Ein langsames Erwachen
Am Samstag, 23. Aug 2014 im Topic 'Games & more'
Wenn bei PCs das elektronische Organversagen einsetzt bin ich immer etwas hoffnungslos und verloren. Wird das neue System denn so reibungslos funktionieren wie das alte?
In nun einer Woche bin ich mittlerweile bei meinem dritten PC angelangt. Nach dem "Tod" des ersten erwies sich der gewählte Ersatz-PC als Opfer eines serienmäßigen Fehlers und musste umgetauscht werden. Das neue Modell muss sich nun beweisen. Zumindest eines ist sicher: Mein Hass auf Medion in all seinen Erscheinungsformen ist noch weiter gewachsen. Back to Acer.
Plötzlich und unvorbereitet von allem abgeschnitten zu sein rückt die Dinge auch etwas in Perspektive. In einem digitalen Zeitalter kann einem praktisch das gesamte digitale Hab und Gut mit einem Knopfdruck genommen werden. Anders als in der alten realen Welt ist es nicht irgendwo umverteilt worden oder in Teilen noch rettbar, nein auf einen Schlag kann alles einfach weg sein. Davon konnten die Philosophen der Vergangenheit nur träumen, denn selbst wenn einem ein Tier verstarb oder Haus niederbrannte war irgendetwas noch zu retten. Im heutigen Zeitalter möge die Cloud uns beistehen.
Die Cloud ist alles was uns bleibt. Jedoch auch nur solange wie dieser Service vom Anbieter mitgetragen wird. Sollten die dahinter stehenden Konzerne eines Tages in Konkurs gehen kann man nur hoffen jemand würde diese aufkaufen und Dinge wie Netflix, Amazon Music, Steam oder Origin weiterführen. Natürlich könnte der neue Besitzer auch zum Kahlschlag ansetzen und alte Rechte einfach für nichtig erklären.
Alte Nutzungsrechte, Fahrtrechte, Wegrechte, Wasserrechte, das erinnert mich wieder stark an die Welt der Haus- und Hofforschung wo derartige jahrhunderte alte Rechte auch noch eine Rolle spielen, jedoch manchmal bei der Umstellung auf neue digitale Grundbücher nicht mit übertragen wurden. Es war halt für die zuständigen Beamten auch ein Haufen Arbeit und die gute alte Kurrentschrift für viele schon damals nicht mehr lesbar. Natürlich lag das auch manchmal an der beklagenswert hässlichen Schrift mancher Verfasser der entsprechenden Vermerke im 19. oder frühen 20. Jahrhundert.
In unserer schönen Postmoderne sind verbriefte Rechte stets in Bewegung. Unvorstellbar, dass jemand bei EA aufkreuzen könnte und verlangen würde sein C&C von 1995 in die Origin-Cloud aufgenommen zu bekommen. Man genießt das Recht die CD zu nutzen, doch in Origin? Die Cloud zählt wohl als gänzlich anderes Format.
1995 hatte ich jedenfalls noch keine Sorgen ob die Treiber aktuell sind, die Grafikkarte gut genug ist oder irgendwelche Software-Eigenheiten mich vom Zocken abhalten. Unter DOS war alles umständlicher, aber doch einfacher. Die gute alte Zeit mit ihrer 2D-Grafik ist jedoch längst Vergangenheit. Wir leben im Hochglanzzeitalter von wunderbaren Lichteffekten, realistischen Tönen und endlosem Balancing.
Und Zocken alleine reicht nicht mehr, man will doch nebenbei noch Facebook, seine persönliche Playlist, vielleicht einen Podcast und ev. einige Downloads am Laufen haben. Und zwischendrin kurz afk gehen um Kinokarten zu reservieren, das Wetter zu checken oder einzukaufen ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden.
War das vor 10 Jahren schon so? In einer Zeit als C&C Generals den Wechsel eines Kultfranchises von 2D zu 3D-Animationen einläutet, Knights of the Old Republic I gerade den Ruhm eines Franchises begründete und der sechste Star Wars-Film gerade erst auf dem Weg ins Kino war alles irgendwie noch ganz anders. Imho ist die Welt zu keinem besseren Ort geworden. Saddam Hussein, Gadaffi, Mubarak - sie sind alle tot oder entmachtet, doch dafür haben wir nun eine Legion neuer Terrormilizen und Mütterchen Russland als große Bedrohung zurück erhalten. Wenn ich so durch meine Geschichtsbücher blättere erinnert mich das an Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts. CERN hat den Urknall nachgestellt und wir leben noch.
