Fokus des EU verschwunden blieb. Man hat als Star Wars-Fan wohl einiges dem Star Wars-Fan und Produzenten/Regisseur Dave Filoni zu verdanken, der Dathomir und die Mandalorianer aus der Obskurität der Legends zunächst durch The Clone Wars in den Mainstream befördert hat und nun mit The Mandalorian die Chance besitzt Mando-Cosplayern zahllose neue Kostümideen zu bescheren. Nach dem Tod von Asajj Ventress sah es so aus, als wären die Hexen von Dathomir endgültig ausgelöscht, zumal auch Mutter Talzin durch die Sith (in einem Kampf mit Maul gegen Dooku und Darth Sidious wurde sie durch Grievous schließlich hinterrücks ermordet) vernichtet wurde. Doch mit Schwester Merrin lebt zumindest eine Hexe weiterhin fort und Merrins Talente scheinen außerordentlich zu sein, da sie ja sogar Fallen Order überlebt. Das Schicksal der Nachtschwestern ist völlig offen und unterstützt von zwei Ex-Jedi könnte sich ein eventuelles Fallen Order 2 auch mit dem Aufbau eines Hexen-Ordens beschäftigen. Die Dathomir-Connection ist jedoch auch eine mögliche Verbindung zu Maul und dessen Geschichte zwischen den Klonkriegen und SOLO bzw. Rebels. 2020 sollte die finale The Clone Wars-Staffel anlaufen, welche Mauls Niederlage auf Mandalore darstellen wird. Ab diesem Zeitpunkt kann es sehr interessant werden, da sich dann sein weiterer Weg von Mandalore nach Dathomir und schließlich von Dathomir nach Malachor nachzeichnen ließe, ohne das Ende von TCW zu "spoilern" (Maul taucht in SOLO und Rebels auf, aber hey, das zu erwähnen muss ja schon ein Spoiler sein). Zumindest lässt sich argumentieren, dass Mauls Popularität nach der finalen TCW-Staffel wieder hoch genug sein dürfte, um die Aufmerksamkeit der Maul-Fans auf andere Auftritte ihres Lieblings-Ex-Sith-Lords zu lenken. Vielleicht in Fallen Order 2, da Maul ja auch ein Ziel der Inquisitoren war und sicher auch ein gewisses Interesse an Schwester Merrin oder den verbliebenen Nachtbrüdern auf Dathomir gehabt haben sollte. Cal Kestis vs. Maul? Dank TCW wäre dieses Szenario möglich. Mandalorianer und die kriminelle Unterwelt sind zudem etwas, das einem in Fallen Order 1 gefehlt haben könnte.

Dathomirs Rolle in der Lore, die Suchlisten der Inquisitoren und Cals psychometrische Fähigkeiten erinnern mich aber auch daran, dass laut Charles Soules Vader-Comics Jedi-Meister QUINLAN VOS ebenfalls noch unter den Lebenden weilen dürfte. Vos war ein bekannter Charakter aus den Star Wars-Comics der Legends-Ära, vor allem dank Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema, welche seine Karriere von einem Jedi-Padawan bis zu einem Jedi-Meister und Überlebenden der Order 66 erzählten. Vos hatte sogar einen Episode I-Cameo und seine Padawan wurde schließlich in Episode II auf die große Leinwand gebracht - Aayla Secura ist dank TCW nun sicher keine ganz unbekannte mehr. Aaylas Meister kam in TCW deutlich kürzer als sie selbst und er hätte seinen großen Moment erst in den späten Staffeln der Serie gehabt, welche wegen des Verkaufs an Disney nicht mehr produziert wurden. Stattdessen wurde Vos kanonische Geschichte in Buchform vorgelegt und sie erinnert an seine Karriere in den Legends. Quinlan Vos war in den Legends zwar deutlich düsterer, aber im Kanon macht ihn sein Klonkriegstrauma und vor allem der Verlust seiner geliebten Asajj Ventress zu einem nicht weniger gefährlichen Charakter. Vos hatte gegen Ende der Klonkriege den Auftrag ein Attentat auf Count Dooku auszuführen, doch er scheiterte und wurde dessen Handlanger. Vos Doppelspiel mit Dooku, seinen Jedi-Vorgesetzten und Asajj Ventress führte schließlich zu einem weiteren gescheiterten Mordversuch, diesmal an Darth Sidious, der sich allerdings nicht blicken ließ. Dafür starb Asajj Ventress in Quinlans Armen. Ventress hatte Vos im Gebrauch der dunklen Seite unterwiesen, Dooku hatte ihm gezeigt welche Macht er sich jedoch wirklich erwarten konnte, wenn er sich der dunklen Seite voll hingab. Am Ende brach Vos Welt zusammen, doch wohin ist er nach Order 66 verschwunden? Ich hätte mir angesichts seiner Rolle als Jedi-Meister und seines psychometrischen Talents durchaus erwartet, dass er auf Cal Kestis stoßen könnte oder umgekehrt. Ich wundere mich sogar, dass Quinlan Vos nicht als eine Art Mentor des jungen Cal eingeführt wurde, denn er hätte ihn ja im Gebrauch seines besonderen Macht-Talents unterweisen können. In den Legends lebte Vos nach Order 66 glücklich mit seiner jungen Familie in einem Versteck auf Kashyyyk und tauchte dann in einem einzelnen Comic wieder auf, um Han Solo das Leben zu retten.

