Lore-Spotlight: Der Sith Krieger als Lord der Sith
Am Freitag, 24. Jul 2015 im Topic 'swtor'
Der Sith Krieger als typischer Sith-Imperialer
Technisch ist es zwar möglich seinen Sith Krieger mit jeder beliebigen Spezies anzulegen, doch erzäherlisch wurde die Klassenstory ursprünglich auf Menschen und Sith zugeschnitten. Der Grund dafür liegt in der beim Krieger etwas restriktiveren Hintergrundgeschichte. Aufseher Tremel wählt für seine Kampagne gegen Vemrin nicht irgendeinen Machtempfänglichen aus, sondern suchte gezielt nach einem Akolythen mit einer Sith-Abstammung. Vemrin, Dolgis und ihre Gefolgsleute sind Neulinge im Sith Orden, die noch über keine Sith-Vorfahren und auch keine Abstammung von Überlebenden des alten Reichs verweisen können.Tatsächlich sind Vemrin und Dolgis Balmorraner die wegen der neuen Zulassungsbestimmungen zur Sith-Ausbildung eingezogen wurden. Die Akademie wird jedoch noch von einer alten Garde geführt, die allesamt von den Gründern des Sith-Imperiums abstammen und nicht irgendwo auf einer besetzten Welt aufgelesen wurden. Der oft als "Rassismus" bezeichnete Konflikt ist eigentlich ein gesellschaftlicher. Die alte Garde, die Eingeborenen wehren sich gegen den Machtzuwachs der Aufsteiger und das schweißt sie zusammen. In den Jahrhunderten vor SWTOR existierte dieser Bruch noch nicht, die Sith-Ausbildung stand nur jenen offen, die auf eine Abstammung von der Gründer-Generation verweisen konnten. Zugleich herrschte damals aber auch eine latente Bevorzugung roter Sith, die im alten Reich immerhin noch als Herren-Klasse etabliert waren.
Wenn Tremel sich darüber beklagt wie die Aufsteiger die alten Sith-Traditionen missachten und keinen Respekt für die Abstammung der Aufseher aufbringen, dann tut er das auch weil er sich als etwas besseres empfindet. In den alten Zeiten hatten die Abstammung, das "blaue Blut" in den Adern noch eine hohe Bedeutung und gegenüber solchen ohne Sith-Abstammung könnten selbst die früher rangniedrigsten Sith eigentlich Stolz empfinden. Nur der Sith-Kodex lehrt eben einen gewissen Egalitarismus. Aufsteiger haben sich ihren Aufstieg verdient, nicht alte Standesrechte sondern die Beherrschung der dunklen Seite bestimmen den Rang eines Sith.
Die Sith-Abstammung
Der von Tremel rekurtierte Sith-Krieger ist immer über jeden Zweifel erhaben, man wurde als Nachfahre jener Imperialen geboren die vor 1300 Jahren der Auslöschung des alten Reichs entkamen. Seither hat die eigene Familie wohl bereits mehrmals Sith-Lords hervorgebracht und es ist eigentlich egal, ob man ein heller oder dunkler Sith ist, man wurde zum Sith geboren und keiner der Meister des Kriegers kümmert sich besonders um die ideologischen Vorlieben seines Schülers. Sowohl Tremel, Baras, als auch der Imperator und Darth Marr sehen im Krieger nur ein Werkzeug für ihre Zwecke.
Was den Krieger nun vom Inquisitor abhebt ist eben seine nachvollziehbare Abstammungslinie. 1300 Jahre sind keine solange Zeit und wenn man bedenkt, dass das Sith-Imperium diese 13 Jahrhunderte ohne Schäden überstand dürften durchaus auch umfangreiche Stammbäume bis ins Alte Reich zurückverfolgbar sein. Umbrüche wie in der realen Welt (wo Archive niedergebrannt wurden und alte Folianten mal verloren gingen) gibt es in der volldigitalisierten Welt des Sith-Imperiums nicht. Die Herkunft eines jeden Sith-Imperialen lässt sich also wohl bis zur Stunde 0 (dem Exodus aus dem alten Reich) zurückverfolgen und auch wenn der spätere Zorn des Imperators damals noch keine machtempfänglichen Vorfahren besaß, die spätere Entdeckung machtsensitiver Vorfahren gleicht einer Erhebung des Vorfahren in den Adelsstand.
