Fallen Empire: Episodic Content
An manchen Beta-Tests teilzunehmen kann einem bereits einen Vorgeschmack darauf geben, wie der episodische Story-Content in Fallen Empire funktionieren wird, vor allem wenn es sich um ein zu testendes RPG handelt.

In einer Beta haben die Entwickler das Recht und die Möglichkeit einem den Zugang zu bestimmten Levels zu blockieren. Andererseits wird man durch manche Bugs auch auf natürliche Weise am Fortschritt gehindert. Man muss dann auf den nächsten Patch warten, bis es weitergeht. Bugs nehmen außerdem keine Rücksicht darauf, ob man gerade mitten in einem völlig spannenden Szenario aus der Stimmung gerissen wird oder beim Entlanglaufen einer Landstraße vor einer unsichtbaren Wand steht.

Ein Monat auf eine Fortsetzung zu warten wirkt auf den ersten Blick extrem hart, vor allem wenn man zur Netflix-Generation gehört oder an den Veröffentlichungstakt von altmodischen Fernsehserien gewöhnt ist. Trotzdem kennt man auch dann so etwas wie Sommerpausen, Winterpausen oder irgendwelche anderen wiederkehrenden Ereignisse im Programm, wegen denen eine Folge manchmal erst nach einigen Wochen ausgestrahlt wird (WM, EM, Olympia). Bei Filmen und Netflix-Serien wartet man ohnehin wenigstens ein Jahr bis auf die Fortsetzung, nachdem man das aktuelle Werk in einem Zug und mit einigen Wiederholungen (falls auf DVD, Blu-Ray oder als Stream) gesehen hat. Für Vergleichszwecke mit Fallen Empire relevanter sind meiner Meinung nach allerdings Comics.

Comics erscheinen regelmäßig, aber meist nur einmal im Monat. Ein Monat ist allerdings nur "ein paar Wochen" und so kann man alle paar Wochen mit einem neuen Kapitel/Heft des aktuellen Story-arcs rechnen. Wie die Autoren das machen ist eine Stilfrage. Gerne lässt man Heft 1/4, 2/4 oder 3/4 mit Cliffhangern enden oder führt seine Leser am Ende sogar noch in die Irre. Bei anderen reißt die Handlung zwischen zwei Heften so abrupt ab, dass es zwar kein Cliffhanger ist, aber einen doch begierig auf die Fortsetzung warten lässt. In BioWare Austins Autorenteam für Fallen Empire sitzt rein zufällig auch ein profilierter Comic-Autor namens Sean McKeever und auch der ehemalige Lead Writer Alexander Freed (der immer wieder mal auf Werkvertragsbasis mitschreibt) schrieb eine Reihe von Comics.

Im Comicbereich gibt es zwei für Fallen Empire nicht ganz uninteressante Konzepte: Mini series und Story arcs. Mini series können 4-6 Comics umfassende Story-arcs sein, die danach allerdings vorbei sind und nicht zu einer eigenen Serie gehören. Die Fernsehbranche hat aus Miniserien allerdings auch schon Fortsetzungsserien gemacht. Story-Arcs sind da vielleicht interessanter. In 2-6 Comics erzählen diese eine zusammenhängende Geschichte, die einen eigenen Untertitel trägt, wie SWTOR: Shadow of Revan. Einzelne Story-arcs können auch von verschiedenen Autoren verfasst werden. Auf die 6 Hefte des einen Autors folgen etwa 2 Hefte eines anderen und dann geht es erst mit dem "Stamm-Schreiber" weiter. Für manche Story-arcs holt man sich auch gerne halbprominente Namen ins Boot, im Fall von SWTOR etwa den mittlerweile durchaus als Star Wars-Autor profilierten Alexander Freed (der Star Wars Kurzgeschichten, Comics und den Battlefront Roman schrieb). Ich könnte mir sogar vorstellen, dass man mit Freeds Involvierung in Kapitel 10 und ein weiteres nicht genanntes Kapitel der Story für Fallen Empire werben könnte.

Eine Einteilung in Kapiteln macht die Arbeit der Autoren auch etwas transparenter, ähnlich wie TV Serien. Und so lässt sich auch präziseres Feedback formulieren. Kapitel 2 stellt meinen Charakter völlig falsch dar, Kapitel 4 lässt mir keine Wahl, Kapitel 8 endet aber extrem dramatisch. Die Orientierung an Serien oder Comics kann auch dafür sorgen, dass sich eine Handlung über mehrere Kapitel fortsetzt oder dass ein einzelnes Kapitel wie ein Oneshot oder Fall der Woche daherkommt. Nach einem Abstecher in diese oder jene Richtung kann man als Fan darauf vertrauen, dass es nächstes Mal wieder wie gewohnt weitergeht. Obwohl ich eigentlich der Meinung wäre Serien mit weniger Lückenfüllern und einer sich ständig entwickelnden Handlung wären besser... CSI & Co beweisen das Gegenteil, die Aneinanderreihung von Fällen der Woche wird hier ganz selten durch einen übergreifenden Story-Arc durchbrochen. Bei Comics liegt die Sache etwas anders, denn man hat weit weniger Spielraum und Lückenfüller bleiben eher liegen. Der Kunde kann hier mit dem Geldbeutel wählen was er will und doch wird es schwierig nach einer Pause wieder einzusteigen, weil man fehlende Parts nachlesen müsste.

