Choza Rabaat und der Zustand des Jedi-Ordens
Es gibt Gefährten von denen man vor 4.0 nur träumen konnte und Choza Rabaat ist einer davon. Ein Jedi-Ritter als Gefährte für jede Klasse stand definitiv bereits irgendwann einmal auf so mancher Wunschliste für zukünftige Features. Nun ist er da und geht in der Masse an großartigen Dingen an 4.0 fast unter.

Choza Rabaat ist als Gefährte ziemlich einzigartig, weil er neben Kira (die im Verlauf der Klassenstory befördert wurde) der einzige voll ausgebildete Jedi-Ritter ist und zudem im Gegensatz zu Kira und anderen Jedi-Gefährtinnen auch zu 100% auf der hellen Seite steht. Nur die helle Jaesa Willsaam ist ähnlich jedihaft wie Choza. Etwas das mich für 4.0 begeistert ist auch der rangmäßige Aufstieg mancher Gefährten. Major Pierce, Lord Xalek, Doktor Drellik. Das schürt Erwartungen bei der Rückkehr anderer Ex-Gefährten. In ihrem Rang aufgewertete Gefährten werten auch den Spieler auf.

Gerade als Jedi Botschafter hatte man es vor 3.0 nicht leicht. Die bunt zusammengewürfelte Crew des Barsen'thor fühlte sich für mich immer irgendwie unjedihaft an, zumindest bis auf Nadia als Padawan. Als überzeugter Jedi hatte man keine andere Wahl als auf Nadia zu setzen und auch die Kartellmarktgefährten passten nicht unbedingt ins Bild des klassischen Jedi-Ritters. Treek ist eine Söldnerin, HK-51 ein Attentäter-Droide. Mit Choza kann man als Botschafter nun endlich einen Gleichgesinnten an seiner Seite haben, ebenso als konservativer Jedi-Ritter, dem Kira etwas zu freigeistig ist. Für Freunde unkonventioneller Jedi-Typen wird es früher oder später Guss Tuno geben, der bis Season 2 als männlicher Ersatz für Kira gelten kann.

Als Jedi-Ritter, der für seine Erlebnisse wohl auch den Meister-Titel verdient hätte ist Choza Rabaat als Gefährte eines Jedi-Kampfmeisters oder Jedi-Rats-Mitglieds praktisch doch dem "Meister" wieder etwas untergeordnet, was mich an die Romanreihe Verhängnis der Jedi-Ritter erinnert. In diesen Romanen gibt sich Jedi-Großmeister Luke Skywalker auch auf eine Reise und wählt als Begleiter einen einfachen Jedi-Ritter aus, der halt ganz zufällig sein Sohn Ben ist. Aber es gibt da einen interessanten Satz, dass für einen Meister ein Padawan der angemessene Partner ist und für einen Großmeister daher nur ein Ritter in Frage käme. Post Graduate Studien im Jedi-Orden, Ritter studieren unter Großmeistern, um "Master" zu werden.

Fallen Empire erzählt ganz nebenbei auch die Geschichte eines zersplitterten Jedi-Ordens. Ohne die Großmeisterin zerfiel der Orden einfach. Aber sollte das nicht unmöglich sein? Sollte der Orden nicht besser zusammen gehalten haben? Ohne die Großmeisterin war der Jedi-Rat führungslos und durch die Invasion bedingt starben wohl auch einige der ranghöchsten Jedi-Meister. Aber hätten die Meister nicht auf einer Konferenz einen neuen Rat bestimmen können? Eigentlich schon, doch der Orden war nie sehr von Hierarchien angetan. 300 Jahre vor Fallen Empire gab es lange Zeit gar keinen Jedi-Rat und überhaupt nur Enklaven. Außerdem würde der Orden mit einem zentralen Tempel und Ratsgremium nur wieder ein einfaches Ziel abgeben. Womöglich hat man etwas aus der Jedi-Verfolgung durch das Sith-Triumvirat gelernt (KotOR II). Als dunkler Jedi Botschafter kann der Zustand des Ordens schon für Schuldgefühle sorgen, denn falls man Parkanas Tark aka Terrak Morrhage getötet hat riss man damit auch min. 200 ehrwürdige Jedi-Meister mit in den Tod. Meine dunkle Gelehrte fühlt sich in Fallen Empire daher für den Zustand des Ordens verantwortlich.

Während der Invasion hat die Ewige Flotte ganze Regionen von ihrer Versorgung abgeschnitten. Planeten waren plötzlich völlig isoliert und seither? Gab es überhaupt einen konzentrierten Versuch wieder Kontakt mit allen Kolonien oder abgelegenen Basen herzustellen? Immerhin sind 5 Jahre vergangen seit die Ewige Flotte laut Lana Beniko den gesamten galaktischen Schiffsverkehr für einige Zeit blockiert hat. Es könnten also einige schiffbrüchige Jedi-Meister wie Choza Rabaat existieren, die seit 5 Jahren irgendwo gestrandet sind.

