Die swtor_miner Debatte - Exploits, Datamining und Biowares Verschwiegenheit
Die Conquest Events sind schuld. Was schlussendlich zum Kernstück von Game Update 2.9 wurde und manche Spieler wohl absolut süchtig werden ließ sollte eigentlich jede Woche eine Überraschung bieten.

Zeitplan und Events sollten geheim sein und Gilden sollten keine Möglichkeit haben sich bereits im Vorfeld darauf vorzubereiten. Doch die entsprechende Information wurde bereits in 2.9 auf Wochen im Voraus festgelegt und in den Client Files hinterlegt. Miner hat diesen Schatz geborgen und uns neben der Bestätigung des nächsten Rakghul Events auch den Fahrplan der Conquest Events bis Anfang November verraten.

Das zog nun scheinbar doch Konsequenzen nach sich, nachdem sogar Dulfy die entsprechenden Daten online stellte. Der Miner ist seither auch ein beliebter Podcast-Gast, der es sich allerdings auch nicht nehmen ließ auf gewisse Exploits usw. hinzuweisen. Schlussendlich hat er sich dadurch auf Biowares Abschussliste wohl auf Platz 1 hochgearbeitet. Bioware Austins Community Team kündigte dann wohl auch bestimmten Fanseiten an, die Zusammenarbeit einzustellen, solange sie dem Miner mehr oder weniger eine offene Plattform bieten.

Soweit die Geschehnisse der letzten Wochen.

Die Dreifaltigkeit des Problems: Exploits, Datamining und Spoiler

Der Miner weiß, dass er gegen die "Terms of Service" verstoßen hat und bis vor einigen Wochen wurde er wohl auch noch schweigend von Bioware geduldet. Doch nach einem Jahr auf reddit hat er vor geraumer Zeit dann Zugang zu diversen Podcasts gefunden und mit dieser Plattform wurden auch seine Erkenntnisse noch weiteren Kreisen bekannt.

Während der Miner bis dahin vor allem mit Datamining beschäftigt war wurde er mit seiner wachsenden Gefolgschaft zunehmend aktiver. Er enthüllte dann auch schon mal einige Story-Spoiler und mit 2.9 beschäftigten ihn auch diverse Exploits. Aufstieg und Fall waren ab diesem Zeitpunkt bereits vorgezeichnet. Man kennt vergleichbare Beispiele um sich plötzlich als Heldengestalt empfehlende Whistleblower durchaus auch aus anderen Lebensbereichen. Am Ende gehen diese Konflikte zwischen der als "Öffentlichkeit" oder "Community" auftretenden Anhängerschaft und dem "Establishement" eher unschön aus. Das befürchte ich auch im aktuellen Fall und hoffe man lässt es nicht soweit kommen.

Was mir lieber wäre und als Lösung vorschweben würde ist dem Miner notgedrungen die Plattform zu entziehen und nicht mehr all seine Entdeckungen praktisch quer durch die Community zu veröffentlichen. Solange der Miner auf reddit, Twitter und vielleicht einen Podcast beschränkt bleibt ("contained" um im US-Jargon zu bleiben) blieben sein Wissensschatz der eingeweihten Community weiterhin erhalten und sein Einfluss überschaubar.

Datamining ist gegen die AGB, aber es zeigt ähnlich wie Modding auch das Commitment von Teilen der Community. Manche machen humorvolle Videos, Let's Plays oder schreiben sich RP-Hintergrundgeschichten für ihre Charaktere, andere zerlegen halt die Game Files. Beides zeugt von Enthusiasmus und Begeisterung für ein Produkt, allerdings schadet es manchmal auch den Plänen des Unternehmens.

Exploits

Der Miner hat in seinen jüngsten Auftritten auf Exploits hingewiesen, die einigen sehr investierten Spielern auch so schon aufgefallen wären. Exploits sollten bereinigt werden, daran besteht kein Zweifel. Doch ist es wirklich so schlecht, wenn mehr als nur auserwählte Kreise über sie bereit wissen? Der Druck auf die Entwickler wird dadurch halt stärker, wenn mehr darüber wissen, wie sich das System ausnutzen lässt, desto mehr beschweren sich auch darüber. Andere wissen natürlich weiterhin von gar nichts und hinken der Konkurrenz hinterher. Keine Frage, Exploits sind etwas schlechtes und sollten gefixed werden.

