Fallen Empire: Der Schlüssel liegt im ersten Kapitel
Wenn Mass Effect und KotOR I die Inspiration für Fallen Empire sein sollen, dann hege ich einen starken Verdacht zur Bedeutung von Kapitel 1-2. Und es gibt noch einen möglicherweise entscheidenden Hinweis auf die Bedeutung der ersten beiden Kapitel von Fallen Empire. In ihrem Bericht über die Fallen Empire-Demo auf der E3 hat die Youtuberin Ladyinsanity etwas sehr interessantes verraten, KotFE scheint ein "Tutorial-Level" zu besitzen.

Beim Thema Tutorials BioWare denkt man natürlich zurück an KotOR und wie man sich da in seiner Barracke erwacht noch zurechtfinden musste oder wie man in Mass Effect II praktisch von den Toten auferstanden ebenfalls erst einmal wieder mit den Dingen vertraut werden musste. In jedem der vier BioWare-Spiele die als Inspiration für KotFE angegeben werden spielt das erste Kapitel eine besondere Rolle im Aufbau des Plots. Es passiert hier nicht irgendetwas, sondern etwas, das den Ton des gesamten Spiels bestimmen wird und man erhält bereits erste Andeutungen (in KotOR I und Mass Effect I durch Träume) auf den großen Reveal.

Das erste Kapitel geht in BioWare-Spielen auch immer mit einer persönlichen Niederlage einher. Auf Eden Prime wird die gesamte Kolonie von einem Reaper ausgelöscht, der indoktrinierte Bösewicht entwischt. In KotOR I stirbt Trask Ulgo im Zweikampf mit Darth Bandon. Die bösen gewinnen und man ist folglich auf der Flucht. In Mass Effect II entwischt man mit knapper Not einem Angriff auf die Forschungsstation und muss sich erst einmal zurechtfinden. In Mass Effect III wird man Zeuge der Invasion der Erde und entwischt nur knapp, um all seine Verbündeten für eine finale Schlacht gegen die Reaper zu mobilisieren.

Gerade in Mass Effect II gibt es vielleicht die wichtigste Parallele zu KotFE, denn man verschwindet ebenfalls für einige Jahre von der Bildfläche und die gesamte Crew zerstreut sich in alle Winde, während das eigene Raumschiff zerstört wird. Das deckt sich mit dem ominösen "Traum", in welchem man angeblich den Eindruck erhält seine gesamte Crew wäre bei einem Angriff auf das eigene Raumschiff ums Leben gekommen.

Sowohl in KotOR als auch in Mass Effect begegnet man im ersten Kapitel auch nur einem Handlanger des Bösen. Am Weg zum großen Showdown sind Darth Bandon, Saren oder die Kollektoren nur Zwischenbosse. Selbst Harbinger ist am Ende nur einer von unzähligen Reapern. Jedes Mass Effect lässt einen im ersten Kapitel jedoch bereits gegen den späteren "Endboss" scheitern. Saren ist das deutlichste Beispiel für einen Endboss gegen den man zunächst versagt. Darth Bandon tritt man hingegen nie direkt gegenüber und er ist auch nur ein Zwischenboss, aber auf dem Schiff das die Endar Spire gerade entert befindet sich kein geringerer als Darth Malak. Ganz ähnlich verhält es sich in Mass Effect II. Man kämpft zwar nicht direkt gegen die Kollektoren, doch diese befinden sich an Bord des anderen Schiffs.

In allen drei Mass Effect Teilen kämpft man eigentlich auch gegen denselben Gegner. Die Reaper kontrollieren Saren, die Kollektoren und als Kollektiv auch sich selbst. So unterschiedlich die Fußsoldaten auch aussehen, sie kämpfen alle für die Reaper, egal ob es nun willige Verbündete Sarens sind, Drohnen der Kollektoren oder indoktrinierte Cerberus-Soldaten.

Saren als indoktrinierter Bösewicht in Mass Effect I ist vielleicht auch ein wichtiges Vorbild für Bösewichte in Fallen Empire, denn Saren beginnt zunächst nicht als vollständige Marionette und behält bis zum bitteren Ende eine Spur Unabhängigkeit. Zudem sind Sarens Anhänger keine willenlosen Sklaven der Reaper, sondern folgen Saren. Sollte Imperator Valkorion von Vitiate manipuliert werden oder sogar besessen sein, dann würden wir am Ende in einem Mass Effect I-Szenario landen und Valkorions Thronraum sieht der Ratskammer auf der Citadel zwar nicht ähnlich, aber von der Opulenz her sind beide sehr beeindruckend.

Gerade KotOR I beginnt auch mit einem versteckten Prequel. Zunächst scheitert Darth Revan im Kampf gegen eine Jedi Task Force und wird von Darth Malak verraten. Dann Zeitsprung! Und der Spieler erwacht an Bord der Endar Spire, völlig unwissend, dass man Revan ist. Trotzdem ist das Desaster eben geschehen, Revan hat versagt und die Galaxis scheint Malak ausgeliefert zu sein. Vielleicht passiert etwas ähnliches auch in Fallen Empire. Arcann betrügt Valkorion und wird zu einem weit böseren Imperator.

Wiederzuentdecken, dass man Revan ist macht den Kern von KotOR I aus und wenn die Endar Spire Kapitel I ist, Taris Kapitel II wäre und Dantooine Kapitel III, dann erfährt man bereits am Beginn von Kapitel III von seiner wahren Identität. Wie könnte man in Fallen Empire einen ähnlichen Schocker umsetzen, der auch der Bezeichnung des Spielers als "Auserwählten" gerecht wird? Das einzige was mich noch schockieren ist: Man ist Vitiate! In Mass Effect III kann man schließlich auch zum Geist in der Maschine werden, einer Entität die alle Reaper steuert. Es gibt wohl kein heldenhafteres Opfer, als zu versuchen den Bösewicht mit in den Tod zu reißen. Die Gefahr ist jedoch man überlebt und muss sich später mit Naruto-Momenten oder einer Harry Potter-Situation zurechtfinden.

Eine neue Theorie: Man lässt sich mehr oder weniger freiwillig in Karbonit einfrieren, weil man Vitiates Geist in sich trägt. Jedi-Kräfte für Schmuggler eingeschlossen? In Dragon Age 3 hat man demonstriert wie sich eine solche Geschichte erzählen lässt. Auch nicht-magische Klassen wie Schurken und Magier erhalten in Dragon Age Inquisition ihr magisches Kainsmal und können diese Fähigkeit später einsetzen, zunächst muss man seine Fähigkeiten jedoch erst einmal stabilisieren und zum Vollblut-Magier wird man trotzdem nicht. Auch machtblinde Klassen mit der Macht in Verbindung zu bringen wäre möglich, auch wenn das keine Jedi-Ausbildung für Schmuggler und Machtblitze für Kopfgeldjäger beinhaltet. Außer es gibt im Rahmen des Addons auch eine vierte Disziplin für jede Klasse. Jedi für alle! Das wäre dann vielleicht doch etwas zu sehr wie in Star Wars Galaxies.

In Mass Effect und KotOR I erhält der Spieler jedoch keine Superkräfte. Selbst die Macht des Inquisitors in Dragon Age 3 ist keine wirkliche Superkraft. Shepard I und Revan haben jedoch eines gemein, sie erhalten Visionen, die sie auf die richtige Spur führen. Und Visionen scheinen auch irgendeine Rolle in Fallen Empire zu spielen, ebenso wie der nebenher eingeworfene Satz über "herausfinden was passiert ist und was das bedeutet".

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