Ist Tython zu gefährlich?
Wilde Tiere, mörderische Kampfdroiden, bedrohliche Artefakte vergangener Konflikte und ein Heer von barbarischen Fleischräubern - eine Jedi-Ausbildung auf Tython scheint der Härte eines Sith-Trainings auf Korriban in nichts nachzustehen. Kein Ort für Jedi-Jünglinge, die vor erst 13 Jahren noch in den geschützten Hallen des Jedi-Tempels auf Coruscant aufwachsen konnten.

Obwohl sich der Jedi-Orden Ausgeglichenheit und Friedliebigkeit verschrieben hat ist eine Tython eine erbarmungslose Welt und als Spieler wird man damit bereits während seiner ersten Schritte konfrontiert. Der Landeplatz für Neuankömmlinge wird gerade von Fleischräubern überrannt und man muss eine schwer angeschlagene Gruppe von Jedi-Schülern retten, die dem Angriff von Tythons vermeintlichen Ureinwohnern nicht länger standhalten können.

Die Fleischräuber

Die Gefährlichkeit der Fleischräuber und ihre kannibalistische Benennung, sowie das Hassverhältnis gegenüber den Jedi geht auf eine lange Tradition zurück. Ursprünglich waren die hammerköpfigen Fleischräuber eine der unteren Kasten der Rakata-Spezies, die rundlichen und selten machtsensitiven Fußsoldaten des Unendlichen Imperiums dienten als die gewissenlosen und stumpfen Stoßtruppen der Rakata. Vor ca. 22.000 Jahren griffen die Rakata auch Tython an, den damaligen Sitz des Je'daii Ordens. Die Invasion fand zu einem Zeitpunkt statt, als das Unendliche Imperium seinen Zenit bereits überschritten hatte und eine Seuche die Ränge der Rakata Overlords allmählich ausdünnte, indem sie ihnen den Zugang zur Macht abschnitt (eine Art Blutvergiftung, die wohl die Midichlorianer angriff). Die Invasion des Tython Systems wurde von den Je'daii zwar erfolgreich abgewehrt, so dass eine spätere Invasion durch den Zerfall des Rakata Imperiums ausgeschlossen wurde, doch die Rakata ließen ihre Fußsoldaten zurück, während unter den Je'daii eine bürgerkriegsartige Spaltung zwischen den künftigen Jedi und einer Gruppe von Abtrünnigen um Meister Daegen Lok auftrat. Schlussendlich wurde die Spaltung überwunden und Loks Nachfolger als Anführer der dunklen Jedi, Meister Rajivari (seinerseits der ehemalige Je'daii-Oberkommandierende während der Invasion) "starb" beim Versuch sein Vermächtnis mit Hilfe von Alchemie zu bewahren. Wie alle Rakata waren auch die Fleischräuber Kannibalen und folgten kulturellen Vorstellungen, dass es notwendig sei seine geschlagenen Gegner zu verzehren.

Das "Fleischräuber-Problem" brach jedoch vor allem durch die Siedlungstätigkeit der Twi'lek Pilger und den Einfluss des dunklen Jedi Bengel Morr aus. Morr manipulierte die Fleischräuber in einen Angriff auf die Je'daii und die Pilger drangen tief in Fleischräuber-Gebiete vor, was zu gegenseitigen Übergriffen führte. Zwischendrin hatte ein Fleischräuber sogar noch seine Machtfähigkeit entdeckt und damit wohl die Rolle eines prophezeiten Erlösers eingenommen. Nach 22.000 Jahren im Exil dürfte die Erinnerung an die Rakata Kommandanten jedenfalls dazu degeneriert sein, dass sie ähnlich wie die Fleischräuber aussahen und die Je'daii Magie beherrschten, weshalb man ihnen auch ohne nachzufragen folgen sollte. In den 13 Jahren seit der Verlegung des Tempels von Coruscant nach Tython dürfte es bis auf diese Phase deutlich ruhiger zugegangen sein.

Wo stecken die Jünglinge?

Man findet auf Tython eine Menge Padawane und auch einige ältere Jedi-Anwärter, doch Jünglinge tauchen nirgendwo auf. Die jüngsten Mitglieder des Jedi-Ordens werden wohl doch noch von Tython ferngehalten, womit man den Orden vor einer viel zu einfachen Infiltration und die Jüngsten vor den Gefahren Tythons schützt. Man erfährt es als Jedi-Ritter als erster, dass man bereits fern von Tython in den üblichen Jedi-Kampftechniken ausgebildet wurde und nun zum Abschluss seiner Ausbildung nach Tython reisen durfte, um die großen Prüfungen abzulegen.

