Die Rückkehr des dunklen Ritters
Als ich meinen dunklen Ritter erschuf gestaltete ich ihn nach den Vorbildern Exar Kun und Anakin Skywalker. Ungezügelt aggressiv, arrogant und doch ein Kriegsheld, der einen wehrhafteren (aus anderer Sichtweise: dunklen) Jedi-Orden schaffen möchte. Dafür schuf ich mir eine hilfreiche Backstory, nach der mein Ritter von einer Vision geplagt wurde, die sowohl Bengel Morr, Darth Angral, Revan und nun auch Arcann betroffen haben könnte.

Die Vision handelte davon, dass mein Ritter auf einem zerstörten Tython landete, auf dem der Jedi-Orden vernichtend geschlagen wurde, weil er nicht stark genug war. Der Vision nach führte die Vernichtung ein Sith an, der kein Sith ist. Das traf auf Bengel Morr zu, bei dem der Verdacht Sith zu sein noch durch Meister Orgus zerstreut wird. Darth Angral wurde von den Sith verstoßen, handelte also nicht mehr im Auftrag der Sith. Revans Angriff auf Tython wurde durch Sith ausgeführt, doch Revan und selbst viele der Revaniter waren keine Sith mehr. Und nun kommt Arcann ins Spiel, jemand der wie ein klassischer Sith wirkt und trotzdem kein Sith ist.

Hätte es Arcann nicht gegeben, wäre wohl mein dunkler Ritter zu jener Gestalt geworden die den Orden auf Tython zerstört hätte. Doch die Zukunft ist immer in Bewegung und Arcann hat vollbracht wozu mein Ritter nicht mehr in der Lage war [die Anspielung auf Kapitel I ist gewollt] und das Ewige Imperium zerstörte den Jedi-Orden. Mein dunkler Ritter streckte dafür Valkorion nieder, womit er seinem Titel als Thronbrecher alle Ehre machte. Nach Vitiate und Malgus fiel nun auch der dritte Imperator seinem Schwert zum Opfer. Sein Mythos als Königsmörder machte es für Lana Beniko schlussendlich leicht in ihm den Fremdling zu sehen, der laut Arcann den Unsterblichen Imperator getötet hatte. Er "starb" als Held, egal ob man nun seinen Tod nach der Zerstörung Marrs Flaggschiff oder eine Hinrichtung nach dem Tod Valkorions annahm.

Die Vision hat sich bewahrheitet, die Prophezeiung ist erfüllt. Und nun?

Mit dem Ewigen Thron und einem neuen Imperator gibt es für den Thronbrecher wieder etwas zu tun.

Revans Erbe?

Obwohl er in vier verschiedenen Kriege kämpfte (gegen die Mandos, gegen die Republik, gegen die Sith, gegen Sith und Republik) hatte Revan eigentlich immer das gleiche Ziel, er wollte die Wurzel der Mandalorianischen Kriege finden und diese Bedrohung ein für allemal ausschalten. Als er jedoch Mand'alor dem Ultimativen gegenüberstand entpuppte sich dieser nur als Marionette des Sith-Imperators. Als er dem Sith-Imperator gegenüberstand fühlte er sich diesem nicht gewachsen und unterwarf sich, um ihn mit seinem eigenen Imperium zu betrügen. Mit der Sternenschmiede als Waffe hätte Darth Revan das Sith-Imperium und Valkorions Ewiges Imperium zu vernichten vermocht, doch dann geschah KotOR I. Die Pläne Revans mit Hilfe einer von ihm kontrollierten Republik zum Feldzug gegen die Sith und Vitiate auszurücken endeten mit einem Mind Wipe. Nach den Ereignissen des Romans REVAN kehrte er zurück und versuchte mit der Fabrik im Prinzip zu wiederholen, was er mit der Sternenschmiede geplant hatte. Das Sith-Imperium vernichten und eine Waffe gegen die mögliche Bedrohung durch Zakuul zu schmieden. Die Skytrooper wären gegen Revans Droidenarmee hoffnungslos unterlegen gewesen. Als Revan starb und von den Toten zurückkehrte war er zwar degeneriert, doch er hatte immerhin eine gute Idee, man müsste Imperium und Republik vereinen, um die nächstgrößere Bedrohung auszuschalten. Nur ging Revan völlig unilateral vor, trat als Terrorist auf und vergraulte alle potentiellen Verbündeten. Schlussendlich ging sein Plan sogar völlig nach hinten los und er stärkte Vitiate.

Den gleichen Feind in mehreren Erscheinungsformen zu bekämpfen ist etwas, das der Jedi-Ritter bestens verstehen kann. Er tötete den Imperator bereits einmal auf Dromund Kaas und er stand ihm zuvor bereits auf dessen Raumstation gegenüber. Später stand er auf der gleichen Raumstation Imperator Malgus gegenüber und über Zakuul streckte er Valkorion zum zweiten Mal nieder. Die Sith waren für den Ritter genauso eine Ablenkung wie die Mandalorianer für Revan. Im Kampf gegen sie hat man sich seinen Ruhm verdient, doch sie waren nie die wahre Bedrohung.