Meiner Meinung nach ist das Verbreiten von Exploits für das Unternehmen Bioware zwar kontraproduktiv, für die Community allerdings ein Gewinn. Je mehr davon wissen, desto mehr Leute können mit den gleichen Waffen zurückschlagen. Das macht den Exploit nicht richtig, aber es schafft kurzfristig eine Annäherung an Fair Play anstatt Foul Play. Auf der anderen Seite MÜSSEN die Entwickler sich nun plötzlich mit Themen beschäftigen, die ihnen entweder nicht als Problem aufgefallen sind oder die man versucht hat totzuschweigen. Shitstorms sind die Folge.

Stattdessen will man nun die Whistleblower mundtot machen? Nach all den Jahren wo das Web 2.0 nun eine Realität ist wirkt diese Vorgehensweise antiquiert. "Embrace it as an opportunity" - man sollte Maßnahmen ergreifen und das ganze mit etwas PR-Arbeit würdigen.

Dann setzt die Wertung halt eine Woche aus, wenn die Gefahr besteht, dass Leute in gewerteten Kriegsspielen mitmischen und dabei einfach afk gehen. Oder man lässt sich eine Entschädigung einfallen. Schlacht um Ilum ließ sich durchstealthen und in wenigen Minuten erledigen? Wer früher davon wusste konnte mehr Punkte erreichen, das zeugt auch von einem gesunden Wettbewerb. Für CZ-198 gab es keinen Titel? Das ist sicher mittels einer rückwirkenden Anerkennung lösbar und ließe sich auch vorweg bereits so kommunizieren. Wichtig ist schnell zu reagieren und eine Lösung anzubieten, sollte sich diese nachher dann als nicht realisierbar erweisen ist der Schaden geringer als sich anfangs Zeit zu lassen und gar nichts zu kommentieren.

Datamining ist Spionage

Datamining ist eine Form von Spionage, mit der Dataminer den Entwicklern in die Karten sehen können. Spionageabwehr ist eigentlich auch bereits eine Idee mit Jahrhunderten auf dem Buckel. Wenn mir jemand in die Karten sehen will versuche ich halt ihn bewusst in die Irre zu führen und verstecke mein bestes Blatt. Bioware hat sich ja auch bereits durchaus bemüht bei den PTS Patches mehr und mehr draußen zu lassen. Das goldene Zeitalter für swtor_miner scheint sich durchaus allmählich dem Ende zuzuneigen.

Ist Datamining allerdings ein Problem? Für Verschwiegene sicher, für nach jedem Fitzelchen Information gierende allerdings weniger. Dataming bricht die Nutzungsbedingungen, aber nicht alles was Dataminer finden schafft es ja auch ins Spiel. Auch Datamining lässt sich für gute PR nutzen. Anstatt die Reaktion auf Datamining zu ignorieren könnte man auch sehr gezielt zuhören, wie die Leute auf bestimmte Konzepte reagieren. Nicht alles was Dataminer finden landet schlussendlich im Game. Auch verworfene Konzepte können bei der Community wie eine Bombe einschlagen. Man könnte das ganze auch für eine Art Dialog nutzen, einen vorsichtigen zumindest, um Datamining nicht vollends zu legitimieren. Ja der Infiltrator wurde etwa schon in den Files gefunden, aber wie dachten die Devs über dieses Konzept, was hätte sich die Community darunter vorgestellt.

Wenn man bestimmten Gruppen auf Monate keinen Content bieten kann wären 2-3 Postings zum Ideensammeln und etwas Insiderwissen teilen durchaus etwas das die Community aus ihrem Selbstmitleid reissen kann. Schlussendlich bietet einem Datamining jenen Insiderblick den man im Tagesgeschäft von Bioware schlichtweg vermisst. Verworfene Konzepte, Ideen, geplanter Content, die Zukunft ist immer in Bewegung... das findet man bestenfalls in den Collectors Editions und "Art of Something"-Begleitwerken zu manchen Videospielen. In einem MMO könnte und sollte das vielleicht auch laufend genutzt werden. Es würde halt wieder Arbeit bedeuten.

Biowares Verschwiegenheit

In Hinsicht auf Kommunikation ist Bioware Austin sehr mechanisch. Man macht sich das Leben unnötig schwer, indem man etwa den sehr bürokratisch anmutenden Weg eingeschlagen hat, neuen Content erst anzukündigen, wenn das der nächste große Patch ist.

