Mein Lieblings-Sith: Count Dooku/Darth Tyranus
Wenn man eine Umfrage über den Lieblings-Sith starten würde wäre es wohl Count Dooku der den letzten Platz belegen würde, während vermutlich Vader alleine wegen seines bekannten Gesichts gewinnt und vielleicht sogar der zweite Platz wegen des geschlossenen Abstimmens des The Clone Wars-Fanblocks auf Platz 2 kommt. Doch wie auch immer die Stockerplätze vergeben würden, Dooku wäre nicht dabei.

Der oft sehr pathetische Count ist nicht cool genug, doch in seinem Lebenslauf würden viele Dinge für ihn sprechen. Dooku war ein Jedi-Meister und galt als einer der ganz großen seiner Generation. Sogar Yoda hatte ein Händchen in seiner Ausbildung. Anders als Anakin Skywalker hatte Dooku auch nie Probleme damit sich als Jedi zu beweisen, er wurde ohne Einwände zunächst zum Ritter geschlagen und anerkannter Jedi-Meister. Er bildete sogar Qui-Gon Jinn aus und dieser überstrahlte als Jedi-Meister so manch anderen, der jedoch einen Sitz im hohen Rat ergattern konnte.

Dooku war ein Held und kein Kriegsheld wie der spätere Darth Vader. Meister Dooku hatte sich seinen Rang und Namen als Friedenshüter verdient und er erkannte lange vor seinen lethargischen Ordensbrüdern vor welchen Problemen die Republik stand. Auf gewisse Weise erkannte Dooku lange vor allen anderen welche Mechanismen die Sith in Gang gesetzt hatten, um die Republik langsam von innen heraus zu zerstören. Und dieser Erkenntnis wohnt auch Dookus Überzeugung inne, dass die Republik nicht mehr zu retten sei. Als Dooku sich vom Jedi-Orden abwandte tat er das auch um sein weltliches Erbe als Graf von Serenno anzutreten. Der Meister wurde zum Count Dooku.

Und wie schrieb schon Max Weber, ein Politiker kann nur dann wirklich seine Aufgabe erfüllen, wenn er finanziell unabhängig ist. Mit dem Vermögen seiner Familie hatte Dooku zweifelsfrei die besten Aussichten zum politischen Aktivisten zu werden.

Count Dooku tritt in The Clone Wars vorwiegend als der Erzschurke auf, in den Filmen sieht man Dooku jedoch auch etwas menschlicher. Ähnlich wie Anakin in Episode III (der nach seinem Padawan-Massaker heult) sieht man Dooku einigen Frust darüber an, dass er weder in der Lage ist seine ehemaligen Jedi-Kollegen zu retten, noch sich Obi-Wan Kenobis Anerkennung zu verdienen. Der "Enkel" will nichts davon wissen, dass Dooku keine andere Wahl bleibt. Dooku handelt nicht zögerlich, wie Anakin jedoch irgendwie auch aus der Überzeugung heraus nur zu tun was notwendig ist. In Dookus Fall ist der Kampf gegen die Republik und die Abspaltung unzähliger potentieller Rebellen-Welten notwendig.

Wir wissen wenig über Dookus wirkliche kanonische Beweggründe zumal alle bisherigen Quellen im Frühjahr 2014 praktisch für null und nicht erklärt wurden. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass Dooku zu Darth Tyranus wurde, weil auch ihm etwas von Sidious vorgelogen wurde. Vielleicht glaubte Dooku bis zuletzt an den Sieg der Separatisten und der Erlösung der Galaxis durch seine Separatisten-Allianz. Doch der Griff nach der Macht hatte ihn zweifellos verdorben, ähnlich wie Anakin. Und es sei angemerkt, Dooku ist trotz seiner einstmals reineren Absichten und perfekteren Jedi-Ausbildung anfälliger für die Täuschungen des späteren Imperators. Sidious verspricht Anakin seine Frau zu retten und hat ihn schön eingewickelt was die Läuterbarkeit des Jedi-Ordens betrifft, bei Dooku muss er sich weit weniger ins Zeug legen, dem reichen politische Gründe.

Was einen manchmal verwundert ist die enge Verbindung Darth Sidious mit den Separatisten, aber es passt. Die Sepies glauben Sidious würde auf ihrer Seite stehen, die Republik beeinflusst Sidious in seiner Sith-Gestalt ja nicht. Die Republik wird von Kanzler Palpatine manipuliert, der ständig den weisen und konzilanten Anführer vorspielt. So wundert man sich dann doch nicht, wenn Dooku glaubt es wäre Sidious Ziel die Separatisten siegen zu lassen, immerhin spielt er ihm auch ständig Informationen aus der Republik zu.

Dooku ist ein gefallener Idealist. Kein fehlerfreier Mensch, aber doch jemand der für etwas gekämpft hat und dann von der ihm zugefallenen Macht vollständig korrumpiert wurde.

