Der Tod eines Unsterblichen: Imperator Vitiate und seine Achillesfersen
Am Montag, 12. Jän 2015 im Topic 'swtor'
Ziehen wir aus den Ereignissen der letzten Jahre Bilanz, so ist der Sith-Imperator weder unverwundbar, noch unaufhaltbar oder ein Genie. Imperator Vitiates einziger Trumpf ist seine vermeintliche Unsterblichkeit und seine Macht den Willen anderer zu brechen. Er lässt sich sogar mit einem einschlägigen Ausspruch zitieren, dass ihm praktisch alles egal ist und er die Zeit besitzt jede Bedrohung auszusitzen
Zu Zeiten Marka Ragnos war Vitiate nur ein kleiner Fisch
Gehen wir rein von den Machtfähigkeiten aus, so sollte man Lord Vitiate zunächst einmal mit seinen Zeitgenossen vergleichen. Marka Ragnos, Ludo Kressh und Naga Sadow waren die größten Sith aus Vitiates Ära und beherrschten eine Vielzahl von Machttechniken, die wir beim Provinz-Fürsten Vitiate vermissen würden. Marka Ragnos herrschte mehr als ein Jahrhundert, sein Widersacher Simus überlebte selbst eine Enthauptung als präservierter Kopf. Ragnos Machtgeist überdauerte Jahrhunderte und der Legende nach schuf er sogar ein Zepter mit dessen Hilfe er seinen Träger als Wirtskörper in Besitz nehmen konnte, eine sogar noch höhere Kunst als Sith-Artefakte zu schaffen. Dieses alte Wissen ging zurück auf die ersten dunklen Lords und verbannten Jedi-Ritter Ajunta Pall, Karness Muur und Remulus Dreypa, deren Verständnis der Macht und Beherrschung der Sith-Alchemie über Jahrtausende alles andere in den Schatten stellte. Palls Gefolgsleute verstanden es das Leben selbst zu manipulieren, wie es erst wieder Darth Plagueis verstehen sollte, denn über die Jahrtausende ging diese dunkle Wissenschaft beinahe völlig verloren.
Zu Ragnos Lebzeiten existierte jedoch noch deutlich mehr von den alten Schriften und Aufzeichnungen der goldenen Ära der Sith-Alchemie als an irgendeinem späteren Zeitpunkt. Selbst Vitiates Machtritual war wohl keinesfalls so geheim wie sich der spätere Imperator das wohl wünschte. Seinem Weg zur Unsterblichkeit wäre wohl jederzeit ein mächtigerer Sith-Lord oder gar der Sith-Rat entgegen gestanden, der die Macht eines einzelnen zu begrenzen wusste. Lords wie Ragnos und Kressh hätten schon einen Weg gefunden einen unsterblichen Vitiate zu vernichten, vermutlich weil sie noch zu den gleichen Quellen Zugriff besaßen wie der junge Lord. Doch der Große Hyperraumkrieg, der Kressh-Aufstand, Sadows Exil und der Genozid an den Sith schwächten die Institutionen des alten Imperiums so sehr, dass Vitiate mit keiner weiteren Störung seiner Pläne mehr rechnen musste. Vitiate wurde unsterblich, weil nach einem epochalen Aderlass scheinbar nur noch die ahnungslosesten und schwächsten Sith-Lords übrig waren und Vitiate vernichtete auch noch die Mehrheit dieser auf Nathema. Es war die Wahnsinnstat eines kleinkarierten Möchtegern-Herrschers, der den Großen seiner Zeit nie gewachsen gewesen wäre.
Eine mangelhafte Ausbildung
Warum gilt Darth Sidious als einer oder gar der mächtigste aller Sith-Lords? Er durchlief eine Sith-Ausbildung in der Bane-Tradition und profitierte von über 1000 Jahre gesammelte Erfahrungen und verfeinerte Techniken. Sidious Kenntnis der dunklen Seite und sein Training suchen ihresgleichen, denn er wurde zum Sith-Meister ausgebildet und brachte Darth Banes Plan zur Vollendung. So gesehen ist eine Ausbildung in der Tradition Banes eben auch anders als die früherer Sith. Banes Erben wählten gezielt Schüler aus, die das Potential besaßen dunkle Lords zu werden und man trainierte sie für diese Aufgabe, anstatt es dem Schüler selbst zu überlassen, wie weit er eines Tages die Karriereleiter erklimmen würde. Und Banes Nachfolger waren auch darin ausgebildet die Macht auf ihre tödlichsten Weisen einzusetzen, um sich gegen frühreife Schüler, Rivalen, Jedi Einsatzkommandos und jede Bedrohung ihrer Macht zur Wehr zu setzen. Für einen Sith in der Regel der Zwei gab es auch weniger Geheimnisse, die ihm vorenthalten wurden. Um den Fortbestand des Ordens zu sichern, musste jedes Stück Wissen geteilt werden und so wuchs der musealische und archivarische Bestand des Sith Ordens über 1000 Jahre ungehindert an, während er in früheren Zeiten durch Machtkämpfe immer wieder zerstreut wurde.
Darth Sidious Ausbildung war derart umfassend wie seit den Tagen Naga Sadows kaum ein Sith mehr unterwiesen wurde. Dennoch besaß auch Sidious wohl einige Wissenslücken oder verzichtete auf die Anwendung bestimmter Machttechniken, weil er als Sith andere Ziele verfolgte. Als Sith besitzt Sidious auch eine gewisse Reinheit, welche die Ex-Jedi in der Geschichte des Ordens nicht für sich in Anspruch nehmen können.
Doch auch ehemalige Jedi wie Freedon Nadd, Exar Kun, Revan, Malak, Tyranus und Vader besaßen als Sith einen entscheidenden Vorteil, sie verfügten bereits über eine umfassende Ausbildung im Umgang mit der Macht und nahezu allen (nur bei Malak und Revan kann man sich nicht zu 100% sicher sein) hängte der Ruf an zu den besten Schülern ihrer Generation zu gehören. Sie alle besaßen enormes natürliches Talent, eine hochwertige Ausbildung (wobei das bei Vader und Malak am ehesten bestritten werden kann) und enttäuschten ihre Meister nicht aufgrund mangelhafter Fähigkeiten.
All das fehlt dem jungen Tenebrae, der in einem kargen Bauerndorf aufwuchs. Im Gegensatz zu von frühester Kindheit an trainierten Jedi Padawanen musste Tenebrae seine Fähigkeiten selbst entwickeln. Zu seinem Glück war er jedoch außerordentlich begabt, was alle Spielarten des Gedankentricks betraf. Mit dem Erwachen seiner Fähigkeiten zerstörte Tenebrae jedoch die eigene Familie, angefangen bei seinem gewalttätigen Stiefvater, der es Tenebraes Mutter zum Vorwurf machte eine Affäre mit Lord Dramath gehabt zu haben. Das Kind dieser Affäre sollte alles andere als eine glückliche Kindheit erleben und so zu einem ausgemachten Soziopathen werden. Von Kindheit an fiel Tenebrae jedoch immer wieder auf den Gedankentrick als letzte Zuflucht zurück. Tenebraes normale Machttalente stießen bei den machtunempfindlichen Bauern seines Heimatdorfes auf Furcht und Bewunderung, doch gegen andere Sith sollten seine ungeübten Angriffe scheitern. Nur seine besondere Gabe konnte ihn retten.
Tenebraes Beherrschung des Geistestricks und der Geisteskontrolle dürfte der eines Jahrtausende zuvor lebenden Daegen Lok wohl ebenbürtig gewesen sein. Derartige Wunderkinder kommen in der Geschichte des Jedi-Ordens immer wieder vor. Ein anderer Meister der Schaffung von Machtillusionen und Gedankenmanipulation war Darth Andeddu, doch wie im Fall Loks konnten besonders gut ausgebildete und erfahrene Machtanwender (im Fall Loks ein Predor des Unendlichen Imperiums und im Fall Andeddus Darth Wyyrlok III.) ihre Illusionen zerstören oder gegen die Anwender wenden. Wer jedoch unvorbereitet auf sie traf und weder über die Ausbildung eines antiken Rakata Feldherrn oder den breiten Wissensschatz eines dunklen Lords verfügte verfiel ihrem Einfluss.
