Umrühren im Sauertopf - Persönliche Frustfaktoren in SWTOR

1. Wiederholungszwang

Besonders durch Housing hat Bioware einen für mich regelrecht schmerzhaften Frustfaktor geschaffen. Wenn es eines gibt, das ich als Mensch abgrundtief hasse, dann ist das, wenn man mir die Wiederholung bereits abgeschlossener Arbeiten aufzwängt. Das war vielleicht nicht immer so und stellt für andere Spieler vielleicht kein Problem. Für mich reicht dieser Frustfaktor jedoch aus dem Berufsleben ins private Spielvergnügen herüber. Nach einigen Jahren mit einer nicht sehr umgänglichen Person "über mir" habe ich da wohl einen Knacks davongetragen.

Ein monatelang vorangetriebenes Projekt plötzlich und aufgrund eines Wahnsinnsanfalls vorgesetzter Stellen hin noch einmal von vorne zu beginnen... und das über Jahre immer mal wieder, ich vermute davon wendet man nicht ganz unbeschadet ab. Und nun das ganze mit den Trophäen. Anstatt wie beim Datacron-Meister für den abgeschlossenen Erfolg wenigstens 1 Stück von irgendetwas zu erhalten bekommt man? Ein Poster für die Wand. Während die meisten Podcasts das mit milder Empörung abhandeln habe ich Schaum vor dem Mund. Und das nicht weil ich mir gerade die Zähne geputzt habe.

2. Verschiebungen

Schon alleine aufgrund meines kulturellen Hintergrund bin ich sehr darauf fixiert alle meine Termine auch peinlich genau einzuhalten. Einen Termin einzuhalten hat für mich sehr stark mit Respekt und Vertrauen zu tun. Ständiges Verschieben nimmt mir das Vertrauen in eine Person oder Institution, denn ich nehme es als Respektlosigkeit war. Mag sein, dass das für die lockeren Amerikaner kein Problem ist, aber ich stamme halt aus einem sehr alten Land im alten Europa.

Wann immer Bioware an Veröffentlichungsdaten herumrüttelt und Termine kippt reagiere ich da sehr empfindlich. Und das ist jetzt politisch korrekt formuliert. Jemanden warten zu lassen ist für mich eine Machtdemonstration und das gedankenlos immer wieder zu praktizieren ist meiner Meinung nach einfach respektlos.

3. Kurzfristige Mitteilungen

Folgt man dem was einem in unzähligen Kommunikationsseminaren eingeprägt wird, darf man eigentlich nicht mehr sagen "Kollege X ist auf Urlaub" oder "Kollege X hat heute früher Schluss gemacht", stattdessen wird einem für oft nicht wenig Geld erklärt wie man am besten über diesen Tatbestand lügt und diese Lügen auch so formuliert, dass sie wenigstens okay klingen. Es ist trotzdem gelogen. Und hat man mal in einer PR-Abteilung gearbeitet hat man auch einige der üblichen Slogans aufgeschnappt mit der die Wahrheit beschönigt wird. Als jemand der schon auf beiden Seiten entsprechender Gespräche gesessen ist bin ich desillusioniert und kann mit zwei Jahrzehnten "Wirtschaftssprache" im Kopf gar nicht mehr formulieren worauf ich hinaus will.

Die hochgelobte Leistungsgesellschaft lernt uns zu lügen, allerdings mit Plattitüden, die nach Jahren und Jahrzehnten so durchsichtig klingen, dass man in ihnen längst nur noch faule Ausreden sieht. Und wenn es dann einmal ehrlich gemeint wäre... tja.

Das Problem mit den oft kurzfristigen Ankündigungen und Absagen Bioware ist für mich eines das daraus resultiert, dass sich von meiner Warte nicht mehr unterscheiden lässt, ob hier gelogen oder "nur" schlampig gearbeitet wird, man die Verzögerung also schon viel früher hätte erkennen können. Kommunikationsprobleme.

4. Kommunikation

Bioware kommuniziert zu wenig - so der Vorwurf aus der Community und ich ich stimme irgendwie zu. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht zu den Twitter-affinen gehöre und sich dort die ganze Action abspielt, aber wenn ich auf Facebook oder ins offizielle Forum blicke, dann ist montags von vier Community Betreuern praktisch nie etwas zu hören.

Mir ist vage aus entsprechenden Kursen noch in Erinnerung, dass man Kunden bei Problemen lieber auf dem Laufenden halten sollte, als nichts zu sagen. Nicht kommunizieren lässt sich nicht. Das klingt paradox, entspricht aber den Worten des Psychologen Paul Watzlawick. Auch wenn man nichts sagt lässt sich dieses Schweigen deuten. Auf eine Frage nicht zu antworten ist eben auch eine Antwort.

