Die Ära der Hoffnung
Das Erweiterte Universum wurde zerstört, Welten wurden vernichtet, Leben ausgelöscht, als wären sie nie geschehen. Das Jahr 2014 ist für den engeren Kreis an Star Wars-Fans ein sehr schmerzhaftes geworden. All die Wahrheiten an die wir uns Jahre geklammert haben wurden mit einem Federstrich für null und nichtig erklärt. Außenstehende können das Ausmaß dieses Schocks oft nur schwer fassen. Es lässt einen als Betroffenen aber schon einmal daran zweifeln, was nun ansteht.

Aber in Erbe der Jed-Ritter 13, aber im Das Labyrinth des Bösen, aber im Jango Fett-Comic... all diese Argumente die man in vergangen Jahren im Vertrauen an die Richtigkeit der Quellen dargelegt hat, sie sind nun ihrer Grundlage beraubt. Das alte Erweiterte Universum ist tot.

Doch schon ein Funken Hoffnung kann ein loderndes Feuer entfachen...

Reinkarnation

37 Jahre an Geschichte lassen sich nicht so einfach tilgen, egal wie einfach die Aufgabe auf dem Papier auch erscheint. In diesen 37 Jahren zwischen 1977 und 2014 liegen hunderte, wenn nicht tausende an Star Wars-Geschichten die mehr als eine Generation von Fans geprägt haben.

Dave Filoni war ein Fan der Thrawn-Trilogie und ist 1974 geboren...

Als die Thrawn-Trilogie erschien war der zweitbedeutendste Mann hinter den Kulissen von Star Wars gerade einmal 17 Jahre alt. Bei allem was Filoni vielleicht an Vergehen gegenüber dem Kanon angelastet wird, er hat mit The Clone Wars ein Meisterstück geschaffen, das auch immer wieder auch gegen Lucas Interessen versucht hat den alten Kanon zu retten und zu legitimieren.

Und Filoni ist nur ein Beispiel eines Star Wars-Schöpfers, der mit diesem alten EU aufgewachsen und sozialisiert wurde. Und diese Leute kommen nun beim Aufbau des "neuen" Erweiterten Universums, das auch offiziell als Kanon bezeichnet wird, zum Zug. Der Plo Koon-Fan Filoni hat schon gezeigt wie derartige Vorlieben der Fans unter den "Machern" Einfluss auf den künftigen Kanon nehmen können.

Der Marvel-Faktor

Die Marvel-Filme erreichen Jahr für Jahr ein Millionenpublikum, die Comics dürfen sich schon erfolgreich nennen, wenn ein Heft noch mehr als 100.000 Ausgaben verkauft, wobei Sammler auch gerne mehrmals zugreifen, um alle Cover-Varianten einzusacken.

Doch das Marvel-Universums ist weit davon entfernt auch nur irgendwie deckungsgleich mit den Filmen zu sein. Die beiden Welten sind sich zu fremd. Das bekommt man auch in Interviews und Berichten zum Free Comic Book Day immer wieder zu hören. Der Erfolg der Filme wirkt sich bestenfalls indirekt auf die Comicverkäufe aus, eben auch weil Batman in den Comics beispielsweise als tot galt als The Dark Knight gerade auf die große Leinwand kam.

Im neuen Erweiterten Universum wird eine Deckungsgleichheit geschaffen, die es so zuvor noch nie gegeben hat. Und das ist imho die größte Stärke des Franchises ab 2014. Diese schon früher in anderen Franchises vermisste Kontinuität zwischen den einzelnen Werken gab es in Star Wars schon immer.

Zufall oder der Wille der Macht - 30 Jahre nach Rückkehr der Jedi-Ritter

Ungefähr 30 Jahre nach Rückkehr der Jedi-Ritter findet sich nun auch Episode VII angesiedelt. Ein Zeitpunkt der nach alter Ordnung also von 34 ABY bis 40 ABY reichen würde. Im alten EU wäre das der Zeitraum von Jacen Solos Reisen und dem Schwarmkrieg bis zum Ausbruch des Zweiten Galaktischen Bürgerkriegs gewesen. Selbst die Solo-Kinder sind da schon Ende 20 bzw. Anfang 30 und der Luke Skywalker in Episode VII ist wohl von Lebenserfahrung und Alter dem Luke näher, welchen wir in den letzten Romanen der alten Kontinuität erleben durften.

Die Ansiedlung in diesem Zeitraum alleine lässt die Grenzen zwischen Spekulation und vielleicht wirklichen Spoilern hinsichtlich Episode VII ziemlich verschwimmen. Etwas anderes wird jedoch gleich einmal übersehen - da sind 30 Jahre unbehandelte unerschlossene Geschichte zwischen Episode VI und Episode VII. Jahre denen man sich nach 2015 intensiv widmen wird. Was nach Episode VI geschah, um die Geschichte von Star Wars fortzuschreiben und die Thrawn-Trilogie hervorbrachte wird nun in etwa dem gleichen Zeitraum wieder geschehen. Die gleiche Ära wird praktisch von den Nachfolgern der einstigen Autoren wieder aufgegriffen werden und diesmal steht sich die Kontinuität nicht selbst im Weg.

Die Klonkriege mögen mit 3 Jahren beklagenswert kurz gewesen sein, weshalb sich Serien, Comics und Romane über diese Ära mit gewissen Problemen herumschlagen mussten, die bei 30 Jahren als Spielwiese einfach nicht existieren.

Kontinuitätswächter mit scharfen Klauen

Die neue Story Group besteht so nebenbei auch noch fast ausschließlich aus ehemaligen Stammpersonal, das bis 2014 jedoch bestenfalls Änderungswünsche bei den Autoren und Serienmachern anbringen konnte. Ab 2014 ist die neue Story Group mächtiger denn je und hat Befugnisse eines George Lucas übernommen. Der "Wächterrat" ist jedoch anders als George Lucas mehr interessiert und involviert, was die Gestaltung des Franchises als Ganzes betrifft. Nun ist die Macht dort angelangt, wo man sie sich wünschen könnte.

Thrawn lebt!

Großadmiral Thrawn ist beim Untergang des EU praktisch zu einer Art Märtyrer für die alte Ordnung geworden. Doch er hat einfach zu viele Fans beeinflusst, als dass man ihn einfach totschweigen könnte. Zuviel wurde über Thrawn bereits geschrieben, als dass man außerdem darum herumkäme ihn praktisch zu rekonstruieren. Thrawn ist auf gewisse Weise der Loki der Nach-Endor-Ära und ohne Loki kommt auch eine Thor-Filmreihe nicht auf Dauer aus oder?

Als das Star Wars-Universum seinen Reboot erhielt hat man sich Hilfe und Rat bei Marvel geholt. Vergleicht man etwa Ed Brubakers Winter Soldier-Arc in Captain America mit dem gleichnamigen Film, so sieht man zwar im Film eine völlig andere Story, aber zumindest imho durchaus würdevolle Adaption des Comicstoffs.

Auch der Großadmiral unserer Herzen ließe sich in seiner Substanz auch mal einfach so in ein ganz anderes Szenario packen. Jeder flammende Star Wars-Fan unter den Rebels-Autoren könnte bereits versucht sein den jungen Thrawn in irgendeinen Story Arc zu schmuggeln. Schon Quinlan Vos und Asajj Ventress schafften es in The Clone Wars.

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