Als Bauernsohn und Rebellenführer erfuhr Tenebrae jedoch nie eine konkrete Sith-Ausbildung. Als er Lord Dramath stürzte und wenig später von Marka Ragnos zum Sith-Lord erhoben wurde geschah dies aus der üblichen Staatsräson, dass Insubordination auch belohnt wird, solange sie erfolgreich verläuft. Und Tenebrae brachte alles mit, um dem dunklen Lord Ragnos als würdiger Nachfolger Dramaths zu erscheinen. Tenebrae war Dramaths Sohn, er hatte sich seinen neuen Rang in Sith-Manier erkämpft und war für die Ränkespiele des Sith-Rats keine Gefahr. Ein kleiner Fürst der von seinem unehelichen Sohn gestürzt wurde, das war den Konservativen immer noch lieber als ein Emporkömmling und Machtkämpfe innerhalb der Dynastien wurden wohl auch toleriert. Ragnos bewunderte den jungen Mann vielleicht einen Moment lang, wandte sich dann aber anderen Dingen zu. Bestenfalls entsandte der Sith-Rat wohl noch einen Emissär an Vitiates Hof, der ihm seine neuen Aufgaben als Statthalter erläutern sollte und vielleicht erfuhr er nun auch eine rudimentäre Einschulung in die Sith-Künste.
Die Vernichtung eines Planeten
Als das Ritual auf Nathema endete war die Welt leblos und zerstört, der im Zentrum des Sturms "unsterblich" gewordene Vitiate hat seine Lebensspanne und Macht unglaublich erhöht. Die Verwüstung Nathemas war jedoch nur eine Nebenwirkung des Rituals, eine Konsequenz aus dem Einsatz der dunklen Seite. Vitiate hatte zwar Erfolg darin seine Unsterblichkeit zu erreichen, doch nicht alles Leben ging in ihm auf, tatsächlich wurde wohl lediglich ein Großteil des Lebens auf Nathema durch die schiere Gewalt des Rituals vernichtet. Vitiates Unsterblichkeit basiert also wohl nicht auf gesammelter Lebensenergie, sondern dem Resultat des Rituals, dass ihn zu einer Machtentität werden ließ, die nun früher oder später auch ihren Körper abstreifen wollte.
Unsterblich wie Darth Sion und Nihilus
Als Entität ist Vitiate praktisch ein Machtgeist mit Körper. Die Langlebigkeit der Sith-Spezies gepaart mit den auch Ragnos & Co. bekannten Techniken ihre Zellen frisch zu halten und so ihr Leben zu verlängern hätten Vitiate auch ohne Hilfsmittel einige Jahrhunderte beschert. Ähnlich wie 1000 Jahre später Darth Sion gelang es Vitiate allerdings seinen eigentlich zum Tode verdammten Körper zusammenzuhalten und seine Zellen zu einer stetigen Regeneration zu zwingen, soweit das die Macht der Midichlorianer eben zulässt. Darth Sion und Nihilus geben uns wohl die besten Beispiele dafür, wie man das geheime Wissen des Imperators wiederentdecken könnte und zu welchen perversen Folgen das führt.
Darth Sion hielt seinen zerschmetterten Körper nur mit Hilfe der Macht zusammen. Genauso behielt Vitiate wohl seine körperliche Form. Doch jede Narbe hinterließ auf Sions lebenden Leichnam Spuren und er bestand praktisch nur noch als lebender Toter, ein Sith-Zombie. Darth Nihilus erreichte einen ähnlichen Zustand wie Vitiate nach Nathema, als er Opfer von Revans Massaker an den Mandalorianern wurde und überlebte. Sein Körper wurde praktisch vernichtet und er klammerte sich mit aller Macht an seine physische Existenz, so dass er nur noch als Schatten innerhalb seiner Roben und hinter einer Maske fortexistierte. Um zu überleben brauchte er allerdings die Lebensenergie anderer. Im Gegensatz zu Vitiate war Nihilus wohl nicht "gefestigt", ähnlich wie Sion blieb Nihilus instabil und genau darum waren beide wohl keine Bedrohung für den Imperator.
Der Einäugige unter Blinden
Vitiate hatte sich mit seiner mutwilligen Zerstörung der Sith in eine problematische Lage manövriert. Wie Exar Kun und andere Erben der Sith später verfügte er plötzlich nicht mehr über alle jener Artefakte und Schriften, die Ragnos & Co. zu legendären Machtnutzern gemacht hatten. Wissen war verloren. Womöglich wusste Vitiate sogar vom ins Exil geflohenen Naga Sadow, fürchtete aber dessen Einfluss auf die von Vitiate geretteten Sith. Ein gesalbter dunkler Lord und legendärer Kriegsheld hätte Vitiates Thronanspruch jederzeit widerlegen können und Sadow war noch dazu einer der größten Alchemisten seiner Ära. Der Führungsanspruch Vitiates stützte sich also auch darauf, ein Halbgebildeter unter Ungebildeten zu sein, weshalb er den einfachen Sith allmächtig erscheinen musste und so seinen Mythos zementieren konnte.
Der wahre Erbe des alten Imperiums: Das Wunderkind Exar Kun
Freedon Nadd und Exar Kun vernichteten die Machtgeister ihrer Meister. Nadd löschte somit Naga Sadow aus und Exar Kun nach ungleich kürzerer Einschulung wiederum Nadd. In direkter Linie wurde so Exar Kun zum Erben des letzten dunklen Lords und erwies sich als wahre Naturbegabung, warum er für geraume Zeit sogar offiziell als der mächtigste aller Sith-Lords bezeichnet werden durfte. Kun war ein Naturtalent. Obwohl das antike Wissen der Sith seit einem Jahrtausend verloren war gelang es ihm Macht-Techniken wiederzuentdecken und einzusetzen, die eines Naga Sadow würdig gewesen wären. Wer Machtgeister vernichten kann, die im Prinzip ja nur noch innerhalb der Macht existieren und kaum an die physische Welt gebunden sind, der wäre auch eine Bedrohung für den Imperator. Doch Imperator Vitiate beherrscht diese Technik nicht. Er musste seine potentiellen Rivalen unter den gefallenen Lords im Dunklen Tempel auf Dromund Kaas wegschließen. Und Lord Kun gelang es sogar vor 300 Jahren bereits jenes Ritual in Gang zu setzen, dass den Imperator nun ins Leben zurück gebracht hat. Kun hatte ebenfalls Erfolg, strandete allerdings auf einer Astralebene, von der aus er erst 4000 Jahre später mühevoll in Kontakt mit den beiden der dunklen Seite nahen Jedi-Schülern Gantoris und Kyp Durron treten konnte. Und Exar Kuns Regentschaft als dunkler Lord währte bestenfalls ein Jahr, verglichen mit den 1300 Jahren Vitiates.
Der Aufbau des neuen Sith-Imperiums
Naga Sadow, Freedon Nadd und Exar Kun waren jedoch auch die Gründe dafür, warum sich der Imperator lieber auf Dromund Kaas verschanzte und ein mächtiges Reich um sich aufbauen ließ. Sadow, Nadd und Kun besaßen zwar enormes Potential als Rivalen, doch ihre militärischen Streitmächte waren bescheiden. Sadow trat sein Exil mit einem Kontingent seiner Leibwache an, Nadd herrschte über einen einzigen Planeten und Kun war von seinen Verbündeten Mandalore und dem Krath-Regime im Teta-System abhängig. Dennoch besaßen alle drei mit Zugang zu Sadows Waffenkammer und somit nukleares Abschrenkungspotential. Kuns Anhänger gelang es etwa eine Sonneneruption heraufzubeschwören, mit der die legendäre Jedi Akademie auf Ossus vernichtet wurde. Derartige Superwaffen schien der Imperator gar nicht zu besitzen oder im Arcanum unter Verschluss zu halten. Das Imperium war daher auf Eigenentwicklungen angewiesen.
