Freitag, 29. April 2016
Was ist der "Kanon"?
Ich schreibe oft und viel davon, aber genau erklärt habe ich es wohl noch nie, was im Fandom immer wieder als Kanon bezeichnet wird. 2014 setzte man sich in der Zentrale von Lucasfilm zusammen und musste eine Entscheidung treffen, was nach dem Verkauf aller Rechte an Star Wars nun geschehen sollte.

Vor dem Verkauf hatte George Lucas immer noch das letzte Wort und konnte entscheiden was denn Star Wars ist und was nicht. 2014 übertrug man diese Befugnis auf ein firmeninternes Gremium, das heute als Story Group bekannt ist.

Diese Story Group übernahm die Aufgabe Star Wars über die verschiedenen Medien einheitlich auftreten zu lassen und Widersprüche soweit wie möglich zu vermeiden. Man griff allerdings zunächst auf einen einfachen Trick zurück, um die hunderten Romane, Comics, RP-Guides und Videospiele seit 1977 nicht in künftige Filme einbeziehen zu müssen.

Man deklarierte, dass nur jene von George Lucas selbst mitgestalteten Werke den "Kanon" darstellen sollten, ehe man selbst begann Werke zu diesem hinzuzufügen. Dementsprechend reduzierte man Star Wars auf die sechs von Lucas geschaffenen Filme und die von ihm als Executive Producer gestartete Serie The Clone Wars. Ja richtig gelesen, die Serie samt Pilotfilm ist aus Sicht des Konzerns Lucasfilms genauso relevant wie die sechs Filme und ich muss zugeben, ich habe den Pilotfilm damals sogar im Kino gesehen. Dave Filoni, der Regisseur dieses Animationsfilms, ist somit auch der erste Regisseur eines Ablegerfilms der Saga.

Seither ist es etwas schwieriger geworden herauszufinden was kanonisch ist. Es gibt nun sieben Episoden und eine zweite Serie. Aber eben auch viele von der Story Group abgesegnete und mitgestaltete Bücher, Comics und sogar Videospiele. Im Gegensatz zu Lucas ist die Story Group deutlich aktiver und interessierter, man schreibt mehr vor, greift häufiger ein und achtet mehr auf das Material abseits der Filme, während Lucas sich nur für jene Projekte interessierte die er selbst begleitete, wie The Clone Wars.

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Season 2 Spekulationen: Auf der Suche nach einem Stellvertreter
Die für mich persönlich wohl interessanteste Entscheidung aus der Klassenstory des Troopers (aka des Soldaten) war die Wahl zwischen Jorgan und Elara als Stellvertreter. Diese Entscheidung wurde durch Fallen Empire zwar aufgehoben (Captain Dorne wurde aus politischen Gründen entlassen), aber sie brachte seinerzeit schon viele Spieler zum Grübeln. Es gab eigene Foren-Threads mit seitenlangen Argumenten dafür, warum man sich für Jorgan oder Elara entschieden hatte. Denn man verlieh so nebenbei ja auch eine Beförderung und der Stellvertreter trat in seiner Funktion in mehreren Szenen der Klassenstory auf.

Mein Gedankengang wäre nun folgender, wenn man die Klassenstorys mit Fallen Empire abgeschlossen hat und nur noch durch die Gefährtenstorys weitererzählt, aber auch bei diesen bestimmte Entscheidungen als Kanon durchsetzt (#MajorJorgan), dann könnte man auch einige lobenswerte Elemente aus den Klassenstorys für die allgemeine Story wiedervewerten. Ich finde etwa, dass Kapitel XIII durchaus wie ein Remake der Finale von Akt I und II der Schmuggler-Story wirkt. Spinnt man diesen Gedanken nun weiter, dann könnte es noch einige interessante Szenen geben, die in kommenden Seasons auch Nachwirkungen haben könnten, weil es nun nur noch eine gemeinsame Storyline zu koordinieren gibt. Konkret werde ich das Gefühl nicht los, dass diese Sache mit Novo aus Kapitel III und VII vielleicht noch nicht ausgestanden ist. Überhaupt gibt es sehr viele Entscheidungen, die in Season 1 scheinbar noch ohne Auswirkung bleiben, wie das mögliche Massaker an den Exilanten in Kapitel IV. Season 1 könnte enger mit Season 2 verbunden sein als jedes Dragon Age oder Mass Effect, weil auch der zeitliche Abstand kürzer ist und man einen einheitlichen Masterplan für die Story verfolgt.

