Crafting im Jahr der Umbrüche
Ob nun Bolster-Exploits, Hybrid Specs oder fehlende Bossmechaniken, Bugs und unbeabsichtigte Konsequenzen treten immer wieder auf und nach 3.0.2 hat es eben auch Crafting erwischt. Solange es nichts ganz schlimmes ist, darf man seinen Gewinn aus solchen Phasen auch behalten. So wird praktisch jeder angehalten auch mitzumachen.

Blickt man als „Crafter“ auf 2014 zurück und wendet sich dann 2015 zu stellt man jedoch grobe Gegensätze fest. 2014 hatte man als engagierter Händler mit dem Isotop-5 Boom im April und Housing im September zwei bemerkenswerte Konjunkturphasen zu verzeichnen, die noch um den SoR-Start ergänzt werden könnte. Daran konnte auch die Einführung des Jawa Schrotts und seine Verwendung in den Conquest Events wenig ändern.

2015 sah man als Händler jedoch bereits mit Besorgnis. Zum einen war klar, dass die Stufe 11 Mats irgendwann für den Kauf mit Jawa Schrott freigegeben werden. Zum anderen wurde anstatt von Cross-Server-Lösungen für die Probleme von Ranked PVP und GSF, sowie bevölkerungsschwachen Servern, die Absicht Biowares bekannt wohl weitere Serverzusammenlegungen ins Auge zu fassen.

Was für Ranked PVP und GSF eine grandiose Lösung ist sorgt im PVE jedoch auch nicht für einen Wegfall aller Sorgen. Je nachdem wie weit die Zusammenlegung gefasst wird desto größer werden auch die Probleme, wenn man etwa einen französischen Tank ohne Bosskenntnis erwischt oder überhaupt nicht kürzere Wartezeiten erhält weil plötzlich 9 EU-Server nach einem Tank oder Heiler für einen HM FP suchen. Die Instanzen zwischen RP, PVP und PVE-Modes lassen sich wohl noch trennen, weshalb es doch keinen gemeinsamen Chat geben dürfte. Doch egal wie weit die Separation auch geht, das Handelsnetz wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit von allen drei deutschen oder gar allen neun europäischen Servern künftig geteilt werden.

Globalisierungsanhänger argumentierten dieser Zustand würde nur gutes bringen. Mehr potentielle Käufer, eine lebendigerer Markt, mehr Waren im Angebot und ein niedrigeres Preisniveau, da unter kleinen Bevölkerungen nicht mehr eine kleine Elite die Preise in ferne Höhen befördern kann. Das beste Beispiel für letzteres wäre wohl die Czerka Kistomatik, das seltenste Item im Spiel kostet auf T3-M4 derzeit über 40 Millionen, doch unter allen neun EU-Servern gibt es sicher auch Anbieter, die sie um 20 Millionen einstellen würden und im vergrößerten Bevölkerungspool eine Chance hätten sie auch zu verkaufen. Preisdruck, Preiskampf und der alltägliche Preissetzungsirrsinn mal neun (Dummheit stackt leider). Wie das eben mit Globalisierung so ist gewinnen vorwiegend jene mit den niedrigsten Preisen, egal wie sehr diese sich selbst dabei schaden mögen.

Chancen bietet ein gemeinsamer europäischer Markt vor allem für jene die schon jetzt zur Spitzenklasse gehören würden und entsprechend auch auf ihren Servern das Feld anführen. Wer jedoch etwas dahinter liegt und nur casual als Verkäufer auftritt wird nach der Server-Fusion wohl keine Chance mehr haben gegen die Großhändler von neun verschiedenen Servern anzutreten.

Es klingt sehr eigennützig, doch als Crafter muss man eben an sich denken, aber die beste Lösung für die Crafting-Community wären Gigaserver mit Einheitssprache. Anstatt eines gigantischen EU-Realms lieber drei kleinere für Deutsch, Englisch und Französisch. Die Vanjervalis Chain und Jar’Kai Märkte könnte T3-M4 meiner Ansicht nach jedenfalls noch schlucken und verdauen. Das würde auch deshalb noch Sinn machen weil Server-Transfers als bezahlbare Leistung weiterhin von Bioware verkauft werden könnten, wenn man vom deutschen auf den internationalen Server wechseln möchte oder auch umgekehrt. Eine Zusammenlegung von T3-M4 und The Red Eclipse würde hingegen dafür sorgen, dass der deutsche vom internationalen Markt geschluckt wird und während der TRE-Crafter weiter macht wie bisher findet sich der T3-Crafter auf der Ersatzbank wieder.

Natürlich würde die Globalisierungsphilosophie auch die Möglichkeit beinhalten, dass unter dem Professionalisierungsdruck durch einen gemeinsamen europäischen Markt auch deutsche Crafter plötzlich unter die Top-Anbieter aufsteigen. Konkurrenzdruck formt aus einem Stück Kohle manchmal eben auch einen Diamanten, es ist nur verdammt selten. Große und organisierte Crafter oder Crafting-Kollektive (man könnte sie auch Kartelle nennen) werden sich nach der Zusammenlegung wohl zuerst bis aufs Blut bekriegen, doch irgendwann stellt sich eine neue Hackordnung ein oder jemand gibt auf.

Das Problem mit Gigaservern ist nun nicht, dass nur eine von diesen Möglichkeiten eintreffen wird, wir aber noch nicht wissen welche. Das Problem liegt darin, dass alle Möglichkeiten gleichzeitig eintreten können. Kleine Anbieter verlieren, die großen zerfleischen sich gegenseitig, die Preise fallen und nur noch die Großanbieter profitieren. Wer am Ende dieses Battle Royales noch steht hat sich auch seinen Platz an der Spitze der Pyramide verdient.

Ein gemeinsamer Markt bedeutet jedoch nicht, dass auch für alle derzeitigen Teilnehmer Platz besteht. Nehmen wir einfach an es gäbe pro Server 2-3 wirklich energische Produzenten von MK-10 Komponenten, die den Markt ihres Servers dominieren. Auf Europa 1 würden sich nun 18-27 Leute gegenüberstehen und selbst bei der zu erwartenden größeren Absatzmenge würde diese Zahl vermutlich auf unter 10 schrumpfen. Die Hälfte verliert also ihre bisher zuverlässige Einkommensquelle.

Potentiell schaffen Gigaserver zwar bessere Preise für Konsumenten, aber nur solange sich die neuen dominierenden Produzenten nicht unfairer Mittel wie Preisabsprachen, Bots oder technischer Hilfsmittelchen bedienen (so wird innerhalb einer Minute bereits jedes neue günstigere Angebot unterboten oder jede Falschlistung aufgekauft) mit denen sie ihre Monopolstellungen wahren und gegen jedes günstigere Angebot verteidigen können. Das würde dann auch die Preise steigern, obwohl sie eigentlich niedriger liegen sollten.

Ich hoffe es kommt nicht zum Worst Case und die Dinge bleiben locker und eher ungezwungen.

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