Ein mittelmäßiger Duellant
Im Zweikampf blieben Sadow, Nadd und Kun als dunkle Lords sogar ungeschlagen, was der Imperator mittlerweile nicht mehr von sich behaupten kann. Vitiate ließ sich allerdings auch von Darth Baras in eine Falle locken und wurde sogar von Sel-Makor besessen, als er sich vom Zorn auf Voss "befreien" lassen wollte. Allmächtige sehen anders aus.
Vitiates Schwächen im Zweikampf mögen daher stammen, dass er Jahrtausende lange auch nie solche geübt hat. Die Sith ließen sich gegeneinander ausspielen, externe Bedrohungen mit der Armee bezwingen und für Notfälle gab es ja die imperiale Garde, mit der er auch so manchen abtrünnigen Dunklen Lord zur Strecke brachte. Der Unsterbliche wog sich in absoluter Sicherheit und tat nichts, um seine alten Schwächen auszumerzen.
Als unehelicher Sohn eines Sith-Lords aufgewachsen besaß Vitiate auch kaum das Training eines wahren Sith-Lords. Seine gesamte Karriere lang stützte er sich darauf die Gedanken anderer zu kontrollieren, worin ihm nur die Schreckensmeister ebenbürtig werden sollten. Der jugendliche Tenebrae errang seinen Sith-Namen Vitiate als Lohn dafür, dass er seinen Vater Lord Dramath stürzte. Wohl als Anführer eines von ihm angezettelten Bauernaufstandes drang Tenebrae in den Palast seines Vaters ein und forderte diesem zum Duell. Soweit wir heute wissen trieb Tenebrae Lord Dramath in den Wahnsinn ehe er ihn tötete und es dauerte noch drei Jahre bis er den Rest des Planeten unter seiner Kontrolle hatte.
Der siebte Schreckensmeister
Er unterwarf sein Heimatdorf, trieb einen Sith-Lord in den Wahnsinn und brauchte Jahrhunderte lang keinen Finger zu heben, um Rivalen oder Aufstände niederzuschlagen. Das klingt verdächtig ähnlich wie die Fähigkeiten der Schreckensmeister.
In der Star Wars-Lore gab es immer schon die Idee von besonderen Machttalenten. Als solche Talente galten seherische Gaben, besondere Heilfähigkeiten, aber auch besonders stark oder schwach ausgeprägte Varianten gewöhnlicher Machtfähigkeiten, wie Telekinese, Telepathie und eben auch Gedankenkontrolle.
Tenebrae war wohl in Sachen Gedankenkontrolle hochbegabt und ein richtiges Ausnahmetalent, was seinen kometenhaften Aufstieg erklären könnte. Derartige "Soft Skills" sorgen allerdings auch immer wieder darauf, dass ihre Besitzer die Kampfausbildung vernachlässigen. Tenebraes Aufstieg vom Bauernsohn zum Sith-Lord deutet wohl auch darauf hin, dass er nie eine korrekte Kampfausbildung erhielt und daher auch kaum regelmäßig trainierte. Entsprechend musste sich Lord Vitiate darauf konzentrieren, seine Machtfähigkeiten zu verbessern und zu steigern. Man könnte sogar einen leichten Minderwertigkeitskomplex Vitiates in diesem Fakt sehen und behaupten Vitiates Streben nach Unsterblichkeit und Einheit mit der Macht würde auf dieses Gefühl einer physischen Unterlegenheit zurückgehen.
Die Allmacht des Imperators kommt jedoch im hohen Ausmaß von seiner Fähigkeit den Geist anderer dominieren zu können, während er aufgrund seines aufgestiegenen Zustandes nicht auf diese Weise kontrolliert werden kann. Als es den sechs Schreckensmeistern etwa gelang sich dem Phobis Kern auszusetzen und dessen Strahlung zu überleben, indem sie ihre Geister miteinander verbanden, erlangten sie eine Macht die der des Imperators ähnlich ist. Doch die Schreckensmeister blieben hinter ihren Masken und unter ihren Roben Wesen aus Fleisch und Blut, anfällig für die Macht des Imperators. Während die Meister darauf setzten Furcht zu verbreiten und durch diese Furcht den Eindruck von ihren Fähigkeiten zu verstärken wuchs ihre eigentlich Macht ja kaum an, es gelang ihnen nur plötzlich die Illusion eines Zugewinns an Macht zu erzeugen.
Eine pervertierte Form der Kampfmeditation der Jedi ist das Geheimnis der Schreckensmeister und des Imperators. Sie säen Zwietracht, hemmen die Sinne, verlangsamen die Reaktion und nehmen sogar Einfluss auf die Biologie ihrer Gegner, wenn wir uns an manche Slogans auf Oricon erinnern. Außerdem waren sie zu sechst unterwegs, was ihnen ohnehin einen Vorteil einbrachte. Dennoch gelang es Jedi-Meister Jaric Kaedan sie zu überwältigen, weil sie gerne auf den Einsatz einer ganzen Flotte verzichteten und nur mit einem Dreadnaught samt loyaler Besatzung durch die Galaxis streiften.
Die Macht des Imperators liegt auch darin sich gegen große Heere und Flotten am besten wehren zu können. Wenn Chaos auf dem Schlachtfeld ausbricht können die loyalen Diener des Imperators jede Schlacht zu ihren Gunsten entscheiden. Doch unkorrumpierbare Einzeltäter und Kleingruppen sind wie ein Dolch, der in einen ungeschützten Spalt zwischen zwei Rüstungsplatten stößt. Gegenüber dem Jedi-Ritter erwähnte der Imperator ja bereits, dass ihn nur jemand mit reinem Willen bezwingen kann. Doch damit ist eigentlich nur jemand gemeint, der sich dem Imperator widersetzen kann und keine Angriffsfläche für dessen Gedankenkontrolle bietet. Der erste Anlauf des Jedi-Ritters scheiterte wohl auch, weil dieser einen Funken Zweifel in sich trug. "Do or do not. There is no trying." um Yoda zu zitieren. Der Imperator ist die Macht und im Umgang mit der Macht gibt es bestimmte Regeln zu beachten.
Die Schreckensmeister und der Imperator folterten Revan 300 Jahre und brachen ihn, aber 300 Jahre zuvor gelang es Revan wie dem Helden von Tython nach einiger Zeit den Einfluss des Imperators abzuschütteln. Der Einfluss des Imperators war schon damals nicht endlos und ihn aufrecht zu erhalten bedarf wohl einer gewissen Nähe.
Die Schreckensmeister wiederum gelten als weniger "mächtig" als der Imperator, aber das dürfte primär darauf basieren, dass der Imperator ihnen als einziger direkter Rivale eben überlegen war, weil ihre Fähigkeiten gar keinen Einfluss auf ihn hatten, er aber sehr wohl ihre eigenen Kräfte gegen sie wenden konnte. Ähnlich wie Vitiate ein Jahrtausend zuvor als kleines Rädchen in Marka Ragnos Reich diente dienten die Schreckensmeister also ihm, weil er immun gegen ihre Kräfte war. Rein spielerisch kann man es sich wohl so vorstellen, dass Vitiate ein Level 65 Charakter ist, den die Schreckensmeister mit 55 nicht einmal ankratzen können, während er selbst die geringsten Verletzungen sofort wegheilen kann.
Minderwertigkeitskomplexe
Der Imperator ist nur ein Savant, der der besonders mächtig im Umgang mit Gedankenkontrolle war. Er leistete nichts selbst, nutzte immer andere und wieselte sich anfangs durchs Leben, ehe er genügend Anhänger hinter sich hatte. Weder seine Machtfähigkeiten, noch sein Umgang mit einem Lichtschwert dürften ihm jenen Respekt einbringen, den uns seine Beherrschung des Gedankentricks abringt. Im Grunde brachte es Vitiate nicht einmal zu einem Darth und seine monumentale Leistung das Imperium gerettet zu haben war höchst eigennützig, um sich Kanonenfutter für seine späteren Kriege zu züchten.
