Der Idealist Dooku

Dooku in Episode 2

Count Dooku gehört für mich zu jenen Star Wars-Charakteren, die mich erst nach Jahren zu interessieren begonnen haben. In Dookus Fall liegt das vielleicht auch an meiner Unzufriedenheit mit Episode II. Zum Glück gibt es nun Episode VIII und Episode II ist vom letzten Platz meines Star Wars-Rankings nach oben gerutscht. Womit ich nicht sagen will, dass sich Episode II inhaltliche Fehlgriffe erlaubt hätte. Ich finde das CGI-Übermaß einfach nicht gut und die Padme-Anakin-Romanze gehört zu den Dingen die ich bei diesem Film immer wieder skippe. Wobei ich auch zu den Fans gehöre die in Episode I fast ganz Tatooine überspringen. An Episode VIII stört mich wieder ein Story-Arc und zwar die Darstellung Luke Skywalkers, welche allerdings über diesen Arc hinaus geht. Ich kann mich auch nicht mit Lukes Flashback-Look anfreunden, der auf mich extrem nach einem B-Movie aussah (ich bin auch kein Fan von Lukes dunklen Haaren, so als hätte man Mark Hamills Haare gefärbt, anstatt Hamills echte Haarfarbe zu verwenden). So nebenbei ist Episode II allerdings mein meistgesehener Star Wars-Film, was daran lag, dass er auch meine erste DVD war. Es ist also auch die Episode mit der ich mich wahrscheinlich am längsten beschäftigt habe.

Episode II beginnt bekanntlich mit dem Attenatsversuch auf Senatorin Amidala, welche dem Jedi-Rat vorwirft dass Count Dooku der Drathzieher gewesen sein soll. Doch die Jedi weisen diesen Vorwurf empört von der Hand, denn Dooku sei ein politischer Idealist und kein Mörder. Außerdem sei er einst ein Jedi gewesen und somit stehe er für einen höheren moralischen Standard. Was Dooku in den letzten 10 Jahren auch vielleicht getrieben hat, öffentlich dürfte er sich also eine ziemlich weise Weste bewahrt haben, denn die Jedi hätten sonst wohl kein Problem damit gehabt ihn nachträglich zu exkommunizieren oder sonstwie zu diskreditieren. Stattdessen betrachtet man Dookus Führung der Separatisten wohl eher als peinlich, da sich ein prominenter Jedi-Meister von der Republik abgewandt hat und das mit Vorwürfen die viele Jedi-Meister wohl im Stillen teilen könnten. Nur ist man als Orden eben der Republik verpflichtet und Kanzler Palpatine ist auch nicht gerade ein offizieller Feind der Jedi. Im Gegenteil, Palpatine zelebriert sein Bündnis mit den Jedi, was es diesen sehr schwer macht Palpatine etwas anzukreiden.

Später trifft man Dooku umgeben von sinistren Gestalten, was ihn wohl an sich schon zum Bösewicht machen sollte. Doch Dooku ringt sich auch zu einer der komplexesten Offenbarungen in den Prequels durch - er verrät Obi-Wan Kenobi, dass die Republik längst von Darth Sidious kontrolliert wird. Auf stille und heimliche Weise ist das eine noch gefährlichere Enthüllung als Vaders Eingeständnis Lukes Vater zu sein. Dooku bietet Obi-Wan zugleich an sich mit ihm gegen die Sith zu verbünden, etwas das Qui-Gon Jinn nun ja nicht mehr tun könnte. Und Dooku zeigt sich zumindest etwas verwundbar, als er in Erinnerungen an seinen ehemaligen Padawan schwelgt, der ja auch kein Freund der Politik des Jedi-Rats und der Republik war. Dooku behauptet Qui-Gon hätte sich ihm sicher angeschlossen, wäre er noch am Leben. Doch ist das falsch, eine Lüge oder sogar eine Beleidigung? Macht diese eine Szene bereits einen Bösewicht aus Dooku?

