Das Sith-Imperium als Underdog

Niederlagen

Wenn man den Star Wars-Kanon betrachtet sind die Linien klar gezogen, die Bösen sind immer in der Überzahl und die Helden müssen mit herben Rückschlägen rechnen, wobei ihnen immer ihre vollständige Auslöschung vor Augen gehalten wird. Palpatines Todesstern zerstört Alderaan, weil es eine Hochburg der Rebellen-Allianz geworden ist und danach scheint die Bewegung noch schwächer als je zuvor. Man versteckt sich tief im Dschungel Yavin 4s, flüchtet sogar nach Hoth und kämpft über Endor mit letzter Kraft und dem gesamten Aufgebot seiner Kräfte. Diese Schwäche kommt einem in SWTOR nur vom Sith-Imperium bekannt vor.

Als das Sith-Imperium noch als Gewinner des letzten Krieges dargestellt wurde und mit Balmorra eine der wichtigsten Waffenfabriken der Republik fest in seiner Hand hielt sah es in der Alten Republik noch so aus wie man es sich von Star Wars erwartet - die Bösen sind zahlreich, überlegen und nur zäher Widerstand, sowie das Auftauchen von Heldengestalten kann die Lage ändern. In Kapitel I-II herrscht in der Alten Republik ein Kalter Krieg, bei dem jeder Gewinn mit einem Verlust ausgeglichen wurde. Kapitel III änderte das zunächst zu Gunsten des Imperiums, das nach einem Einmarsch auf Taris auch einen Aufstand auf Belsavis anzettelte und schließlich nach Corellia vorstieß. Plötzlich waren die Sith wieder in Reichweite Coruscants und es schien so als hätte man die Erzählung von einem Kalten Krieg auf eine Invasion des Imperiums verlagert.

Der Triumph auf Corellia wurde jedoch rasch zunichtegemacht und seither ist das Sith-Imperium nur noch auf der Verliererspur zu sehen. Dass die Spielerschaft sich dafür begeistern würde, ausnahmsweise einmal auf Reps zu schießen kommt auch daher weil das Imperium als bevölkerungsreichste Fraktion fortlaufend in die Tonne getreten wird. Seit Ilum hat man als Imperialer mehr Abtrünnige aus den eigenen Reihen am Gewissen als Reps.

Die Autoren könnten die Dinge immer noch so drehen, dass das alles keinen Verlust für das Imperium darstellte, doch man hat sich in die prekäre Lage manövriert, dass Corellia und Ilum etwa 10% der imperialen Streitkräfte vernichtet haben sollen. Die Intrigen unter den dunklen Lords und Malgus Aufstand waren jedoch nicht das Ende der imperialen Verluste, denn die Republik legte einiges nach. Mittlerweile sind alle drei Hauptwelten des Imperiums Ziel republikanischer Invasionen geworden. Imperialen bleiben nur der Betrogen-Trailer und die Corellia-Storyline, um etwas ähnliches erleben zu können. Auch die Schreckensmeister, die Revaniter und nun Vitiate selbst haben vorwiegend dem Imperium geschadet. Die Schreckensmeister ermordeten ihre eigene Ehrengarde und transformierten Imperiale in willenlose Sklaven, während die Revaniter gleich Sith-Sekte begannen und erst später Reps rekrutierten.

Hinter verschlossenen Türen können Reps nach Ziost sogar jubeln, denn bis auf ein paar Soldaten hat man dort nichts verloren, während der Verlust des zweitgrößten Bevölkerungszentrums des Imperiums die Weltuntergangsstimmung auf Dromund Kaas verstärkt. Makeb hilft dem Imperium nun auch nichts mehr, da der Imperator von Isotop-5 Schilden nicht aufgehalten werden kann. Schon auf Makeb stand es so schlecht um das Imperium, dass Darth Marr der vor einigen Jahren noch größten Supermacht der Galaxis nur noch einige Monate bis zum totalen Kollaps gab.

Die Folgen eines Genozids

Die Sith wurden schon einmal fast ausgelöscht, als eine zahlenmäßig überlegene Republik begann das alte Imperium auszulöschen. Wo waren damals die noblen Ideale der Jedi? Der spätere Imperator Vitiate trug zum Untergang des Imperiums bei, als er einen großen Teil von dessen Führungsschicht ermordete und die Überlebenden auf einen jahrelangen Trip durch die Unbekannten Regionen entführte. Auch das alte Imperium wurde von der Republik zerstört und man griff sogar Zivilisten an, die nichts mit Naga Sadows Invasion Coruscants zu tun hatten. Der Erfolg der Republik hätte vielleicht abgewandt werden können, wenn die Sith sich nicht gegenseitig in den Rücken gefallen wären. Ludo Kressh griff den amtierenden dunklen Lord Naga Sadow an und zerstörte dessen Verstärkungstruppen, womit die Invasion der Republik völlig zusammenbrach. Sadow und Kressh fielen beide, womit das Imperium ohne politischen Anführer dastand, der einen Waffenstillstand oder Friedensvertrag aushandeln hätte können. Und Lord Vitiate lockte hunderte Sith-Lords auf Nathema in eine Falle, um sich Unsterblichkeit zu verschaffen.