Nimmt man Vitiate seine Unsterblichkeit und seine Gedankenkontrolle würde er einem modernen dunklen Lord oder Jedi-Meister wohl nur ebenbürtig sein. Darth Nox besitzt mehr rohe Machtkraft als sie Tenebrae je hatte und der Zorn des Imperators ist verglichen mit Vitiate eine Naturgewalt. Wenn der Held von Tython Vitiate in Gestalt seiner Stimme bezwingen konnte, obwohl Vitiate seine Gedankentricks einsetzte, dann hätte er ohne sie wohl gar keine Chance mehr gesehen. Und Vitiate fehlt auch eine besondere Eigenschaft, die uns härter kämpfen und mehr ertragen lässt - ich erinnere an The Dark Knight Rises - Angst vor dem Tod. Ohne das in Todesangst ausgeschüttete Adrenalin und die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen ist der Imperator ohne seine "Cheats" sogar schwächer als sterbliche Opponenten. Immerhin ziehen Sith ja nicht umsonst Kraft aus Angst, Furcht und Hass, der Imperator fürchtet allerdings nicht mehr und so wird er fatale Fehler begehen, die er einfach nicht erkennen kann.
Das Spiel auf Zeit als Ideologie
Unsterbliche neigen zur Lasterhaftigkeit, Trägheit und Überheblichkeit gegenüber Sterblichen. Für den Strategen der nach Yavin 4 den Sturz des Imperators plant ist das nicht bloß eine 2x2 m große Lücke irgendwo auf der Ummantelung eines Todessterns, sondern eine Angriffsfläche von der Größe eines Sternenzerstörers. Der Imperator unterschätzt seine Gegner und ist wohl sogar zu arrogant sich besondere Schutzmaßnahmen einfallen zu lassen.
Als Vitiate dem Jedi-Ritter auf Dromund Kaas unterlag sah er auch nicht ein, dass dies auch das Ende für seine Plänne hätte bedeuten können. Der Imperator war verwundet und auf Yavin 4 gestrandet, ohne einen Weg zurück ins Reich der Lebenden zu besitzen. Das gleiche Schicksal erlitt bereits Exar Kun, doch im Gegensatz zu Kun liefen noch einige Gefolgsleute des Imperators herum und es war eine glückliche Fügung, dass sich Revans dunkle Seite fand zu erreichen, was selbst die Hand des Imperators nicht vermochte. Wäre Revan nicht gewesen, der Imperator wäre auf Yavin 4 geblieben und seine Dienerschaft wäre früher oder später verstorben. Der Plan B für diesen Fall beinhaltete wohl auf einen jungen Jedi-Ritter zu warten, der ahnungslos von Legenden über Exar Kun angezogen irgendwie wieder Leben in den Geist Vitiates eingehaucht hätte. Das hätte natürlich auch Jahrtausende dauern können und auf der Astralebene wäre Vitiate auch auf Exar Kun gestoßen, der den gleichen Plan verfolgt hätte > Catfight im Vorhof der Hölle!
Anders als Revan oder die dunklen Lords vor und nach ihm erhob Vitiate das Spiel auf Zeit zu seinem obersten Dogma und genau darin liegt seine Schwäche, denn er hat ansonsten auch nichts zu bieten. Abwarten und Tee trinken, ohne sich in die Dinge einzumischen ziemt sich für einen Sith nicht. Mit dieser unwürdigen Einstellung ruinierte sich ein Jahrtausend zuvor auch Donellan Korsin seine Chancen zum Großlord von Kesh aufzusteigen, denn am Ende starb er vor seiner immer noch amtierenden Mutter. Die Neigung Vitiates Dinge lieber auszusitzen lässt vielleicht auch auf sein Unvermögen schließen, manches hier und jetzt zu lösen. Vitiate starb auf Dromund Kaas und er unternahm nur den halbherzigen Versuch seinen Mörder mit sich zu begraben, fast so als hätte er eigentlich geplant erst in der nächsten Generation wieder aufzutauchen.
Der sich Runde für Runde durchklickende Vitiate erinnert so auch an einen Total War-Spieler, der Zug um Zug rein gar nichts unternimmt und praktisch darauf hofft, dass sich die nächstgelegene Stadt praktisch kampflos ergibt. Doch der Total War-Veteranen weiß genau, mit jedem Zug wird es schwieriger, denn die Gegner werden immer mächtiger. So lässt sich auch Vitiates Fehler beschreiben. Als er die Macht ergriff war er der einzige verbliebene Sith-Lord und er musste keine Konkurrenz fürchten. Er lebte von diesem Mythos, zog sich jedoch immer mehr zurück und ignorierte die Entwicklungen vor seinen Palastmauern, während er sich praktisch kaum weiterentwickelte. Als Vitiate sein Imperium erschuf waren die Sith nur ein Schatten ihrer selbst, doch in den vergangenen Jahrhunderten hat man antike Artefakte geborgen und zumindest einen Teil des verloren geglaubten Wissens zurück erlangt. Während der Sith-Lord h.c. Vitiate vorwiegend Möglichkeiten erforschte sein Leben zu verlängern und zu einem gottgleichen Wesen zu werden, erlangten einzelne Sith-Lords Wissen und Macht zurück, das sie zu Ragnos Zeiten mächtiger gemacht hätte als Tenebrae. Vitiate hat diese Entwicklung jedoch gänzlich verschlafen.
Lord Kalligs Rückkehr, die Ernennung des neuen Barsen'thors des Jedi-Ordens, die Art und Weise wie bestimmte Helden des Imperiums in den Dunklen Tempel und über Oricon spazieren konnten, ohne vom Wahnsinn befallen zu werden - es sind Zeichen der Macht.
Unsterblichkeit ist an Bedingungen geknüpft und der Imperator existiert in einem Universum, in dem es innerhalb der kosmischen Macht zwar möglich ist unabhängig von seinem Körper zu existieren, doch damit ist man nur für die physische Welt unangreifbar. Die Frage in Vitiates Fall ist also eher wie tötet man einen Machtgeist? Denn das gleiche Prinzip ließe sich auf den Imperator anwenden. Geister konnten in der gesamten Story bis jetzt allerdings nur gebunden (Sith Inquisitor) oder gebannt werden (Jedi Botschafter), in beiden Fällen existieren sie mehr oder weniger fort. Genauso ging man vor 300 Jahren mit dem Geist Freedon Nadds vor, der nach einem Reinigungsritual der Jedi in einer Grabkammer weggeschlossen wurde. Die einzigen die Machtgeister vernichten konnten waren Freedon Nadd und Exar Kun, gefallene Jedi und Sith-Lords.
Auf Voss trat der Sith Inquisitor jedoch ein Ritual an, dass ihn auf eine "Geisterebene" beförderte, in der er seinen "inneren Dämonen" gegenüberteten und sie unterwerfen konnte. Auf Voss gelang es den Voss Mystikern mit Hilfe des Helden von Tython auch die Machtentität Sel-Makor zu zerstreuen, wobei allerdings ein Voss-Opfer notwendig war. Auch im Fall des Imperators empfiehlt sich vielleicht eine Studienreise nach Voss, vor allem weil dieser dort selbst von Sel-Makor so einiges gelernt haben sollte, etwa wie man ohne körperliche Form existiert.
Den Imperator zu vernichten wird schwierig, sollte er sich auf die Astralebene zurückziehen. Eine Ops oder ein Bosskampf "im Kopf" wäre auch nicht ganz neu, aber sicherlich die beste Möglichkeit den Imperator mit einem Körper erscheinen zu lassen. Bis dahin gilt es allerdings vielleicht Artefakte in Gang zu setzen und Bannkreise zu platzieren, was dem finalen Showdown mit Vitiate den Anstrich eines Exorzismus geben könnte. Ein Exorzisten-Titel wäre aber auch amüsant.