Es ist ja auch erstaunlich wie umfangreich man Dookus Hintergrundgeschichte gestalten konnte, obwohl er nur in dieser einen Episode eine tragende Rolle spielte. Fast alles was wir im neuen Kanon über Dooku wissen stammt weiterhin fast ausschließlich aus Episode II. Selbst in den Legends wurde nur unwesentlich mehr zu Dookus Hintergrundgeschichte hinzugefügt.

Dooku ist demnach ein bekannter und moralisch integrer Ex-Jedi-Meister, der durchaus den Respekt des Jedi-Rats und vieler Meister genießt. Er ist zudem ein anerkannter Kritiker der Republik und er begann seine Karriere nach seinem Austritt aus dem Jedi-Orden wohl als Aktivist, der die Korruption der Republik geißelte, wofür er sein Familienvermögen nutzen konnte. Seit Dooku den Orden verlassen hat dürfte er kaum Kontakte zu diesem gepflegt haben, was aber durchaus an der Doktrin der Jedi liegen mag, dass solche "Bindungen" die im Orden verbliebenen Jedi belasten würden. Dookus Austritt aus dem Orden ließ ihn also auch erst durch Holonet-Berichte von Qui-Gons Tod erfahren und er blieb sehr schlecht informiert. Qui-Gon könnte jedoch als Rebell auch einer der wenigen Jedi gewesen sein die Kontakt zu Dooku gepflegt hätten, selbst wenn es die Ordens-Doktrin verboten hätte. In der klassischen Mentor-Schüler-Beziehung innerhalb von Star Wars wäre Dooku auch mehr als nur ein älterer Bruder für Qui-Gon gewesen. Dooku wäre ein Vaterersatz für Qui-Gon Jinn gewesen, so wie Ben Kenobi es für Luke Skywalker war.

Im großen Showdown mit Obi-Wan und Anakin ist es auch erstaunlich, dass Dooku sein Schwert gegenüber einem verwundeten Obi-Wan erhebt, später jedoch seine Klinge deaktiviert, als ein deutlich schwerer verwundeter Anakin vor ihm liegt. In Episode II wird auch noch nicht deutlich gesagt, seit wann Dooku kein Jedi mehr ist und so ist das eher förmliche Verhalten Dookus gegenüber Obi-Wan wohl damit zu erklären, dass er Qui-Gons Padawan vielleicht noch nie gesehen hat. Der Verweis, dass Yoda große Stücke auf Obi-Wan ist zudem sehr interessant, weil Dooku einst Yodas Schüler war und er womöglich mehr durch Yoda als durch Qui-Gon über Obi-Wan erfahren konnte, eben weil man Qui-Gon wegen seiner einstigen Bindung an Dooku eher davon abhielt mit diesen in Kontakt zu treten, als Großmeister Yoda. Nur warum scheint Dooku eher bereit zu sein Obi-Wan zu töten, als Obi-Wan und Anakin zu töten? Auf gewisse Weise hat ihn Obi-Wan durch seine Sturheit ja enttäuscht, während Anakin ebenfalls als Padawan Qui-Gons enden hätte können. Und Anakins Sicht auf die Fehler der Jedi und der Republik ist freier von den dogmatischen Ansichten der Jedi als Obi-Wans. So wäre Anakin wohl eher ein brauchbarer Verbündeter als Obi-Wan. Dookus Darth Maul-Moment spiegelt jedoch auch Episode I wieder, als der Sith-Lord beinahe den Meister ermordet hätte, womit er sich den Zorn des Schülers zugezogen hätte. Anakin springt auch tatsächlich auf und rettet Obi-Wan, wobei nicht gesichert ist, dass Dooku nicht vielleicht doch noch gezögert oder absichtlich daneben getroffen hätte. Der Beinahe-Hieb erfüllte wohl den Zweck Anakin auf den Plan zu rufen, um das Potential von Qui-Gons Auserwählten zu testen. Als er Anakin besiegt hat ist Dooku sichtlich erschöpft und wäre der junge Skywalker besser vorbereitet gewesen, er hätte es wohl geschafft Dooku sogar zu überwältigen. Für einen langen Moment wirkt Count Dooku nun ratlos, denn nun liegen da zwei Schüler Qui-Gons vor ihm, mit denen er nichts recht anzufangen weiß.