Dass mit der Vader-Serie nach 25 Ausgaben (und dem Bau seines Schlosses auf Mustafar) Schluss war ist schade, aber ich hoffe, dass es in absehbarer Zeit auch eine Inquisitoren-Comicreihe geben könnte. Nach Episode III steuerte man beim damaligen Lizenzinhaber Dark Horse von den Republic-Comics (welche sich mit der gesamten Prequel-Ära bis in die Klonkriege hinein) zu den Dark Times-Comics weiter und erzählte in diesen die Geschichte einiger Order 66-Veteranen fort, wie Jedi-Ritter Dass Jennir oder Jedi-Meister K'krohl (der sogar bis in die Star Wars Legacy-Comics überleben durfte). Dass man nichts über Vos und dessen Meister Tholme oder die ebenfalls bis Star Wars Legacy überlebende Meisterin T'ra Saa erzählte war damals für mich eine vergebene Chance, aber die Schöpfer von Vos & Co hatten sich da eben Star Wars Legacy und später Dawn of the Jedi zugewandt, wobei scheinbar niemand neue Geschichten mit ihren Charakteren erzählen wollte.

Fallen Order hat bereits einen Prequel-Comic erhalten und es wird womöglich auch ein Sequel-Game geben, das vielleicht ebenfalls Begleitliteratur zu bieten haben wird. Trotzdem muss ich anmerken, dass man in der Vergangenheit doch etwas mehr für seine Videospiel-Veröffentlichungen getan hat. Vielleicht lag es 2019 am sehr nahen Release von Episode IX, das man nicht mehr Raum für Fallen Order schaffen konnte, aber zu The Force Unleashed gab es für jeden Teil einen eigenen Begleitroman, ebenso wie für Shadows of the Empire. Weniger mit Ruhm bekleckert hat man sich allerdings mit Knights of the Old Republic, das damals überhaupt keine Begleitliteratur spendiert bekam. Aber um auf den neuen Kanon zurück zu kommen, sogar BATTLEFRONT bekam für jeden Teil der Reihe einen eigenen mehr oder weniger mit der Story verbundenen Roman spendiert und ich finde beide Werke unabhängig von ihrem Entstehungsgrund sehr gut gelungen.

Es wird sich wohl noch zeigen, ob Fallen Order die Popularität eines The Force Unleashed erreichen kann, zumal dieses Legends-Werk ja vor allem mit Action und weniger mit seiner Lore punkten konnte (tatsächlich schuf TFU damals einige Widersprüche innerhalb der Lore). Ich finde es zumindest gut, dass man beim Aufbau des neuen Expanded Universe neuerdings Rücksicht auf die Lore nimmt und das trotz Spielmechaniken welche die Gefahr schaffen könnten, dass ein dahergelaufener Machtnutzer einfach so Darth Vader auseinander nehmen könnte. Ob Starkiller, Jaden Korr oder Kyle Katarn, sie alle hielten sich in den Legends nicht mit ihren Machtfähigkeiten zurück und schufen einiges an Erklärungsbedarf, sodass immer wieder erklärt wurden musste, dass ihre Ingame-Fähigkeiten nur den Spielmechaniken geschuldet sein sollen.

Fallen Order stimmt mich hoffnungsvoll für die Zukunft des Franchise, vor allem jetzt, da man nicht mehr gezwungen ist jährlich auf einen Film Rücksicht zu nehmen und somit die verfügbaren Publikationskapazitäten für andere Star Wars-Projekte nutzen kann. Mag sein, dass das daran liegt, dass ich Star Wars nicht mit einem Mainstream-Publikum teilen will, aber man sieht ja welche kuriosen Blüten die politisierten Debatten um die Sequel-Trilogie haben können. Nicht jeder Hater und nicht jeder Fan ist auch tatsächlich im Star Wars-Franchise zu Hause, sondern es wird gerne auch mal einfach auf das größtmögliche aktuelle Ziel geschossen. Episode IX gibt Star Wars wieder ein Stück mehr in die Hände des Fandoms, das von nun an wieder für das (kulturelle und finanzielle) Überleben des Franchise verantwortlich sein wird, so wie nach Episode VI oder vor allem nach Episode III.

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Samstag, 21. Dezember 2019
Episode IX: Die Verlegenheitslösung
Gesehen habe ich Episode IX zwar schon mittwochs, aber eine abschließende Review des Films möchte ich erst angehen, wenn ich ihn auch im englischsprachigen Original gesehen habe. Fürs erste habe ich mir jedoch ein Bild davon gemacht wie Episode IX als Abschluss der neuen Trilogie funktioniert und damit bin ich doch sehr zufrieden.