Ohne vorzuwarnen usw. setzt man uns gelegentlich Content vor, der zwar großartig war, bei dem man aber viel Potential in seiner Vermarktung verschenkt hat.

Tier Mounts und Treek waren 2013 ein Beispiel für eine großartige Innovation, die im Fall Treeks erst im Nachhinein kurz und knapp beworben wurde. In einem der US-Podcasts wurden die Probleme von SWTORs PR-Strategie bereits einmal sehr detailiert aufgegriffen. Man nutzt etwa die monatlichen Community Cantinas eher ungeschickt. Als man GSF damit teaserte war das bis dato der größte Erfolg. Doch ansonsten enthalten die Sticks oft eher wenig an vielsagendem Material. Man kann mit Entwicklern und dem Community Team sprechen, aber ansonsten? Man könnte mehr tun als nur über den Status quo zu sprechen.

Datamining hat uns bereits Rishi und Yavin 4 als wahrscheinliche nächste Planeten enthüllt, bis Bioware diese Planeten jedoch einmal enthüllt wird es vielleicht bis kurz vor dem Addon dauern. Man wirbt zu kurzfristig und unregelmäßig für neuen Content. Ich erinnere mich an andere Spiele die ihre Addons etwa mit wöchentlichen Enthüllungen zu neuen Einheiten und Features zelebrierten, schon Monate vorher.

Man Autoren "on staff" und ohnehin die studiointerne Möglichkeit neuen Content anzutesten. Man könnte diese Ressourcen nutzen. Ich denke etwa an die Einführung der Hybrid-Schiffe in 2.8 und 2.7 oder auch generell die Inszenierung von GSF. Man hätte hier auch in-universe Artikel über die Einführung neuer Schiffstypen schreiben können. Sogar die Schlacht um Denon hätte sich mit einem Entwickler-Post oder einer kleinen Begleitstory von SID oder Admiralin Ranken feiern lassen.

Natürlich wären Entwickler-Postings umso interessanter, weil sie über die Mechaniken und Überlegungen hinsichtlich einer neuen Map oder eines neuen FPs berichten können. Warum sieht Denon etwa so aus, wie es aussieht? Wieso ein Kampfschiff mit Scout-Waffen anstatt zweier Minen (wenn in praktisch jedem Shooter Sniper eine Claymore mit sich herumschleppen können) entwickeln?

Swtor_miner füllt eine Lücke in der Community, die eigentlich vom Community Team gefüllt werden sollte. Wenn man schon gewisse Aufgaben, wie das Abbilden und vorführen von neuen Kartellmarkt-Items an die Community abgegeben hat, sollte man sich nicht wundern, wenn einem noch mehr entgleitet. Nicht jeder kennt Dulfy.com und manche könnten durchaus meinen auf swtor.com einen Überblick über die Inhalte des aktuellen oder nächsten Kartellpakets erhalten zu können. Immerhin verdient man ja Geld mit diesen, uns also vorzuenthalten was wirklich drinnen ist zwingt gerade jene Leute die sie kaufen dazu entweder auf Dulfys Seite nachzusehen oder es bleiben zu lassen. Man opfert jedenfalls seinen Einfluss auf die Community und Dulfy wird wohl auch kaum ewig da sein.

Wer neu zu swtor hinzustößt und gerade 2015 will man wohl auch wieder neue Spieler anwerben, findet auf swtor.com viel zu wenig. Man muss sich erst recht wieder durchgoogeln und ärgern, wie viele alte Fansites nicht mehr aktiv sind, ehe man auf Perlen wie dulfy.com stößt. Swtor.com wirkt lieblos hingeklatscht, auf der Startseite finden sich Screenshots von vor diversen Game Updates und meiner Meinung nach sollte die Frontpage mit jedem Game Update neue Screenshots usw. präsentieren. Denn SWTOR ist ein immer noch aktives Game, da sollte sich mehr rühren als auf den Homepages von Spielen die vor 1-2 Jahren veröffentlicht wurden. Wenn es nach mir ginge würde swtor.com auf seiner Startseite derzeit etwa Rakata, Palmen, Strand und den Tempel auf Rakata Prime zeigen.