"I will finish what you started" ist schon jetzt mein Lieblings-Episode VII-Zitat und es trifft auf die Mission des Ritters zu. Er vollbrachte wozu Revan nicht imstande war und nun befindet er sich in der gleichen Lage wie Revan nach den Mandalorianischen Kriegen. Man stand vor dem Imperator und hatte die Wahl niederzuknien oder zu sterben. Revan entschied sich zu knien und den richtigen Moment zum Verrat abzuwarten. Auch Revan baute sich mit alten Freunden und neuen Verbündeten eine Allianz auf. Revans Imperium sollte dem gleichen Ziel dienen wie die Allianz des Fremdlings, der Rebellion gegen einen Imperator. Doch Revan wurde gestürzt und Darth Malak war ein willigerer Diener Vitiates. Revans Werk blieb unvollendet, weil er nicht allein vor dem Imperator kniete. Der Fremdling stand allerdings alleine da und muss keine Rivalität mit einem langjährigen Partner fürchten.

Revans Erbe war auch der uneingelöste Treueschwur der Mandalorianer, besonders Mand'alors des Bewahrers, Revan im Krieg gegen die "wahren Sith" beizustehen. Nun scheint es so, als wären die Anhänger des Sith-Imperiums nicht mehr jene "wahren Sith", die lange als schattenhafte und prophezeite Bedrohung existieren. Wie es mit Visionen oft so ist, lässt sich schwer feststellen, ob etwas eintreten, bereits eingetreten ist oder gerade eintritt. So ungern ich mich auch gerne daran erinnere, gerade die Wächter der Macht und Verhängnis der Jedi-Ritter Buchreihen aus den Star Wars Legends (insgesamt 18 sehr durchwachsene Bände) haben einige sehr interessante Passagen zum Thema Visionen aufzuweisen. KotFE ist ein Retcon, aber als Star Wars-Fan würde ich behaupten schon erheblich schlechtere Retcons erlebt zu haben. Was die Mandalorianer betrifft, diese stehen laut Torian Cadera nun unter Waffen und kämpfen laut Lana Beniko auch nach 5 Jahren immer noch gegen das Ewige Imperium. Auch ohne einen Mand'alor von Clan Ordo erfüllt man nun doch seine Ehrenschuld gegenüber Revan. Ich bin sehr gespannt auf Kapitel XIV mit Torian, Shae Vizla, Khomo Fett und OHNE Mand'alor Artus Lok, vor allem da Torian ja als Teil von Clan Ordo aufgewachsen zu sein scheint.

Der Veteran

Auch der Jedi-Ritter kämpfte bereits wie Revan in verschiedenen Kriegen. Angefangen beim Großen Galaktischen Krieg mit dem Sith-Imperium, über den Schreckenskrieg gegen die Schreckensmeister und ihre Furchtwache, über den Aufstieg und Fall des Huttenkartells, bis hin zum Aufstand Darth Malgus und der Revaniter-Krise. Da man weite Teile von Kapitel I und die Schlacht um Corellia vor allem im Auftrag der Armee verbringt kommt man der Vorstellung eines Jedi-Generals sehr nahe. Der Ritter sollte jedenfalls neben dem Soldaten die höchste Anerkennung in der Militärhierarchie genießen und diese würdigt auch die Leistungen eines dunklen Jedi, der nach dem Angriff auf Dromund Kaas doch nicht zum Jedi-Meister ernannt wurde. Dunkle Ritter erhalten dafür den Titel eines ehrenamtlichen Generals, in der Beta gab es sogar den Charakter-Titel 'General' dafür.

Die Befreiung Corellias macht den Ritter auch zum Oberkommandierenden der dortigen Jedi-Streitkräfte, eine Funktion in der man Revan nacheifern kann. Revan selbst begann seine militärische Karriere auch zunächst als einsamer Ritter und schließlich als Kommandeur des Jedi-Hilfskorps, ehe man ihm das Oberkommando über die republikanischen Streitkräfte anvertraute. Trotz allem blieb der Jedi-Rat skeptisch und verweigerte Revan jede Hilfe, sogar die Verleihung des Meister-Titels wurde ausgesetzt und erfolgte erst eine Weile nach Revans Bekehrung, also Jahre später.

Wer nicht im Jedi-Rat sitzt weiß auch nichts von eventuellen Vergehen des Ritters und Nicht-Jedi können schon gar nicht die dunkle Seite im Ritter spüren. Für zivile Amtsträger wie die Kanzlerin oder Offiziere ist der Jedi-Ritter ein legendärer Kriegsheld, der sich schon mehrfach auch selbst als Kämpfer bewiesen hat. Aus Sicht der Öffentlichkeit ist man ein Held, auch wenn man Sith lieber tötet anstatt sie zu verhaften und nicht das bedingungslose Mitgefühl eines hellen Jedi zur Schau trägt.

