Soldat und Spion als DIE Verkörperung ihrer Fraktion

Eine Liebeserklärung an den Soldaten

Seit Release dachte ich immer das Intro des Soldaten würde an Bord eines unter Beschuss geratenen Walkers beginnen, denn selbst bei meinen ersten Charakteren begann ich bereits fröhlich zu skippen was meiner damaligen Ansicht nach unsinnigen Cutscenes entsprach. Ich wusste also gar nicht wie der Soldat eigentlich mit einem Shuttle auf Ord Mantell landet und am Raumhafen von Sergeant Bex Kolos in Empfang genommen wird. Seit 3.0 und dem Wechsel vom Tank- zum DD-Spec (Taktiker) ist mein Frontkämpfer auf Platz 1 meiner liebsten Rep-Klassen aufgestiegen.

Ich habe meinen Frieden mit der Trooper-Story geschlossen, denn nach Akt III spielte es zwar keine Rolle mehr welche Klasse man hat, doch als Soldat lassen sich die Einsätze auf allen möglichen Kriegsschauplätzen noch am einfachsten erklären. Der Soldat besitzt auch den Vorteil als eher untypische Star Wars-Klasse Inspiration aus anderen Genres beziehen zu können, was für das persönliche Rollenspiel sehr interessant sein kann. Mein Frontkämpfer ist in meiner Vorstellung längst eine Mischung aus Fives, Rambo, Steve McGarrett und Captain America.

Yavin 4 und Rishi machen auch deutlich, dass der Trooper nicht bloß ein Elitesoldat ist, sondern auch innerhalb seiner Klassenstory als Kriegsheld betrachtet wird. Kriegshelden sind ja eigentlich alle Klassen, doch der Held von Tython, Barsen’thor und Schmuggler haben allesamt auch noch anderweitige Heldenrollen inne. Nur der Soldat ist eben der Inbegriff des Kriegshelden, bei dem jeder Einsatz auch wirklich stimmig ist. Havoc Squad ist praktisch das SEAL Team Six des SWTOR-Universums. Die Rolle des Soldaten als Kriegsheld hat ihn laut General Garza allerdings auch zu populär für verdeckte Operationen gemacht und er ist daher mit ziemlicher Sicherheit dem Supreme Commander selbst unterstellt. Im Krieg muss man auf seine Kriegshelden eben auch Acht geben, wobei aber immer auch die Gefahr besteht, wie der frühe Captain America nur noch für PR-Missionen eingesetzt zu werden, während man von der Front ferngehalten wird.

Die Bedeutung des Soldaten als Helden der Republik liegt auch darin, dass er eben nicht zum erlauchten Kreis der Machtnutzer gehört. Als Vorbild kann der Soldat deutlich besser genutzt werden selbst einfache Bürger der Republik davon zu überzeugen, dass wirklich jeder seinen Beitrag leisten kann. Für Rekrutierungszwecke besitzt der Soldat die Bedeutung eines Commander Shepard aus Mass Effect.

Der Agent als Soldat des Imperiums

Soldaten und Agenten haben als Kriegshelden ein gemeinsames Problem, Teil I-III ihrer Klassenstory ist als streng geheim einzustufen, weshalb ihre Heldentaten aus dieser Zeit völlig unter den Teppich gekehrt werden. Der einfache Imperiale weiß wohl mehr über die Taten eines Darth Nox oder Zorns des Imperators als über die weiterhin streng geheimen Missionen des imperialen Geheimdienstes. Was Agenten vollbracht haben ist nur dem Dunklen Rat bekannt, dem gegenüber der ehemalige Minister schon damals Bericht erstatten musste. Die ganze Wahrheit kennt jedoch bestenfalls Darth Marr und der beäugt die Karriere imperialer Agenten anfangs doch sehr kritisch.

Während Soldaten als Helden der Republik gefeiert werden ist man als Agent auf die Anerkennung des Dunklen Rats und vor allem Darth Marrs angewiesen. Man besitzt weniger Vorbildwirkung, kann aber trotzdem seinen Beitrag für den Erhalt des Imperiums leisten. Wer zumindest über einige Missionen des Agenten Bescheid weiß bringt ihm doch großen Respekt entgegen und es verwundert wenig, wenn man als Agent auch deshalb zur imperialen Armee versetzt wurde, weil man praktisch das gesamte Special Forces Training absolviert hat. Agenten sind die CIA-Operatives des SWTOR-Universums und diese werden auch gerne aus den Reihen der Special Forces rekrutiert. Die Kampffertigkeiten und Ausbildung des Agenten sind also durchaus mit denen des Soldaten vergleichbar, weshalb der Scharfschütze als Erweiterte Klasse durchaus Sinn macht, weil in ihm die Tödlichkeit eines professionellen Attentäters und Elitesoldaten vereint werden.

