Rogue One: Die Nagelprobe für das andere Star Wars
Funktioniert Star Wars ohne die Macht und Lichtschwerter überhaupt? In den 90er-Jahren hätte ich diese Frage noch mit einem klaren Ja beantwortet. Damals demonstrierten die X-Wing-Romane Aaron Allstons und Michael Stackpoles, sowie Rogue Squadron, das X-Wing Franchise und vor allem auch Shadows of the Empire (das The Force Unleashed meiner Generation) wie Star Wars ohne Jedi-Ritter und Sith-Lords funktionieren kann. Das war allerdings vor den Prequels und alles worauf man sich stützen konnte war Nostalgiebeschwörung, die klarerweise nur auf die OT abzielen konnte.

Seither hat sich Star Wars klar gewandelt. Sogar Kyle Katarn wurde nach Dark Forces zu einem Jedi-Ritter und Jedi Knight II-III definierten zusammen mit Knights of the Old Republic und The Force Unleashed Star Wars in den 0er-Jahren völlig neu. Jedi als Protagonisten wurden zum Must-Have und in einem der Interviews über das Ende von LucasArts gab Haden Blackman auch zu Protokoll, dass bei vom Studio durchgeführten Umfragen das Setting für potentielle Spieler weniger ausschlaggebend bis völlig egal war, aber der Protagonist sollte schon ein Lichtschwert tragen und die Macht einsetzen. Force sells!

Die Prequels ließen bis auf Padme Amidala und Jar-Jar Binks auch kaum Raum für Nicht-Machtnutzer und gerade diese beiden in einen Vergleich mit Han Solo, Chewbacca, Prinzessin Leia, Lando Calrissian stellen zu müssen klingt doch etwas unfair. Nach Episode I ist General Binks praktisch schon Geschichte und Episode III fällt gänzlich in Senatorin Amidalas "Baby-Pause", womit ausgerechnet das Finale der Prequels sogar völlig ohne Machtnutzer auskommt. Aber schon in Episode I-II waren die Nicht-Machtnutzer immer wieder auf Rettung durch die Jedi-Ritter angewiesen. Nicht so in der OT. Dort wird Luke Skywalker von Han Solo gerettet und Lando Calrissian befreit Chewbacca und Leia, während der Ausgang von Rückkehr der Jedi-Ritter vor allem von Landos Raumjägern und Hans Soldaten entschieden wird. Der Todesstern hätte Palpatine samt Anhang in den Tod gerissen, wäre Darth Vader den Ereignissen nicht zuvor gekommen. Die mit den Prequels aufgewachsene Generation hat also auch gelernt, dass man auf Jedi und ihresgleichen angwiesen ist und so lässt sich meiner Meinung nach auch der Erfolg von The Force Unleashed erklären, das von Finn-Darsteller John Boyega als sein Lieblings-Star Wars-Game dargestellt wurde.

Man kann Episode VII vieles ankreiden, doch der Film schaffte zumindest eines, er half den Machtlosen aus dem Krater der Prequels wieder ins Rampenlicht zu klettern. Poe Dameron, Old Man Solo, Chewie und Finn haben bewiesen wie man auch ohne die Macht eine gewichtige Rolle im Krieg der Sterne spielen kann. Finn schwang als erster Nicht-Machtnutzer sogar ein Lichtschwert und hielt für kurze Zeit sogar den Angriffen des Möchtegern-Sith-Lords Kylo Ren stand, eine klare Steigerung der Bedeutung von Nicht-Machtnutzern gegenüber Han Solos Schüssen auf Darth Vader in Episode V. Episode VII wurde von Poe Damerons Jägerstaffeln und dem von Han Solo angeführtem Sprengkommando "gewonnen", während der einzigen Machtnutzerin die Rolle eines Ablenkungskommandos für Kylo Ren zukam.

Rogue One wird voraussichtlich sogar ganz ohne Lichtschwertschwinger und spektakuläre Machtfähigkeiten auskommen. Nach Episode VII und Kylo Rens Zurschaustellung von Machtfähigkeiten die man zuvor nur aus den Legends kannte ist dies eine erfrischende Abwechslung. Gareth Edwards ist als Regisseur eine interessante Wahl, wenn man dessen Godzilla-Remake und Monsters als Beispiele heranzieht. Mit Godzilla hat Edwards bewiesen, dass er auch in einem fremden Franchise arbeiten kann und dass spektakuläre, militaristische angehauchte Filme seine Spezialität sind. In Rogue One kann er diese Stärken gut gebrauchen, auch wenn es hier keine Monster und mehr Krieg zu sehen gibt. Bisher wissen wir nicht wie Edwards mit menschlichen Antagonisten umzugehen vermag und wie er das Imperium in Rogue One darstellen wird. Zumindest war er aber anders als J.J. Abrams nicht für das Drehbuch seines Star Wars-Films verantwortlich. Das Drehbuch von Chris Weitz (Antz, American Pie, About a Boy, New Moon, The Golden Compass) basiert hingegen auf einer Idee von John Knoll, Entwürfen Gary Whittas (Book of Eli, After Earth).

Gerade die Involvierung Whittas als Autor hinter Book of Eli lässt vermuten, dass Rogue One übernatürlichen Kräften eine Absage erteilen wird, aber durchaus mit der Möglichkeit spielen könnte, dass einige absurde Zufälle dem Willen der Macht zugeschrieben werden könnten.

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walks by night, Freitag, 15. April 2016, 10:17
Direkt zu Deiner Eingangsfrage:
Ja, ich denke SW funktioniert ohne Lichtschwertschwinger.
mMn hat auch die OT so gut funktioniert, gerade weil Machtnutzer zwar teilweise das Zünglein an der Waage waren, aber die "Hauptarbeit" von normalen Wesen (Menschen und Aliens) geleistet wurde - und diese auch nicht anonym waren.
Eines der Dinge die ich an den Prequels vermisst habe.
Klar ist mir ein Schauer über den Rücken gelaufen, als ich damals den Trailer gesehen habe in dem Dutzende Lichtschwerter gezündet wurden (die Schlacht in der Arena).
Aber die ganzen normalen Leuten - mit denen man sich identifizieren kann - waren überhaupt nicht vorhanden.

Deshalb; ich freue mich auf Rogue One und empfinde das bisher Gesehene als guten Start für eine gute Story.