Freitag, 7. November 2014
Komplexer als die eigentlichen Helden: Die guten Imperialen
Baron Soontir Fel, Gilad Pellaeon, Großadmiral Thrawn, Mara Jade, Kir Kanos, Jahan Cross und Janek Sunber haben eines gemeinsam, sie waren einige der faszinierendsten Charaktere des Erweiterten Universums. Sie alle waren allerdings (die meiste Zeit) überzeugte Imperiale und glaubten an die Ideale des Imperiums, das Ordnung in eine von Chaos und Ausbeutung (durch Handelsgilden, Piraten und Korruption) geprägte Galaxis brachte.

Mit Ausnahme von Mara Jade hat sich auch keine dieser Personen je wirklich den früheren Rebellen angeschlossen und Mara Jades Wandlung war ein langwieriger Prozess. Als der Imperator über Endor starb kam es zum Putsch innerhalb des inneren Zirkels und Jade wurde zu einer Gejagten, die ihre Autorität auf nichts mehr stützten konnte. Im Endeffekt wurde sie unfreiwillig selbst zu einer Staatsfeindin erklärt, weil sie für ein altes Regime stand, das mit Palpatine gestorben war.

Jade landete auf der Flucht und musste sich allein auf ihre Fähigkeiten und Vorräte als Agentin des Imperators gestützt durchschlagen, bis sie im Dienst des Schmugglers Talon Karrde landete, der im Machvakuum nach Jabba the Hutts Tod eines der größten Schmuggler- und Informations-Netzwerke der Galaxis errichten konnte. Selbst als Karrdes rechte Hand war Mara Jade noch nicht wirklich erlöst und in ihrem Kopf spukte ein mentaler Befehl des Imperators herum, der sie zwingen sollte Luke Skywalker zu töten. Am Ende tötete sie einen Klon Skywalkers und war von diesem Fluch erlöst. Sie wurde dann sogar eine von Lukes ersten Jedi-Schülerinnen und später sogar seine Frau, die langjährige Besessenheit mit Skywalker wandelte sich also irgendwann ins Gegenteil.

Normale Heldengestalten haben es einfacher, doch diese tragischen Heldenfiguren bestechen auch deshalb mehr, weil ihr Werdegang nicht verklärt und fehlerlos ist. Baron Fel lief zwar einmal zu den Rebellen über, als er vom Oberkommando fallen gelassen wurde, doch wechselte schlussendlich wieder die Seiten, um Großadmiral Thrawn bei der Abwehr neuer Bedrohungen aus den Unbekannten Regionen beizustehen. Fel ist ein gutes Beispiel für die guten Imperialen, er besitzt einen intakten moralischen Kompass, hat nie an Kriegsverbrechen teilgenommen und will die Galaxis vor Bedrohungen beschützen. Fel ist ein patriotischer Soldat, der eben aus Idealismus in die Flotte eingetreten ist.

Baron Fel war der beste Jäger-Pilot im gesamten Imperium und er entschied sich schlussendlich für die Hand von Thrawn, weil er an Thrawns Seite gegen Bedrohungen kämpfen konnte, die der Rest der Galaxis geflissentlich ignoriert hätte, bis der Krieg vor ihrer eigenen Haustür wüten würde.

Weniger Idealismus, aber mehr Pflichtgefühl trieb Gilad Pellaeon an, der als Flottenoffizier seit den Klonkriegen Schiffe befehligte. Pellaeon war für eine Karriere zu wenig skrupellos und ambitioniert, außerdem bremsten seine "Frauengeschichten" wohl auch seinen Fortschritt in der imperialen Hierarchie. Zeitweise diente Pellaeon gar nur als Erster Offizier. Seine große Stunde kam jedoch in der Schlacht um Endor, als er den Rückzug der imperialen Flotte befahl und dafür ebenfalls schwere Kritik einstecken musste. Während das Imperium zerfiel blieb Pellaeon jedoch dem Oberkommando treu ergeben, das ihn selbst schon degradiert, zwangsversetzt und immer klein gehalten hatte. Andere schwangen sich zu Kriegsherrn auf, Pellaeon befolgte weiterhin Befehle. Die Treue des Captains zu einem zerfallenden und stetig schrumpfenden Imperium lenkte wohl auch die Aufmerksamkeit Großadmiral Thrawns auf ihn, als dieser ihn zum Kommandanten seines Flaggschiffs ernannte.