Doch nicht der mächtigste Machtnutzer der Geschichte
Der Sith-Imperator wurde immer wieder mal als der mächtigste Machtnutzer der Geschichte genannt, doch seine "Macht" ist großteils nur das Resultat seiner Langlebigkeit. Ein anderer Sith mit ähnlicher Lebensdauer hätte womöglich mehr "Erfolg" gehabt. Die Frage ist natürlich auch, was man nun als Erfolg oder Macht betrachtet.Zu Zeiten Marka Ragnos war Vitiate nur ein kleiner Fisch
Gehen wir rein von den Machtfähigkeiten aus, so sollte man Lord Vitiate zunächst einmal mit seinen Zeitgenossen vergleichen. Marka Ragnos, Ludo Kressh und Naga Sadow waren die größten Sith aus Vitiates Ära und beherrschten eine Vielzahl von Machttechniken, die wir beim Provinz-Fürsten Vitiate vermissen würden. Marka Ragnos herrschte mehr als ein Jahrhundert, sein Widersacher Simus überlebte selbst eine Enthauptung als präservierter Kopf. Ragnos Machtgeist überdauerte Jahrhunderte und der Legende nach schuf er sogar ein Zepter mit dessen Hilfe er seinen Träger als Wirtskörper in Besitz nehmen konnte, eine sogar noch höhere Kunst als Sith-Artefakte zu schaffen. Dieses alte Wissen ging zurück auf die ersten dunklen Lords und verbannten Jedi-Ritter Ajunta Pall, Karness Muur und Remulus Dreypa, deren Verständnis der Macht und Beherrschung der Sith-Alchemie über Jahrtausende alles andere in den Schatten stellte. Palls Gefolgsleute verstanden es das Leben selbst zu manipulieren, wie es erst wieder Darth Plagueis verstehen sollte, denn über die Jahrtausende ging diese dunkle Wissenschaft beinahe völlig verloren.
Zu Ragnos Lebzeiten existierte jedoch noch deutlich mehr von den alten Schriften und Aufzeichnungen der goldenen Ära der Sith-Alchemie als an irgendeinem späteren Zeitpunkt. Selbst Vitiates Machtritual war wohl keinesfalls so geheim wie sich der spätere Imperator das wohl wünschte. Seinem Weg zur Unsterblichkeit wäre wohl jederzeit ein mächtigerer Sith-Lord oder gar der Sith-Rat entgegen gestanden, der die Macht eines einzelnen zu begrenzen wusste. Lords wie Ragnos und Kressh hätten schon einen Weg gefunden einen unsterblichen Vitiate zu vernichten, vermutlich weil sie noch zu den gleichen Quellen Zugriff besaßen wie der junge Lord. Doch der Große Hyperraumkrieg, der Kressh-Aufstand, Sadows Exil und der Genozid an den Sith schwächten die Institutionen des alten Imperiums so sehr, dass Vitiate mit keiner weiteren Störung seiner Pläne mehr rechnen musste. Vitiate wurde unsterblich, weil nach einem epochalen Aderlass scheinbar nur noch die ahnungslosesten und schwächsten Sith-Lords übrig waren und Vitiate vernichtete auch noch die Mehrheit dieser auf Nathema. Es war die Wahnsinnstat eines kleinkarierten Möchtegern-Herrschers, der den Großen seiner Zeit nie gewachsen gewesen wäre.
Eine mangelhafte Ausbildung
Warum gilt Darth Sidious als einer oder gar der mächtigste aller Sith-Lords? Er durchlief eine Sith-Ausbildung in der Bane-Tradition und profitierte von über 1000 Jahre gesammelte Erfahrungen und verfeinerte Techniken. Sidious Kenntnis der dunklen Seite und sein Training suchen ihresgleichen, denn er wurde zum Sith-Meister ausgebildet und brachte Darth Banes Plan zur Vollendung. So gesehen ist eine Ausbildung in der Tradition Banes eben auch anders als die früherer Sith. Banes Erben wählten gezielt Schüler aus, die das Potential besaßen dunkle Lords zu werden und man trainierte sie für diese Aufgabe, anstatt es dem Schüler selbst zu überlassen, wie weit er eines Tages die Karriereleiter erklimmen würde. Und Banes Nachfolger waren auch darin ausgebildet die Macht auf ihre tödlichsten Weisen einzusetzen, um sich gegen frühreife Schüler, Rivalen, Jedi Einsatzkommandos und jede Bedrohung ihrer Macht zur Wehr zu setzen. Für einen Sith in der Regel der Zwei gab es auch weniger Geheimnisse, die ihm vorenthalten wurden. Um den Fortbestand des Ordens zu sichern, musste jedes Stück Wissen geteilt werden und so wuchs der musealische und archivarische Bestand des Sith Ordens über 1000 Jahre ungehindert an, während er in früheren Zeiten durch Machtkämpfe immer wieder zerstreut wurde.
Darth Sidious Ausbildung war derart umfassend wie seit den Tagen Naga Sadows kaum ein Sith mehr unterwiesen wurde. Dennoch besaß auch Sidious wohl einige Wissenslücken oder verzichtete auf die Anwendung bestimmter Machttechniken, weil er als Sith andere Ziele verfolgte. Als Sith besitzt Sidious auch eine gewisse Reinheit, welche die Ex-Jedi in der Geschichte des Ordens nicht für sich in Anspruch nehmen können.
Doch auch ehemalige Jedi wie Freedon Nadd, Exar Kun, Revan, Malak, Tyranus und Vader besaßen als Sith einen entscheidenden Vorteil, sie verfügten bereits über eine umfassende Ausbildung im Umgang mit der Macht und nahezu allen (nur bei Malak und Revan kann man sich nicht zu 100% sicher sein) hängte der Ruf an zu den besten Schülern ihrer Generation zu gehören. Sie alle besaßen enormes natürliches Talent, eine hochwertige Ausbildung (wobei das bei Vader und Malak am ehesten bestritten werden kann) und enttäuschten ihre Meister nicht aufgrund mangelhafter Fähigkeiten.
All das fehlt dem jungen Tenebrae, der in einem kargen Bauerndorf aufwuchs. Im Gegensatz zu von frühester Kindheit an trainierten Jedi Padawanen musste Tenebrae seine Fähigkeiten selbst entwickeln. Zu seinem Glück war er jedoch außerordentlich begabt, was alle Spielarten des Gedankentricks betraf. Mit dem Erwachen seiner Fähigkeiten zerstörte Tenebrae jedoch die eigene Familie, angefangen bei seinem gewalttätigen Stiefvater, der es Tenebraes Mutter zum Vorwurf machte eine Affäre mit Lord Dramath gehabt zu haben. Das Kind dieser Affäre sollte alles andere als eine glückliche Kindheit erleben und so zu einem ausgemachten Soziopathen werden. Von Kindheit an fiel Tenebrae jedoch immer wieder auf den Gedankentrick als letzte Zuflucht zurück. Tenebraes normale Machttalente stießen bei den machtunempfindlichen Bauern seines Heimatdorfes auf Furcht und Bewunderung, doch gegen andere Sith sollten seine ungeübten Angriffe scheitern. Nur seine besondere Gabe konnte ihn retten.
Tenebraes Beherrschung des Geistestricks und der Geisteskontrolle dürfte der eines Jahrtausende zuvor lebenden Daegen Lok wohl ebenbürtig gewesen sein. Derartige Wunderkinder kommen in der Geschichte des Jedi-Ordens immer wieder vor. Ein anderer Meister der Schaffung von Machtillusionen und Gedankenmanipulation war Darth Andeddu, doch wie im Fall Loks konnten besonders gut ausgebildete und erfahrene Machtanwender (im Fall Loks ein Predor des Unendlichen Imperiums und im Fall Andeddus Darth Wyyrlok III.) ihre Illusionen zerstören oder gegen die Anwender wenden. Wer jedoch unvorbereitet auf sie traf und weder über die Ausbildung eines antiken Rakata Feldherrn oder den breiten Wissensschatz eines dunklen Lords verfügte verfiel ihrem Einfluss.