Das Ende und der Neuanfang

Was würde man tun, wenn genau jener Albtraum wahr würde, gegen den man jahrelang angekämpft hat? Macht man weiter wie bisher oder stürzt man sich in eine Sinnkrise? Für dunkle Jedi gibt es ein Vorbild in einer solchen Situation, Anakin Skywalker, der sich auf Tatooine schwor nie wieder jemanden sterben zu lassen, an dem ihm etwas liegt. Wenn wir von den Visionen Lukes und Anakins eines gelernt haben sollten, dann dass diese für gewöhnlich erst deshalb eintreten, weil man sie zu verhindern versucht hat. Die Jedi lehren, dass man sich dem Lauf der Dinge ergeben sollte. Doch Anakin zog eine andere Lehre, er wollte mächtiger werden, um die Zukunft selbst zu bestimmen.

Sinnkrisen zu überstehen kann auch dazu führen, dass man die völlig falsche Entscheidung trifft. Wenn man sein ganzes Leben lang daran arbeitet etwas zu verhindern und schlussendlich mitansehen muss wie alles zerstört wird und die schlimmste Befürchtung eintritt, dann zerbricht wohl etwas in einem, selbst wenn man ein heißblütiger und doch oft kaltherziger dunkler Jedi ist. Um eine Idee aus Verhängnis der Jedi-Ritter aufzugreifen, hat Arcann jenen Platz in der Vision meines Ritters eingenommen, den zuvor er selbst hätte einnehmen können. Die Idee des Wandels von Jacen Solo zu Darth Caedus basiert auf dem gleichen Konzept. Jacen Solo hat die Vision von der Schreckensherrschaft eines dunklen Lords und wie seine Tochter diesem Monstrum dient. Indem er selbst zum schattenhaften Mann dieser Vision wird, konnte er das Schicksal seiner Tochter auf einen anderen Pfad locken. Die Schreckensherrschaft des dunklen Lords trat trotzdem ein.

Dass Heskal und seine Propheten die Zukunft meines dunklen Ritters nicht sehen können macht Sinn, weil ihm diese Zukunft (als Zerstörer des Jedi-Ordens) von Arcann geraubt wurde. Was bleibt ist der Wunsch nach Vergeltung, die Hoffnung eine neue Zukunft schaffen zu können, indem man an vergangene Heldentaten anknüpft. Der Thronbrecher visiert den Ewigen Thron an. Und am Ende von Kapitel VIII erkennt auch Heskal, das sich die Zukunft zu verändern beginnt.

Die Zukunft

"Es gibt keinen Tod, nur Vergeltung."

Um Valkorions Existenz zu beenden scheint es so als würde sich der Fremdling selbst opfern müssen. Der ultimative Triumph erfordert das ultimative Opfer, womit die fehlende Zukunft des Fremdlings zu erklären wäre. Auf gewisse Weise fühlt sich mein dunkle Ritter damit Darth Marr verbunden, der sich seiner eigenen Sterblichkeit auch immer bewusst war. Der Tod ist die (Er)Lösung, doch zunächst gilt es andere Bedrohungen auszuschalten.

Die Bereitschaft sein eigenes Leben zu opfern, um Valkorion zu vernichten lässt selbst dunkle Ritter als Helden erscheinen. Unterm Strich bleibt auch der dunkle Ritter doch ein Jedi, der bereit ist seine Bindungen aufzugeben, auch wenn er weder den Kodex befolgt, noch die moralischen Standards des Ordens erfüllt. Treibt man das Jedi-Dogma der Bindungslosigkeit auf die Spitze ergibt das ja auch einen sehr dunklen Charakter, für den ein Leben sehr wenig bedeutet denn "Es gibt keinen Tod, nur die Macht". Manchmal wirken die Mainstream-Jedi auch sehr soziopathisch.

Seinem Mythos zufolge opferte Revan dem Teufel/der dunklen Seite seine Seele, um die Macht zu erhalten die wahren Sith zu besiegen. Nur als Darth Revan fühlte er sich der Herausforderung gewachsen. Revan kniete vor Vitiate. Mein dunkler Ritter entschied sich anders, endete jedoch in einer ähnlichen Situation wie Revan. Die wahren Sith, die wahre Bedrohung, geht von Valkorion und dessen Blutlinie aus. Diese zu beenden sollte aus der Sicht eines kompromisslosen Jedi-Ritters jeden Preis wert sein, vor allem, wenn man nur sich selbst opfert. Lanas Bedenken hinsichtlich Valkorions Macht und den Preis dieser sind für einen dunklen Jedi irrelevant. Sich für sein ultimatives Ziel zu opfern ist eine Tugend, sogar für dunkle Jedi. Und das ganze lässt sich in der Geschichtsschreibung auch als sehr heldenhaft verkaufen.

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