Yodas Eingreifen zwingt Dooku seine beiden Opfer auf Geonosis zurückzulassen. Die Begegnung mit Yoda zwingt Dooku aber auch Flagge zu zeigen und sich als Sith zu outen. Während er Anakin und Obi-Wan noch nicht ganz so abweisend begegnet ist verhält er sich Yoda gegenüber arrogant und kühl. Als Großmeister des Ordens steht Yoda nun für alles was Dooku an den Jedi zu verachten gelernt hat. Für Dooku ist Yoda wohl auch schuld daran, dass Obi-Wan ohne Qui-Gons Einfluss für seine Sache verloren ist. In Episode III wird Dooku Obi-Wan wieder aus dem Verkehr ziehen, um einmal mehr mit Anakin unter vier Augen zu sprechen. Doch Dookus Interesse an Anakin dürfte schnell verflogen sein, als er in ihm einen weit weniger raffinierten Charakter erkannte, der nichts für Politik übrig hatte. Anakin entpuppte sich für Dooku wohl als tumber Schläger, der dann auch noch Palpatine wählte und für geraume Zeit sogar skrupellos die Sache des Jedi-Ordens vertrat, eben weil dieser mit der korrupten Republik verbunden war.

Der Prototyp für Anakin in Episode III


Wir erfahren sehr wenig über Dookus Fall zur dunklen Seite, aber er wird uns in vielerlei Hinsicht als Vorgänger Anakins präsentiert. So wie Grievous ist auch Dooku ein Prototyp für Darth Vader gewesen. Darth Sidious hat Dooku eine gehörige Gehirnwäsche verpasst und all seine Ideale verdreht.

In Episode II schließt Dooku nun Bündnisse mit den Bösewichten aus Episode I ab und er übernimmt die Todessternpläne von den Geonosianern. Er umgibt sich mit Bösen und er hat mit bösen Plänen zu tun - das macht ihn doch zum Bösewicht oder nicht?

Zumindest hat er nicht vor laufender Kamera Kinder ermordet, wie es Darth Vader getan hat, um seine heimliche Ehefrau und seinen Nachwuchs zu retten. Dooku handelte aus höheren Idealen, doch diese wurden von Sidious genauso korrumpiert. Am Ende wurde Dooku zu dem was er eigentlich bekämpfen wollte - einem dunklen Lord der Sith. Angesichts von Dookus Erfahrung und Stellung gab er in meinen Augen jedoch einen sehrwohl gut gewählten Sith-Schüler ab. Dooku hätte Sidious zu stürzen vermocht, wäre er diesem nicht im üblichen Machtspiel zwischen Meister und Schüler unterlegen. Sidious hatte es verstanden Dooku gegen dessen mögliche Verbündete auszuspielen, wie auch gegen Anakin Skywalker. Dookus Bündnis mit Nute Gunray war das Mittel mit dem Sidious einen Keil zwischen Qui-Gon Jinns Meister und Wunsch-Padawan treiben konnte, denn Gunray hatte die Naboo-Krise verbrochen und versucht Padme Amidala zu ermorden. Es gelang Sidious sogar Dookus einstige Jedi-Kollegen dazu zu bringen sich gegen ihn zu stellen und im Verlauf der Klonkriege sogar einen Mordanschlag gegen ihn in Auftrag zu geben. Gleichzeitig hatte Dooku aber auch die Klonarmee in Auftrag gegeben und es kann durchaus sein, dass diese gedacht war die Republik schlecht dastehen zu lassen, immerhin waren die Klone de facto Sklaven der Republik. Dookus Verhältnis zu Syfo-Dyas war sicherlich nicht das einfachste und es könnte Syfo-Dyas eigener Hang zur dunklen Seite gewesen sein, der Dooku zusätzlich vom Orden wegtrieb. Womöglich betrachtete Dooku die Klonarmee des Jedi-Ordens als ultimativen Beweis, dass die Jedi längst zu Kriegstreibern geworden waren, weshalb er dann auch bereitwillig die Kontrollchips für Order 66 installieren ließ. Jedi welche im Namen einer korrupten Republik Krieg führen? Dem wollte Dooku sicherlich ein Ende setzen, weil er sich nicht mehr vorstellen konnte, dass es sich dabei noch um "gute" Jedi handeln könnte. Aber egal, jeder Jedi-Ritter im Dienst einer von Sith unterwanderten Republik hätte ultimativ dem Ziel der Sith gedient, so dass es keinen Unterschied gemacht hätte, ob nun ein Sith oder ein Jedi die Klontruppen anführt. Dooku verachtete die Linientreue der meisten Jedi-Ritter, weshalb sein eigener Padawan Qui-Gon Jinn wohl auch derart rebellisch geworden war. Qui-Gon hätte sich wohl nicht in einen Krieg befehlen lassen, den er für falsch hielt. Mit Syfo-Dyas als Obi-Wan und Dooku als Anakin, sowie den Idealen der Republik und des Jedi-Ordens an der Stelle Padmes wird wohl klar wie sich Dookus Wandlung vom idealistischen Jedi-Meister zum dunklen Lord der Sith vollzogen haben sollte.