Fallen Empire bietet eine relativ elegante Lösung für das altbekannte "Was bisher geschah..."-Problem, man schenkt einem beim Abo-Abschluss den Zugang zu allem was bisher geschah, selbst wenn man sein Abo bei der erstmöglichen Gelegenheit wieder kündigen sollte. Selbst wenn man nach einer Abo-Kündigung den Zugang zu seinem Account und einer Bibliothek mit den "bezahlten" Folgen behält, sobald neue Folgen erscheinen bräuchte man wieder ein Abo. Vor allem wenn einem eine Menge Content angeboten wird, der über den Rahmen eines Test-Abos oder Mindestzeitraums hinaus geht greift man gerne mal zur Verlängerung. Da lässt sich manches berechnen und etwa ein Staffelfinale nach einem Stichtag festsetzen, bei dem das Abo der meisten interessierten Abonnenten auslaufen würde. 2016 erwarten uns 7 Kapitel... das ist schon eines zuviel für ein 6 Monats-Abo und selbst mit Spielzeitkarten würde man für ein 8. Monat bezahlen. Der Trick mit dem Abo-Handel ist es die Leute auf ihr Abo vergessen zu lassen.

SWTOR ist jedoch kein Comic und keine TV Serie, sondern ein Videospiel, was einem über die Story hinausgehende Einflussmöglichkeiten auf das Interesse seiner Zielgruppe erlaubt. BioWare hat einiges an Erfahrungen mit Story-DLCs gesammelt und der Fallen Empire-Plot bietet sich eigentlich großartig für Ergänzungen an. 2015 veröffentlichte BioWare pro Monat einen Patch und alle 3 Monate ein Game Update. Auf das Kapitelsystem umgelegt, würden Kapitel 10, 14 und 17 mit einem eigenen Game Update zusammenfallen, während die Zwischenkapitel via Patch ins Spiel kommen sollten. Kapitel 10, 14 und 17 würden sich demnach auch für etwas mehr als nur Story anbieten. Wenn ich an Mass Effect oder Dragon Age denke, dann sind neue Gefährten, Items und Maps durchaus interessante Bestandteile eines "Story-Updates". Neben dem "üblichen" Story-Update könnten 4.1, 4.2 und 4.3 jedoch auch anderen Content enthalten, der vielleicht auch gar nicht oder nur ansatzweise in die Story eingebunden ist, wie eine PVP Map, etwas für GSF oder eine neue Operation. Eine neue Ops könnte wie Wüter ja auch thematisch passen, ohne Teil des Story-Arcs zu sein. Alternativ könnte man wahlweise die Ops oder eine Solo Variante für den Story-Fortschritt zur Verfügung stellen. Nach der Koalition von Yavin 4 halte ich die zweitgenannte Option für sehr plausibel (auf Yavin ging man entweder mit einem handverlesenen Team in den Tempel oder ließ diesen bombardieren). Demnach würde ich die nächste Ops in 4.1, 4.2 oder 4.3 (Jänner, April oder Juli 2016) vermuten, weil es erzählerisch so passen würde

Die Episodeneinteilung ist für mich ein großer Gewinn, weil sie den Content in seinem Umfang und seiner Länge berechenbarer werden lässt. Die Entwickler können ihn auch strecken, doch vor allem ist mir wichtig, dass es keine monatelangen Pausen mehr gibt. Dass die Story kontinuierlich weitererzählt wird gab es ansatzweise im Schreckensmeister-Arc vor und nach Makeb, aber auch in den Allianz-Flashpoints. In beiden Fällen war jedoch keine Berechenbarkeit gegeben, wie sie die Kapitel bieten und das episodenhafte ging auch noch an vielen Spielern vorbei.

Man sollte dem Episoden-Content eine Chance geben, auch wenn er völlig anders wirkt als erwartet. Ich erinnere mich bei diesem Thema sehr gerne an ein Zitat Henry Fords: "Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde." Manchmal braucht es einfach den Mut etwas völlig neues und misstrauisch beäugtes zu probieren, da man ansonsten einfach stagnieren und verlieren wird.

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