Zur Einstimmung auf 4.0.2: Erinnerungen an frühere Zeiten
Level-sync nährte die Besorgnis der aufgewärmte Alt-Content könnte in 4.0 wieder so schwer werden wie zuletzt in der 1.0 Ära. Doch das zu behaupten würde die Nerfs der letzten Jahre verkennen und damals hatten wir auch weit weniger Gear, Vermächtnisboni und keine Vermächtnisdatacrons. Als Veteran hätte man es so oder so einfacher, wobei man noch den Vorteil genießt den alten Content noch in seiner vollen Schwierigkeit gekannt zu haben.

Der Nerf der Heilgefährten kommt nicht unerwartet, doch -75% sind mir auf jeden Fall zu krass, auch wenn diese Zahl noch keine Rücksicht auf Einflusswerte nimmt (wie viel der verlorenen 75% lassen sich zurück erhalten?). Doch was mich wirklich quält ist der ungenierte Nerf der Tank-Gefährten. Ohne den Selbstheal wird man nun zu spüren bekommen, dass diese seit 4.0 verbuggt und womöglich schwächer sind als je zuvor. Dank 4.0 ist auch Treek als Tank auf dieses Niveau gesunken. Den Tanks fehlen seit 4.0 (mangels Schild in der Nebenhand) Rüstungswert, Schildwert, Verteidigungswert und Absorbwert. Mit 400% Selbstheilung konnte man das ignorieren, nun nicht mehr.

Nutzlose Tankgefährten, schwache Heiler und Content der sich nicht überleveln lässt - das weckt bei mir ein Deja-vu Erlebnis an die Ilum H2 wie sie früher war. Mit der richtigen Klasse (Söldner, Hexer) konnte man es sich sehr einfach machen, denn 1minütige CCs sind eine mächtige Waffe. Andere Klassen hatten es extrem schwer. Als Powertech musste man praktisch jeden Def-CD einsetzen, alle Stuns nutzen, Glück haben (dass die NPCs keine Krits raushauen) und auch noch Max-Dmg fahren, um die H2 auf Ilum solo zu überleben. Als PT-Tank war ich davon automatisch ausgeschlossen. Den meisten Klassen und Spielern blieb nur die Suche nach Mitspielern im gleichen Dilemma.

Tank-Gefährten wurde bis zur Einführung von Treek in 2.3 völlig ignoriert. Entweder man nutzte DD oder Heil-Gefährten, wobei letztere vor allem von DD-Spielern genutzt wurden. Als PT-Tank stand mir Torian Cadera sehr nahe. Die Abhängigkeit der Gefährten von Gear machte es für manche jedoch schwierig mit diesen auszukommen. Als PT konnte ich DD-Equip für meine Klasse ja an Torian weiterreichen, Marodeure mit Quinn hatten es da nicht ganz so einfach. Manchmal habe ich mich darüber lustig gemacht, wenn irgendwo ein Top-equippter Maro herumstolzierte, dem aber ein Quinn in irgendwelchen grünen Fetzen aus der Levelingphase nachtrabte. Was ein solcher Quinn an Heilung mitbrachte war imo vernachlässigbar, mit einem DD-Gefährten hätte man mehr erreicht, weil dann die Gegner wenigstens schneller liegen. Nach jedem Kampf hochheilen war selbst mit Heil-Gefährten notwendig.

Als Gründer leidet man ein bisschen aus der Angst vor einem Rückfall in die dunklen Zeiten, aber auch wer nach 2.0 oder 3.0 einstieg ist sich bewusst wie Gefährten vor 4.0 waren und was das alles mit sich brachte. Zumindest hat 4.0 die Gear-Barriere aufgebrochen. Endgame-Progress-Spieler haben nicht länger automatisch die besten Gefährten, weil sie haufenweise Ultimate Equip für Gefährten herumliegen haben. Auch PVPler oder mehr casual eingestellte Spieler können dank des Einfluss-Systems nun an optimierte Gefährten gelangen. Ich sehe das als Fortschritt. Zwar konnte man früher ein Treek-Set via Vermächtnisrüstung herumschicken, aber das setzte den Besitz der nötigen Mods voraus, womit wir wieder dabei wären, dass Progress-Spieler im Normalfall auch besseren Treek-Equip hatten.