Als Bauernsohn und Rebellenführer erfuhr Tenebrae jedoch nie eine konkrete Sith-Ausbildung. Als er Lord Dramath stürzte und wenig später von Marka Ragnos zum Sith-Lord erhoben wurde geschah dies aus der üblichen Staatsräson, dass Insubordination auch belohnt wird, solange sie erfolgreich verläuft. Und Tenebrae brachte alles mit, um dem dunklen Lord Ragnos als würdiger Nachfolger Dramaths zu erscheinen. Tenebrae war Dramaths Sohn, er hatte sich seinen neuen Rang in Sith-Manier erkämpft und war für die Ränkespiele des Sith-Rats keine Gefahr. Ein kleiner Fürst der von seinem unehelichen Sohn gestürzt wurde, das war den Konservativen immer noch lieber als ein Emporkömmling und Machtkämpfe innerhalb der Dynastien wurden wohl auch toleriert. Ragnos bewunderte den jungen Mann vielleicht einen Moment lang, wandte sich dann aber anderen Dingen zu. Bestenfalls entsandte der Sith-Rat wohl noch einen Emissär an Vitiates Hof, der ihm seine neuen Aufgaben als Statthalter erläutern sollte und vielleicht erfuhr er nun auch eine rudimentäre Einschulung in die Sith-Künste.
Die Vernichtung eines Planeten
Als das Ritual auf Nathema endete war die Welt leblos und zerstört, der im Zentrum des Sturms "unsterblich" gewordene Vitiate hat seine Lebensspanne und Macht unglaublich erhöht. Die Verwüstung Nathemas war jedoch nur eine Nebenwirkung des Rituals, eine Konsequenz aus dem Einsatz der dunklen Seite. Vitiate hatte zwar Erfolg darin seine Unsterblichkeit zu erreichen, doch nicht alles Leben ging in ihm auf, tatsächlich wurde wohl lediglich ein Großteil des Lebens auf Nathema durch die schiere Gewalt des Rituals vernichtet. Vitiates Unsterblichkeit basiert also wohl nicht auf gesammelter Lebensenergie, sondern dem Resultat des Rituals, dass ihn zu einer Machtentität werden ließ, die nun früher oder später auch ihren Körper abstreifen wollte.
Unsterblich wie Darth Sion und Nihilus
Als Entität ist Vitiate praktisch ein Machtgeist mit Körper. Die Langlebigkeit der Sith-Spezies gepaart mit den auch Ragnos & Co. bekannten Techniken ihre Zellen frisch zu halten und so ihr Leben zu verlängern hätten Vitiate auch ohne Hilfsmittel einige Jahrhunderte beschert. Ähnlich wie 1000 Jahre später Darth Sion gelang es Vitiate allerdings seinen eigentlich zum Tode verdammten Körper zusammenzuhalten und seine Zellen zu einer stetigen Regeneration zu zwingen, soweit das die Macht der Midichlorianer eben zulässt. Darth Sion und Nihilus geben uns wohl die besten Beispiele dafür, wie man das geheime Wissen des Imperators wiederentdecken könnte und zu welchen perversen Folgen das führt.
Darth Sion hielt seinen zerschmetterten Körper nur mit Hilfe der Macht zusammen. Genauso behielt Vitiate wohl seine körperliche Form. Doch jede Narbe hinterließ auf Sions lebenden Leichnam Spuren und er bestand praktisch nur noch als lebender Toter, ein Sith-Zombie. Darth Nihilus erreichte einen ähnlichen Zustand wie Vitiate nach Nathema, als er Opfer von Revans Massaker an den Mandalorianern wurde und überlebte. Sein Körper wurde praktisch vernichtet und er klammerte sich mit aller Macht an seine physische Existenz, so dass er nur noch als Schatten innerhalb seiner Roben und hinter einer Maske fortexistierte. Um zu überleben brauchte er allerdings die Lebensenergie anderer. Im Gegensatz zu Vitiate war Nihilus wohl nicht "gefestigt", ähnlich wie Sion blieb Nihilus instabil und genau darum waren beide wohl keine Bedrohung für den Imperator.
Der Einäugige unter Blinden
Vitiate hatte sich mit seiner mutwilligen Zerstörung der Sith in eine problematische Lage manövriert. Wie Exar Kun und andere Erben der Sith später verfügte er plötzlich nicht mehr über alle jener Artefakte und Schriften, die Ragnos & Co. zu legendären Machtnutzern gemacht hatten. Wissen war verloren. Womöglich wusste Vitiate sogar vom ins Exil geflohenen Naga Sadow, fürchtete aber dessen Einfluss auf die von Vitiate geretteten Sith. Ein gesalbter dunkler Lord und legendärer Kriegsheld hätte Vitiates Thronanspruch jederzeit widerlegen können und Sadow war noch dazu einer der größten Alchemisten seiner Ära. Der Führungsanspruch Vitiates stützte sich also auch darauf, ein Halbgebildeter unter Ungebildeten zu sein, weshalb er den einfachen Sith allmächtig erscheinen musste und so seinen Mythos zementieren konnte.
Der wahre Erbe des alten Imperiums: Das Wunderkind Exar Kun
Freedon Nadd und Exar Kun vernichteten die Machtgeister ihrer Meister. Nadd löschte somit Naga Sadow aus und Exar Kun nach ungleich kürzerer Einschulung wiederum Nadd. In direkter Linie wurde so Exar Kun zum Erben des letzten dunklen Lords und erwies sich als wahre Naturbegabung, warum er für geraume Zeit sogar offiziell als der mächtigste aller Sith-Lords bezeichnet werden durfte. Kun war ein Naturtalent. Obwohl das antike Wissen der Sith seit einem Jahrtausend verloren war gelang es ihm Macht-Techniken wiederzuentdecken und einzusetzen, die eines Naga Sadow würdig gewesen wären. Wer Machtgeister vernichten kann, die im Prinzip ja nur noch innerhalb der Macht existieren und kaum an die physische Welt gebunden sind, der wäre auch eine Bedrohung für den Imperator. Doch Imperator Vitiate beherrscht diese Technik nicht. Er musste seine potentiellen Rivalen unter den gefallenen Lords im Dunklen Tempel auf Dromund Kaas wegschließen. Und Lord Kun gelang es sogar vor 300 Jahren bereits jenes Ritual in Gang zu setzen, dass den Imperator nun ins Leben zurück gebracht hat. Kun hatte ebenfalls Erfolg, strandete allerdings auf einer Astralebene, von der aus er erst 4000 Jahre später mühevoll in Kontakt mit den beiden der dunklen Seite nahen Jedi-Schülern Gantoris und Kyp Durron treten konnte. Und Exar Kuns Regentschaft als dunkler Lord währte bestenfalls ein Jahr, verglichen mit den 1300 Jahren Vitiates.
Der Aufbau des neuen Sith-Imperiums
Naga Sadow, Freedon Nadd und Exar Kun waren jedoch auch die Gründe dafür, warum sich der Imperator lieber auf Dromund Kaas verschanzte und ein mächtiges Reich um sich aufbauen ließ. Sadow, Nadd und Kun besaßen zwar enormes Potential als Rivalen, doch ihre militärischen Streitmächte waren bescheiden. Sadow trat sein Exil mit einem Kontingent seiner Leibwache an, Nadd herrschte über einen einzigen Planeten und Kun war von seinen Verbündeten Mandalore und dem Krath-Regime im Teta-System abhängig. Dennoch besaßen alle drei mit Zugang zu Sadows Waffenkammer und somit nukleares Abschrenkungspotential. Kuns Anhänger gelang es etwa eine Sonneneruption heraufzubeschwören, mit der die legendäre Jedi Akademie auf Ossus vernichtet wurde. Derartige Superwaffen schien der Imperator gar nicht zu besitzen oder im Arcanum unter Verschluss zu halten. Das Imperium war daher auf Eigenentwicklungen angewiesen.
Ein mittelmäßiger Duellant
Im Zweikampf blieben Sadow, Nadd und Kun als dunkle Lords sogar ungeschlagen, was der Imperator mittlerweile nicht mehr von sich behaupten kann. Vitiate ließ sich allerdings auch von Darth Baras in eine Falle locken und wurde sogar von Sel-Makor besessen, als er sich vom Zorn auf Voss "befreien" lassen wollte. Allmächtige sehen anders aus.