In der Ära der Klonkriege sieht es anders aus, denn dort werden die Jünglinge auch innerhalb des zentralen Jedi-Tempels trainiert. In der alten Republik und vor allem unter dem Eindruck des Krieges dürfte man jedoch dezentralere Lösungen genutzt haben, um einen Vorfall wie Order 66 im Zuge der Invasion Tythons zu vermeiden. Selbst nach der Revaniter-Verschwörung ist also nur ein Teil der Jedi-Schüler einer Generation verloren, sofern es diesen nicht schon vorher gelang in die umliegenden Wälder zu fliehen.

Nur wo stecken die Jünglinge dann? Vielleicht im aus KotOR und den Tales of the Jedi-Comics bekannten System aus Jedi Enklaven wie auf Dantooine. In den KotOR-Comics wurde sogar gezeigt wie Dantooine als Enklave dafür zuständig war Kinder mit Machtfähigkeiten aufzunehmen und bis zum Beginn ihrer Ausbildung unter einem Meister zu beherbergen. Dantooine war damals nicht die einzige Enklave und wurde womöglich auch erst nach dem Tod Vodo-Siosk Baas formal gegründet. Meister Vodo unterrichtete in den Grassteppen Dantooines bereits einige Jahrzehnte vor Revan seine Jedi-Schüler, doch der Sith-Krieg und die Verwüstung der Jedi-Akademie auf Ossus sorgten schließlich für einige Reformen in einem von Nomi Da-Bode (Sunrider) geführten Konklave. Der Jedi-Orden wurde nach Sunriders Konklave zentralisiert, der Hauptsitz nach Coruscant verlegt und anstatt eines nur in Notfällen tagenden Konklaves wurde (wieder) ein echter Jedi-Rat eingesetzt, wobei solche Jedi-Räte jedoch auch in jeder der Enklaven bestehen sollten. Warum der Schritt hin zu mehr Zentralismus? Einige Jahre zuvor hatte eines der bis dahin üblichen Jedi Konklave dazu geführt, dass der Orden ein ideales Ziel für den Angriff der Krath bildete. Diese Sith-Kultisten setzten eine Armee von Kampfdroiden gegen die Jedi-Versammlung ein und im Zuge der Kämpfe starb einer der größten Jedi-Meister seiner Generation, Arca Jeth.

Selbst vor der Plünderung Coruscants könnte der dortige Jedi-Tempel noch nicht als Trainingsstätte für die Jünglinge genutzt worden sein.

Wichtiges Training

Wer auf Tython landet hat bereits einige Jahre Jedi-Ausbildung hinter sich und auch die grundlegende Kampfausbildung absolviert. Man kommt also nach Tython, um im dortigen Dschungel wie Luke auf Dagobah trainiert zu werden, wobei einem allerdings die Fleischräuber zunächst einen Strich durch die Rechnung machen.

In einigen sehr seltenen Comics aus den Start Wars Legends wurde Lukes Jedi-Training auf Dagobah jedoch auch als etwas blutiger dargestellt, als der Fitness-Parcours, den Luke in Episode V absolviert. So musste Luke auf Dagobah wohl auch einige lokale Bestien bekämpfen. In Kriegszeiten ist es für angehende Jedi-Ritter natürlich auch wichtig sich zu verteidigen zu können und zu wissen, wie man mit gefährlichen Situationen umgehen kann.

Auch wenn sich die jungen Padawane manchmal überfordert fühlen, Jedi-Ritter und Jedi-Meister sind nie allzu weit entfernt und kümmern sich auch um ihre Schützlinge, im Gegensatz zu den Aufsehern der Sith-Akademie. Während Sith-Akolythen der harschen Umwelt Korribans ungeschützt ausgesetzt werden und jederzeit mit dem tödlichen Verrat ihrer Mitschüler rechnen müssen, können Jedi einander vertrauen und mit deutlich höheren Überlebenschancen rechnen.