Asajj Ventress

Mit der Auswahl von Asajj Ventress als seiner Schülerin entschied sich Count Dooku für eine Kandidatin die Obi-Wan und Anakin durchaus ähnlich war. Asajj Ventress war einst eine Jedi-Padawan gewesen, doch ihr Meister Ky Narec war mehr oder weniger nach Rattatak verbannt worden. Offiziell hieß es Ky Narec wäre gestrandet und der Jedi-Rat hätte ihn als vermisst oder tot eingestuft, aber es ist schon verdächtig, dass er nie einen Notruf abgesetzt haben könnte. Womöglich wurde Narecs Absturz auf Rattatak unter den Teppich gekehrt, weil die Republik auf dieser Welt nicht intervenieren wollte. Rattatak war in einen endlosen Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Verbrecherbanden verstrickt, sodass Meister Narec als Jedi zwangsläufig ins Visier dieser geriet. Doch Narec fand in der machtsensitiven Asajj Ventress eine wertvolle Verbündete und begann sie zur Jedi auszubilden, auf dass sie eines Tages Frieden nach Rattatak bringen würden. Als Narec jedoch ermordet wurde blieben Ventress nur Frust und Enttäuschung über eine tatenlose Republik und einen ignoranten Jedi-Orden.

Während Asajjs Fall zur dunklen Seite bezwang sie sämtliche Kriegsherrn von Rattatak und schwang sich de facto zur Herrscherin des Planeten auf, womit sie das Interesse Count Dookus erweckte, der wohl Gerüchte über eine "Jedi-Kriegsherrin" zu hören bekam. Dooku rekrutierte Ventress wegen ihres Hasses auf die Jedi, ihre Abneigung gegen die Republik und den Wunsch etwas besseres zu schaffen. Doch ganz nebenbei kamen ihm auch ihre Fähigkeiten als Strategin und Attentäterin ganz gelegen. So gesehen ist Ventress eine wirklich interessante Wahl, eine frei vom Orden ausgebildete Jedi, so wie Anakin einer geworden wäre, hätte Qui-Gon Jinn den Orden verlassen, um ihn auszubilden. Vielleicht hätte Anakin auf Tatooine ein ähnliches Schicksal geblüht, hätten die Hutten Qui-Gon Jinn ermordet. Anakin als Kriegerkönig Tatooines wäre womöglich dennoch dem Einfluss eines Darth Sidious erlegen.

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