Meist legte man sich auf einen einzigen Gefährten fest, weil man jeden weiteren auch mühsam hätte aufrüsten müssen (7 Rüstungsteile, Haupthand, Nebenhand, 2 Implantate, 1 Ohrstück). Gerade wer lieber auf DD-Gefährten setzte hatte auch das Problem, dass Nahkämpfer stärker waren und nicht jede Klasse einen Nahkampf-DD mit den gleichen Primärwerten besaß. Botschafter, Ritter und Krieger konnten ihr DD-Gefährten-Set munter untereinander tauschen, Inquis blieben außen vor. 4.0 hat wirklich vieles einfacher und zugänglicher gemacht und 4.0.2 setzt noch einen drauf, denn jeder Gefährte erhält nun garantiert ein Gefährtengeschenk, dass er oder sie LIEBEN wird. Bisher hatten manche Gefährten kein solches und machten es einem höllisch schwer Einfluss oder Zuneigung bei ihnen zu gewinnen (Ashara für weibliche Inquis, Qyzen Fess, HK-51). Wenn sich Einfluss nach 4.0.2 wirklich bezahlt machen wird, dann war diese Änderung auch dringend notwendig.

Schon in 3.0 wagte man einen interessanten Versuch die Gefährten zu buffen, indem man 192er Gefährtenequip einführte und sehr einfach für jedermann zugänglich machte. Beim besten Willen hätte ich meine Gefährten wohl kaum besser als in 186er eingekleidet und maximal für mein Treek-Set wäre 192er (immerhin Elite-Qualität) nicht in Frage gekommen. Basic oder Sub-Basic Sets für die Gefährten waren aber wohl nicht das Ziel BioWares. Man wollte Gefährten auf Elite-Level heben und die Möglichkeit zum Optimieren auf Ultimate Level geben. Auf 4.0 umgemünzt würde ich nun annehmen, dass Einfluss 10 dem aktuellen Elite-Set (216) entsprechen soll und Einfluss 50 wohl dem Nim-Set (224) oder besser entsprechen könnte. Zahlenangaben ohne Gewähr, ich spekuliere hier nur, noch dazu ohne Ahnung von Theorycrafting.

Level-sync verzerrt die Vergleichsmöglichkeiten mit der Vergangenheit. Egal wie man gerüstet ist, kehrt man auf einen Planeten unter seinem Level zurück erhält man die immer gleichen Werte. Nur Krit, Präzision und die anderen Sekundärwerte darf man unverändert beibehalten. Mit Level-sync zurückzukehren nerft einen wohl doch nur auf das Niveau eines top equippten Charakters auf dem jeweiligen Level. Auf Planeten mit größeren Levelreichweiten sorgt das auch dafür, dass man durchaus einige Level über einer Heldenquest liegen kann und in den Genuss entsprechender Vorteile kommt. Gleichzeitig war man "damals" aber wohl kaum in lila oder dem Level entsprechenden Gear unterwegs. Wenn ich daran denke, dass ich zeitweise mit Level 11 Equip auf Level 30 kam, dann macht mich Level-sync von 65 aus rückwirkend deutlich stärker als ich ursprünglich war.

Selbst als Tank-Gefährten nutzlos waren griffen manche auf sie zurück. Ich selbst habe lange auf Bowdaar als Gefährten für meinen Revolverhelden zurückgegriffen, obwohl Treek die eindeutig bessere Wahl gewesen wäre. Man muss seinem Optimierungsbedürfnis ja nicht immer nachgeben. Genauso verhielt es sich bei den Klassen. Nur weil es sich mit einer bestimmten Klasse leichter farmen lässt muss man sie ja nicht nutzen. Natürlich opferte man für seine Liebhabereien Effizienz, etwa indem man den einen oder anderen Wipe riskierte oder sich deutlich härter anstrengen musste, aber das gehörte eben dazu.