Als Thrawns rechte Hand lernte selbst der alte Hase Pellaeon noch dazu und als Thrawn starb hatte er sich durchaus für höhere Weihen qualifiziert. Als Vizeadmiral befehligte Pellaeon einige Zeit später eine eigene Flotte im Dienste eines der imperialen Kriegsherrn und wurde einmal mehr zur rechten Hand einer imperialen Rettergestalt, als Admiralin Daala die zersplitterten imperialen Streitkräfte mit einem Anschlag auf die versammelten Kriegsherren wiedervereinte. Daalas Abtauchen nach einem gescheiterten Angriff auf die Jedi-Akademie legte die Befehlsgewalt über die neu formierte imperiale Flotte in Pellaeons Hände, der nun doch noch zur bedeutenden Figur aufsteigen konnte. Nach einigen Krisen und Regierungswechseln war es Admiral Pellaeon der schlussendlich zum militärischen und politischen Anführer des Restimperiums aufgestiegen war, weil er aufgrund seiner Loyalität gegenüber dem Imperium nie in die Schusslinie geriet. Pellaeon hatte alle Möchtegern-Imperatoren überlebt und schloss Frieden mit der Neuen Republik, um dem sinnlosen Blutvergießen ein Ende zu bereiten.

Großadmiral Thrawn selbst begann seine imperiale Karriere aus pragmatischeren Gründen, die Chiss hatten ihn verbannt und anstatt auf Rache zu sinnen wollte der ehemalige Commander nur eines, nämlich einen Weg finden sein Volk und die Unbekannten Regionen vor neuen Bedrohungen zu schützen. Als Thrawn Asyl im Imperium fand begann er als Nichtmensch eine Karriere abseits prestigeträchtiger Projekte. Expeditionen in die Unbekannten Regionen, die anderen Kommandeuren wie eine Zwangsversetzung vorkommen mussten, nahm er jedoch gerne an. Thrawn errichtete auf Nirauan einen Außenposten und gründete seine Hand von Thrawn, ein unabhängiges imperiales Korps, dem sich auch Chiss und Freiwillige anschließen konnten, denen die Chiss Flotte zu untätig erschien.

Was Thrawn in den Unbekannten Regionen trieb war dem Imperator und dem Oberkommando herzlich egal, solange er nicht in der Innenpolitik mitmischte oder Truppenforderungen stellte. Thrawns Genie zeichnete sich auch dadurch aus, dass er mit geringen Mitteln auskommen und Kriege gewinnen konnte, während es eigentlich die Strategie des Imperiums war Gegner praktisch zu überrollen. Thrawn verstand es auch Zwangsversetzte für seine Sache zu gewinnen und zu einem wichtigen Bestandteil seiner Kampagnen zu machen, anstatt diese die Moral der Truppe schädigen zu lassen. In den Unbekannten Regionen bezwang Thrawn Gefahren und Barbarenhorden, die niemand sonst je auf dem Radar entdeckte und das mit einer Handvoll Schiffe. Dabei stieg ihm sein Erfolg nie zu Kopf, was auch daran liegen kann, dass Chiss weit kühlere und weniger ambitionierte Persönlichkeiten sind.

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Wenn Star Wars wie Marvel wird
Wer sich die jüngsten Veröffentlichungen zu Marvels Filmplanung in den nächsten Jahren angesehen hat ist erstaunt wie dicht das Programm sein wird. Man hat die Saat für Avengers 3 Teil 1 und 2 sogar schon in Avengers 1 ausgebracht und plant hier wirklich über Jahre sehr große Story-arcs zu erzählen.

Marvel zeigt wie mutig Disney geworden ist und warum man mit Star Wars ein zweites mächtiges Franchise besitzen wollte. Man braucht nur das Erweiterte Universum anzusehen, um zu verstehen warum Disney Marvel und Star Wars für wertvolle Akquisitionen hält.

2014 wurde der Kanon im Star Wars-Universum zurückgesetzt, nur noch die Filme und die Animationsserie The Clone Wars blieben über. Man hat beschlossen das Universum neu aufzubauen und die alten Star Wars Legends erst einmal ersatzlos zu streichen. Das alte Material ist allerdings immer noch lebendig und fließt laufend in die Neukreationen ein, ohne allerdings weiterhin über Deutungshoheit zu verfügen.