Die imperialen Überlebenden des Großen Hyperraumkriegs waren zutiefst verbittert, denn niemand in der damaligen Führungsschicht stellte die Interessen des Imperiums an die erste Stelle. Vitiate erschien den Leuten als Retter und verdiente sich so seinen Rang und Namen als Anführer. Doch die Republik ließ den Flüchtlingen keine andere Wahl als einem Tyrannen in die Arme zu laufen, denn man drohte allen Angehörigen des alten Imperiums mit dem Tod. Diese Ereignisse haben die imperiale Gesellschaft tief geprägt und unausweichlich Spuren hinterlassen. Nun scheint sich diese Geschichte sogar zu wiederholen.

Selbst bei der Entstehung des Sith-Ordens liegt die Schuld bei der Republik. Anstatt die dunklen Jedi dem Jedi-Orden zu übergeben, damit sie bekehrt werden können entschloss man sich sie in die Verbannung zu schicken. Milder als eine Hinrichtung, aber an Bord eines Schiffs ohne Steuerkonsole in die Unbekannten Regionen geschossen zu werden war weit schlimmer als eine Hinrichtung. Ajunta Pall und seine Anhänger hätten in einer Sonne landen können oder wären vielleicht irgendwo im Nirgendwo gestrandet. Ohne Vorräte wäre das ein sehr grausamer Tod geworden, doch genau für diese "Gnade" hat sich die Republik entschieden. Der Jedi-Orden hatte seine ehemaligen Glaubensbrüder im Stich gelassen, verstoßen und sich damit deren ewigen Zorn zugezogen.

Die Nachfahren Palls und der ersten Sith-Lords hegen ihre revanchistischen Absichten bis heute und das einzige. Was wurde nur aus vergeben und vergessen? Der Jedi-Orden mag seine Werte hoch halten, doch die politische Führung der Republik vertritt andere Ansichten. Die Jedi regieren die Republik nicht, sie werden selbst von ihr regiert und können nichts gegen den Willen von Kriegstreibern im Senat unternehmen.

Unerwartete Sympathieträger

Darth Marr und Lana Beniko kämpfen für das Überleben ihrer Fraktion, während Kanzlerin Saresh nur Tod und Zerstörung vertritt. Seit Darth Marr auf Makeb als imperialer Anführer etabliert wurde, wird das Imperium von einem Pragmatiker geführt. Marr ist der Verteidigungsminister des Imperiums und er nimmt diese Aufgabe wörtlich, sein Anliegen ist der Erhalt und Schutz des Reichs. Auch Marrs Protege Lana Beniko ist alles andere als eine aggressive und irrationale Sith. Das Imperium führt schon lange keinen Krieg mehr, es führt einen Überlebenskampf. Schuld am Krieg waren andere, doch die derzeitige Regierung muss die Supper auslöffeln, die einem von Darth Baras und der Republik eingebrockt wurde.

Man kann als Imp immer noch nach Herzenslaune morden und sich beleidigend verhalten, doch man kämpft längst für eine gerechte Sache, während die Republik einen Angriffskrieg führt und selbst auf Makeb nur deshalb intervenierte, weil der Planet reich und ein wertvoller Verbündeter war. Imperiale retten Makeb! Und man nutzt Isotop-5 nicht um neue Superwaffen zu bauen, sondern um seine planetaren Schilde aufzuwerten. Erst Darth Arkous experimentierte mit Isotop-5 Bomben.

Wie Lord Cytharat auf Makeb schon anmerkt ist es deutlich nobler sich und seine Heimat zu verteidigen, als einfach jemanden anzugreifen, um sein Territorium auszuweiten. Auf eine gewisse Weise haben Gut und Böse die Seiten gewechselt, doch dabei ihre frühere Rhetorik beibehalten. Die Kanzlerin spricht immer noch davon, für Frieden und Freiheit einzutreten, doch in Wirklichkeit führt sie einen erbarmungslosen Angriffskrieg und hält die Jedi an der kurzen Leine. Um zu überleben muss sich das Imperium verändern und die Story entwickelt sich immer weiter in eine Richtung, die den Reform-Sith recht gibt.

Darth Malgus Imperium war fortschrittlich, doch immer noch sehr dunkel und aggressiv, das derzeitige Imperium hat einige von Malgus Reformen selbst umgesetzt und übt sich in nobler Zurückhaltung.

Die Rebellen der Alten Republik

In vielerlei Hinsicht gleich das Sith-Imperium bereits der Rebellen-Allianz. Die Auslöschung Ziosts erinnert an Alderaan, die Underdog-Rolle besitzt man ebenfalls und man leistet vorwiegend Widerstand - Imperiale Widerstandskämpfer.

Selbst die Führungsstruktur des Imperiums weist Ähnlichkeiten zur Rebellion auf. Es gibt einen kleinen Führungskreis, der seine Mitglieder selbst bestimmt und das Militär spielt die tragende Rolle. Auch jeder Rebell war Soldat und genauso ist fast jeder Imperiale in irgendeiner Funktion für das Militär tätig. Der markanteste Unterschied zur Rebellion ist allerdings, dass das Imperium über Territorium verfügt und sich um den Schutz der dortigen Zivilbevölkerung kümmern muss.