Als ich im Sommer 2012 meinen ersten Hexer levelte tat ich dies auch mit Hilfe aller möglichen Heldenquests. Vor dem F2P-Umstieg und vor der zweiten Welle der Serverzusammenlegungen blieb mir auch nichts anderes übrig, als diese solo anzugehen. Ohne Datacrons, die meisten Präsenz-Boni, mit einem suboptimale equippten Charakter und Khem Val war es mir trotzdem möglich die meisten Heldenquests auch solo abzuschließen, aber es dauerte eben. Offheals, CC, schilden und damals war der Vermächtnismoment auch nur mit allen Freischaltungen alle 15 Minuten verfügbar, zudem fehlten mir noch einige Vermächtnismoment-Angriffe.

Bei den damals im Endgame noch relevanten Heldenquests (auf Belsavis) stellte ich allerdings auch einen Unterschied zwischen meinem zuvor sehr mächtigen Hexer und meinem PT fest. Der PT konnte die Belsavis-Heldenquests deutlich besser meistern, weil er aktiver auftreten konnte. Als Tank/DD mit einem Heiler ging es mir besser als mit einem DD und dessen Tankgefährten. So grandios die Performance meines Hexers beim Leveln war, wenn der Stoffi angegriffen wurde ging er schnell zu Boden und Khem Val sah nur grinsend zu. Leichte Rüstung war immer schon ein Nachteil, ebenso wie die Abhängigkeit von einem Tank- oder DD-Gefährten.

Ich habe bis 4.0 sehr selten auf Heilgefährten zurückgegriffen. Nur bei Solo-Durchläufen durch HM Flashpoints (versuchsweise in der 1.0 Ära, dann zum Erfolgsfarmen in der 2.0 Ära) und den meisten Heldenquests war es wirklich notwendig einen Heilgefährten einzusetzen. Selbst auf DD-Charakteren bevorzugte ich Treek als Tank, weil es mich stört als DD fürs Tanken missbraucht zu werden (auch in Taktischen Flashpoints). Es sei denn ich spiele einen PT oder Jugger, bei diesen traue ich mir offtanken zu und sie weisen auch keine Mechaniken auf, die eine bestimmte Positionierung hinter dem Gegner verlangen (was tanken als DD-Attentäter oder Saboteur sehr nervig macht und DPS-Output kostet).

Als DD mit einem DD-Gefährten unterwegs zu sein erschien mir unbequem, denn hie und da gab es immer wieder Situationen in denen man doch den Tank oder Heiler rufen musste und der musste dafür auch equippt sein. Wieder etwas das 4.0 verbessert hat, man kann seinen DD nun per Knopfdruck heilen oder tanken lassen, was einem zwischen den Kämpfen hilft etwas Zeit zu sparen, wenn man einen DD-Gefährten kurz zum Heiler umpolt. Trotzdem ließ ich meine DD-Gefährten gerne auch mal tanken, selbst als Tank, denn das hieß ein Teil des Schadens blieb an ihnen hängen und so konnte ich mir etwas Heilung zwischen den Kämpfen sparen.

Mit 4.0.2 geht das Monat der Bequemlichkeit zu Ende, rückwirkend hat man uns damit auch den 4.0 Start versüßt.

Kommentieren



xellmann, Dienstag, 17. November 2015, 15:00
ich mag aber meine Bequemlichkeit :-(.
Am Abend ganz entspannt ne Runde zocken liegt mir gerade mehr als die Unterbrechungs-, CC und Rota Sorgen von damals.

strict, Dienstag, 17. November 2015, 21:17
Ich finde es auch sehr ärgerlich. Vor allem weil ich als älteres Semester mit weniger Zeit, sowieso schon von der schwachsinnigen gedanklichen Trennung zwischen den (vermeintlich) achso schwierigen Operationen und den (vermeintlich) achso casual und anspruchslosen Solisten geschädigt bin, die in den Köpfen der meisten herum spukt.