Adel im Sinne von "Machtempfänglichkeit" ist im Imperium nicht immer vererblich, doch die Anzahl von Sith-Lords im jeweiligen Stammbaum bestimmt auch die "Machstärke" und damit die Prominenz von Sith-Familien. Sogar Talos Drellik hatte einen Bruder der zum Sith-Lord wurde und auch die Temples und Dornes dürften den einen oder Sith-Lord (ob nun Mensch oder roten Sith) als Vorfahren aufweisen, auch wenn dieser vielleicht erst 200 Jahre nach dem Exodus geboren wurde.
Für Krieger bedeutet es also weit mehr Sith zu sein, weil man hier eine Familientradition fortführt und auf gewisse Weise einen Adeligen mimt. Die Macht zu besitzen adelt und galt sogar im Alten Reich als Grundlage für einen Herrschaftsansspruch, um sich über den Rest der Imperialen erhaben zu fühlen.
Ein Lord der Sith
Als Geschichtsenthusiast bin ich sehr davon angetan das Sith-Imperium mit realhistorischen Institutionen wie dem Heiligen Römischen Reich, dem Deutschen Kaiserreich, dem Römischen Imperium oder auch der Habsburgermonarchie zu vergleichen. In all diesen Institutionen und sogar der Römischen Republik existierte ein sehr standhafter Erbadel. Die gesellschaftliche Stellung wurde vererbt und wenn man das Beispiel der Römischen Republik hernimmt, dann war auch der Senat nicht unbedingt sehr demokratisch orientiert, sondern eine Art Stammesrat, der von den mächtigsten Familien beschickt wurde.
Im Sith-Imperium ist Adel nur begrenzt vererblich. Ein Sohn kann auch ohne die Macht geboren werden und wäre damit außerstande das Erbe seines Sith-Vaters anzutreten. Doch Nachfahren können jederzeit wieder oder sogar erstmals in den Adelsstand erhoben werden, wenn sie die Macht besitzen und die Sith-Akademie überleben. Machtempfänglichkeit adelt und weil sich die Macht nicht vollständig kontrollieren lässt ist die Sith-Kultur auf ihre Weise auch deutlich egalitärer als realhistorische Oligarchien und Monarchien. Jeder könnte schließlich zum Sith werden und keine Familie besitzt dezidierte Vorrechte auf hohe Ämter. Der Sith-Kodex als Staatsideologie räumt sogar jenen die Vorfahrt ein, die sich ohne Hilfsmittel wie Familiennetzwerke behaupten können.
Wäre SWTOR ein mittelalterliches RPG, dann wären Sith Krieger Teil eines Kriegeradels, während Jedi-Ritter einem mönchischen Orden entstammen. In der vormodernen Gesellschaft hätten Sith den höheren gesellschaftlichen und politischen Rang eingenommen. Das macht auch den Unterschied zwischen Sith und Jedi deutlich. Während die Jedi als zurückgezogener und egalitärer Orden jedem Anteil an den Staatsgeschäften und der politischen Machtausübung abgeschworen haben gingen die Sith aus einer Splitterruppe hervor die sich dazu berufen sah als Anführer aufzutreten. Die Gabe der Macht ist in SWTOR eine Form des Gottesgnadentums und es ist erheblich realer, denn die Macht existiert in SWTOR, während das Gottesgnadentum in der Realität eine religiös verbrämte Erfindung zur Sicherung des Herrschaftsanspruches war. Nur rechtfertigt auserwählt zu sein auch über andere zu herrschen? Sith sagen ja, Jedi sagen nein.