Gerade die Ereignisse von Kapitel XII haben der Allianz meiner Meinung nach demonstriert, dass es nicht schlecht wäre, wenn es einen Stellvertreter für den Kommandanten gäbe. Dass man auf geheimer Mission unterwegs ist und Funkstille halten muss kommt vor und irgendjemand müsste derweil für die Sicherheit Odessens sorgen. Hier spielt aber auch die Gesinnung des Kommandanten eine Rolle. Welchen meiner Berater vertraue ich überhaupt? Von allen Main Cast-Charakteren wurden bisher nur Lana und Theron als richtige Manager aufgebaut, neben den vier Spezialisten, die aber eben ihre vier Abteilungen zu verwalten haben. Ohne den Kommandanten sollte die Macht derzeit an die Doppelspitze Lana/Theron fallen. Damit könnte ich zwar leben, doch es wäre auch sehr praktisch, wenn man eine offizielle Nummer zwei ernennen könnte.

Kapitel XV scheint uns ja bereits eine gewisse Fraktionsbildung zu erlauben und ich meine man könnte dieses Spiel auch in Season 2 noch weitertreiben. Entscheidet man sich für einen Imperialen, einen Rep oder vielleicht gar einen Zakuulaner als Stellvertreter? Wie in der Trooper-Story könnte man seine Entscheidung mit politischen oder fachlichen Gründen erklären. Als Imp Theron Shan als Stellvertreter einzusetzen demonstriert vielleicht, dass die Allianz keine rein imperiale Angelegenheit ist. Als Rep Theron Shan zu wählen ließe sich mit dessen verwandtschaftlichen Beziehungen erklären. Der Sohn des Supreme Commander und der Großmeisterin des Jedi-Ordens wäre eine Symbolgestalt, außerdem ist Theron ein relativ fähiger Manager geworden und besitzt hochrangige Kontakte zur Republik. Ein Koth Vortena als Stellvertreter würde Zakuul zeigen, dass man nicht der Feind ist. Die Allianz will Zakuul befreien und nicht zerstören.

Das ist doch völlig ausgeschlossen, weil es zu starkes Branching bedeutet? So würde ich auch denken, wenn Koths Verrat in Kapitel X nicht schon eine wichtige Variable dieser Art enthielt. Ob sich Sergeant Ralo (aus Kapitel I und VI) den Deserteuren anschließt oder nicht ist abhängig von den in Kapitel I getroffenen Entscheidungen und wohl auch wie man sich in Kapitel VI gegenüber seinen Vorwürfen verhält. Außerdem ist auch Koth ein Beispiel dafür wie Branching bereits in Season 1 funktioniert. Wenn er sich von der Allianz verabschiedet wird er in allen folgenden Dialogen von Tora ersetzt oder ist eben nicht anwesend. Man hätte also auch eine Menge Koth-Dialoge "umsonst" aufgenommen, weil dieser ja wegen einer Story-Entscheidung nichts mehr zu sagen haben könnte. Generell würde ich behaupten, dass Branching ein großer Pluspunkt ist und Spaß macht. Entscheidungen dürfen ruhig Konsequenzen haben, weil das die Spieler motiviert mehr als einen Char durch eine Story zu schicken. Gerade wenn man mit Story Geld machen will ist Branching imho daher auch unumgänglich. Zudem kostet es weniger drei Sprecher einen Dialog aufnehmen zu lassen, als die 16 Klassen-Sprecher.

Wie Season 2 tatsächlich aussieht weiß noch keiner, vor allem könnte sich auch der Main Cast noch verändern, trotzdem wage ich gerne eine Spekulation hinsichtlich der drei möglichen Stellvertreter:

Koth Vortena

Aber Koth scheidet wegen seines Verhaltens in Season 1 doch aus? Naja, Koth könnte auch "abgekühlt" sein und zur Allianz zurückgekrochen kommen. Es stimmt schon, Koth wäre wohl eine eher exklusive Option für jene, die seinen "Loyalitätstest" bestanden haben. Ich denke Koths Arc in Season 1 könnte den Loyalitätsquests in Mass Effect 2 oder dem Abhärten von Gefährten in Dragon Age (insbesonders Allistairs in DAO) entsprechen. Ich glaube hinsichtlich Koths an drei Möglichkeiten, entweder er bleibt bei der Allianz (was ihm wohl einen Loyalitätsbonus einbringt), er kehrt zurück und wird wieder aufgenommen (Hardened Koth) oder man tötet ihn. Aus meiner Sicht sollte es erlaubt sein Koth in Season 2 auch zu töten und die Option eines zakuulanischen Bündnisses vom Tisch zu fegen, denn ich glaube statistisch ließe sich wohl ein Zusammenhang zwischen Zakuul-Hatern und Koth-Hatern feststellen.

Was würde Koth als Stellvertreter mitbringen? Er wäre ein Zeichen an Zakuuls Rebellen, dass sie einen Platz in der Allianz haben und man mit ihnen an der Zukunft Zakuuls arbeiten will. Koth überhaupt an Bord zu haben würde wohl schon voraussetzen, dass man sehr um das Wohlergehen Zakuuls besorgt gewesen war. So gesehen ist Koth als Stv. wohl die ultimative helle Seite-Option.

Bisher hatte Koth auch nur sehr wenig mit der harten Führungsarbeit zu tun, er hätte also auch keine Probleme damit eine höherwertige Aufgabe anzunehmen. Während Theron und Lana mit dem Management beschäftigt sind könnte sich Koth auf die wichtigeren Dinge konzentrieren. Und Koth muss auch keine Aufgaben an einen geeigneten Nachfolger weiterreichen, der seine Managementaufgaben übernehmen müsste. Koth ist auf jeden Fall ein moralisch höchst anspruchsvoller Anführer, der allerdings Pragmatismus vermissen lässt. Für moralische Fanatiker wie überzeugte Jedi-Meister wäre Koth wohl ein durchaus idealer Kandidat als Stellvertreter.

Theron Shan

Theron ist fast so etwas wie ein Prinz der Republik. Seine Eltern waren Kriegshelden, genau wie seine Vorfahren. Der Name Shan allein sollte in der Republik bereits einiges an Gewicht besitzen. Sein Vater war niemand geringerer als Supreme Commander Jace Malcom, ein auch in Sareshs Partei respektierter Offizier, der als Gründer Havoc Squads gilt. Malcom wendete die Schlacht um Alderaan, diente dort außerdem mehrere Jahre als Militärberater und wurde von Saresh selbst zum Nachfolger von Supreme Commander Rans bestellt. Therons Mutter war Großmeisterin Satele Shan, über die wohl schon genug gesagt wurde. Theron steht für die moralischen Grundprinzipien der Republik und dass sich diese bisher noch von jedem Rückschlag erholt hat. Ich wäre sogar davon überzeugt, dass Theron einen sehr guten obersten Kanzler abgeben könnte, immerhin zählten auch einige Senatoren zu seinen Vorfahren. Revans Sohn Vaner Shan kandidierte schon vor über 250 Jahren als oberster Kanzler.

Theron als Stellvertreter einzusetzen würde ihn zu einer Identitifikationsfigur für die Republik machen. Da draußen gibt es einen wahren Helden der Republik und er kämpft gegen den wahren Feind. Er kämpft mit den Imps und nicht gegen sie. Theron Shan ist ein gewisser Gegenpol zu Saresh und ihrem Nachfolger, denn Theron könnte bereits alleine seinen Namen und seine Verdienste für die Republik anführen, um Berufspolitikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Shans sind Volkshelden und über die Verbindung zu seinem prominenten Vater könnte sich Shan wohl auch die Unterstützung des Militärs sichern. Dass der SID-Direktor so etwas wie sein Vaterersatz war könnte ihm außerdem helfen diese Organisation an sich zu binden. Und als Sohn einer Jedi-Meisterin würde man Theron auch als moralisch überlegenen Kanzlerkandidaten ansehen. Wenn so jemand für die Allianz eintritt, dann kann das durchaus zu einem Problem für die Republik werden. Man stelle sich vor Jace Malcom würde den Dienst quittieren und an die Seite der Allianz eilen. Die Dämme würden brechen.