Die Online-Revolution hat uns in meinen Augen deutlich abhängiger gemacht. Ohne Internet geht gar nichts mehr und der ehemalige Multiplayer-Anhang ist längst zum Kernbestandteil der meisten Game Franchises geworden. Es ist bezeichnend wie ein Franchise a la C&C in seiner letzten Erscheinungsform versucht hat als reines Online-Game aufzutreten. Generals 2 hätte nicht einmal noch Kampagne oder Einzelspieler-Modus geboten. Es ist dann aber ohnehin wieder gescheitert.
Fast 20 Jahre seit C&C 1 ist das Franchise tot, manch anderes lebt jedoch fröhlich weiter. Und man fragt sich warum? Gerade jene ideenlose Kreationen wie Fifa usw. die jährlich neue Versionen auf den Markt werfen scheinen die Jahrzehnte überdauert zu haben. Call of Duty schlägt sich vielleicht auch deshalb besser als Battlefield weil es eben jährlich eine minimal verbesserte Version mit neuem Setting auf den Markt wirft, auch wenn dafür bereits zwei oder mehr Entwicklerstudios eingespannt werden. Und diese Gleichförmigkeit zieht mehr als Innovationen. Der Vorteil liegt schon einmal darin, dass damit eine auch auslaufende Konsolengeneration bedient werden kann und dieser Markt ist kaum zu unterschätzen.
Konsolen versagen einem nicht kurz nach Garantieüberschreitung den Dienst, ihre Spiele werden immer an dieselben Hardware-Bedingungen angepasst und sie halten sich de facto länger als jeder meiner PCs in den letzten 20 Jahren. Konsolen bieten eine gewisse Sicherheit, die man so nur aus dem goldenen Zeitalter der 90er in Erinnerung hat. 5 Jahre oder mehr lebt eine Konsolengeneration ehe man notgedrungen umsteigen muss. Man muss null an Hardware- oder Software-Upgrades investieren und keinen Cent mehr in das Gerät investieren.
Jahr für Jahr praktisch dasselbe Spiel mit neuer Story aufzulegen hat einen Vorteil, es bedient die Masse an Spielern, die sich oft nur wünscht praktisch neue Szenarien und Möglichkeiten geboten zu bekommen. Generals mit Tesla-Panzern... das gab es anno 2004 nur mit Mods. Und mit der Verweigerung gegenüber Moddern bemühen sich die Games-Konzerne dieses Martkpotential zu nutzen. Lieber wirft man selbst ein Generals mit Tesla-Panzern auf den Markt, als das den Moddern zu überlassen. Und die Rechnung geht auf. Modding wird immer aufwendiger und schwieriger. Und man spricht längst nicht mehr jenes große Publikum von früher an. Mods erreichten ja auch bestenfalls 5-10% der Spielerschaft. Neue Spiele hingegen oft sogar mehr als die 100% der Spielerschaft des letzten Teils. Ich habe etwa seit Modern Warfare 2 kein Call of Duty mehr angerührt und auch Battlefield 4 verpasst.
Wenn man Jahr für Jahr praktisch mit denselben Zutaten kocht wird irgendwann halt Marketing zur Notwendigkeit. Will man das Millionenpublikums eines "Klassikers" mobilisieren, muss man mehr tun als nur die nächste Versionsnummer hinter den Titel zu schreiben. Plötzlich reicht es nicht mehr nur die Kernspielerschaft zu mobilisieren. Genau das verabsäumen auch die meisten modernen Parteien. Man buhlt ewig um die Kernwählerschaft, bis diese so zusammengeschrumpft ist, dass einem nur noch die eigenen Funtkionäre plus Familienangehörige über bleiben. Das reicht für den Sieg vielleicht noch aus, sofern die Wählerbeteiligung ohnehin völlig am Boden ist. Verglichen mit den Nichtwählern ist das Ergebnis jedoch immer katastrophal. Auf einem Markt funktioniert das nicht. Anstatt einer Million nur noch 100.000 Stück zu verkaufen sichert einem als Studioboss seinen Job nicht.
Das verändert auch die Industrie. Auf der einen Seite hat man eine Nutzerschaft die sich auf lange Jahre an eine Konsole bindet und auch den Support dieser in diesem Zeitraum gesichert sehen will, also auf Langfristigkeit aus ist. Auf der anderen Seite hat man eine Industrie die in diesem Zeitfenster praktisch jedes Jahr eine neue Auskopplung aus einem etablierten Franchise vorlegen muss, um am Leben zu bleiben und den den Ansprüchen zu entsprechen.
Die Schuld liegt jedoch nicht alleine an einer Industrie die sich da in etwas hinein lavriert hat, sondern auch den Gamern und ihrer immer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne. Ich selbst habe C&C Generals sicher einige Jahre gespielt. Die Nachfolger waren jedoch meistens nicht einmal noch ein Jahr für mich interessant. Selbst Kultspiele wie Arkham Asylum erwiesen sich später nur noch für einige Monate oder gar Wochen relevant.