Ich hoffe immer noch auf eine Dooku-Biografie im Stil von Darth Plagueis oder Tarkin. Ein Werk aus James Lucenos Feder, der im Prinzip schon die Grundlagen für Dookus Charakter ausgearbeitet hätte und nur noch zu Papier bringen müsste. Ein solches Dooku-Buch hätte auch den Vorteil nach 2015 offizieller Kanon zu sein und da es ja kaum ein TCW-Revival oder sonstige größere Projekte in der Prequel-Ära in den nächsten 10 Jahren geben sollte, wäre der Dooku-Roman auch eine verlässliche Quelle und Zusammenfassung.

Der Count ist außerdem einer der mächtigsten Sith und geübtesten Lichtschwertschwinger der gesamten Saga. Dooku unterliegt nur Anakin Skywalker, weil dieser sich seine enorme Wut zu Nutze macht. Gegen diese enorme Kraft kann Dooku dann nichts mehr ausrichten, er ist den Kampf gegen emotionslosere kontrollierte Gegner gewohnt, die er mit seiner überlegenden Technik abwehren kann. Dooku ist auch kein irgendwie grauer Charakter. Er hatte mal Ideale, doch im Krieg hat er alles verraten. Dooku nutzt die dunkle Seite offensichtlich weil er dadurch mehr Macht gewinnt und seinen Gegnern überlegen ist. Er arbeitet mit Ziel und Methode, genauso wie er sein Lichtschwert schwingt.

Dooku bezwang Anakin Skywalker mehrfach, er bildete Asajj Ventress, General Grievous und Savage Opress aus, ohne jemals von diesen besiegt zu werden. Jedi-Killer in ihrem ganz eigenen Recht. Dooku besiegte auch Obi-Wan Kenobi bei mehr als einer Gelegenheit. Und warum? Schere-Stein-Papier! Im Duell der Jedi-Ritter und Sith-Lords ist "Macht" nicht universell und während Obi-Wan zwar Anakin besiegen kann, weil Gleichgewicht unkontrollierte Wut sticht, hätte er gegen den Imperator nicht lange durchgehalten. Erst als Skywalker den Rahmen sprengt und beginnt die Seiten zu wechseln wird er zur Schere, die den Papier-Dooku sprichwörtlich zerschneidet.

Dookus viel gerühmte Technik ist es auch, die Ventress und Grievous erlaubte sogar Jedi-Meister und Ratsmitglieder niederzustrecken. Und sie basierte auf der Lichtschwertform II alias Makashi. Das klingt wie so vieles in Star Wars bewusst etwas japanisch. Makashi war eine eher selten praktizierte Technik und das macht sie in Dookus Fall so tödlich. Was kaum trainiert und beherrscht wird verleiht einem schnell einen Vorteil. Außerdem war Form II ein Relikt aus antiken Zeiten, als noch öfter Schwert gegen Schwert geführt wurde. Dookus Technik war demnach rein darauf ausgelegt im Zweikampf Lichtschwert vs. Lichtschwert zu bestehen, während andere Formen wie Kenobis Form III Soresu darauf ausgerichtet waren gegen Blasterträger vorzugehen. Das macht die Jedi immens effizient im Kampf gegen Kampfdroiden und auch Klontruppen, hilft ihnen allerdings nicht im Zweikampf.

Dookus Vorteil als Kämpfer war es auch, dass er wie Darth Maul von Sidious ausgewählt und ausgebildet wurde, weil er sich als perfekter Jedi-Killer eignen würde. War Maul jedoch eine reine Waffe, erfüllte Dooku mehrere Zwecke im großen Plan. In den 10 Jahren zwischen Dookus Austritt aus dem Jedi-Orden und seiner Rückkehr als Sith-Lord praktizierte er ein langes und hartes Training. Dooku war dafür ausgebildet andere Jedi zu töten und mit dem Lichtschwert im Zweikampf das Gegenüber möglichst effizient zu verwunden und zu töten war zum Beginn der Klonkriege eine längst vergessene Kunst, nur die Sith hatten sie zweifellos noch in ihrem Trainingsprogramm. Dookus Talent für den Zweikampf stammt auch sicher daher, dass er als Adeliger ohnehin Erfahrungen und Kenntnisse im Fechten besessen hätte.

Zumindest in früheren Darstellungen war Dooku auch ein Diplomat und es erklärt wie es ihm gelungen war ein dutzend Organisationen wie den Bankenclan, die Handelsföderation oder die Techno Union davon zu überzeugen seine Separatisten Bewegung zu unterstützen und zu fördern. Praktisch ohne Anzahlung? Dooku ist in Episode II als jemand erkennbar, der diese hochrangigen Funktionäre und Manager schon eingewickelt haben sollte, ehe sie nach Geonosis kamen. Immerhin das Meeting auf Geonosis ist praktisch nur noch die feierliche Vertragsunterzeichnung, der Rest ist schon geschehen. Nach Episode II hätte man jedoch angenommen, das ist es, Dooku hat halt Großkonzerne auf seiner Seite und die Republik nicht.