Was würde es Bioware kosten schon vor 2.9 angekündigt zu haben, dass SOR gleich zwei Planeten enthalten wird? Die Story ist bereits "abgedreht", die Voice over Arbeiten sind erledigt, die Autoren arbeiten bereits am nächsten Projekt. Was seit Ende August in 3.0 ist wird sich kaum noch ändern.

Um auf die Community Cantinas zurückzukommen. Diese sind keinesfalls günstig, man leistet sich schon etwas und doch verwendet das Community Team praktisch gar nichts aus den Events für swtor.com und die ganze Arbeit bleibt an der Community hängen. Man hat nette Konzepte, setzt sie aber irgendwie völlig planlos ein. Wie in einem Podcast vorgeschlagen könnte Bioware die Cantinas ja aufzeichnen oder die USB-Inhalte später über andere Kanäle verbreiten. Man könnte die Veranstaltungen auch zum Promoten des nächsten Game Updates einspannen. Man beschäftigt sich imho in der Öffentlichkeitsarbeit jedenfalls zu sehr mit Vergangenheit und Gegenwart, nicht jedoch mit der Zukunft und so wissen wir auch gar nicht was auf uns zukommen wird. Stattdessen muss man für diese Information auf Game Files zurückgreifen, die auch nur dokumentieren, was zum Zeitpunkt X gerade in Entwicklung WAR. Und was mal war, muss nicht werden.

Es ist blanke Ironie, dass man gerade bei einem Star Wars MMO darauf angewiesen ist sich mittels Datamining mit möglichen Zukunftsvisionen zu beschäftigen und nie weiß wohin die Reise wirklich geht.

Meine Meinung

Ich sehe mich als Fan des Spiels, der es liebt und auch mit der derzeit eingeschlagenen Richtung des Contents im großen und ganzen einverstanden ist, nicht in der Lage auf jemanden wie swtor_miner zu verzichten. Entweder ich folge diesem Propheten oder ich tappe völlig im Dunkeln. Ich kann mich allerdings nicht mit der Art und Weise anfreunden, wie Bioware seit geraumer Zeit seine Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Man verrät uns gar nichts, streut mit völlig irrelevanten Kurzgeschichten auch noch Salz in die Wunden und streubt sich permanent dagegen irgendetwas vorab zu verraten. Vorab heißt für Bioware wohl nur einen Tag im Voraus. Zwanghaft versucht man Spoiler zu vermeiden, dabei ist alles relevante bereits schon wenige Tage nach entsprechenden PTS-Veröffentlichungen auf Youtube und einschlägigen Fan-Seiten zu finden. Selbst macht man keinen Finger krumm und überlässt die Arbeit der Community. Wenn sich dort allerdings mal niemand findet über etwas zu berichten bleibt man im Dunkeln. Im Dunkeln sitzend und wartend ist kein Zustand in dem man eine Community zurücklassen sollte, dadurch gewinnen dann Propheten wie swtor_miner auch ihren Einfluss.

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colzerod, Donnerstag, 25. September 2014, 14:28
Eine sehr schöne Zusammenfassung und die Kritiken die du hier zusammenfasst/selbst aufzeigst, sehe ich vollkommen ein.
Bioware schadet meiner Meinung nach dem Spiel durch die nicht vorhandene PR-Arbeit extrem.
Ein MMO lebt davon, dass Spieler beschäftigt sind und sich mit dem Spiel identifizieren, dass geht umso mehr über den Weg der Zukunft. Wenn Spieler wissen was sie in der Zukunft erwartet und seien es auch teilweise nur die kleinen Dinge, sind sie glücklich, zufrieden und freuen sich auf die Zukunft.
Wenn man aber als reiner "Raid-Spieler", der sich über anspruchsvollen Content freut, definiert, so kann man schnell das Vertrauen in das Spiel verlieren, wenn ein ganzes Jahr keine neuen Informationen über zukünftige Raids kommen.

Hast du schon einmal überlegt diese Kritik so gebündelt auch Bioware zukommen zu lassen?

pfannenstiel, Donnerstag, 25. September 2014, 17:35
Überlegt schon, aber ich befürchte davon bekommen sie mittlerweile soviel, dass meine Kritik auch irgendwo in einer Ablage verschwinden würde.

colzerod, Samstag, 27. September 2014, 17:48
Das mag stimmen, aber du kannst zumindest von dir selbst sagen, dass du es probiert hast.