Mit Familie, Kindern und Beruf, fehlt einfach die Zeit um stundenlang in Operationen rum zu hängen und es macht auch wenig Spass, sich das teilweise dümmliche Gebrabbel jüngster Semester im TS anhören zu müssen.

Klar in einer guten Gilde wäre das anders, aber die zwangsläufigen Sozialverpflichtungen so einer Gemeinschaft machen das unmöglich - warum? Siehe oben: Zeit und ein Leben, das vor geht!

Dieses Spiel soll Spass machen, wenn man Lust und Zeit hat, aber keine Verpflichtungen generieren, davon bietet das Leben schon genug. Wer selber Kinder hat, weiss was ich meine.

So habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und wurde zum "Hard-Core-Progress" Solisten. ;)

Der Charme in niedrigeren Leveln overpowered zu sein, ist nämlich immer gewesen, dass man so 4er Flashpoints im Hardmode machen konnte und sich frei entscheiden konnte, ob man es Abends gemütlich und "bequemlich" angehen wollte, oder eben einen HM FP 5 Level tiefer Solo zu machen, was bei einigen Bossen dann doch Nachdenken und Schwitzen bedeutete, bevor die Begleiter so overpowered waren wie aktuell.

Ich habe auch nie verstanden, warum ich in eine Operation als Solist nicht hinein schauen konnte. Wenn ich sie alleine schaffe, weil keine zwingenden Mechaniken dem im Wege stehen, wen geht das denn was an und wer sollte was dagegen haben? Mit den aktuellen Begleitern bis 4.01 wäre eine Operation 5 Level tiefer Solo sogar gut denkbar.

So würde Bioware seinen Spielern interessanten Content liefern, der Bioware keine Sekunde programmieren mehr kostet. Warum man sich das verbaut, bleibt schleierhaft.

Dank "overpowered" bin ich also lange ein Solist gewesen, der wahlweise die Story spielte oder sehr wohl sich knackige Aufgaben setzte, in dem man Solo Dinge anging, die für viel mehr Personen gemacht waren.

Wahrscheinlich kann ich deshalb meine Chars auch kontrollierter spielen und besser in ihrer Breite ausschöpfen, als so mancher Progress-Raider, der letztlich nur mitläuft und vordefinierte Mechaniken in einer festen Rolle abbildet.

Und nun?

Nun hat das Spiel locker die Hälfte seines Charms für mich verloren. Ich bin wieder extrem begrenzt in meinen Möglichkeiten oder muss meinen Abend mit Mitspielern verbringen, für die ich zu alt geworden bin.

Beides kann mir nicht gefallen. Da hat sich Bioware wohl in den Fuss geschossen. Denn Spieler wie ich sind eigentlich treue und vor allem sehr zahlungskräftige Kunden.

Ich warte auf den Tag an dem die MMO Industrie mal kapiert, dass es zwischen dem Zerrbild des anspruchslosen Casuals und dem pickeligen, dauerspielenden Progress-Raider noch eine ganze Menge gute Kunden gibt, die auch Ansprüche haben.

Schade.

xellmann, Dienstag, 17. November 2015, 21:21
das hast du schön gesagt :-) Und trifft auf mich genau zu
Mal schauen wie lange die die Wartung noch überziehen

pfannenstiel, Dienstag, 17. November 2015, 21:34
Ich mach mir Hoffnung, vielleicht erkennt BioWare im aktuellen Feedback ja, dass man das ganze für ein Feature verwerten kann. Vielleicht in Form eines zeitlich begrenzten Buffs (eine Art Stim) für die Gefährten. Die Nachfrage lässt sich ja kaum von der Hand weisen.