Das Community Team Bioware Austins kann zwar für manchen Sturm der Entrüstung (so nannte man doch Shitstorms vor Facebook) nichts, aber dahinter liegt oft doch ein Kommunikationsproblem. Hätten Musco & Co die Informationen die sich bräuchten könnten sie schon früher als ein paar Stunden vor einem abgesagten Patch-Termin bekannt geben, dass das nichts werden wird. Und falls es doch am Community Team liegt, es gäbe da eine ganze Bandbreite an Seminaren...

5. Foren, Griefer und Podcasts

Bevor ich begonnen habe in die diversen US-Podcasts zum Thema SWTOR reinzuhören war ich vielleicht glücklicher und zufriedener mit dem Spiel. Mir persönlich noch am positivsten erscheint der Ootinicast, gefolgt vom Bad Feeling Podcast. Auch SWTOR Escape verhält sich ausgesprochen freundlich was das Spiel betrifft. Ausgerechnet der längst laufende SWTOR-Fanpodcast drückt jedoch immer wieder meine Stimmung. Die Schuld daran gebe ich manchem Torocast-Gast der einfach nur noch am Lästern ist. Aber auch andere Podcasts lassen sich immer wieder einmal anstecken.

Das öffentliche Forum ist dann auch ein Ort auf den man häufig verwiesen. Da gäbe es diesen oder jenen Thread und gerade eine Diskussion hierzu und dazu. Aber das offizielle Forum ist kein sehr freundlicher Ort. Das wurde auch von Community Team-Mitgliedern schon selbst bestätigt, die allerdings auf der SWTOR-Facebook-Seite noch härtere Tiefschläge sehen. Zumindest Facebook spare ich mir deshalb auch.

Nur warum sich das ganze antun? Weil man nicht glücklich und zufrieden sein will? Oder um sich zu bestätigen keine "Biodrone" zu sein?

6. Die schlechte Nachrede

Ich selbst habe zumindest einen Freund der wirklich schlecht auf SWTOR zu sprechen ist und meinem zeitweisen Enthusiasmus auch einen effektiven Dämpfer zu verpassen versteht. Und The Old Republic hat generell so seine Image-Probleme, wenn einem unverhüllte Missbilligung entgegen schlägt, egal wie gut sich das Spiel in manchen Statistiken neuerdings schlägt.

7. Überstunden und verpasste Gelegenheiten

Da kann Bioware halt nichts dafür, aber Überstunden und Dienstreisen vertragen sich nur selten mit Events. Ich bin ein Exzess-Spieler, der lieber mal ein Wochenende total versumpft anstatt Tag für Tag Zeit aufzuopfern. Irgendwie bin ich natürlich auch ein Kinder der 24/7-Gesellschaft, in der sich das Angebot nach dem Kunden richtet und nicht einem Kalender. Das Mittagsmenü um Mitternacht.

Ich bin kein Freund von Caps und anderen Regulierungsmaßnahmen. Das ist in meinem Fall nun nicht einer politischen Überzeugung geschuldet (weil ich so ein liberaler Typ wäre), sondern meinem persönlichen Lebensstil. Es verwundert mich sogar, dass derartige "sozialistische" Maßnahmen in einem von US-Amerikanern geschaffenen Spiel 2014 Platz finden können. Oh Obama, wie weit hast du es nur mit Amerika gebracht?! Scherz beseite, ich kann mich weder mit der wöchentlichen Ruf- noch der Marken-Beschränkung anfreunden.

8. Keine Rückwirkung

Als man 2013 das Erfolge-System einführt wurde einem praktisch kaum einer der FP-Abschluss-Erfolge vor Game Update 2.0 angerechnet. Man konnte 2012 also zig Mal durch Kaon gelaufen sein, erst ab 2013 wurden diese Runs gezählt und 2014 gibt es eine nette Plakette für 25 Durchläufe, die ich zwar vielleicht hinter mir habe, die mir aber niemals angerechnet werden können.

Wie in Punkt 1 bemerkt, ich hasse es wegen willkürlicher Entscheidungen höherer Stellen etwas noch einmal machen zu müssen. Da mache ich eben das aus Protest vielleicht gar nicht.

Und dann gibt es die Conquest-Events, von denen ich vor 19. August 2014 sicher schon einige erfolgreich abgeschlossen hätte, hätte es sie gegeben. Und jetzt wieder bestimmte Exzesse angehen, nur um dafür ein paar Token zu bekommen? Eher nicht, nur wenn es sich vielleicht mal so ergibt.