Mein Verhältnis zu KotOR II ist zwiegespalten, doch das Szenario von Fallen Empire ist KotOR II ja sehr ähnlich. Die letzten Jedi-Rats-Mitglieder sind untergetaucht, der Rest des Ordens ist verschollen und man muss sich der aktuellen Bedrohung ohne Jedi-Hilfe stellen, wobei man an ausgebildeten Machtnutzern nur auf eine undurchschaubare ältere Dame (Kreia/Senya) und eine Sith (Visas Marr/Lana Beniko) vertrauen kann. In KotOR sammelt man eine Crew auf, von der fast jeder für etwas größeres bestimmt ist. Praktisch jeder Humanoide (mit Ausnahme Mandalores oder des Wookiee) kann zum Jedi ausgebildet werden und erhält nach KotOR II einen Sitz im neuen Jedi-Rat.

In Interviews zum Zustand der Jedi erwähnte Creative Lead Designer (ich gehe davon aus, dass nun Story Lead Designer bedeutet) Charles Boyd gerne, dass das Teil der Story sei und imo unterstreicht das den KotOR II-Vergleich. Bei mir weckt das Hoffnungen auf den Wiederaufbau. Kira, Nadia, Jaesa und Ashara in einer künftigen Season als Gefährtinnen zu erhalten weckt bei mir die Hoffnung auf ein All-Star-Machnutzer-Team, aber auch die Möglichkeit mit Hilfe einiger Ex-Gefährtinnen einen neuen Jedi-Orden aufzubauen. Kira hätte definitiv meine Stimme bei der Wahl einer neuen Großmeisterin. Irgendwie könnte der Wiederaufbau des Jedi Ordens auch der Päpstinnenwahl in Dragon Age Inquisition gleichen, bei der eine von drei Gefährtinnen aus der Crewauswahl verschwindet, um ihr neues Amt zu übernehmen. Im finalen DAI DLC taucht diese in ihrer neuen Funktion auch wieder auf. Choices that matter. Wir stehen derzeit noch am Anfang dieses Weges, der in einigen Jahren eine wunderbare Erzählung schaffen könnte, die eines BioWare RPG würdig ist.

Interessant ist im Zusammenhang mit der Zukunft auch das Schicksal Dr. Lokins. Man kann Lokin nicht töten, doch wenn man es versucht haut er ab und erwähnt dabei gleich, dass er hofft der Spieler wäre beim nächsten Treffen etwas freundlicher. Hat man da bereits die Grundlage für Lokins Auftritt in Season 2 geschaffen? Spielt Lokin in der Zukunft vielleicht noch eine bedeutende Rolle, dann ist er damit ein Vorreiter und auch Nebendarsteller in Season 1 könnten in Season 2 noch zu Hauptdarstellern aufsteigen. Immerhin ist das Rekrutieren aller Allianz-Gefährten optional, nur der Main Cast gehört wirklich zur Story, weil man ihn zwangsweise rekrutieren muss (SCORPIO, Lana, Koth, Senya, T7-O1, Theron). Der Tod von HK-55 in Season 1 klingt in dessen Beschreibung im Allianz-Fenster auch nicht so als wäre er final gewesen. Datamining legt nahe, dass HK-55 noch nicht in Season 1 zurückkehrt, aber es gibt sicher Mittel und Wege ihn für Season 2 zurückzubringen, immerhin wurde auch HK-47 bereits mehrfach zerstört.

Dass die 6 Festungs-Gefährten noch eine größere Rolle spielen könnten ist zumindest eine interessante Idee und sie stellen auch eine Verbindung zu derzeit weniger stark genutzten Planeten dar. Leyta stammt etwa von Corellia, das im Allianz-System gar keine Rolle spielt. Rokuss ist der einzige Bezug zu Voss und K'krohl rekrutierte einst für die Regulatoren und Hutts, die wir zuletzt auf Makeb in Aktion erleben durften. Dass sekundäre Charaktere in späteren Kapiteln eine wichtigere Rolle erhalten können wird noch in Kapitel XIII bewiesen werden, wenn Hylo Visz im Plot mit Gault Rennow involviert wird und erstmals außerhalb des "klassischen Dialogsystems" zu Wort kommen wird. Die klassischen Dialoge mit den Festungsgefährten erlauben es auch deren Story kostengünstig fortzusetzen, weil man keine neuen Dialoge für sie aufnehmen muss. Nach Michael Backus Erwähnung der Bezeichnung Emergent Gameplay kann ich mir auch vorstellen, dass man den beliebtesten Season 1 Gefährten in Season 2 eine größere Rolle einräumen könnte, wie bei Fernsehserien auch, um diesen Vergleich zu bemühen.

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