Um mich nicht falsch auszudrücken, ich weigere mich Episode IX über den grünen Klee zu loben, denn der Film hat erkennbare Handlungslücken, massive Retcons und er wirkt stellenweise echt überfrachtet. In anderen Worten kann man auch sagen, Episode IX versucht all das nachzuholen, was Episode VIII versäumt hat und all diese Plots stopft man zusammen mit dem Trilogieabschluss in einen einzigen Film. Ich verstehe warum manche Fans überlegen, ob es nicht besser gewesen wäre eine Unart anderer Filmfranchises aufzugreifen und Episode IX in zwei Filme zu teilen, damit jeder Plot genügend Raum zur Entfaltung gehabt hätte. Damit wären die Sequels zu einer Trilogie in vier Teilen geworden, was natürlich komplett mit der Tradition gebrochen hätte, aber die Schuld liegt wohl bei Rian Johnson der mit seiner Episode VIII bereits alles versucht hat um mit Star Wars-Traditionen zu brechen, der neuen Trilogie seinen Stempel aufzudrücken und Rian Johnsons Episode VII sogar noch seinen eigenen Spin zu geben. Die Sequels sind ein trauriges Beispiel dafür wie schwierig es sein kann millionenschwere "Künstler" dazu zu bewegen sich auf Teamwork einzulassen. Johnson mag in seinen eigenen Werken die totale Kontrolle als Filmregisseur genießen und auch entsprechend gute Filme abliefern, aber meiner Meinung nach hat man ihm im Star Wars-Franchise schlichtweg zu viele Freiheiten gelassen. Johnsons oftmals erwähnte Arbeit am Breaking Bad-Franchise profitierte meiner Meinung nach aber auch davon, dass ihm keine kompletten Freiheiten gewährt worden waren, da er sich immer noch den aktiven Produzenten und deren Ansprüchen unterzuordnen hatte. Serien funktionieren meistens anders als Filme, denn im Seriengeschäft sind es die Produzenten welche die kreative Kontrolle behalten, immerhin werden Regisseure auch nur für einzelne Folgen angeheuert und sind in ihrer Karriere weniger vom Erfolg des größeren ganzen abhängig als ein Produzent der mit einer massiven Kurskorrektur innerhalb seiner Serie deren Erfolg und somit auch seinen Job bzw. seine Einkommensquelle riskieren würde. Kathleen Kennedy ist kein George Lucas und hat ihren Filmregisseuren freie Hand gelassen, was zu einigen Problemen geführt hat. Das mag dem Ego der Regisseure geschmeichelt haben (immerhin arbeitete Kennedy die meiste Zeit ihres Lebens für den legendären Steven Spielberg und wurde durch diesen an George Lucas vermittelt), aber es hat dem Franchise oder zumindest dieser Trilogie eindeutig geschadet. In der Filmbranche mag es ja üblich sein, jedem Regisseur alle möglichen Freiheiten in Hinsicht auf Story und Kontinuität einzuräumen, aber bei einem seriellen Franchise wie Star Wars (das Lucas ja auch wie eine solche aufgebaut hatte) funktioniert das eben nicht. Man denke auch an all die katastrophalen Sequels in anderen Filmreihen, die plötzlich alles über Bord werfen zu scheinen, nur weil sich der Regisseur gewechselt hat. Aus diesem Grund kämpft man in Hollywood auch gerne darum erfolgreiche Regisseure an Bord zu halten und die Verantwortung für ein ganzes Franchise aufzubürden (woraus sich natürlich lukrative Beteiligungen aushandeln lassen).

Ich kritisiere Johnson und Kennedy also nicht wegen ihrer politischen Agenda, sondern wegen ihrer konkreten Arbeit und der Dinge die schief gelaufen sind. Meiner Ansicht nach hat es dem Fandom geschadet, das man auf Kennedys und Johnsons Spin-Doktoren hereingefallen ist und sich zu einer eskalierenden politischen Debatte eingelassen hat. Episode VIII ist kein schlechter Beitrag zum Franchise weil man dem Film einen linksliberalen Anstrich verpasst hat, sondern weil er einem außer Kontrolle geratenen kreativen "Genie" die ultimative Selbstentfaltung erlaubte.

J.J. Abrams ist für mich kein Messias, auch wenn ich Episode VII damals ganz gut fand. Abrams setzt massiv auf Nostalgie und VII ist für mich insgesamt ein gelungener mittelmäßiger Beitrag zum Franchise, sehr stromlinienförmig und leicht verdaubar. Es war klar, dass die Sequel-Trilogie das Rad nicht neu erfinden würde und eher ein auf Nostalgie ausgelegter Cash grab hätte sein sollen, wäre nicht Episode VIII aufgetaucht. Dementsprechend ging ich auch mit geringen Erwartungen in die Episode IX-Premiere, immerhin ist Palpatines Auferstehung in den Legends ein Thema gewesen, das gerne totgeschwiegen wurde. Als ich seinerzeit in die Legends einstieg war Dark Empire jedoch eines der Werke die quasi als Plfichtlektüre galten. Die Sequel-Trilogie ist keineswegs so innovativ wie sie sich gerne darstellt und man hat eine ganze Schiffsladung an Ideen aus den Legends gekapert. Snoke ließe sich als Lumiya oder ein anderer von Palpatines Handlagern interpretieren, Kylo Ren ist quasi Darth Caedus und die Flotte mit Superlasern erinnert an die Schiffe des dunklen Imperiums über Byss. Als Fan der Legends, finde ich es spannend diese Dinge nun im neuen Kanon wieder auftauchen zu sehen, selbst wenn man ihnen einen neuen Anstrich verpasst hat. Meiner Meinung nach bleiben die Legends als Quellenmaterial dank Episode IX relevant. Es mag zwar nicht alles so funktionieren wie in den Legends, aber die Ideen dahinter sind immer noch die selben. So gesehen hat mich Episode IX mit den Sequels und der Disney-Ära sogar versöhnt und das ist eine nennenswerte Leistung. Nach Episode VIII kam zwar noch Solo und ich liebe diesen Film als einen der besten Filme seit Lucas, aber die Konkurrenz ist eben auch nicht sehr stark. Bestenfalls mittelmäßig zu sein ist seit Lucas Rücktritt schon das beste was man sich erwarten kann, abgesehen von Serienprojekten vielleicht, wo allerdings deutlich striktere Spielregeln gelten und höhere Ansprüche an Koordination und Kontinuität gestellt werden. Was mir an Solo gefällt ist die Kontinuität die der Film aufgegriffen hat, denn er hat sich eben nicht wie andere über diese gestellt, sondern eher untergeordnet. In dieser Hinsicht finde ich den Film ähnlich lobenswert wie das Legends-Vorbild, die Han Solo-Trilogie A.C. Crispins, die auch eine ganze Menge an Lore aufgriff und in ihre Geschichte miteinbezog. Episode IX griff nun die Lore auf, welche für Episode VII geschaffen wurde und dafür bin ich immens dankbar, denn nach Episode VIII hatte ich arge Zweifel daran, dass Star Wars als einheitliche Kontinuität weiterhin funktionieren könnte. Mein Frust durch Episode VIII wurde aber auch noch durch Lucasfilm Drang verstärkt Baatu als Promotion des Galaxy's Edge Themenparks in alle möglichen EU-Werke (Comics, Romane) zu pressen. Ich war dadurch derart angepisst, dass ich alle meine zu diesem Zeitpunkt vorbestellten Star Wars-Artikel stornierte (darunter auch Fallen Order) und drauf und dran war Star Wars als Franchise abzuschwören. Fallen Order und The Mandalorian haben mir jedoch Mut gemacht, dass das Franchise auch noch guten Content zu bieten hat. Und auch wenn ich Episode IX nicht als Meisterwerk bezeichnen würde, dass der Film die Lore und die Plots seiner Vorgänger würdigt stellt meine seit Episode VIII sehr niedrigen Erwartungen zufrieden.

