Weder Jedi noch Sith: Rebels und die mögliche Rückkehr von Ashara Zavros
Seit ihrem Auftritt am Ende der ersten Staffel von Star Wars Rebels ist Ahsoka Tano wieder in aller Munde und nun war ihrem Story Arc in der zweiten Season von Rebels ein sehr kryptisches Ende beschieden. Ahoka lives! Der Schlachtruf der Ahsoka-Fangemeinde erklingt von Neuem. Und im Spätsommer/Herbst könnten einige offene Fragen zu Ahsokas Leben in Romanform gelüftet werden, denn dann wird E.K. Johnstons Ahsoka-Roman erscheinen.

Was mich an diesem Buch und Ahsokas Rebels Auftritt besonders fasziniert ist Ahsokas Status als Nicht-Jedi. Sie hat den Orden verlassen und betonte immer wieder, dass sie nun keine Jedi mehr ist. Aber was bedeutet das? Die Serie gab mir zumindest keine ausreichende Antwort auf diese Frage und ich hoffe der Roman kann es. Nach Christie Goldens Ventress-Roman Dark Disciple habe ich große Hoffnungen, denn Golden schaffte es sehr gut auf Basis der unveröffentlichten TCW-Drehbücher über Ventress Ende den Status der Ex-Sith und Ex-Nachtschwester zu klären. Die Kopfgeldjägerin Ventress mit ihrem gelben Lichtschwert war eine faszinierende Persönlichkeit.

Mich faszinieren graue Charaktere und Organisationen die abseits der simplen Zuordnung zu Sith und Jedi stehen, deshalb freue ich mich auch auf mehr Details über die Ritter von Ren oder neue Machtnutzer-Gruppierungen aus den Sequels. Vielleicht spielt da auch meine Jugend eine Rolle, denn ich bin in einer sehr mutlikonfessionellen Umgebung aufgewachsen, in der die Religion (damals dachte man nur an die Extra-Feiertage oder den kurzweiligeren Religionsunterricht) des Nächsten deutlich besser wirkte als die eigene. Und irgendwann habe ich mich einige Jahre für Religionsgeschichte interessiert, wovon auch einige Eindrücke bei mir hängen geblieben sind.

SWTOR bietet mit Ahsara Zavros eine Togruta die das beste aus zwei Welten verbinden kann. Sie war eine Sith-Schülerin wie Asajj Ventress und eine Jedi-Padawan wie Ashoka Tano. Sie war vielversprechend und eine Jar'Kai-Anwenderin. Ashara kann einen Weg zwischen beiden Pfaden gefunden haben, ohne dabei esoterische oder philosophische Verrenkungen vollführen zu müssen, die einigen vielleicht missfallen werden (ganz diplomatisch formuliert). Ashara war beides und nun ist sie keines von beidem. Zu was macht sie das? In meinen Augen, zu einer interessanten Persönlichkeit.

Asharas größer Fehler war ihr Tatendrang. Sie wollte handeln, sie wollte lernen und die Jedi hielten sie zurück. Sie war stolz auf ihre Fähigkeiten und wollte diese eben einsetzen, doch die Jedi zwangen ihr zunächst eine philosophische Unterweisung auf. Ashara war unreif und ihre Meister wollten ihr einen Weg zeigen, wie sie reifen konnte, doch damit trieb man die junge Jedi in die Arme Lord Kalligs. Kallig kam nach Taris und nutzte Asharas Schwächen zu seinem Vorteil aus. Und der Rest ist Geschichte, eine Geschichte die BioWare ziemlich kanonisch aufgezogen hat. Egal was man tut, es scheint so als wäre Ashara nie von ihren Jedi-Idealen abzubringen gewesen. Wenn man sie heiraten möchte will sie das sogar erst tun, wenn sie eine formelle Genehmigung des Jedi-Rats besitzt. Und die Kinder möchte sie auch mit ihren Jedi-Werten vertraut machen. In ihrer Fallen Empire-Abschiedsmail bezieht Shara aber schließlich Stellung und legt die Karten auf den Tisch. Sie hat durchaus einiges von den Sith gelernt und angenommen, aber anstatt zur Sith zu werden ist sie nun etwas völlig anderes.

Shara ist keine schlechte Person und der Inquisitor konnte auch keine aus ihr machen. Ash war aber relativ unreif und nach 10 Jahren könnte sie nun doch zu einigen Einsichten und Ansichten zu ihrem Leben gelangt sein, die sie bei ihrer Rückkehr sehr viel reifer wirken lassen. Es mag an der Stimme Azura Skyes gelegen haben, doch ich empfand Shara ursprünglich als einen rebellischen Teenager, der auf Taris einen wirklich blöden Fehler begangen hatte und sich nicht traut nach Hause zurückzukehren, weshalb sie sich lieber Lord Kallig angeschlossen hat. Für Shara könnten ihre Jahre als Sith-Schülerin am Ende durchaus noch als Jugendsünden zu verbuchen sein. Ich habe mich bei Jaesa und Ashara immer gefragt, ob diese nicht irgendwann einen Moment der Reue empfunden haben könnten. Irgendwann und irgendwo muss sie doch einmal das Heimweh gepackt haben. Der Krieger und Inquisitor haben aber als Fixpunkte in ihren Leben fungiert, sie gaben ihnen Halt und genau dieser Halt brach vor 5 Jahren einfach weg. Wenn ich es so betrachte, dann kann ich nicht anders, als mir Jaesa Willsaam so vorzustellen, dass sie wohl neuerlich vom Weg abgekommen ist, egal welcher das war. Ich glaube an eine graue Jaesa.