Auch bisher war Theron schon der engagierteste Lieutenant des Kommandanten, der fast alle Operationen der Allianz überwacht und womöglich sogar noch besser über den Status der Allianz informiert ist als Lana. Ihn zum Stellvertreter zu machen würde entweder einer zusätzlichen Belastung gleichkommen oder lediglich bestätigen, dass Theron ohnehin bereits als Nummer zwei auftritt.

Lana Beniko

Als Sith-Lord gehört Lana zur Führungsschicht des Sith-Imperiums, aber sie bringt auch andere Qualitäten mit. So ist sie die Tochter eines gefeierten Unternehmens von Dromund Kaas und selbst eine ehemalige Ministerin des Sith-Imperiums. Ihre Karriere als Ministerin war zwar von der Vernichtung Ziosts überschattet, doch sie gab den Imperialen auch Hoffnung, als sie den Geheimdienst wiederaufbaute. Man kann wohl davon ausgehen, dass sie sich als Pragmatikerin durchaus gut mit den Moffs arrangieren konnte und diesen als Macherin in Erinnerung geblieben ist. Unter Ministerin Beniko ging es voran. Als Protege Darth Marrs dürfte sie zudem unter dessen Anhängern einiges an Prestige besitzen. Die Frage ist allerdings, ob Darth Acina vielleicht doch wieder Hardliner wie Großmoff Regus an die Macht gebracht hat, die dem Pragmatismus Marrs wohl eher ablehnend gegenüberstanden. Wäre Lana Imperatorin, sie würde das Reich wohl im Sinne Marrs reformieren und einiges von dem umsetzen, wofür Darth Malgus den Märtyrertod starb. Lanas Philosophie könnte gewisse Ähnlichkeiten zu den Revanitern aufweisen. Es bliebe also dabei, man kann zwar eine Bewegung zerschlagen, aber ihre Ideale überleben und setzen sich irgendwann durch. Lana besitzt auf jeden Fall gute Verbindungen bis in die höchsten Kreise, immerhin war sie schon als Darth Arkous Beraterin weit oben in der imperialen Machtstruktur.

Lanas Beförderung zur Stellvertreterin des Kommandanten würde eine überzeugte Pragmatikerin in diese Position hieven. Eine wirkliche DS-Option scheint sich bisher gar nicht abzuzeichen. Lana ist zwar Sith, doch sie ist ausgesprochen mild und ihre Leidenschaft scheint allein die Verteidigung des Imperiums zu sein. Im Gegensatz zu Koth und Theron schreckt Lana jedoch nicht vor DS-Entscheidungen zurück. Sie sieht auch Kaliyo als nützliche Agentin und wäre wohl dafür gewesen Kaliyos Sprengsätze zu zünden, um Arcann mit dem Wiederaufbau von seiner Jagd nach der Allianz abzulenken. Ich würde Lana als Darth Marr light bezeichnen, sie ist durchaus eine prominente Imperiale und hätte wohl auch Chancen gehabt den Thron zu besteigen, doch sie verzichtete auf diese Chance und ging in den Wild Space, um die Galaxis und damit auch das Sith-Imperium zu retten. Titel interessieren sie eigentlich nicht, aber sie will doch etwas bewegen. Das Sith-Imperium ist schwächer und kleiner als die Republik, doch Lana könnte einem trotzdem mehr Support einbringen. Ein Argument dafür wären auch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen. Lanas Vater war einer der wenigen erfolgreichen Unternehmer auf Dromund Kaas, eine Funktion die ihn zwangsläufig in Kontakt mit Darth Vowrawns Ministerium für Logistik gebracht haben dürfte. Die Benikos und ihre Sith-Tochter dürften daher auch auf dem Schirm Vowrawns gestanden sein, der bekanntlich immer noch in den imperialen Machtstrukturen verankert ist. Vowrawn könnte die Allianz fördern, indem er einfach ein Auge beim "Materialschwund" zudrückt und mit Lana verbündeten Bürokraten gestattet ihr Ding durchzuziehen. Vowrawns Stillschweigen ist zwar kein vollwertiger Support, aber etwas das sich sehr gut in seinen Charakter hinein interpretieren lässt. Lanas Informationsstand als Ex-Geheimdienstlerin könnten ihr auch den Zugang zu Informationen über die versprengten Reste der Revaniter oder Malgus-Anhänger ermöglicht haben. In der Agenten-Klassenstory auf Rishi sprach der Ex-Minister genau solche Individuen an, die sich für den neuen Geheimdienst rekrutieren ließen. Lana könnte sie ins Boot geholt haben und ich würde auch meinen, dass sie sich irgendwann mit ihrem Vorgänger getroffen und einen guten Eindruck bei diesem hinterlassen hat. Genau wie der Ex-Minister könnte Lana auch über einige nützliche Gefallen bei diversen Moffs verfügen. Der Ex-Minister konnte während der Schlacht um Corellia etwa den Dreadnaught Tenebrous als mobiles Hauptquartier für seine Operation anfordern.