The Clone Wars erlaubt uns einen differenzierteren Blick auf den Politiker und Diplomaten Dooku. Dank Sidious Manipulationen hat Dooku wohl doch nur einige einzelne Manager und Funktionäre auf seine Seite gezogen, die großen Organisationen wiederum verhalten sich im Krieg neutral und müssen weder Zudringlichkeiten durch die Republik noch durch die Separatisten fürchten. Die Aussicht als Kriegsgewinnler auf beiden Seiten am Kuchen mitzuschneiden und dabei nicht die Rache des möglichen Gewinners fürchten zu müssen lässt die Konzerne wie schon in den letzten Jahrzehnten ziemlich sorglos agieren. Doch die Sorglosigkeit der Konzerne ist nur eine weitere Täuschung der Sith, denn sowohl der Kanzler als auch Dooku könnten jederzeit gegen sie vorgehen. Nach Ende der Klonkriege dürfte Palpatine im Namen von Revanchismus und Aufräumkampagnen gar hart gegen die Kriegsgewinnler vorgehen und die Kriegsbeute den ihm persönlich loyalen Anhängern zuschanzen. So dürften dann wohl auch die Sienars und Tagges zu ihren Monopolen im Imperium kommen.

Doch neben den Konzernen hat Dooku wie in The Clone Wars zu sehen auch seinen eigenen vermeintlich sauberen Senat unter Kontrolle. Und unter den Senatoren finden sich auch kaum mehr Opportunisten und Korrupte wie im republikanischen Gegenstück, die separatistischen Ideale werden jedoch deutlich vehementer vorgetragen. Doch ist man nicht deutlich korrupter als die Republik, da man immerhin die Großkonzerne direkter auf seiner Seite hat? Vermutlich, doch auch das ist nur ein Symptom von Dookus zunehmender Korruption und Sidious Manipulationen. Er muss tun, was er glaubt tun zu müssen. Vielleicht hat ihm Sidious sogar seine Absicht verraten, wie nach Kriegsende mit den Kriegsgewinnlern zu verfahren sein wird. Doch wie so oft spielen die Sith gerne mit Halbwahrheiten und so lässt Sidious ganz offen, dass nicht Dooku sondern er selbst die gewinnende Seite anführen will.

Dooku als Sith wäre auch gezwungen stets zu versuchen seinen Meister zu stürzen. Und das erleben wir auch im Arc um die Verbannung Asajj Ventress. Diese wurde von Dooku bereits durchaus als potentielle Schülerin angeworben und ausgebildet. Auch sie ist eine gefallene Jedi, die allerdings von einem gestrandeten Jedi-Meister ausgebildet wurde. Ihr Hass und Zorn auf die Jedi speisten sich daraus, dass weder ihr noch ihrem Meister je ein Jedi zur Hilfe gekommen war. Dooku versucht durchaus Wege zu finden Sidious zu stürzen, immerhin könnten nur so seine Separatisten auch gewinnen. Sidious hat Dooku geholfen die Separatisten zu gründen und doch lebt Dooku im Wissen, dass er den Sieg vielleicht nur durch den Mord an Sidious erringen kann. Womit er natürlich nicht rechnet ist Sidious Bereitschaft seinen Schüler durch einen mächtigeren zu ersetzen.

Ist Anakin Skywalker mächtiger als Dooku? Ja, zumindest auf persönlicher Ebene. Anakin ist jünger, stärker und wütender. Sein Zugang zur dunklen Seite ist weit emotionaler als Dookus, der für mehr abstrakte Ziele kämpft. Anakin ist auch politisch unbedeutender und lässt sich von Sidious einfacher kontrollieren. Sidious Problem mit Dooku dürfte auch sein, dass dieser zunehmend schwieriger zu kontrollieren wird. Als Dooku Palpatine entführt hätte as vielleicht sogar der Bruch des Schülers mit dem Meister sein können. Wir wissen natürlich nicht wie dieses Ereignis im neuen Kanon interpretiert wird, doch TCW deutet durchaus in Richtung eines Siegeswillens Dookus, der vielleicht sogar völlig ahnungslos über Sidious wahre Identität war. Selbst wenn Dooku von Palpatine wusste könnte die Entführung als Prüfung gedacht gewesen sein und hätte Dooku Skywalker und Kenobi besiegt, er hätte vielleicht auch dem Kanzler das Leben genommen.

Wie Maul hätte Dooku soviel mehr sein können. Und Darth Maul hat seine Rache bekommen. Er wurde zentrale Gestalt in zwei Staffeln The Clone Wars, erhielt seinen eigenen Comic und ist als Cyborg-Maul Herr einer revitalisierten Fangemeinde geworden. Nur Dooku ist tot. Was Dooku vielleicht bräuchte ist eine ähnliche Geschichte wie Maul, vom Underdog zum Anführer der Separatisten. Die Gefahr dabei ist nur, dass diese Dooku-Story eben wegen der Ähnlichkeit zu Mauls als schlechte Kopie aufgefasst werden könnte.

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