Mit den Star Wars Legends ist es wie mit den Marvel Comics, sie existieren und erzählen oft sehr weirde Geschichten, die auf der Leinwand kaum Erfolg hätten. Und sie verwenden beide hochkomplexe Beziehungsgeflechte, die eigentlich schon Jahre Vorkenntnisse und Studien des richtigen Quellenmaterials aus Jahrzehnten erfordern würden. In den Filmen ist für dieses Chaos kein Platz, also musste man bei Marvel ein neues Filmuniversum schaffen, dass dafür keinen Rückhalt in den weiterhin chaotischen Comics besitzt.

Bei Star Wars ging man anders vor, man wagte das, was sich die hunderttausend Comickäufer die es noch gibt, bei Marvel nie gefallen lassen würden, man erklärte das alte Material für ungültig und begann die Geschichte bis auf weiteres neu zu schreiben, um fürs Erste keine Widersprüche mehr aufkommen zu lassen.

Dennoch finden sich in dem Marvel Filmen reichlich Verweise auf das Comicuniversum, auch wenn alles anderes abzulaufen scheint. Man nehme Captain America Winter Soldier und Civil War, zwei Kultgeschichten im Comicuniversum, die den Autor Ed Brubaker mit Preisen überhäuft haben. Die Filme laufen sehr anders ab als die Comics, doch im Kern sind sie sich weiterhin sehr ähnlich.

Das wird wohl auch bei Star Wars der Fall sein, beliebte Charakter erhalten ihr Spinoff und ihre Cameos. Nach und nach wird man wohl versuchen möglichst viele Fan Favorites aus Comics und Romanen auf die große Leinwand zu bringen und mit zahlreichen Einzelfilmen experimentieren, in welche Richtungen man gehen kann. Am Ende kommt dabei jenes riesige Universum auf die Leinwand, das bisher nur die Hardcore-Fans aus den Comics und Romanen kannten. Natürlich wird eine Mara Jade auf der Leinwand etwa eine andere sein, als in den Comics, doch je nachdem wie die Besetzung funktioniert, kann eine Darstellerin oder ein Darsteller von Format auch für neue Höhenflüge bestimmter Charaktere sorgen.

Diese Verbreiterung des Franchises und Veröffentlichung von 1-2 Star Wars Filmen pro Jahr scheint jedenfalls der Fall zu sein. Man kann das nun als notorischer Nörgler ablehnen oder sagen okay, damit ist wenigstens die Zukunft meiner Lieblingssaga gesichert. Es muss einem ja auch nicht alles gefallen, was die Drehbuchschreiber aus geliebten Charakteren machen.

Den meisten Spaß werden jedoch die Millionen von weniger vertieften Fans daran haben, die eben nur oberflächlich über bestimmte Vorfälle und Charaktere Bescheid wussten. Genauso ist es ja auch bei Marvel. Als jemand der die Comics nicht kennt liebe ich die Thor-Filme und habe vor einigen Jahren Ed Brubakers Captain America Comics gekauft und gelesen, nur weil es einen Film darüber geben würde. Weil ich diesem Universum nur schwach verbunden bin kann ich diese Filme auch genießen, egal wie grob sie vielleicht mit dem Quellenmaterial umgehen und die wahren Fans ärgern mögen.

Als Star Wars-Fan habe ich eine sehr fundamentalistische Meinung dazu wie ein Großadmiral Thrawn oder Gillad Pellaeon agieren "müssen" und wenn sie anders dargestellt werden steige ich sicher irgendwann auf die Barrikaden, aber Millionen Kinobesuchern könnten diese Inkarnation bejubeln. Vielleicht wäre es daher ja besser etwas Abstand zu nehmen und sich darauf zu konzentrieren, dass man seinen Helden nun mit einer größeren Welt teilen kann und man kann das auch zur Bewerbung von essentiellen Romanen oder Comics aus dem Reich der Legends nutzen. Thrawn ist schon ein cooler Typ, lies doch die Thrawn-Trilogie...

Mit den Filmen werden auch Charaktere zum Gesprächsstoff, über die man vorher nur sehr selten und bestenfalls in einschlägigen Foren diskutieren konnte. Plötzlich geht man aus dem Kinosaal und kann sich mit Freunden über einen Charakter unterhalten, mit dem diese sonst nie und nimmer in Berührung gekommen wären.

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