Sklaverei und die dunkle Seite sind hingegen Dinge von denen man nicht so leicht loskommen wird. Das Imperium kann sich nicht von seinen Traditionen befreien, wenn man sie auch bereits etwas verwässert hat. Sklaven können Sith werden und zu Vollbürgern aufsteigen, wobei es nur eine Frage der Zeit ist bis man auch eine Möglichkeit einführt Sklaven den Eintritt in die Armee zu ermöglichen, um so die alte Truppenstärke wiederherzustellen. Der dunklen Seite zu folgen ist auch schon lange kein Muss mehr, wie Lord Hagrev oder Lana Beniko beweisen könnten. Der Sith-Kodex ist weniger dogmatisch als sein Jedi-Äquivalent und so erlaubt er auch einige unorthodoxe Sichtweisen.

Es soll sogar Studien darüber geben, die belegen, dass die Mehrheit der Spieler (auch in anderen Spielen) zur hellen Seite tendiert. Die Mehrheit der Old Republic-Spieler dürfte allerdings imperial sein... was sich auch darauf zurückführen lassen könnte, dass das Imperium durch seine Underdog-Rolle sympathischer ist und hell zu sein als Sith mehr bringt, weil man sich für Reformen und ein besseres Imperium einsetzt. Ein besseres Imperium kann man auch als dunkler Sith als Ziel verfolgen. Über meine Probleme mit dunklen Reps habe ich schon einiges geschrieben und vielleicht liege ich nicht ganz falsch darin, dass ich die helle Seite des Imperiums einfach interessanter ist.

Selbst die Denkweise der Rebellen lässt sich mit der des imperialen Widerstandskämpfers vergleichen. Man ermordet den Feind nicht einfach und lässt Zivilisten auch laufen, um nobel zu wirken und der Bezeichnung als "Terrorist" und "Mörder" die Grundlage zu entziehen - Stichwort Charmeoffensive. Ein Beispiel dafür wie "hell" das Imperium im Vergleich zur Republik sein kann ist das Ende von Rishi. Darth Marr stimmt einer Allianz mit Satele Shan zu, während die oberste Kanzlerin strikt dagegen zu sein scheint, als sie auf Yavin 4 von den Ereignissen erfährt. Saresh hätte zweifellos darauf gedrängt dem Imperium ein Messer in den Rücken zu rammen und auf Ziost gibt es sogar eine Dialogoption, in der Saresh als Kriegstreibern bezeichnet wird.

Die Rebellen-Allianz hat sich nicht das Ziel gesetzt die Imperialen restlos zu vernichten, sondern will eigentlich nur die Wiederherstellung eines früheren Status Quo erreichen. Auch für Sith-Imperiale kann Frieden das große Ziel sein, denn der Krieg wurde bekanntlich von anderen vom Zaun gebrochen. Für des Imperium begann der Krieg zu früh und nun man hätte lieber innenpolitische Probleme lösen sollen, wie Malgus-Reformvorschläge, die Absetzung des Imperators und den Aufbau eines stabileren Dunklen Rats, sowie die Reorganisation von Behörden wie dem Imperialen Geheimdienst. Die Erben Ajunta Palls hatten ihre Rache bereits, nun könnte man sich mit dem Resultat zufrieden geben und sogar dort ansetzen wo Pall und seine Kollegen zunächst scheiterten, nämlich den Sith-Orden als eine Alternative zur strikten Doktrin der Jedi anzupreisen.

Die gesamte Galaxis zu unterwerfen ist nur das Ziel einiger, viele Imperiale wollen hingegen nur herrschen und irgendwann die Früchte ihrer Taten genießen. Der Sith-Lord Freedon Nadd gab sich mit der Herrschaft über Onderon zufrieden und vor dem Großen Hyperraumkrieg herrschten die alten Sith bereits einmal über ein stagnierendes Imperium, Expansion muss also nicht das oberste Ziel des Sith-Imperiums sein.

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danker, Donnerstag, 7. Mai 2015, 13:52
Als jemand der die Imp Story nur vom Hörensagen kennt, stellt sich mir -unabhängig davon- eh immer die Frage wie man freiwillig "dunkel-bösse-Fascho-etc" spielen kann. Dank deines 1a Propaganda Textes nun versteh ich wohl ein paar Nuancen mehr vom warum. Spieler die sich aber so viel Gedanken um ihre Seitenwahl machen sind aber wohl die Ausnahme,...aber das wieder anderes Thema.
btt: Klar sieht man an der Rep die Nachteile einer Demogratie, klar kann eie Saresh oder Palpatine an die Macht kommen. Umgekehrt kann es in einer Diktatur auch "humane-freundliche-gütige" Führer geben. Nur ein Sytem das von Grund auf Lebewesen nicht gleich behandelt ist ergo das üblere - alle Schönrednerei kann ich ab den Punkt beiseite lassen.