Insgesamt würde ich soweit gehen zu behaupten die Sequel-Trilogie sei unnötig und alles was sie hinterlässt ist ein Status Quo, der sich mit dem nach Endor bzw. Jakku vergleichen ließe. Nur dass nun keine Erste Ordnung in den Unbekannten Regionen lauert. So kann man Episode IX auch vorwerfen, dass dieser Film die Trilogie obsolet gemacht hat. Wer klassisches Star Wars schätzt wird die Sequels künftig einfach meiden, denn dank The Mandalorian wissen wir zumindest, dass sich die Post-Endor-Jahre auch ein wenig wie in den Legends inszenieren lassen, mit imperialen Warlords und allerlei anderen Bedrohungen. Ohne eine neue Trilogie am Horizont kann man Star Wars wieder so erleben wie es nach Episode III, als Franchise, das sich wieder etwas mehr daran orientieren muss, was den Fans gefällt (denn auf die reinen Kinobesucher kann man so nicht mehr zählen). In dieser Hinsicht finde ich die geplanten Miniserien für Disney+ auch sehr positiv, denn sie werden nicht unter den Problemen der Sequel-Filme (Mr. Johnson wirft alle Pläne über den Haufen) leiden und müssen für ihren Erfolg auch darauf achten das Publikum nicht unnötig zu vergraulen. So eine Serie ist schneller weg vom Fenster als ein geplanter Film. Selbst George Lucas gefiel die Idee von Star Wars-Serien ja, immerhin waren seine Episoden ähnlich aufgebaut und er war mit Herz und Seele dabei The Clone Wars stetig weiterzuentwickeln. Wäre Lucas länger am Ruder geblieben hätte er vielleicht sogar Star Wars 1313 bzw. die geplante Realserie zustande gebracht. Ich würde sagen Serien gehören zu Star Wars und haben wie TCW auch schon dazu geführt, eine neue Generation von Fans ins Franchise einzuführen. Sollte man die Story nach den Sequels nicht bald fortführen sehe ich es allerdings auch so, als ob man die Sequels vorerst lieber unter den Teppich kehren würde. Schlecht für alle Fans der neuen Sequel-Charaktere, die sich dadurch vernachlässigt vorkommen könnten.

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Samstag, 5. Oktober 2019
Eine Thrawn-Prequel-Trilogie


2011 hatte ich das Vergnügen über die Jubiläumsausgabe zum 20jährigen Jubiläum der Veröffentlichung von Band 1 der Thrawn-Trilogie zu schreiben und damals war die Welt für Fans der Star Wars-Romane aus Timothy Zahns Feder noch weitgehend in Ordnung. Ich muss zwar zugeben, dass ich kein Fan von Zahns Standalone SCOUNDRELS gewesen bin (vielleicht auch, weil dieser ohne Thrawn oder Mara Jade auskam und sich auf Han Solo und seinesgleichen konzentrierte), aber mit der damals noch vergleichsweise frischen Hand of Judgement-Duologie (ALLEGIANCE und CHOICES OF ONE) hatte Zahn sich nach der in meinen Augen nicht ganz so furiosen OUTBOUND FLIGHT-Duologie wieder in mein Herz geschrieben. Zahns Romane waren und sind meine Lieblingswerke im Expanded Universe und das trotz einiger Werke denen ich für meinen Geschmack erst in den letzten Jahren positive Seiten abringen konnte.

Hätte ich meine Vergangenheit als Rezensent von Star Wars-Romanen nicht hinter mir gelassen, ich hätte mich wohl auch intensiver mit Zahns neukanonischen Thrawn-Romanen auseinandergesetzt. Aber was Star Wars-Romane in der Disney-Ära betrifft bin ich mittlerweile sehr zögerlich geworden. Ja, ehrlich gesagt hatte das EU schon früher immer reichlich schlechte und bestenfalls mittelmäßige Werke zu bieten. Und schon damals legten einige der Fan-Favoriten wie James Luceno (mit dem Brückenroman MILLENIUM FALCON) meiner Meinung nach Blindgänger vor, deren Kauf ich bis heute bereue. Grundsätzlich hätte Disneys Reboot des EU qualitativ keinen großen Verlust darstellen müssen und es gibt auch Romane die in der neuen Kontinuität sehr gut gelungen sind. Zu meinen Favoriten gehören da definitiv LORDS OF THE SITH, BATTLEFRONT: TWILIGHT COMPANY, LOST STARS, DARK DISCIPLE und MASTER AND APPRENTICE. Alexander Freeds TWILIGHT COMPANY ist mittlerweile sogar mein meistgelesenes "Kanon-Werk" und hat im Grunde ein für Star Wars-Romane eher untypisches Setting. In Verbindung mit MASTER UND APPRENTICE würde ich auch noch das Hörbuch DOOKU: JEDI LOST als eines meiner Lieblingswerke in diese illustre Reihe stellen.