9. Unseen, Unheard, Unmade - die Stealthschiffe in GSF

Und fast zuletzt sogar noch ein Punkt der sich mit dem tatsächlichen Spiel auseinandersetzt. Die Stealthschiffe wurden wegen Housing auf unbestimmte Zeit verschoben. Aus einem Release im Juni wurde ein vielleicht 2015. Die Chance dass sie tatsächlich aufgegeben werden besteht außerdem.

GSF ist praktisch das einzige gewesen womit ich mich ingame von Dezember bis Mai wirklich täglich beschäftigt habe. GSF war damals SWTOR für mich. Ich besitze immer noch satte 140 Daily-Token zu je 750 Schiffs-Req und 20 Weekly-Token zu je 2500 Req um mir die Instant-Schiffsmeisterschaft für die Stealtschiffe zu verdienen sollten sie je erscheinen.

Das war ein enormer und oft frustrierender Grind, zumal die GSF-Population jenseits bestimmter US-Server nicht gerade ergiebig ist, sofern man nicht zu bestimmten Stoßzeiten einloggt. Zur Stoßzeit einzuloggen wurde da für mich zu einem monatelangen Spießrutenlauf. Nun ist es geschafft, aber natürlich ein gewisser Frust geblieben. Ich mag GSF natürlich immer noch, spiele es aber derzeit nicht, weil ich wirklich Abstand davon brauche.

Der Verlust der Stealthschiffe ist für mich schwer zu beschreiben. Es ist in etwa so als hätte man lange einen Urlaub mit Freunden geplant und plötzlich wird einem der Urlaub gestrichen. Alles umsonst und man selbst hat nichts vom ganzen Spaß.

10. Kommunikation im 9 Wochen-Zyklus

Innerhalb eines jeden 9 Wochen Zyklus kommuniziert Bioware nur was im nächsten Update anstehen wird, egal wie dürftig der anstehende Patch auch ausfallen wird. Und auch wenn es jetzt wie bei 2.10 nur einige wenige Wochen bis zum Update dauern wird dürfen wir uns keine Hinweise zu 3.0 erwarten, ehe 2.10 nicht live ist. Das ist imho erschreckend bürokratisch!

Ich hasse Bürokratie und betrachte sie als einen unheilvollen Virus, denn egal wie sehr man die Bürokratie auch zu bekämpfen versucht, sie mutiert doch nur und gräbt sich noch tiefer ein, bis sie einem plötzlich eine ganze Reihe BWL-Kauderwelsch samt Kennzahlen vorführt, um zu beweisen wie effizient sie eigentlich ist und warum man besser aufhören sollte sich zu beschweren.

Und wie viel bleibt uns noch von 2014 wenn 2.10 erscheint? 4 Monate und am Ende des dritten davon soll nach der Einsicht mancher das Addon liegen, also an der Schwelle zum Dezember. Wir würden demnach auch erst 3 Monate vor Release vom Addon erfahren und es erst vorbestellen dürfen. Dem 9 Wochen-Zyklus der Kommunikation sie Dank. Sarkasmus. Je früher der Release erfolgen würde desto enger der Zeitraum und eigentlich auch peinlicher, aber alles wäre besser als eine mehrmonatige Durststrecke.

42. Der Sinn des Lebens

Für gewöhnlich neige ich dazu auch einmal ein paar Wochen oder Monate Abstand von einem Spiel zu nehmen, wenn der Frust überhand nimmt. Das war mir 2014 bis jetzt jedoch noch nicht möglich. Die ständige Not Credits beschaffen und Req erfarmen zu müssen, ehe vielleicht gar keiner mehr GSF spielt und Matches nur noch alle zwei Stunden aufspringen, das verschiebt meine "sommerliche" Erholungsperiode immer mehr hinter 2.10 und damit in die Wartezeit auf "Revan Strikes Back".

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colzerod, Donnerstag, 21. August 2014, 01:37
Ein sehr schöner Post, wie ich finde.
Ich habe Star Wars ebenfalls lange gespielt, jedoch im Gegensatz zu dir war mein Schwerpunkt eher weniger auf GSF als auf Operations und Flashpoints. Dementsprechend habe ich mittlerweile mit Star Wars aufgehört. Ich kann Schreckensfestung und Schreckenspalast einfach nicht mehr sehen :)

Hoffe aber dennoch, dass du noch viel Spaß dort haben wirst und Star Wars sich in Zukunft weniger der Rücksicht bedient als vielleicht doch mehr neue Sachen bringt und vor allem natürlich das Stealth-Schiff.