Kampf den Creditsellern (Teil I) - BioWares Verluste
Es mag den wenigsten bekannt und auch nicht vielen aufgefallen sein, doch Ende 2014 und Anfang 2015 fand ein von Server zu Server unterschiedlich massiv ausgeprägter Angriff auf BioWares Kartellmarkt statt. Creditseller hatten sich gestohlener Accounts (idealerweise mit hinzugefügter Kreditkarte) und gestohlener Kreditkarteninformationen bemächtigt und setzten das Handelsnetz auf zahlreichen Servern unter Druck, indem sie Hyperkisten weit unter ihren üblichen Handelswert einstellten. Man wählte für diese Aktionen noch dazu Charakternamen die sehr schwer zu reporten waren, wie Tzìûpklpqmnvwýê und leitete die eingenommen Credits wohl wiederum weiter, um sie bei einer Sperrung des Verkaufsaccounts verfügbar zu haben.

Wer im gleichen Zeitraum Hyperkisten verkaufen wollte musste schon die Creditseller unterbieten und so ließen es einige gleich bleiben. Die Folge? BioWare entgingen handfeste Einkünfte aus dem Shadow of Revan-Hype und die "Einnahmen" durch die kriminellen Creditseller mussten teilweise wohl rückerstattet werden, wodurch ein Verlust entstand, denn die Ware kam ja in den Umlauf, das Geld musste allerdings wieder zurückgeben. Während also ein ziemlicher Hype im Gange war musste BioWare einen Teil seiner Umsätze mit dem Kartellmarkt als Verluste abschreiben und das beeinflusste die Bilanz wiederum negativ. Die Creditseller hatten eine Grenze überschritten und BioWare musste Maßnahmen ergreifen die Parasiten ausfindig zu machen und zu eliminieren. Gleichzeitig liefen aber auch Dinge wie der Wüter-Exploit (Ravagers Exploit) und Asation Farms, welchen man eine etwas geringere Bedeutung einräumen musste. Mit den zwei- bis dreiwöchigen Weihnachtsferien für das Studio wurde auch einiges vertagt.

Chinafarmer wurden seitens BioWares immer wieder bekämpft, wenn auch nicht immer sofort. Ähnlich wie die Drogenfahndung setzt auch BioWare darauf zunächst einmal die Creditseller-Netzwerke auszukundschaften und dann das gesamte Netzwerk mit einem einzigen großen Permaban auszuschalten. Trotzdem wirkte das ganze wie eine friedliche Koexistenz zwischen zwei Angeboten Echtgeld in Credits zu verwandeln, wobei der Kartellmarkt etwas zeitraubender funktioniert, als der direkte Creditkauf und das Geld ja trotzdem wieder für Kosmetik-Items draufgeht, die jemand anders vom Kartellmarkt gekauft hat. Für BioWare wäre es natürlich wünschenswerter jeden Spieler, der schon Echtgeld investieren will, auch auf den Kartellmarkt zu locken. Als Creditseller allerdings den Kartellmarkt plünderten verstieß man gegen mehr als nur die Terms of Service und legte sich wohl direkt mit EA an. Naive würden dahinter wohl eine Art modernen Robin Hood sehen wollen, aber praktisch wurden Spieler bestohlen und mit dem Kartellmarkt auch die Überlebensfähigkeit des Spiels angegriffen.

Einschlägige Threads mit Screenshots der genannten Hyperkisten-Angebote sind auf swtor.com und reddit natürlich mit dem Problem konfrontiert, dass es sich um "Call outs" handelt und den Creditsellern als Accountbesitzer kurioserweise die gleichen vollen Nutzerrechte zugestanden werden. Man durfte Mitspieler also nicht einmal aufmerksam machen, dass da etwas im Busch war, weil man keine "Mitspieler" öffentlich an den Pranger stellen darf, auch wenn diese Bots sind und kurz vor dem Permaban stehen. Warn-Threads gab es trotzdem, doch man musste Glück haben sie zu erwischen und verstand plötzlich, dass hinter den unaussprechlichen Accounts mit ihren Sonderangeboten im Handelsnetz keine besonders dämlichen Mitspieler standen, sondern Diebe.

Derart von "Kunden" über den Tisch gezogen zu werden ist ein Albtraum, auf den einen keine wirtschaftliche Ausbildung jemals vorbereitet hat. Man steht vor einem Desaster und bekommt auch noch Druck von oben, gleichzeitig nörgeln andere Kunden wegen weit weniger katastrophalen Problemen herum und man darf von den wahren Problemen nichts verraten. Gleichzeitig hat man aber auch als Kunde ein Problem, denn sofern man eingeweiht wusste man, dass es Diebesgut zu kaufen gibt. Da man uneingeweihte Zeitgenossen nicht daran hindern konnte die gestohlenen Hyperkisten zu kaufen blieb deren Kauf auch nach Verbannung der Creditseller ohne Folgen. Die Kisten wurden gekauft, geöffnet und die Inhalte weiterverkauft. Da verlor sich wohl auch langsam die Spur. Mit dem Aufkaufen aller Kisten hätte man sich aber auch verdächtig gemacht und es kommt in der jüngeren Vergangenheit gar nicht so selten vor, dass BioWare auffälliges Accountverhalten für einen temporären Ban zum Anlass nimmt, während man genauere Ermittlungen vornimmt. Wer nichts von alledem wusste, zig Millionen rumliegen hatte und seine große Chance gekommen sah hätte sich womöglich ahnungslos selbst in Gefahr gebracht und einen Ban riskiert, ohne zu wissen, warum und wofür, weil man die Diebe für irgendwelche Armleuchter gehalten hätte, denen ihr Echtgeld zu Credits-Verhältnis nicht allzu viel wert ist.

Es zahlt sich also aus auf der Hut zu sein, wenn Spieler mit unaussprechlichen Namen oder viel zu günstigen Angeboten auftauchen. Gerade wer einiges an Zeit in seinen Account investiert hat und ein entsprechendes Ingame-Vermögen aufweist hat mehr zu verlieren als der Durchschnittsspieler und BioWares Inquisitoren sind beim Sperren von Accounts anscheinend nicht zimperlich. Man kann allerdings immer noch mit einer Erklärung an swtoraccountdisputes@bioware.com herantreten und hoffen seinen Account wieder freigeschaltet zu bekommen, wenn man irgendwie, irgendwann durch irgendetwas falsch eingestuft wurde.

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