Man könnte argumentieren, dass Lana die Rolle der Nummer zwei einfach zusteht, immerhin hat sie die Allianz auf die Beine gestellt und den Outlander gerettet. Lana rekrutierte Koth, Senya und Theron, ohne sie wäre eine Allianz nicht zustande gekommen. Doch sie mag eben keine Titel, aber sie verleiht sie gerne. Dann wäre Königin von England vielleicht der beste Job für sie, denn als solche könnte sie regelmäßig Adelstitel verleihen. Vielleicht kann man ihr die Rolle als Sith-Imperatorin damit schmackhaft machen, dass sie dann Lords und Darths ernennen dürfte? Im Gegensatz zum Workaholic Theron scheint mir Lana in der Allianz weit weniger gestresst zu sein und sie hat als Ministerin auch bereits einiges an Führungserfahrung gesammelt. Gerade letzteres würde sie in den Augen Aric Jorgans wohl als Stellvertreterin qualifizieren. Lana ist Stellvertreter-Material.

Stellvertreter-Wahl 2016

Aber stimmen wir doch einfach ab: Wer ist eure Wahl als Stellvertreter?
Koth Vortena
Theron Shan
Lana Beniko

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Created by pfannenstiel on 29. Apr, 11:19.

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Fallen Empire und die Essenz von KotOR II
Viele von Fallen Empire aufgeworfene Fragen und Themen kennt man auch aus dem von BioWare eher totgeschwiegenen KotOR II. Die Gründe für BioWares mangelnden Enthusiasmus für KotOR II sind einfach erklärt. Die Fortsetzung zu KotOR wurde damals von Obsidian entwickelt und auch wenn man vielleicht von einer freundschaftlichen Weitergabe der Lizenz sprach, intern dürften doch einige Gefühle gekränkt gewesen sein. So mancher BioWare Veteran wie James Ohlen oder Drew Karpyshyn ist auch heute noch ein Teil BioWares und Ohlen wie Karpyshyn sitzen sogar im Austin-Studio. Nicht jeder Künstler ist eben gut darauf zu sprechen, wenn das Management sein Werk an die Konkurrenz weiterreicht.

Trotzdem warf KotOR II einige interessante Fragen auf, die es wert sind auch von BioWare thematisiert zu werden. Doch ich muss auch zugeben, dass ich KotOR II wegen seines unfertigen Zustands und der losen Fäden immer schon weniger geschätzt habe als BioWares Original. Das Sequel hatte Potential, doch es ging in manchen Bereichen etwas zu weit und scheiterte dann an der Umsetzung vieler Visionen.

Die Verbannte und der Jedi-Orden

KotOR II spielte durchaus mit einem Klischee, als man neben Revan und Malak auch noch eine dritte im Bunde einführte. Revans Generälin, die nach der Schlacht um Malachor V ihre Verbindung zur Macht verlor und im Gegensatz zu Revan und Malak dem Krieg den Rücken zukehrte. Sie stellte sich dem Jedi-Rat und wurde stellvertretend für Revans Vergehen aus dem Orden geworfen. Doch Kreia stellt einem eine ihrer kryptischen Fragen, ist denn ein Jedi ohne den Jedi-Orden nicht doch noch ein Jedi?