Objektiv könnte man mit 6 meiner Meinung nach sehr guten Romanen von einem guten Schnitt für die letzten Jahre (2015-2019) sprechen, immerhin hatten wir im alten EU gefühlt auch deutlich schlechtere Zeiten. Aber es sind die verehrten Veteranen wie James Luceno (ROGUE ONE: CATALYST, TARKIN) und Timothy Zahn (THRAWN, THRAWN: ALLIANCES, THRAWN: TREASON) die mich in der Disney-Ära enttäuscht zurückgelassen haben - so neben den Versuchen des neuen Managements bei Lucasfilm einige der populärsten EU-Buchreihen scheinbar mit kanonischen Neuauflagen zu ersetzen (Wendigs AFTERMATH-Trilogie vs. Zahns klassischer Thrawn-Trilogie, Freeds Alphabet Squadron vs. Allstons und Stackpoles X-Wing-Romane). Verglichen mit LABYRINTH OF EVIL oder CLOAK OF DECEPTION hauen mich TARKIN und CATALYST echt nicht aus den Socken und selbst wenn ich sie mit dem für mich eher schwächeren DARK LORD vergleiche fehlt den beiden Romanen ein roter Faden. Ich finde sie aber immer noch besser als MILLENIUM FALCON, insofern bedauere ich eher das Mittelmaß von Lucenos Beiträgen zum neuen Kanon. Ähnlich schwierig tue ich mir mit Zahns kanonischer Thrawn-Trilogie die praktisch als Tie-in zur Animationsserie REBELS missbraucht wurde. THRAWN 1 litt meiner Meinung nach unter einem uninteressanten Antagonisten (Nightswan) und einem wenig überraschenden Plot (Thrawns Aufstieg zum Großadmiral), wobei sich Thrawn die Bühne auch noch mit Gouverneurin Pryce (der Antagonistin aus REBELS) teilen musste. Zeitweise fieberte ich sogar mehr mit Gouverneurin Pryce mit, die in ihrer Karriere deutlich mehr Rückschläge und Hindernisse überwinden musste, als Thrawn der jederzeit die Option hatte einfach zu kündigen und es sich dabei sogar noch als ambitionsloser Höfling des Imperators gemütlich zu machen. Natürlich wurde Thrawn diskriminiert und hatte keine Garantie auf künftige Beförderungen, was in den Augen mancher Kritiker wohl zu zwanghaft auf moderne politische Themen zugeschnitten wurde. Als jemand der gerne mal eine Heldengeschichte mit klassenkämpferischen Untertönen liest würde ich jedoch behaupten, dass sich Timothy Zahn sehr wenig Mühe damit gegeben hat seinen Roman mit dem entsprechenden sozialrevolutionären Feuer zu gestalten. Meiner Meinung nach wirkt Thrawns Aufstieg so als wäre er die Karriereleiter nach oben gestolpert, weil es der Plot eben so verlangt. Von jahrelang vorenthaltenen Beförderungen, Intrigen ehrgeiziger Untergebener oder sogar Degradierungen aufgrund von solchen Intrigen findet man in Thrawns Karriere gerade einmal Spurenelemente, aber Timothy Zahn ist halt kein James Luceno, der für seine Politthriller im Star Wars-Mantel bekannt ist. Zahn ist jedoch zu mehr fähig, wenn ich an seine früheren Werke denke. Also entweder fehlte ihm das Interesse oder der Raum, um die politischen Aspekte von Thrawns Karriere vorzustellen. Auf diese Weise bleibt jedenfalls eine deutliche Angriffsfläche für die "Star Wars wird für aktuelle politische Propaganda missbraucht, aber genau diese Pflichtübung schadet dem Franchise"-Argumentation. Im Fall von THRAWN 1 schadet es dem Werk weil es möglich ist, Thrawns mangelhafte "heroes journey" als lustlos umgesetzt zu betrachten, wobei man gleich den Vorwurf einbauen kann, Zahn hätte Disneys politische Vorgaben abgelehnt und sich daher aus Protest keine Mühe gegeben. Disney gibt in den vom Konzern aufgekauften Franchises gerne politische Leitlinien vor, weshalb auch die Marvel-Filme der jüngeren Vergangenheit, in weniger riskanten Gewässern unterwegs sind, als noch zu Zeiten eines Iron Man 1.

Unterm Strich kann ich nur sagen, dass mich THRAWN 1 selbst im zweiten oder dritten Durchgang nicht so begeistern kann wie frühere Werke Timothy Zahns. Frühere Werke haben aber auch nie versucht das Mysterium Thrawn zu lüften, indem sie seinen genauen Karriereweg innerhalb des Imperiums nachzuzeichnen versuchten. Genau das lässt sich in meinen Augen als Zerstörung des Mythos werten und macht THRAWN 1 zu einem Roman, der im Grunde nur dann ohne Kritik davongekommen wäre, wenn ihn Zahn wirklich brillant geschrieben hätte. Zahn gönnt Thrawn stellenweise wirklich gelungene Charaktermomente und vor allem weil er Thrawn in der Ich-Perspektive zu Wort kommen und seine Ansichten mitteilen lässt. Zahn mag genötigt gewesen sein Thrawn zu erklären, aber ich finde trotzdem, dass sein erster Zahn-Roman das Sakrileg begangen hat einen Zaubertrick zu erklären, der bis dahin wunderbar funktioniert hat. Nicht jedoch weil er Thrawns Gedanken zu Papier brachte, sondern weil er dessen imperialen Lebenslauf offen legte. In einem Buch vom imperialen Kadetten zum Großadmiral aufzusteigen ist auch etwas zuviel für je nach Übersetzung und Buchformat rund 500-600 Seiten.