Im Einklang mit der Umwelt

Warum haben die Jedi nicht alle Gefahren auf Tython beseitigt? Weil sie ihre Lektionen ernst nehmen. Im Einklang mit der Macht zu leben bedeutet ihr nicht seinen Willen aufzuzwingen, selbst wenn man sich davon kurzfristige Vorteile wie sichere Ausbildungsstätten erwartet. Für manche erscheint der Jedi-Orden wegen seiner Passivität auch flegmatisch und hätte man die Fleischräuber ausgelöscht wäre Bengel Morr auch keine kleine Armee zur Verfügung gestanden.

Hätten sich keine Twi'lek Siedler auf Tython angesiedelt wäre der Orden mit seiner Philosophie auch nicht in eine moralische Zwickmühle geraten, doch die Siedler drängen die Fleischräuber zurück und machten sich dadurch gleichzeitig zu einer Zielschiebe für die umliegenden Fleischräuber-Stämme. Das Gleichgewicht auf Tython ist bereits gestört und so dürfte es auch nicht aufgefallen sein, dass die ehemalige Matriarchin der Siedler (Kolovish) in Wahrheit ein führendes Mitglied und Spionin der Star Cabal-Verschwörung ist. Die Ankunft der Siedler ist also vielleicht sogar Teil der Verschwörung gewesen und war gedacht die Jedi-Ausbildung empfindlich zu stören, um einige Todesfälle zu provozieren und damit einen Jedi-Überschuss zu verhindern.

Standort: Geheim

Die Koordination Tythons sind eines der Staatsgeheimnisse der Alten Republik und es ist vorstellbar, dass das Imperium (bis auf den Imperator und dessen Handlanger) keine Vorstellung von den Koordinaten Tythons besitzt, weshalb der Jedi-Orden immer schon vergleichsweise sicherer war als die Sith-Akademie auf Korriban. Natürlich gibt es auch noch andere Akademien neben Korriban, aber diese sind lange nicht so prestigeträchtig. Um einen kleinen Exkurs zu wagen, in der Ära Darth Banes bestand die Akademie auf Korriban weiter, die diversen Neben-Akademien wurden allerdings für die Ausbildung weniger begabter Sith und manchsensitiver Fußsoldaten genutzt, die nicht das Potential für einen waschechten Sith-Lord mitbrachten.

Darth Angral handelte bei seinem Angriff auf Tython wohl nicht ganz ohne die Hilfe des Imperators, was dessen Gastauftritt am Ende von Akt I der Geschichte des Jedi-Ritters beweisen könnte. Da der Imperator über seine Kinder (darunter auch der erste Sohn Syo Bakarn) sogar Spione innerhalb der höchsten Ränge des Jedi-Ordens besaß war es für ihn wohl ein leichtes an die Koordination Tythons zu gelangen. Es sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Tython schwer zugänglich ist. Die Hyperraumrouten in den Tiefkern (der am schwersten zugänglichen Region der Galaxis mit der dichtesten Konzentration von Sonnen) erwiesen sich über die Jahrtausende auch immer wieder als höchst instabil und so musste Satele Shan den Weg nach Tython erst einmal wiederentdecken, ehe man den Jedi-Orden nach Coruscant dorthin evakuieren konnte. Es führen also nicht viele Wege nach Rom und die engen Pässe, die man auf dem Weg nach Tython überwinden muss (wahrscheinlich lässt sich der Planet nicht direkt ansteuern und man muss mehrmals aus dem Hyperraum springen, um den Kurs zu korrigieren), werden wohl auch überwacht. Angrals gescheiterter Anschlag auf Tython wurde also wohl erst durch die eine oder andere Hilfestellung der Kinder des Imperators möglich.

Revan könnte hingegen seit seiner Befreiung aus dem Mahlstrom Gefängnis von Tython gewusst haben. Mit Revanitern im SID und innerhalb des Imperiums konnte er auch dafür sorgen, dass die Verteidiger Tythons und Korribans gerade wegsahen, als die Revaniter-Flotten ihre Angriffe wagten. Um Tython zu finden hätte Revan sich auch seine Doppelagenten im SID zu Nutze machen können und Jedi-Verbündete hatte er ja auch. Hilfe des Imperators hätte Revan also gar nicht benötigt, auch wenn Revans Streben schlussendlich dem Imperator in die Hände spielte. Ein Kind des Imperators innerhalb der Revaniter hätte Revan den Standort des Jedi-Tempels aber ebenso zuspielen können und ohne die Hilfe der Mainstream-Jedi wurden die Revaniter wohl auch nie auf eine mögliche Besessenheit geprüft.

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