Montag, 29. Februar 2016
Statt einem Lichtschwert: Schwerter und Stäbe


Für sich genommen sind Lichtschwerter unschlagbare Waffen. Um es mit den Worten der Ex-Jedi-Ritterin Vergere auszudrücken, es gibt keinen Teil an der Klinge eines Lichtschwerts, der nicht schneidet. Und man kann mit ihnen sogar Metall schneiden. Lichtschwerter extrem vielseitig Waffen.

Doch die Fertigung eines Lichtschwerts erfordert spezifische Materialien und vor allem einen Lichtschwertkristall als Herzstück der Waffe. Solche Kristalle sind alles andere als leicht zu bekommen und auch schwer zu ersetzen. Zudem haben die Lichtschwertklingen kein Gewicht, was die Waffen zwar leicht zu werfen macht und dem Lichtschwert eine eigene Dynamik verleiht, wobei auch die physische Stärke eines Gegners ausgeglichen werden kann, aber man benötigt auch jahrelanges Training, um den Lichtschwertkampf zu meistern. Ziel des Lichtschwerttrainings ist trotz aller Wertschätzung für die verschiedenen Formen jedoch, dass man sich während des Kampfes der Macht hingibt. Die Form ist nicht so wichtig, wie es vielleicht den Anschein hat. Es geht vor allem darum die Form ohne überlegen zu müssen anwenden zu können und sich statt auf seinen nächsten Hieb lieber auf die Macht konzentrieren zu können.

Blasterwaffen sind großartig, doch im Gegensatz zu Projetkilwaffen gibt es ausreichend Materialien die dem Plasma eines Blasters standhalten können. Bestimmte Spezies können sogar mehrere Blastertreffer einfach so wegstecken. Aus diesem Grund sind Nahkampfwaffen in der Star Wars-Galaxis immer noch angesagt. Eine Besonderheit unter den Nahkampfwaffen stellen Vibroschwerter und Vibrolanzen dar, die mit durch Ultraschall in Schwingung versetzten Klingen besonders tief schneiden können. Es existieren aber auch mit der Macht aufgeladene Schwerter, wie sie einst von den Jedi, den Sith und sogar den Legionen von Lettow verwendet wurden. Schwerter die einen Lichtschwertkristall als Energiequelle nutzen. Die genauen Mechaniken bleiben oft der Fantasie überlassen. In SWTOR nutzen sehr viele der Nahkampfwaffen einen Klingeneffekt, wie wir ihn von Elektrostäben kennen. Es zuckt scheinbar ein Stromstrahl entlang einer Klinge und wie bei Elektrostäben kann man wohl annehmen, dass dieser Strahl unterschiedlich intensiv geladen werden kann, von einer betäubenden bis zu einer tödlichen Ladung. Sieht man diese Strahlen als eine Art instabiles Lichtschwertplasma, dann könnten sie auch wie ein Lichtschwert schneiden. Und das ist die Theorie, die ich etwa auf die Fira Vibrowaffen anwende. Die vom Orden von Shasa auf Manaan gefertigten Schwerter bestehen aus dem Lichtschwert- und Blaster-resistenten Material Cortosis, verfügen über die Eigenschaften von Vibroschwertern (sie schneiden besser als normale Klingen), aber sie weisen auch jene Energieklingen auf, die wir von Elektrostäben kennen. Ich sehe diese zuckenden Energiestrahlen ganz einfach als eine Art gezackte Lichtschwertklinge.