THRAWN war also für mich ein eher kontroverses Buch über das sich wahrscheinlich viel schreiben ließe, ohne auf ein Fazit zu kommen. Genau das machte THRAWN jedoch auch noch interessant, im Gegensatz zu THRAWN: ALLIANCES. Schon in THRAWN 1 teaserte man an, dass Thrawn während der Klonkriege einmal auf Anakin Skywalker getroffen ist. Die Klonkriege und ihre Darstellung in den verschiedenen Medien sind für viele Star Wars-Fans ein kontroverses Thema. Sicher auch, weil viele wie ich Episode II weit unten auf der Liste ihrer Lieblings-Star Wars-Filme ansiedeln würden. Schuld daran ist für mich die zweifelhafte Qualität der Unzahl von Geschichten mit Padme und Anakin, die seit 2002 veröffentlicht wurden. Der Plot scheint ja immer irgendwie der gleiche gewesen zu sein: Padme bringt sich durch ihren Mut und ihr Alleingängertum in Gefahr und muss gerettet werden. THRAWN: ALLIANCES verwendet für seinen Klonkriegs-Handlungsstrang also einen Plot als Grundlage, der bereits im alten EU breitgetreten wurde. Okay, aber ein Genie wie Timothy Zahn kann dem ja eine völlig neue Facette abringen? SCOUNDRELS war bereits vor einigen Jahren ein solcher Versuch, eine typische Han Solo-Geschichte durch Zahns Renommee und Erzählkunst in ein vermeintliches Meisterwerk zu verwandeln. Und SCOUNDRELS ist für meinen Geschmack der schlechteste Zahn-Roman in der gesamten Legends-Kontinuität gewesen. Meine Erwartungen an ALLIANCES waren also gleich gedämpft, als Padme und eine ihrer Zofen/Agentinnen ins Spiel kamen. Als wäre das dann nicht genug gewesen zwang man Zahn wohl dazu Batuu als Schauplatz beider Handlungsstränge zu verwenden, da dieser Tie-in zu Disneys Galaxy's Edge-Themenpark einfach sein musste. Spätere Romane wie BLACK SPIRE und A CRASH OF FATE, sowie eine eigene GALAXY'S EDGE Comic-Mini-Serie feierten Disneys Star Wars-Themenpark dann noch umso mehr. Ich habe ALLIANCES bisher zweimal gelesen und bereue den Kauf der Hardcover-Erstausgabe. In THRAWN: ALLIANCES lässt sich meiner Meinung nach eindeutig "Disneys" Handschrift erkennen oder jedenfalls der Beweis, dass Timothy Zahn bestimmte Vorgaben für seinen Roman erhielt. ALLIANCES passt jedenfalls perfekt in den neuen Kanon und was beklage ich mich eigentlich. Was mich an der ganzen Geschichte stört ist vielleicht, dass man den hochheiligen Zahn dazu gebracht hat sich auf die Niederungen zweitklassiger Star Wars-Autoren zu begeben und ein Werk vorzulegen, bei dem es primär darum ging, sich innerhalb des etablierten Kanons zu bewegen und verschiedene Ären der Saga miteinander zu verknüpfen. So ein in den meisten Fällen zur Mittelmäßigkeit verdammtes Projekt (weil irgendein Handlungsstrang wie der mit Padme und Anakin fast immer schon zur Genüge breitgetreten wurde) hat in meinen Augen auch Zahn geschadet, dessen frühere Star Wars-Romane (in Legends-Zeiten) fernab des jeweiligen Trends stehen durften und ihr eigenes Ding durchziehen konnten, ohne gezwungen zu sein, Tie-ins zu anderen Star Wars-Medienprojekten wie Serien, Comics, Videospielen oder mehrteiligen Roman-Reihen vorzuweisen. In Legends-Zeiten zwang Zahn keiner dazu, seine Hand of Judgment-Romane mit Charakteren oder Orten aus den Rebellion oder Empire-Comics auszustatten. Weil der damalige Comicpublisher Dark Horse aber eben auch kein Tochterunternehmen von Lucasfilm war, während Marvel heutzutage genauso ein Teil von Disney ist wie Lucasfilm. Markenidentität, Wiedererkennungswert und Kontinuität oder in anderen Worten der 'all things corporate' scheinen mir modernen Star Wars-Werken eher zu schaden als zu helfen. Vielleicht ist das auch nur eine gewisse Legends-Nostalgie und nachträgliche Glorifizierung dieser wilden Zeiten, als Star Wars in jedem Medium seine eigenen Geschichten zu erzählen schien und der "Kanon" in mehrere, für die Mehrheit der Fans nicht mehr übersichtliche Kategorien unterteilt war. Das neue EU ist den aktuellen Trends im Franchise unterworfen und EU-Projekte die früher dazu führten, dass man Geschichten weit abseits der Filme oder laufender Serien ansiedelte (wie in der Old Republic- oder Legacy-Ära) sind heute eher unvorstellbar. Es überrascht mich aktuell nur, dass keine Romanadaption von JEDI: FALLEN ORDER gedacht ist, während es sogar einen Prequel-Comic dazu geben wird. Zu THE FORCE UNLEASHED gab es immerhin Romanadaptionen und Comic-Miniserien, die den gesamten Plot der Spiele nacherzählten. Davon scheint man nun abzuweichen, vielleicht aber auch nur, weil das Programm dieses Jahr mit THE MANDALORIAN (wozu bisher noch gar keine Begleitliteratur angekündigt wurde) und EPISODE IX ohnehin zu dicht ist.