In den Jahren zwischen den Mandalorianischen Kriegen und KotOR II verdiente sich die Verbannte ihren Lebensunterhalt als Söldnerin. Sie tauchte regelrecht aus dem Nichts wieder auf und wurde zur Heldin eines Konflikts mit dem Sith-Triumvirat, welcher das Ende der damals bekannten Sith-Splittergruppen aus Revans Imperium besiegelte. Man kann die Geschichte der Verbannten durchaus mit jener des Outlanders in Fallen Empire vergleichen. Beide waren die Helden eines anderen Krieges und gerieten nach diesem rasch in Vergessenheit. Nun sind sie zurück, doch man erinnert sich nicht mehr an ihr altes Ich, sondern nur noch ihre neue Heldenrolle. Die verbannte Jedi-Ritterin, die den Sith-Triumvirat bezwang. Der Outlander der dem Ewigen Imperium die Stirn bot.

Die Jedi-Generälin Meetra Surik ist genauso vergessen und nicht länger relevant wie der Champion der Großen Jagd, der Zorn des Imperators oder der Held von Tython. Ihre Heldentaten liegen fast 10 Jahre zurück, in einer Galaxis die in den letzten 5 Jahren von einer fremden Macht erobert und regiert wurde. Dass man irgendwann den Sith-Imperator niederstreckte ist schon völlig bedeutungslos geworden, denn nun regiert ein neuer weit mächtigerer Imperator die Galaxis. Man ist wie eine Sportlegende, deren Rekorde gebrochen wurden.

Die Frage ist allerdings, ob man nach all diesen Jahren und einem Exil (man wurde ja auch von seiner Crew und seine Fraktion im Stich gelassen, denn es gab keine großangelegte Befreiungsaktion) noch treu zu seinen früheren Prinzipien steht. Für die Galaxis und einen selbst sind ja Jahre vergangen. Man schlief keine 5 Jahre durch, man wurde von Träumen und Visionen geplagt, in denen man der gleichen Psychofolter ausgesetzt wurde wie einst wohl auch Revan. Die Verbindung zu Revan ist es auch, die eine weitere Parallele zur Verbannten darstellt.

Revans Stellvertreter

Auf Yavin 4 hat uns Revan die Fortführung seiner größten Mission anvertraut. Eine Mission die am Ende von KotOR II schon an die Verbannte überging. Somit macht sich SWTOR einmal mehr zu KotOR III, denn nun kämpft man wie Revan gegen den wahren Bösen – den unsterblichen Imperator. Man hat die Bezeichnung "The true Sith" wohl falsch interpretiert. Der wahre Sith ist Valkorion, der letzte noch lebende Sith-Lord des alten Imperiums. Und dass er den Sith-Kodex ablehnt macht ihn auf seine Weise zu einer noch grandioseren Bedrohung. Valkorion steht, wie es einem Oberboss gebührt, weit über seinen Lakaien und ist nicht an deren Regeln gebunden.

Am Ende von KotOR II zog die Verbannte aus um an Revans Seite zu eilen und in den Unbekannten Regionen dem wahren Sith gegenüberzutreten. Wie wir aus Drew Karpyshyns Revan-Roman wissen scheiterte sie, aber zumindest befreite sie Revan und brachte diesem seine Maske zurück. Wenig später endete Revan neuerlich in einem Kerker, diesmal in jenem des Sith-Imperators. Und die Verbannte lag tot am Boden, doch zumindest ihr Geist stand Revan weiterhin bei. Für 300 Jahre bekämpfte Revan den Imperator, doch dann begann er zu schwächeln. Was folgte war das Drama um den gebrochenen Revan, der auf Yavin 4 sein Ende fand.

Die Gefährten sind die wahren Helden des Wiederaufbaus

KotOR II wagte etwas wozu BioWare erst in Fallen Empire den Mut aufzubringen beginnt, nämlich einen Teil der Geschichte an die Gefährten auszulagern. HK-47s geschnittener Plot um die HK-50 Droiden ist da nur ein Beispiel dafür. Es gab in KotOR II sogar Missionen in denen man (als Weiterentwicklung der Infiltrationsmission in KotOR I) als seine Gefährten spielte.

Gefährten verließen den Spieler und entwickelten ein Eigenleben. Mand'alor der Bewahrer befehligte die mandalorianischen Hilfstruppen bei der Schlacht um Telos. Und am Ende übernahmen Suriks Padawane Sitze im neuen Jedi-Rat. Sich zwischen Gefährten zu entscheiden und Gefährten aus Story-Gründen zu verlieren ist so gesehen nichts neues, nur in einer MMO-Umgebung sorgt das eben für Unmut. Man könnte aber auch kritisieren, dass die Leute heute einfach immer alles haben wollen. Mira und Hanharr. Mand'alor und G0-T0 als permanente Gefährten.