Als Agent glaubt man jedoch die untypischste aller Star Wars-Klassen zu spielen, weshalb man meistens umso mehr auf Inspiration von außerhalb angewiesen ist. In den Filmen spielten Agenten bisher keine Rolle und auch The Clone Wars bietet als Quelle wenig Material. Man musste schon ins Erweiterte Universum wechseln und sich von Kirtan Loor, Ysanne Isard, Iella Wessiri oder Morrigan Corde inspirieren lassen, um Vorbilder für mehr oder weniger imperiale Agenten zu finden. Es würde mich nicht überraschen, wenn ein Körnchen Wahrheit in den Gerüchten steckt, dass man in der Entwicklungsphase SWTORs eigentlich auch einen Imperialen Soldaten geplant hatte, der den republikanischen Soldaten 1:1 spiegeln sollte.

Der Imperiale Agent muss sich seine Vorbilder wohl eher in Agententhrillern suchen als in Star Wars, wobei die Auswahl dort auch deutlich facettenreicher ist als für Sith in den Filmen. Der Unterschied zwischen skrupellosen KGB-Agenten und Jack Bauer verläuft manchmal fließend, weshalb sich der Chuck Norris des Agenten-Genres auch sehr gut als Vorbild für Imperiale Agenten eignet, welche „tun was notwendig ist“. Ob nun als undurchschaubarer CIA-Agent, knallharter FBI-Ermittler, bondscher Superschurke in seinen Zwanzigern oder republikanischer Maulwurf, für Agenten gibt es eine Unzahl an möglichen Rollen.

Interessant am Agenten ist aber auch dessen neuer Rang als „Sith Intelligence Commander“, was dem in Spionageromanen gerne verwendeten KGB-Oberst sehr nahe kommt, auch wenn sich der Commander vielleicht doch nur als Oberstleutnant übersetzen ließe (in diesen Rang stieg seiner Zeit auch Wladimir Putin auf). Zwar wird man auf Yavin 4 nicht zum Geheimdienstgeneral und damit Behördenleiter befördert, doch mit seinen neuen Kompetenzen ist man praktisch die Nummer 2 des Sith-Geheimdienstes. Während der SID der Republik primär für die Auslandsaufklärung zuständig scheint und auf den Spuren der CIA wandelt, ist der Sith-Geheimdienst wie der KGB eine Behörde die mehrere Aufgabengebiete kombiniert, so auch die Gewährleistung der inneren Sicherheit. Der neue Sith-Geheimdienst ist die Geheimpolizei des Imperiums, man findet als Agent daher auch guten Grund, sich beim Kampf gegen kriminelle Organisationen an der Kopfgeldwoche zu beteiligen.

Obwohl es nur eine von vielen Möglichkeiten ist spielt es dennoch eine Rolle, dass man als Agent in der Lage war/wäre selbst ein Mitglied des Dunklen Rats wie Darth Jadus/Darth Zhorrid aus dem Verkehr zu ziehen. Ein derart fähiger Attentäter ohne Empfänglichkeit für die Macht ist ähnlich wie der Jedi-Meister (und ev. Sith-Lords) mordende Kopfgeldjäger ein mächtiges Werkzeug in einem Reich, dessen Elite sich nicht gegenseitig vertrauen kann, da jeder Sith den Verrat an seinen Verbündeten planen könnte. Als Nicht-Sith erscheint man der imperialen Führungsriege vertrauenswürdiger als jeder Sith-Lord, weshalb man sich selbst den Respekt Darth Marrs verdient hat. Für die Mehrheit des Imperiums könnte der Agent die Verkörperung imperialer Werte sein, wenn er sich nach diesen zu handeln entschließt und die Öffentlichkeit überhaupt von seiner Existenz wüsste. Im Gegensatz zu Darth Jadus ist Marr dennoch scheinbar wenig von machtunempfänglichen Spitzenfunktionären angetan und setzt wohl lieber auf ihm gegenüber loyale Sith, doch vielleicht wird der Agent auch hier etwas bewirken und wie der Kopfgeldjäger Marrs Augen gegenüber der Nützlichkeit von Nicht-Sith öffnen.

