Komplexer als die eigentlichen Helden: Die guten Imperialen
Baron Soontir Fel, Gilad Pellaeon, Großadmiral Thrawn, Mara Jade, Kir Kanos, Jahan Cross und Janek Sunber haben eines gemeinsam, sie waren einige der faszinierendsten Charaktere des Erweiterten Universums. Sie alle waren allerdings (die meiste Zeit) überzeugte Imperiale und glaubten an die Ideale des Imperiums, das Ordnung in eine von Chaos und Ausbeutung (durch Handelsgilden, Piraten und Korruption) geprägte Galaxis brachte.

Mit Ausnahme von Mara Jade hat sich auch keine dieser Personen je wirklich den früheren Rebellen angeschlossen und Mara Jades Wandlung war ein langwieriger Prozess. Als der Imperator über Endor starb kam es zum Putsch innerhalb des inneren Zirkels und Jade wurde zu einer Gejagten, die ihre Autorität auf nichts mehr stützten konnte. Im Endeffekt wurde sie unfreiwillig selbst zu einer Staatsfeindin erklärt, weil sie für ein altes Regime stand, das mit Palpatine gestorben war.

Jade landete auf der Flucht und musste sich allein auf ihre Fähigkeiten und Vorräte als Agentin des Imperators gestützt durchschlagen, bis sie im Dienst des Schmugglers Talon Karrde landete, der im Machvakuum nach Jabba the Hutts Tod eines der größten Schmuggler- und Informations-Netzwerke der Galaxis errichten konnte. Selbst als Karrdes rechte Hand war Mara Jade noch nicht wirklich erlöst und in ihrem Kopf spukte ein mentaler Befehl des Imperators herum, der sie zwingen sollte Luke Skywalker zu töten. Am Ende tötete sie einen Klon Skywalkers und war von diesem Fluch erlöst. Sie wurde dann sogar eine von Lukes ersten Jedi-Schülerinnen und später sogar seine Frau, die langjährige Besessenheit mit Skywalker wandelte sich also irgendwann ins Gegenteil.

Normale Heldengestalten haben es einfacher, doch diese tragischen Heldenfiguren bestechen auch deshalb mehr, weil ihr Werdegang nicht verklärt und fehlerlos ist. Baron Fel lief zwar einmal zu den Rebellen über, als er vom Oberkommando fallen gelassen wurde, doch wechselte schlussendlich wieder die Seiten, um Großadmiral Thrawn bei der Abwehr neuer Bedrohungen aus den Unbekannten Regionen beizustehen. Fel ist ein gutes Beispiel für die guten Imperialen, er besitzt einen intakten moralischen Kompass, hat nie an Kriegsverbrechen teilgenommen und will die Galaxis vor Bedrohungen beschützen. Fel ist ein patriotischer Soldat, der eben aus Idealismus in die Flotte eingetreten ist.

Baron Fel war der beste Jäger-Pilot im gesamten Imperium und er entschied sich schlussendlich für die Hand von Thrawn, weil er an Thrawns Seite gegen Bedrohungen kämpfen konnte, die der Rest der Galaxis geflissentlich ignoriert hätte, bis der Krieg vor ihrer eigenen Haustür wüten würde.

Weniger Idealismus, aber mehr Pflichtgefühl trieb Gilad Pellaeon an, der als Flottenoffizier seit den Klonkriegen Schiffe befehligte. Pellaeon war für eine Karriere zu wenig skrupellos und ambitioniert, außerdem bremsten seine "Frauengeschichten" wohl auch seinen Fortschritt in der imperialen Hierarchie. Zeitweise diente Pellaeon gar nur als Erster Offizier. Seine große Stunde kam jedoch in der Schlacht um Endor, als er den Rückzug der imperialen Flotte befahl und dafür ebenfalls schwere Kritik einstecken musste. Während das Imperium zerfiel blieb Pellaeon jedoch dem Oberkommando treu ergeben, das ihn selbst schon degradiert, zwangsversetzt und immer klein gehalten hatte. Andere schwangen sich zu Kriegsherrn auf, Pellaeon befolgte weiterhin Befehle. Die Treue des Captains zu einem zerfallenden und stetig schrumpfenden Imperium lenkte wohl auch die Aufmerksamkeit Großadmiral Thrawns auf ihn, als dieser ihn zum Kommandanten seines Flaggschiffs ernannte.

Als Thrawns rechte Hand lernte selbst der alte Hase Pellaeon noch dazu und als Thrawn starb hatte er sich durchaus für höhere Weihen qualifiziert. Als Vizeadmiral befehligte Pellaeon einige Zeit später eine eigene Flotte im Dienste eines der imperialen Kriegsherrn und wurde einmal mehr zur rechten Hand einer imperialen Rettergestalt, als Admiralin Daala die zersplitterten imperialen Streitkräfte mit einem Anschlag auf die versammelten Kriegsherren wiedervereinte. Daalas Abtauchen nach einem gescheiterten Angriff auf die Jedi-Akademie legte die Befehlsgewalt über die neu formierte imperiale Flotte in Pellaeons Hände, der nun doch noch zur bedeutenden Figur aufsteigen konnte. Nach einigen Krisen und Regierungswechseln war es Admiral Pellaeon der schlussendlich zum militärischen und politischen Anführer des Restimperiums aufgestiegen war, weil er aufgrund seiner Loyalität gegenüber dem Imperium nie in die Schusslinie geriet. Pellaeon hatte alle Möchtegern-Imperatoren überlebt und schloss Frieden mit der Neuen Republik, um dem sinnlosen Blutvergießen ein Ende zu bereiten.

Großadmiral Thrawn selbst begann seine imperiale Karriere aus pragmatischeren Gründen, die Chiss hatten ihn verbannt und anstatt auf Rache zu sinnen wollte der ehemalige Commander nur eines, nämlich einen Weg finden sein Volk und die Unbekannten Regionen vor neuen Bedrohungen zu schützen. Als Thrawn Asyl im Imperium fand begann er als Nichtmensch eine Karriere abseits prestigeträchtiger Projekte. Expeditionen in die Unbekannten Regionen, die anderen Kommandeuren wie eine Zwangsversetzung vorkommen mussten, nahm er jedoch gerne an. Thrawn errichtete auf Nirauan einen Außenposten und gründete seine Hand von Thrawn, ein unabhängiges imperiales Korps, dem sich auch Chiss und Freiwillige anschließen konnten, denen die Chiss Flotte zu untätig erschien.

Was Thrawn in den Unbekannten Regionen trieb war dem Imperator und dem Oberkommando herzlich egal, solange er nicht in der Innenpolitik mitmischte oder Truppenforderungen stellte. Thrawns Genie zeichnete sich auch dadurch aus, dass er mit geringen Mitteln auskommen und Kriege gewinnen konnte, während es eigentlich die Strategie des Imperiums war Gegner praktisch zu überrollen. Thrawn verstand es auch Zwangsversetzte für seine Sache zu gewinnen und zu einem wichtigen Bestandteil seiner Kampagnen zu machen, anstatt diese die Moral der Truppe schädigen zu lassen. In den Unbekannten Regionen bezwang Thrawn Gefahren und Barbarenhorden, die niemand sonst je auf dem Radar entdeckte und das mit einer Handvoll Schiffe. Dabei stieg ihm sein Erfolg nie zu Kopf, was auch daran liegen kann, dass Chiss weit kühlere und weniger ambitionierte Persönlichkeiten sind.

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