Auf in den nächsten Krieg

Verbunden mit dem letzten Argument ist auch das Handeln der Verbannten oder Revans nach KotOR II bzw. KotOR I. Beide blieben nicht, um eine Machtposition in der Republik oder ihrem Imperium zu bekleiden, auch wenn es im DS Ende von KotOR I so aussieht. Beide zogen weiter. Auf in den nächsten Krieg, diesmal gegen den wahren Sith. Genausowenig kann man sich im MMO-Setting von SWTOR vorstellen Ewiger Imperator zu werden. Wieder etwas das eigentlich nichts neues ist und doch gerne vergessen wird.

Im Unterschied zu KotOR I & II hat man sich in KotFE allerdings eine Machtbasis aufgebaut, um das zu tun was Revan tun wollte, nämlich gegen den wahren Sith in die Schlacht zu ziehen. Die Allianz auf Odessen lässt sich so auch mit Revans Gefolgschaft aus den Mandalorianischen Kriegen oder seinem Sith-Imperium im dunklen Ende von KotOR I interpretieren. Man hat Angehörige beider Seiten unter einem Banner vereint. Nun rekrutierte Revan damals zwar keine "Imperialen", aber er stützte sich schon als Jedi-General auf loyale Reps und einige abtrünnige Elemente, wozu auch der eine oder andere Sith aus der Bruderschaft Exar Kuns gehört haben soll. Spätestens als Darth Revan stützte sich der Revanchist auf ihm treu ergebene Republikaner und jene die sein Sith-Imperium mit offenen Armen begrüßten. Revan herrschte einerseits mit gefallenen Jedi aus den Mandalorianischen Kriegen und andererseits mit bereits als Sith ausgebildeten Anhängern aus seiner Akademie auf Korriban. Im Gegensatz zur nach Ausgleich strebenden Allianz von Odessen bediente sich Darth Revan ausschließlich der dunklen Seite. Er wollte sein Imperium dunkel einfärben, denn nur die dunkle Seite erlaubte ihm Zugang zur Sternenschmiede. Ohne die dunkle Seite konnte Revan seinen geplanten Kriegszug nicht realisieren. Somit war Darth Revan ein durch und durch dunkler Charakter, der die dunkle Seite aber aus strategischen Gründen gewählt hatte. Genau das hat einem Revans Lehrmeisterin Kreia in KotOR II auch zu erklären versucht. Für sie traf Revan einst eine bewusste Entscheidung für die dunkle Seite. Kreia wusste auch vom wahren Sith und wenn man KotFE zum Vergleich heranzieht, so kann man sich anhand von Kapitel I-II und XII wohl durchaus vorstellen, warum sich Revan entschied vor Vitiate zu knien. Selbst Darth Marr bestätigt uns, dass zu knien keine so blöde Entscheidung gewesen wäre. Revan war ein Stratege, der gewissermaßen über der Macht stand. Für ihn war die Macht ein Mittel zum Zweck. Dieses distanzierte Verhältnis zur Macht dürfte auch von Kreias Lehren inspiriert gewesen sein, denn Kreia versuchte die Macht aktiv zu zerstören.

Valkorion und Revan glaubten über dem Willen der Macht zu stehen bzw. dass dieser ohne Belang für sie wäre. Revan sah sich nicht als Auserwählten, er sah sich als jemanden der etwas tat, der Entscheidungen traf und die Zukunft in die eigene Hand nahm. So kam es wohl zu einer Art unfreiwilligen Freundschaft zwischen Revan und Vitiate, denn auch der Imperator sah sich nicht an den Willen der Macht gebunden. In seinem Größenwahn, angespornt von der Willenlosigkeit seiner Untertanen, begann Vitiate sich als Gottheit zu betrachten. Er machte Revan zu seinem Werkzeug und fühlte sich dem dunklen Lord in jeder Hinsicht überlegen. Revan Macht zu verleihen war vielleicht sogar ein Experiment für Valkorion, der sehen wollte, wie weit es Revan als sein Champion bringen würde. Er wäre ja jederzeit in der Lage gewesen ihn aufzuhalten?

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