Ein erster Teil einer Trilogie, der beschuldigt wird einen Mythos zerstört zu haben, ein zweiter Teil der als Tie-in für ein anderes Projekt herhalten muss und unter einem Padme und Anakin-Plot leidet... das kann einem ja bekannt vorkommen, denn sind das nicht auch Kritikpunkte, die sich gegenüber der Prequel-Trilogie anführen lassen? Von meinem Standpunkt zur kanonischen Thrawn-Trilogie aus gesehen scheint es jedenfalls so. Die Prequels waren ein Teil meiner Jugend, so dass ich sie sehr wahrscheinlich ein Spur milder beurteile als Fans die damals bereits die Vorzüge der Volljährigkeit genossen. Und Episode II war der erste und lange Zeit einzige Film den ich auf DVD besaß, weshalb er auch bis heute der schlechteste Prequel- und Star Wars-Film für mich ist. Episode II hatte ebenfalls einen Handlungsstrang der dazu diente pflichtgemäß eine Handlung voranzubringen, weil es der Gesamtplot so verlangte. Und diese Romanze zwischen Padme und Anakin wirkte dann auch genauso erzwungen wie befürchtet. Man kann George Lucas dafür die Schuld geben, aber gerade bei Prequel-Geschichten finde ich es aus erzählerischer Sicht sehr schwierig die üblichen Fallstricke zu vermeiden. Anakins Anbandeln wirkte wie zum Fremdschämen und Thrawns Lebensgeschichte fehlte genauso das nötige Feuer. Dafür hatte aber Episode III mehr als genügend Feuer oder nicht? Episode III besitzt in meinen Augen eine der besten Romanadaptionen innerhalb des gesamten Star Wars-Franchise und es gibt Filmszenen die mich zu unterschiedlichen Zeitpunkten meines Lebens alles andere als kalt gelassen haben. Obi-Wans "You were my brother, Anakin" hat für mich persönlich emotional sogar mehr Gewicht als Vaders "No, I am your father", sicher auch, weil mir Obi-Wans emotionaler Zustand nach Anakins Verrat vertrauter ist als Vaders Offenbarung oder Lukes Schock. VERRAT! It's TREASON then! Gelungene Überleitung zu THRAWN: TREASON? Thrawns dritter Roman im neuen Kanon leidet schon darunter, dass er quasi eine Füller-Episode zu Star Wars REBELS darstellt, da Thrawn in einigen Episoden der finalen Staffel der Serie abwesend war. Dabei muss ich zugeben, dass ich Thrawns Gastauftritte in der Serie durchaus etwas abgewinnen konnte. Doch war der REBELS-Thrawn für mich nie der Großadmiral der klassischen Thrawn-Trilogie, was ich mir jedoch auch damit erklärte, dass wir es in Rebels mit einem mindestens 10 Jahre jüngeren Mitth'raw'nuruodo zu tun hatten. Rückblickend frage ich mich nun sogar, ob Zahn über den Verlauf seiner kanonischen Thrawn-Romane vielleicht sogar soweit gegangen ist seinen Protagonisten charakterlich reifen zu lassen. Wäre an dieser Theorie jedoch nichts dran, dann würde ich mich umsonst ein drittes Mal durch THRAWN: ALLIANCES quälen.

THRAWN: TREASON ist meiner Meinung nach kein Meisterwerk und ich wage zu behaupten einen bereits angedeuteten Trend in diesem Teil der Trilogie wiedererkannt zu haben. Halb Pflichtübung (weil sich Zahn auf den REBELS-Plot und die Geschichte um den Todesstern beziehen musste), halb jene Geschichte die Zahn wohl wirklich erzählen wollte. TREASON ist schon mehr das was ich mir von einem Thrawn-Roman erwartet hätte, auch wenn er unter den üblichen Problemen leidet. Thrawns Plot um die Chiss und die Grysk spielt jedoch trotzdem leider eine untergeordnete Rolle, was vielleicht neuerlich den Vorgaben und möglichen Eingriffen von Seiten des Lektors oder der Redaktion zugeschrieben werden kann. Thrawn trickst einen imperialen Großadmiral aus, verliert die Finanzierung seines TIE Defender-Projekts und entpuppt als Chiss-Loyalist, der dementsprechend in den Augen des Imperators ein Verräter wäre - unterm Strich ist dieser Plot nur leider völlig ohne Bedeutung, weil Thrawn in REBELS zusammen mit Ezra Bridger von der Bildfläche verschwindet. Ein unbefriedigendes Ende für eine enttäuschende Trilogie, die Thrawns Karriere als Großadmiral auf seine Kampagne gegen die REBELS reduziert. Und alles davor scheint bereits mit THRAWN 1 abgedeckt zu sein.