Der Kopfgeldjäger wird dafür bezahlt als Söldner einzuspringen, doch warum sollten Agenten nach CZ-198, Oricon oder in andere Daily-Gebiete aufbrechen? Soldaten hätten ihre Befehle, doch Agenten besitzen etwas mehr Autonomie, würden aber vermutlich aus Eigeninteresse ermitteln. Als Agent ist man das düstere Spiegelbild des republikanischen Elitesoldaten und auch ein Spezialist in verdeckten Operationen, weshalb man in Fällen wie auf CZ-198 eine sehr sinnvolle Ergänzung für das Team vor Ort wäre. Selbst auf Oricon wäre man als SWAT-Kommando gefragt und innnere Sicherheit gehört ja auch zu den Aufgaben der neuen Geheimpolizei. Meine persönliche Inspiration für den Agenten als „Gesetzeshüter“ stammt aus den Serien Hawaii Five-0 (mit Lt.-Com. Steve McGarrett und der Five-0 Task Force) und NCIS: Los Angeles (mit dem NCIS Office for Special Projects). In beiden genannten Serien spielen ehemalige Operatives (McGarrett als SEAL, G. Callen als CIA und DEA-Agent) Polizist und finden sich doch fast in jeder zweiten Folge mit Terroristen, Spionen oder deren kriminellen Helfern konfrontiert.

Die Problemlöser ihrer Fraktion

Jedi sind zu widerspenstig, Sith zu eigensinnig und Kopfgeldjäger wie Schmuggler handeln primär aus finanziellen Erwägungen. Agenten und Soldaten haben jedoch keine andere Wahl, sie arbeiten für ihre Fraktion. Mein Kommandosoldat wäre lieber Söldner, weil er dann besser bezahlt wird, weshalb er sich meistens korrupt verhält und nicht gerne mit Kriegsgefangenen aufhält, denn je früher der Krieg zu Ende ist, desto früher kann er als Fachmann abkassieren. Einer meiner Agenten leidet unter dem Trauma seiner Konfrontation mit Jadus, denn er ließ Jadus seine Superwaffe zünden, um den dunklen Lord gefangen nehmen zu können. Der Irrsinn der Sith (Zhorrid tat auch einiges für diese Entwicklung) trieb meinen Agenten dazu den Schwarzen Kodex an Ardun Kothe abzutreten und sich als Doppelagent anzubieten. Einmal von seiner Fraktion (zwangs)rekrutiert gibt es zwar keinen Ausweg mehr, aber man hat zumindest etwas Spielraum wie man seine Loyalität gestaltet. Selbst Doppelagenten müssen etwas dafür tun, um ihre Tarnung aufrecht zu erhalten, weshalb man vielleicht sogar etwas williger an Kampagnen wie auf CZ-198 oder Oricon teilnimmt.

Im Regelfall würden Darth Marr oder dem republikanischen Oberkommando auch keine Persönlichkeiten vom Format eines Barsen’thor oder Zorn des Imperiums zur Verfügung stehen. Marr oder Jace Malcom würden sich bezüglich einer besonders wichtigen Mission jedoch an ihnen unterstellte Experten wenden. Und bei Schmugglern oder Kopfgeldjägern weiß man ja nie, ob sie eine Mission überhaupt annehmen oder welche Nebengeschäfte sie vor Ort abschließen.

Agent und Soldat bringen jedoch den Vorteil mit sich mindestens genauso fähig zu sein wie die meisten Jedi oder Sith, immerhin haben sie bereits so einigen Lichtschwertschwingern ein frühes Ende bereitet. Solches Talent erwartet man sonst nur von einem Kopfgeldjäger, der damit einen Teil seines Lebensunterhalts bestreitet. Agenten oder Soldaten lassen sich jedoch nicht durch Macht-Visionen oder ähnliche Probleme ablenken, weshalb der Einsatz von Tech-Klassen eine effizientere Lösung zu sein scheint, als den Jedi-Orden oder einen Sith-Lord um Hilfe anzubetteln. Bei einem kampferprobten Offizier weiß man alleine aufgrund dessen Dienstakte woran man ist und was man erwarten kann (Teamleiter auf Makeb, zentrale Rollen bei der Invasion von CZ-198 und den Kämpfen auf Oricon, deckte fast im Alleingang die Revaniter-Verschwörung auf).

Besser gerüstet

Soldat und Agent sind auch die etwas realistischeren Klassen sofern es das Science Fiction-Genre betrifft. Während die Macht es Sith und Jedi innerhalb der GFFA zwar erlaubt mit Schwertern durchzukommen und Kopfgeldjäger sich primär auf Raketen oder Flammenwerfer stützen, erscheint es einem im Regelfall doch eher als zu gefährlich ohne vernünftige Rüstung und Sturmgewehr einen von fanatischen Zeloten besetzten Tempelkomplex zu erstürmen oder gegen eine Armee von Terminatoren anzutreten. Selbst in den Filmen legte General Veers auf Hoth einen Schutzhelm und Körperpanzer an, obwohl er an Bord eines vollklimatisierten AT-AT Walkers blieb.

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