Vorbilder

In KotOR sind Stabwaffen noch weit verbreitet, unter anderem weil diese auf die Echani zurückgehen, welche überlegene Nahkämpfer waren und gemäß der damaligen Lore auch die imperiale Ehrengarde aus Crimson Empire inspirierten. Konkret war es die in Diensten Darth Plagueis stehende Echani Sonnengarde, die zur Inspiration für Palpatines Imperiale Garde wurde. Während der Mandalorianischen Kriege kämpften auch die Mandalorianer noch sehr gerne mit Waffen aus Beskar alias Mandalorianischem Eisen. Mit Beskar gefertigte Schwerter erlaubten es den mandalorianischen Horden Jedi-Rittern im Kampf Mann gegen Mann gegenüberzutreten und ihre Ehre und Kampffertigkeiten unter Beweis zu stellen. Das Barbarische an den Mandalorianern drückte sich auch in ihrem Gebrauch von Nahkampfwaffen aus, womit sie aber wie gesagt in direkte Konkurrenz zu den Lichtschwerter schwingenden Jedi-Rittern traten. Die Besessenheit der Mandalorianer mit ihrem Kampf gegen Revan und dessen Jedi-Gefolgschaft führte schlussendlich auch zum Duell-Sieg Revans gegen Mand'alor den Ultimativen. Die Vorstellung von der Alten Republik als eine Art Mittelalter der Star Wars-Galaxis schlägt sich auch in der Waffenwahl der Protagonisten nieder.

Jahrtausende nach dem Feldzug der Mandalorianer setzen Traditionalisten immer noch gerne auf Nahkampfwaffen, vor allem wenn es um rituelle Duelle geht. Mit den Klonkriegen erwachte jedoch auch ein neuerlicher Bedarf an Nahkampfwaffen, vor allem auf Seiten der Separatisten. Um die gegen Blasterfeuer nahezu immune Verteidigung der Jedi-Ritter zu überwinden musste man diese in den Nahkampf locken und so kam es zur Entwicklung der IG-100 MagnaGuard Leibwäche eines General Grievous. Grievous Leibwächter wurden als Jedi-Killer konzipiert und spätere Kampfdroidenmodelle, wie die BX-Baureihe, waren auch darauf programmiert Vibroschwerter einzusetzen. Vor allem verdeckte Operationen und der Kampf in engen Korridoren (wie auf Schlachtschiffen) erforderten die Konstruktion von nahkampftauglichen Kampfdroiden.

Als Resultat seines zunehmenden Schutzbedürfnisses griff Palpatine gegen Ende seiner Karriere als oberster Kanzler auch auf eine nicht ganz legale eigene Leibwache zurück. Die rote Garde übernahm eine Funktionen die einst von den blauen Senatsgardisten wahrgenommen wurde, nämlich den Schutz des obersten Kanzlers. Palpatines Leibwache trug Vibrolanzen, war unter ihren Roben jedoch schwer bewaffnet. Wie wir aus Crimson Empire wissen trainierten die Gardisten jedoch auch sehr intensiv mit einer Waffe, die wir in SWTOR als Schwertstab bezeichnen würden. Mit Order 66 wurde auch klar warum die Imperiale Garde dafür ausgebildet worden war es im Nahkampf auch mit Jedi-Rittern aufzunehmen. Das harte Trainingsregiment der Gardisten diente dem Zweck diese zu den ultimativen Leibwächtern Palpatines zu machen, die es auch mit Jedi und anderen Gefahren aufnehmen konnten. Im Hörbuch zu Crimson Empire wird das Geschick Kir Kanos sogar mit dem eines Jedi-Ritters verglichen. Die Reflexe, die Nutzung seiner Waffe, schon lange vor Darth Maul nutzten die Gardisten eine Stabwaffe und bewiesen wie cool diese sein können. Selbst Reys Fertigkeiten mit ihrem Kampfstab wirken nach Crimson Empire eher so als wären diese von der Imperialen Garde und nicht notwendigerweise von Darth Maul inspiriert. Man kann sogar die Inquisitoren aus Rebels im Sinne einer Anlehnung an Crimson Empire interpretieren.