Thrawns Schicksal bleibt offen

Der kanonische Thrawn ist jünger, unerfahrener und weniger imperial als Legends-Gegenstück, sodass eine nach Endor angesiedelte kanonische Thrawn-Trilogie wohl eher wie SURVIVOR'S QUEST aussehen würde, als wie HEIR TO THE EMPIRE und die Hand of Thrawn hätte wohl im neuen Kanon eine völlig andere Bedeutung. Wobei sich die Hand of Thrawn als Gruppe von Thrawn-Loyalisten, die sich in die Chiss-Innenpolitik bzw. einen Chiss-Bürgerkrieg einmischt ja durchaus auch im neuen Kanon entstehen könnte. Statt Voss Parck oder Gilad Pellaeon wäre die Nachfolgerin Thrawns allerdings wohl eher Karyn Faro, da ihr die Rolle als Thrawns Protege zugekommen ist. Faro dürfte sogar noch mehr als Pellaeon mit Thrawns Strategien vertraut geworden sein und die von Thrawn sehr geschätzten Anführerqualitäten besessen haben.

Thrawn und Ezra Bridger verschwanden kurz vor den Ereignissen aus Rogue One, sodass es bis Endor schlimmstenfalls 5 Jahre gewesen wären. Nach Endor hätten Thrawns loyale Anhänger wie Commodore Faro, die bis dahin wohl zumindest eine vollwertige Admiralin geworden wäre, die Möglichkeit besessen einem Hilferuf ihres einstigen Vorgesetzten zu folgen. In-universe bestünde ja auch die Frage, ob Thrawns Vertraute von Palpatine als loyale Anhänger seiner Person eingestuft gewesen wären. Palpatines Operation Cinder und die Rekrutierung für die First Order basierte ja auch darauf, ob er jemanden als für loyal genug einschätzte. Da Thrawn sich als Verräter entpuppte hätte Palpatine wohl eher dazu geneigt Thrawns Truppen in Operation Cinder zu verheizen. Gallius Rax wäre wohl dafür zuständig gewesen die Neue Republik und die Imperialen so zu manipulieren, dass Thrawns imperiale Anhängerschaft untergegangen wäre. Da ich mir durchaus wünschen würde Gallius Rax schon vor Jakku eine Abrechnung zu verpassen, indem ihm einige von Thrawns Anhängern oder sogar der Großadmiral selbst eine bittere Niederlage zufügen (indem sie ihm entwischen) will ich mir den Wunsch nicht verkneifen, eine kanonische Hand of Thrawn-Trilogie herbeizuwünschen, in der Thrawn Gallius Rax auf die Füße steigt und vielleicht sogar Sloanes bzw. Snokes First Order eine Abreibung verpasst. Bis dahin müssen wir wohl noch nach Episode IX und bis zum Ende der Ascendancy-Trilogie warten...

Hoffnung und Zweifel

Die kanonische Thrawn-Trilogie hat mich nun eher wenig begeistert, weil sie sich in meinen Augen zu oft an Vorgaben von oben ausrichten musste und Timothy Zahn zu wenig Raum ließ seine Geschichte zu erzählen. Eine auf die Unbekannten Regionen konzentrierte Geschichte hätte nun den Vorteil sich unabhängig vom Rest des "Kanons" entwickeln zu können und genau das ist etwas, was Zahn selbst am Herzen zu liegen scheint. Er wollte ja schon seit seiner Zusammenarbeit mit dem SWTOR-Team tiefer in die Geschichte der Chiss Ascendancy eintauchen, wobei ihn auch SWTORs Sonderstatus abseits des neuen Kanons interessierte. Nachdem Zahns guter Ruf für drei kanonische REBELS/THE CLONE WARS/GALAXY'S EDGE/ROGUE ONE Tie-ins missbraucht worden ist hoffe ich, dass man ihn in seiner neuen Trilogie endlich eine Geschichte erzählen lässt, wie er sie erzählen will. Natürlich bestehen die üblichen Gefahren fort, falls Lucasfilm in seiner nächsten Filmreihe entscheiden sollte, auch die Unbekannten Regionen zu besuchen.

Als jemand den OUTBOUND FLIGHT und SURVIVORS QUEST fasziniert haben ist mein Interesse an der ASCENDANCY-Trilogie schon sehr groß, zumal die Möglichkeit bestünde viel von der Lore aus den Legends zu übernehmen. Der angedeutete politische Machtkampf zwischen mehreren Familien innerhalb der Ascendancy während TREASON erinnert ja auch an die angedeuteten Ereignisse innerhalb der Legends-Ära, als Aristocra Formbi ausplauderte, dass die Zahl der herrschenden Familien innerhalb der Ascendancy beträchtlichen Schwankungen unterworfen sein kann, weil Bürgerkriege für die Chiss keine Seltenheit sind.

Weit mehr als OUTBOUND FLIGHT hätte eine eigene Roman-Trilogie die Möglichkeit mehr über Thrawns Karriere vor seiner Verbannung zu enthüllen als selbst in den Legends bekannt war. Timothy Zahn meinte in einem Interview vor der Veröffentlichung von THRAWN ja sogar noch, dass er versucht hätte seinen ersten kanonischen Roman so zu schreiben, dass er sich noch mit Thrawns Legends-Auftritten verbinden ließ. Bei der Ascendancy Trilogie stellt sich nun die Frage, ob spätestens Band 3 eine kanonische Darstellung der Ereignisse aus OUTBOUND FLIGHT enthalten könnte. Und wie wird die Trilogie sich mit THRAWN: ALLIANCES verbinden lassen? Ich könnte mir ja durchaus vorstellen, dass Thrawn irgendwann in einem neukanonischen Szenario ebenfalls einer Flotte mit Schiffen der Handelsföderation gegenüberstand, was jedoch während der Klonkriege gewesen sein müsste.

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