In nun einer Woche bin ich mittlerweile bei meinem dritten PC angelangt. Nach dem "Tod" des ersten erwies sich der gewählte Ersatz-PC als Opfer eines serienmäßigen Fehlers und musste umgetauscht werden. Das neue Modell muss sich nun beweisen. Zumindest eines ist sicher: Mein Hass auf Medion in all seinen Erscheinungsformen ist noch weiter gewachsen. Back to Acer.
Plötzlich und unvorbereitet von allem abgeschnitten zu sein rückt die Dinge auch etwas in Perspektive. In einem digitalen Zeitalter kann einem praktisch das gesamte digitale Hab und Gut mit einem Knopfdruck genommen werden. Anders als in der alten realen Welt ist es nicht irgendwo umverteilt worden oder in Teilen noch rettbar, nein auf einen Schlag kann alles einfach weg sein. Davon konnten die Philosophen der Vergangenheit nur träumen, denn selbst wenn einem ein Tier verstarb oder Haus niederbrannte war irgendetwas noch zu retten. Im heutigen Zeitalter möge die Cloud uns beistehen.
Die Cloud ist alles was uns bleibt. Jedoch auch nur solange wie dieser Service vom Anbieter mitgetragen wird. Sollten die dahinter stehenden Konzerne eines Tages in Konkurs gehen kann man nur hoffen jemand würde diese aufkaufen und Dinge wie Netflix, Amazon Music, Steam oder Origin weiterführen. Natürlich könnte der neue Besitzer auch zum Kahlschlag ansetzen und alte Rechte einfach für nichtig erklären.
Alte Nutzungsrechte, Fahrtrechte, Wegrechte, Wasserrechte, das erinnert mich wieder stark an die Welt der Haus- und Hofforschung wo derartige jahrhunderte alte Rechte auch noch eine Rolle spielen, jedoch manchmal bei der Umstellung auf neue digitale Grundbücher nicht mit übertragen wurden. Es war halt für die zuständigen Beamten auch ein Haufen Arbeit und die gute alte Kurrentschrift für viele schon damals nicht mehr lesbar. Natürlich lag das auch manchmal an der beklagenswert hässlichen Schrift mancher Verfasser der entsprechenden Vermerke im 19. oder frühen 20. Jahrhundert.
In unserer schönen Postmoderne sind verbriefte Rechte stets in Bewegung. Unvorstellbar, dass jemand bei EA aufkreuzen könnte und verlangen würde sein C&C von 1995 in die Origin-Cloud aufgenommen zu bekommen. Man genießt das Recht die CD zu nutzen, doch in Origin? Die Cloud zählt wohl als gänzlich anderes Format.
1995 hatte ich jedenfalls noch keine Sorgen ob die Treiber aktuell sind, die Grafikkarte gut genug ist oder irgendwelche Software-Eigenheiten mich vom Zocken abhalten. Unter DOS war alles umständlicher, aber doch einfacher. Die gute alte Zeit mit ihrer 2D-Grafik ist jedoch längst Vergangenheit. Wir leben im Hochglanzzeitalter von wunderbaren Lichteffekten, realistischen Tönen und endlosem Balancing.
Und Zocken alleine reicht nicht mehr, man will doch nebenbei noch Facebook, seine persönliche Playlist, vielleicht einen Podcast und ev. einige Downloads am Laufen haben. Und zwischendrin kurz afk gehen um Kinokarten zu reservieren, das Wetter zu checken oder einzukaufen ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden.
War das vor 10 Jahren schon so? In einer Zeit als C&C Generals den Wechsel eines Kultfranchises von 2D zu 3D-Animationen einläutet, Knights of the Old Republic I gerade den Ruhm eines Franchises begründete und der sechste Star Wars-Film gerade erst auf dem Weg ins Kino war alles irgendwie noch ganz anders. Imho ist die Welt zu keinem besseren Ort geworden. Saddam Hussein, Gadaffi, Mubarak - sie sind alle tot oder entmachtet, doch dafür haben wir nun eine Legion neuer Terrormilizen und Mütterchen Russland als große Bedrohung zurück erhalten. Wenn ich so durch meine Geschichtsbücher blättere erinnert mich das an Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts. CERN hat den Urknall nachgestellt und wir leben noch.
Die Online-Revolution hat uns in meinen Augen deutlich abhängiger gemacht. Ohne Internet geht gar nichts mehr und der ehemalige Multiplayer-Anhang ist längst zum Kernbestandteil der meisten Game Franchises geworden. Es ist bezeichnend wie ein Franchise a la C&C in seiner letzten Erscheinungsform versucht hat als reines Online-Game aufzutreten. Generals 2 hätte nicht einmal noch Kampagne oder Einzelspieler-Modus geboten. Es ist dann aber ohnehin wieder gescheitert.