Mit dem Blick auf realhistorische Vorbilder kann man auch argumentieren, dass selbst innerhalb des Adels sehr unterschiedliche Auffassungen über dessen Rolle existierten. Wir alle kennen das Schreckensbild des verkommenen Sonnenkönigs und der völlig abgehobenen Dann-sollen-sie-doch-Kuchen-essen-Aristokratie. Gerade letztere Fraktion lässt sich imho sehr gut mit jenen vergleichen die im Sith-Kodex die Lösung für alles sehen und ähnlich wie Darth Jadus für eine Dekoratisierung aka Verbreitung dieser Ideologie unter dem einfachen Volk eintreten. Würden einfache imperiale Bürger beginnen ihre Vorgesetzten zu ermorden, um ganz in der Sith-Tradition durch den Sieg ihre Ketten abzustreifen, dann würde Chaos ausbrechen. Manche Adelige nutzen ihren Status eben um ganz ihren Leidenschaften nachzugehen, andere sind grausame Herren und leben sadistische Neigungen aus, andere haben jeden Realitätsbezug verloren, doch es gibt auch einige die sich als erste Diener des Staates sehen.
Wie die Geschichte des Adels begann ist spekulativ, doch mir gefällt die Theorie, dass das Adelskonzept seinen Anfang mit der Institutionalisierung von Kriegern begann. Die früh herumziehenden Menschen-Stämme mussten sich schützen und einige Krieger erwiesens ich als besonders geschickt, was sie an ihre Nachfahren weitergaben. Wohl als Häuptlingsämter erblich wurden führte man auch die Vererbbarkeit niedrigerer Gesellschaftsstellungen ein. Unterhäuptlinge usw. konnten ihr Amt auch vererben und im Krisen/Kriegsfall mussten diese frühen Erb-Adeligen auch zum Wohle ihrer Gemeinschaft einrücken. Die gesicherte soziale Stellung brachte auch den Nachteil mit sich, dass man gewisse Pflichten hatte, vor allem die Bewahrung der eigenen Wehrhaftigkeit. Das Einkommen musste dafür genutzt werden sich etwa Speer und Schild oder ähnliches zu leisten. Die römsichen Equites (Ritter) als eigener Stand nahmen ihren Anfang in der militärischen Organisation der Republik, als diese noch über kein stehendes Heer verfügte. Eques bedeutet nicht umsonst Reiter, denn der Ritterstand musste die römische Kavallerie stellen und um das zu können musste man vermögend genug sein sich die entsprechende Ausrüstung und vor allem das notwendige Pferd zu leisten.
Der Führungsanspruch der Sith-Lords fußt mit ziemlicher Sicherheit darauf, dass deren Vorfahren als ehemalige Jedi-Ritter eine gewisse Beschützer- und Verteidigerrolle einnahmen. Aufgrund ihrer überlegenen Fähigkeiten und Rolle als Krieger wurde ihn zwangsläufig auch das Kommando über Soldaten und Milizen angeboten und sie nahmen an. Die Sith-Ausbildung mit ihren körperlichen und geistigen Drills, sowie die Schwerpunktsetzung auf den Überlebenskampf (die Akademie erinnert auch irgendwie an Vorstellungen über die Ausbildung junger Spartaner) sind auch gedacht die Wehrhaftigkeit eines Sith-Lords zu garantieren. Die Ausbildung zum Sith verlangt einem späteren Sith-Lord deutlich mehr ab, als die Grundausbildung einem imperialen Soldaten. Nur führen Stolz und das Gefühl von Erhabenheit bei nicht wenigen Sith-Lords eben auch zur Selbstüberschätzung einem irreführenden Gefühl der Unverwundbarkeit. Darth Marrs nihilistisch anmutende Philosophie stammt teilweise daher, weil er im Gegensatz zu anderen Sith die eigene Sterblichkeit begriffen hat und das Imperium wie auch den Sith-Orden nicht als unzerstörbar betrachtet.