Vitiates Schwächen im Zweikampf mögen daher stammen, dass er Jahrtausende lange auch nie solche geübt hat. Die Sith ließen sich gegeneinander ausspielen, externe Bedrohungen mit der Armee bezwingen und für Notfälle gab es ja die imperiale Garde, mit der er auch so manchen abtrünnigen Dunklen Lord zur Strecke brachte. Der Unsterbliche wog sich in absoluter Sicherheit und tat nichts, um seine alten Schwächen auszumerzen.
Als unehelicher Sohn eines Sith-Lords aufgewachsen besaß Vitiate auch kaum das Training eines wahren Sith-Lords. Seine gesamte Karriere lang stützte er sich darauf die Gedanken anderer zu kontrollieren, worin ihm nur die Schreckensmeister ebenbürtig werden sollten. Der jugendliche Tenebrae errang seinen Sith-Namen Vitiate als Lohn dafür, dass er seinen Vater Lord Dramath stürzte. Wohl als Anführer eines von ihm angezettelten Bauernaufstandes drang Tenebrae in den Palast seines Vaters ein und forderte diesem zum Duell. Soweit wir heute wissen trieb Tenebrae Lord Dramath in den Wahnsinn ehe er ihn tötete und es dauerte noch drei Jahre bis er den Rest des Planeten unter seiner Kontrolle hatte.
Der siebte Schreckensmeister
Er unterwarf sein Heimatdorf, trieb einen Sith-Lord in den Wahnsinn und brauchte Jahrhunderte lang keinen Finger zu heben, um Rivalen oder Aufstände niederzuschlagen. Das klingt verdächtig ähnlich wie die Fähigkeiten der Schreckensmeister.
In der Star Wars-Lore gab es immer schon die Idee von besonderen Machttalenten. Als solche Talente galten seherische Gaben, besondere Heilfähigkeiten, aber auch besonders stark oder schwach ausgeprägte Varianten gewöhnlicher Machtfähigkeiten, wie Telekinese, Telepathie und eben auch Gedankenkontrolle.
Tenebrae war wohl in Sachen Gedankenkontrolle hochbegabt und ein richtiges Ausnahmetalent, was seinen kometenhaften Aufstieg erklären könnte. Derartige "Soft Skills" sorgen allerdings auch immer wieder darauf, dass ihre Besitzer die Kampfausbildung vernachlässigen. Tenebraes Aufstieg vom Bauernsohn zum Sith-Lord deutet wohl auch darauf hin, dass er nie eine korrekte Kampfausbildung erhielt und daher auch kaum regelmäßig trainierte. Entsprechend musste sich Lord Vitiate darauf konzentrieren, seine Machtfähigkeiten zu verbessern und zu steigern. Man könnte sogar einen leichten Minderwertigkeitskomplex Vitiates in diesem Fakt sehen und behaupten Vitiates Streben nach Unsterblichkeit und Einheit mit der Macht würde auf dieses Gefühl einer physischen Unterlegenheit zurückgehen.
Die Allmacht des Imperators kommt jedoch im hohen Ausmaß von seiner Fähigkeit den Geist anderer dominieren zu können, während er aufgrund seines aufgestiegenen Zustandes nicht auf diese Weise kontrolliert werden kann. Als es den sechs Schreckensmeistern etwa gelang sich dem Phobis Kern auszusetzen und dessen Strahlung zu überleben, indem sie ihre Geister miteinander verbanden, erlangten sie eine Macht die der des Imperators ähnlich ist. Doch die Schreckensmeister blieben hinter ihren Masken und unter ihren Roben Wesen aus Fleisch und Blut, anfällig für die Macht des Imperators. Während die Meister darauf setzten Furcht zu verbreiten und durch diese Furcht den Eindruck von ihren Fähigkeiten zu verstärken wuchs ihre eigentlich Macht ja kaum an, es gelang ihnen nur plötzlich die Illusion eines Zugewinns an Macht zu erzeugen.
Eine pervertierte Form der Kampfmeditation der Jedi ist das Geheimnis der Schreckensmeister und des Imperators. Sie säen Zwietracht, hemmen die Sinne, verlangsamen die Reaktion und nehmen sogar Einfluss auf die Biologie ihrer Gegner, wenn wir uns an manche Slogans auf Oricon erinnern. Außerdem waren sie zu sechst unterwegs, was ihnen ohnehin einen Vorteil einbrachte. Dennoch gelang es Jedi-Meister Jaric Kaedan sie zu überwältigen, weil sie gerne auf den Einsatz einer ganzen Flotte verzichteten und nur mit einem Dreadnaught samt loyaler Besatzung durch die Galaxis streiften.
Die Macht des Imperators liegt auch darin sich gegen große Heere und Flotten am besten wehren zu können. Wenn Chaos auf dem Schlachtfeld ausbricht können die loyalen Diener des Imperators jede Schlacht zu ihren Gunsten entscheiden. Doch unkorrumpierbare Einzeltäter und Kleingruppen sind wie ein Dolch, der in einen ungeschützten Spalt zwischen zwei Rüstungsplatten stößt. Gegenüber dem Jedi-Ritter erwähnte der Imperator ja bereits, dass ihn nur jemand mit reinem Willen bezwingen kann. Doch damit ist eigentlich nur jemand gemeint, der sich dem Imperator widersetzen kann und keine Angriffsfläche für dessen Gedankenkontrolle bietet. Der erste Anlauf des Jedi-Ritters scheiterte wohl auch, weil dieser einen Funken Zweifel in sich trug. "Do or do not. There is no trying." um Yoda zu zitieren. Der Imperator ist die Macht und im Umgang mit der Macht gibt es bestimmte Regeln zu beachten.
Die Schreckensmeister und der Imperator folterten Revan 300 Jahre und brachen ihn, aber 300 Jahre zuvor gelang es Revan wie dem Helden von Tython nach einiger Zeit den Einfluss des Imperators abzuschütteln. Der Einfluss des Imperators war schon damals nicht endlos und ihn aufrecht zu erhalten bedarf wohl einer gewissen Nähe.
Die Schreckensmeister wiederum gelten als weniger "mächtig" als der Imperator, aber das dürfte primär darauf basieren, dass der Imperator ihnen als einziger direkter Rivale eben überlegen war, weil ihre Fähigkeiten gar keinen Einfluss auf ihn hatten, er aber sehr wohl ihre eigenen Kräfte gegen sie wenden konnte. Ähnlich wie Vitiate ein Jahrtausend zuvor als kleines Rädchen in Marka Ragnos Reich diente dienten die Schreckensmeister also ihm, weil er immun gegen ihre Kräfte war. Rein spielerisch kann man es sich wohl so vorstellen, dass Vitiate ein Level 65 Charakter ist, den die Schreckensmeister mit 55 nicht einmal ankratzen können, während er selbst die geringsten Verletzungen sofort wegheilen kann.
Minderwertigkeitskomplexe
Der Imperator ist nur ein Savant, der der besonders mächtig im Umgang mit Gedankenkontrolle war. Er leistete nichts selbst, nutzte immer andere und wieselte sich anfangs durchs Leben, ehe er genügend Anhänger hinter sich hatte. Weder seine Machtfähigkeiten, noch sein Umgang mit einem Lichtschwert dürften ihm jenen Respekt einbringen, den uns seine Beherrschung des Gedankentricks abringt. Im Grunde brachte es Vitiate nicht einmal zu einem Darth und seine monumentale Leistung das Imperium gerettet zu haben war höchst eigennützig, um sich Kanonenfutter für seine späteren Kriege zu züchten.