Zumindest im Original gibt es mittlerweile eines konsistente Bezeichnung für Machtnutzer die keinen Orden mehr angehören: "Force wielder". Ashara Zavros ist dank Fallen Empire nun ein "Force wielder", genauso wie Rebels-Maul, Rebels-Ahsoka, Dark Disciple-Ventress und wen ich auch immer vergessen habe.

In der Lore von The Old Republic ist die gute alte Shara bereits durch ihren Mentor zu einem Revan-Wiedergänger geformt worden. Ashara hat beide Seiten der Macht studiert und auch wenn man sie vorwiegend als Jedi betrachten könnte, Revan war als Jedi-Kriegsheld nicht völlig anders. Er dürfte die Sith-Lehren schon alleine deshalb studiert haben, um mögliche Erkenntnisse daraus zu gewinnen und bei der Begegnung mit den "wahren Sith" vorbereitet zu sein. In all seinen Metamorphosen blieb uns Revan immer als jemand in Erinnerung der beide Seiten der Macht zu nutzen verstand. Genau das könnte Ashara wiederfahren sein.

Anders als Ahsoka Tano wurde Ashara beigebracht die dunkle Seite zu nutzen. Sie diente einem dunklen Lord der Sith und das hat sie verändert und geprägt. Im Gegensatz zu Ahsoka verließ Ashara den Sith-Orden und blickte nicht zurück. Wenn wir Ashara wiedersehen erwarte ich nichts anderes, als dass sie zwei verschiedenfärbige Lichtschwerter tragen wird. Blau und rot, genau wie Anakin in Episode III. Ahsoka trug hingegen zwei weiß-silberne Lichtschwerter, die laut Dave Filoni zeigen sollten, dass sie "farblos" geworden war. Ahsoka war keine Jedi mehr, aber sie liebäugelte nicht einmal mit den Sith. Sie verlor ihre Farbe, ohne eine neue anzunehmen. Außerdem hat die Macht Ahsoka ihre Farbkristalle zugewiesen, während Asajj Ventress ihr gelbes Lichtschwert entweder, gestohlen, gekauft oder anderweitig erhalten hat. Man darf auch nicht vergessen, dass Ventress ebenfalls ursprünglich als Jedi-Padawan ausgebildet wurde, bis ihr Meister starb. Ventress kannte ebenfalls beide Seiten der Macht und ich würde nicht ganz ausschließen, dass ihr die Macht einen gelben Farbkristall zugespielt hat. Die Wege der Macht sind unergründlich.

Man mag Ashara zwar mit Ahsoka vergleichen, doch von ihrem Lebenslauf her ist ihre Karriere der von Asajj Ventress ähnlicher. Ventress wurde von einer Padawan zur dunklen Jedi und schließlich zur Sith-Schülerin. Von der Sith-Schülerin wurde sie zur Ex-Sith, dann zur Nachtschwester und schließlich verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Kopfgeldjägerin. Ventress Lebenslauf ist sogar noch schillernder als Ahsokas und der entscheidenste Unterschied kommt von ihrer Zeit als dunkle Jedi, die Rache für den Mord an ihrem Meister übte. Ventress verdammte den Jedi-Orden, der ihren Meister für tot erklärt hatte und ihn somit im Stich ließ. Sie fühlte auch keine Loyalität zu einem Orden, dessen Tempel sie nie betreten hatte. Ventress wurde von ihrem Meister abseits Coruscants aufgezogen, in etwas was sich nur mit einem Exil vergleichen ließ. Ashara hatte hingegen doch eine gewisse Bindung zu den Jedi und wechselte mit wehenden Fahnen von den Jedi zu den Sith, ohne allerdings der dunklen Seite zu verfallen.

Ashara war zumindest in ihrer Gefährtenstory nur dem Namen nach eine Sith. Alles was sie zur Sith machte war ihr Sith-Meister, denn tatsächlich praktizierte sie als Sith-Schülerin immer noch ihre Jedi-Ideale. Ashara macht es einem nicht leicht sie zu bewerten, denn man kann sie durchaus auch als eine Jedi sehen, die gezwungen war den Sith-Orden zu infiltrieren und dabei eine schreckliche Performance ablieferte. Es dürfte bisher wohl keiner mit Überzeugung von Ashara als Sith gesprochen haben. Die Lehrjahre unter einem Sith-Lord haben ihre Jedi-Ideale sicher beschädigt und sie hat einiges gelernt, aber ich befürchte doch, dass man sie bei ihrer Rückkehr nur zu einer etwas grauen Jedi machen wird.

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