Fast 20 Jahre seit C&C 1 ist das Franchise tot, manch anderes lebt jedoch fröhlich weiter. Und man fragt sich warum? Gerade jene ideenlose Kreationen wie Fifa usw. die jährlich neue Versionen auf den Markt werfen scheinen die Jahrzehnte überdauert zu haben. Call of Duty schlägt sich vielleicht auch deshalb besser als Battlefield weil es eben jährlich eine minimal verbesserte Version mit neuem Setting auf den Markt wirft, auch wenn dafür bereits zwei oder mehr Entwicklerstudios eingespannt werden. Und diese Gleichförmigkeit zieht mehr als Innovationen. Der Vorteil liegt schon einmal darin, dass damit eine auch auslaufende Konsolengeneration bedient werden kann und dieser Markt ist kaum zu unterschätzen.
Konsolen versagen einem nicht kurz nach Garantieüberschreitung den Dienst, ihre Spiele werden immer an dieselben Hardware-Bedingungen angepasst und sie halten sich de facto länger als jeder meiner PCs in den letzten 20 Jahren. Konsolen bieten eine gewisse Sicherheit, die man so nur aus dem goldenen Zeitalter der 90er in Erinnerung hat. 5 Jahre oder mehr lebt eine Konsolengeneration ehe man notgedrungen umsteigen muss. Man muss null an Hardware- oder Software-Upgrades investieren und keinen Cent mehr in das Gerät investieren.
Jahr für Jahr praktisch dasselbe Spiel mit neuer Story aufzulegen hat einen Vorteil, es bedient die Masse an Spielern, die sich oft nur wünscht praktisch neue Szenarien und Möglichkeiten geboten zu bekommen. Generals mit Tesla-Panzern... das gab es anno 2004 nur mit Mods. Und mit der Verweigerung gegenüber Moddern bemühen sich die Games-Konzerne dieses Martkpotential zu nutzen. Lieber wirft man selbst ein Generals mit Tesla-Panzern auf den Markt, als das den Moddern zu überlassen. Und die Rechnung geht auf. Modding wird immer aufwendiger und schwieriger. Und man spricht längst nicht mehr jenes große Publikum von früher an. Mods erreichten ja auch bestenfalls 5-10% der Spielerschaft. Neue Spiele hingegen oft sogar mehr als die 100% der Spielerschaft des letzten Teils. Ich habe etwa seit Modern Warfare 2 kein Call of Duty mehr angerührt und auch Battlefield 4 verpasst.
Wenn man Jahr für Jahr praktisch mit denselben Zutaten kocht wird irgendwann halt Marketing zur Notwendigkeit. Will man das Millionenpublikums eines "Klassikers" mobilisieren, muss man mehr tun als nur die nächste Versionsnummer hinter den Titel zu schreiben. Plötzlich reicht es nicht mehr nur die Kernspielerschaft zu mobilisieren. Genau das verabsäumen auch die meisten modernen Parteien. Man buhlt ewig um die Kernwählerschaft, bis diese so zusammengeschrumpft ist, dass einem nur noch die eigenen Funtkionäre plus Familienangehörige über bleiben. Das reicht für den Sieg vielleicht noch aus, sofern die Wählerbeteiligung ohnehin völlig am Boden ist. Verglichen mit den Nichtwählern ist das Ergebnis jedoch immer katastrophal. Auf einem Markt funktioniert das nicht. Anstatt einer Million nur noch 100.000 Stück zu verkaufen sichert einem als Studioboss seinen Job nicht.
Das verändert auch die Industrie. Auf der einen Seite hat man eine Nutzerschaft die sich auf lange Jahre an eine Konsole bindet und auch den Support dieser in diesem Zeitraum gesichert sehen will, also auf Langfristigkeit aus ist. Auf der anderen Seite hat man eine Industrie die in diesem Zeitfenster praktisch jedes Jahr eine neue Auskopplung aus einem etablierten Franchise vorlegen muss, um am Leben zu bleiben und den den Ansprüchen zu entsprechen.
Die Schuld liegt jedoch nicht alleine an einer Industrie die sich da in etwas hinein lavriert hat, sondern auch den Gamern und ihrer immer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne. Ich selbst habe C&C Generals sicher einige Jahre gespielt. Die Nachfolger waren jedoch meistens nicht einmal noch ein Jahr für mich interessant. Selbst Kultspiele wie Arkham Asylum erwiesen sich später nur noch für einige Monate oder gar Wochen relevant.