Nimmt man Vitiate seine Unsterblichkeit und seine Gedankenkontrolle würde er einem modernen dunklen Lord oder Jedi-Meister wohl nur ebenbürtig sein. Darth Nox besitzt mehr rohe Machtkraft als sie Tenebrae je hatte und der Zorn des Imperators ist verglichen mit Vitiate eine Naturgewalt. Wenn der Held von Tython Vitiate in Gestalt seiner Stimme bezwingen konnte, obwohl Vitiate seine Gedankentricks einsetzte, dann hätte er ohne sie wohl gar keine Chance mehr gesehen. Und Vitiate fehlt auch eine besondere Eigenschaft, die uns härter kämpfen und mehr ertragen lässt - ich erinnere an The Dark Knight Rises - Angst vor dem Tod. Ohne das in Todesangst ausgeschüttete Adrenalin und die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen ist der Imperator ohne seine "Cheats" sogar schwächer als sterbliche Opponenten. Immerhin ziehen Sith ja nicht umsonst Kraft aus Angst, Furcht und Hass, der Imperator fürchtet allerdings nicht mehr und so wird er fatale Fehler begehen, die er einfach nicht erkennen kann.
Das Spiel auf Zeit als Ideologie
Unsterbliche neigen zur Lasterhaftigkeit, Trägheit und Überheblichkeit gegenüber Sterblichen. Für den Strategen der nach Yavin 4 den Sturz des Imperators plant ist das nicht bloß eine 2x2 m große Lücke irgendwo auf der Ummantelung eines Todessterns, sondern eine Angriffsfläche von der Größe eines Sternenzerstörers. Der Imperator unterschätzt seine Gegner und ist wohl sogar zu arrogant sich besondere Schutzmaßnahmen einfallen zu lassen.
Als Vitiate dem Jedi-Ritter auf Dromund Kaas unterlag sah er auch nicht ein, dass dies auch das Ende für seine Plänne hätte bedeuten können. Der Imperator war verwundet und auf Yavin 4 gestrandet, ohne einen Weg zurück ins Reich der Lebenden zu besitzen. Das gleiche Schicksal erlitt bereits Exar Kun, doch im Gegensatz zu Kun liefen noch einige Gefolgsleute des Imperators herum und es war eine glückliche Fügung, dass sich Revans dunkle Seite fand zu erreichen, was selbst die Hand des Imperators nicht vermochte. Wäre Revan nicht gewesen, der Imperator wäre auf Yavin 4 geblieben und seine Dienerschaft wäre früher oder später verstorben. Der Plan B für diesen Fall beinhaltete wohl auf einen jungen Jedi-Ritter zu warten, der ahnungslos von Legenden über Exar Kun angezogen irgendwie wieder Leben in den Geist Vitiates eingehaucht hätte. Das hätte natürlich auch Jahrtausende dauern können und auf der Astralebene wäre Vitiate auch auf Exar Kun gestoßen, der den gleichen Plan verfolgt hätte > Catfight im Vorhof der Hölle!
Anders als Revan oder die dunklen Lords vor und nach ihm erhob Vitiate das Spiel auf Zeit zu seinem obersten Dogma und genau darin liegt seine Schwäche, denn er hat ansonsten auch nichts zu bieten. Abwarten und Tee trinken, ohne sich in die Dinge einzumischen ziemt sich für einen Sith nicht. Mit dieser unwürdigen Einstellung ruinierte sich ein Jahrtausend zuvor auch Donellan Korsin seine Chancen zum Großlord von Kesh aufzusteigen, denn am Ende starb er vor seiner immer noch amtierenden Mutter. Die Neigung Vitiates Dinge lieber auszusitzen lässt vielleicht auch auf sein Unvermögen schließen, manches hier und jetzt zu lösen. Vitiate starb auf Dromund Kaas und er unternahm nur den halbherzigen Versuch seinen Mörder mit sich zu begraben, fast so als hätte er eigentlich geplant erst in der nächsten Generation wieder aufzutauchen.
Der sich Runde für Runde durchklickende Vitiate erinnert so auch an einen Total War-Spieler, der Zug um Zug rein gar nichts unternimmt und praktisch darauf hofft, dass sich die nächstgelegene Stadt praktisch kampflos ergibt. Doch der Total War-Veteranen weiß genau, mit jedem Zug wird es schwieriger, denn die Gegner werden immer mächtiger. So lässt sich auch Vitiates Fehler beschreiben. Als er die Macht ergriff war er der einzige verbliebene Sith-Lord und er musste keine Konkurrenz fürchten. Er lebte von diesem Mythos, zog sich jedoch immer mehr zurück und ignorierte die Entwicklungen vor seinen Palastmauern, während er sich praktisch kaum weiterentwickelte. Als Vitiate sein Imperium erschuf waren die Sith nur ein Schatten ihrer selbst, doch in den vergangenen Jahrhunderten hat man antike Artefakte geborgen und zumindest einen Teil des verloren geglaubten Wissens zurück erlangt. Während der Sith-Lord h.c. Vitiate vorwiegend Möglichkeiten erforschte sein Leben zu verlängern und zu einem gottgleichen Wesen zu werden, erlangten einzelne Sith-Lords Wissen und Macht zurück, das sie zu Ragnos Zeiten mächtiger gemacht hätte als Tenebrae. Vitiate hat diese Entwicklung jedoch gänzlich verschlafen.
Lord Kalligs Rückkehr, die Ernennung des neuen Barsen'thors des Jedi-Ordens, die Art und Weise wie bestimmte Helden des Imperiums in den Dunklen Tempel und über Oricon spazieren konnten, ohne vom Wahnsinn befallen zu werden - es sind Zeichen der Macht.
Wie tötet man einen Unsterblichen?
Auch Götter können sterben, wenn andere Götter nicht intervenieren. Unsterblichkeit ist auch nur eine Garantie, die eben nur solange gilt wie man sich an ihre Bedingungen hält. Wer sich mutwillig in Situationen begibt die von dieser Garantie nicht gedeckt werden, der verliert seinen Anspruch auf die Garantieleistung. Da hilft es auch nichts sich Extra-Garantiejahre ein Lifetime-Paket zu holen. Dracula ist unsterblich, trotzdem kann man ihm einen Holzpflock ins Herz treiben oder dem Sonnenlicht aussetzen und das beendet sein Existenz trotzdem.Unsterblichkeit ist an Bedingungen geknüpft und der Imperator existiert in einem Universum, in dem es innerhalb der kosmischen Macht zwar möglich ist unabhängig von seinem Körper zu existieren, doch damit ist man nur für die physische Welt unangreifbar. Die Frage in Vitiates Fall ist also eher wie tötet man einen Machtgeist? Denn das gleiche Prinzip ließe sich auf den Imperator anwenden. Geister konnten in der gesamten Story bis jetzt allerdings nur gebunden (Sith Inquisitor) oder gebannt werden (Jedi Botschafter), in beiden Fällen existieren sie mehr oder weniger fort. Genauso ging man vor 300 Jahren mit dem Geist Freedon Nadds vor, der nach einem Reinigungsritual der Jedi in einer Grabkammer weggeschlossen wurde. Die einzigen die Machtgeister vernichten konnten waren Freedon Nadd und Exar Kun, gefallene Jedi und Sith-Lords.
Auf Voss trat der Sith Inquisitor jedoch ein Ritual an, dass ihn auf eine "Geisterebene" beförderte, in der er seinen "inneren Dämonen" gegenüberteten und sie unterwerfen konnte. Auf Voss gelang es den Voss Mystikern mit Hilfe des Helden von Tython auch die Machtentität Sel-Makor zu zerstreuen, wobei allerdings ein Voss-Opfer notwendig war. Auch im Fall des Imperators empfiehlt sich vielleicht eine Studienreise nach Voss, vor allem weil dieser dort selbst von Sel-Makor so einiges gelernt haben sollte, etwa wie man ohne körperliche Form existiert.
Den Imperator zu vernichten wird schwierig, sollte er sich auf die Astralebene zurückziehen. Eine Ops oder ein Bosskampf "im Kopf" wäre auch nicht ganz neu, aber sicherlich die beste Möglichkeit den Imperator mit einem Körper erscheinen zu lassen. Bis dahin gilt es allerdings vielleicht Artefakte in Gang zu setzen und Bannkreise zu platzieren, was dem finalen Showdown mit Vitiate den Anstrich eines Exorzismus geben könnte. Ein Exorzisten-Titel wäre aber auch amüsant.