Machtnutzer als Leibwächter


Kir Kanos vs. Carnor Jax

Innerhalb von Palpatines Imperium existierte neben der Ehrengarde auch eine Eliteabteilung von machtempfänglichen Gardisten. Palpatines Doktrin verbot es zwar Machtempfänglichen mit hohem Potential am Leben zu lassen, doch geringfügig machtempfängliche Kandidaten konnten es im Imperium weit bringen. Die Inquisitoren, die Hände und sogar dunkle Jedi dienten Palpatine als eine Art Jedi-Ersatz (zumindest in den Legends) und erfüllten Aufgaben die früher von den Jedi wahrgenommen wurden, ohne jedoch eine Gefahr für die Herrschaft der Sith darzustellen. Carnor Jax war einer jener Gardisten die in den Kreis von Palpatines Elite aufsteigen konnten, doch er verriet seinen Meister und begang nach Palpatines Tod ein Massaker an der loyalistischen Imperialen Garde. Der Mord an seinen ehemaligen Brüdern war jedoch nur noch ein Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte, denn die letzten Gardisten hatten sich schon vorher geschworen Palpatines Mörder und alle diesen zuarbeitende Verräter ausfinding zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen. Schlussendlich war es der machtblinde Kir Kanos der Carnor Jax Ambitionen als Möchtegern-Sith-Lord ein Ende setzte. Während ihres Trainings mussten die Ehrengardisten jedoch auch einsehen, dass sie einem Sith-Lord wie Darth Vader nicht gewachsen waren. Wann immer Vader auf Yinchorr selbst in die Arena stieg war dies eine Demonstration, dass der Imperator doch am längeren Hebel saß.



Imperiale Ritter in Star Wars Legacy


Das Konzept der Imperialen Garde wurde in den Legends mehrfach weiterentwickelt, doch die Weiterentwicklungen blieben sehr inkonsistent. Mal führte diese Kurzgeschichte jene Gruppierung ein, mal griff The Force Unleashed auf die Schattengarde zurück und ein anderes Mal erfand man sogar eine neue Formation für eines der Sourcebooks. Ich muss zugeben, dass ich irgendwann den Überblick über die Sonderabteilungen der Imperialen Garde verloren habe. Ein Konzept wurde jedoch ziemlich prominent, weil es Teil einer 50 Hefte umfassenden Comic-Reihe wurde. Unter Jag Fel entstand in den Legends aus den Resten des Imperiums ein neues geläutertes Imperium, das sich auf eine eigene Version des Jedi-Ordens stützen konnte. Die Imperialen Ritter dienten zugleich als Jedi-Ritter und Leibwächter der Fel-Dynastie. Für diese Aufgabe wurden die Ritter auch entsprechend ausgestattet. So trugen sie Cortosis-Armschienen, widerstandsfähige Rüstungen und sie wurden auch mit Blick auf ihre praktischen Fähigkeiten als Kämpfer und weniger philosophisch geschult. Dementsprechend trat Loyalität an die Stelle von philosophischen Ansichten.

Blades of the Old Republic

Die im Anarchisten Allianzpaket eingeführten Schwerter beweisen wieder einmal, wie gut Vibroschwerter aussehen können. Doch als Schwertträger muss man sich immer wieder die Kritik gefallen lassen, dass das ja nicht zu Star Wars passt. Ja, Lichtschwerter sind das, was die Saga ausmacht, aber SWTOR ist die letzte Bastion des alten Erweiterten Universums und somit auch einer der letzten Orte an dem man in EU-Nostalgie schwelgen kann. Und in der Story von SWTOR befinden wir uns 2016 auch an einem Punkt, an dem es für manchen Machtnutzer sinnvoll erscheinen mag sein Lichtschwert abgelegt zu haben. Der Jedi-Orden ist praktisch zerstört und die Sith sind einem ebenso desolaten Zustand, auch wenn sie mit Darth Acina noch eine Imperatorin stellen.


Das Lichtschwert an den Nagel hängen

Man kann sich eine ganze Reihe von Gründen zurechtlegen, warum ein Jedi oder Sith sein Lichtschwert aufgegeben hat. In den 7 Filmen der Saga wechselt Anakin Skywalkers Lichtschwert mehrmals den Besitzer und der Verlust von Lichtschwertern ist alles andere als unüblich. Wie man schon in Episode I erlebt sind Lichtschwerter auch nicht unzerstörbar. Im Finale von Episode I erleben wir sogar beides, Obi-Wan Kenobi verliert sein altes Lichtschwert, während Darth Mauls Waffe in seiner ursprünglichen Form zerstört wird, doch Kenobi greift schlussendlich auch auf die Waffe seines Meisters zurück. Zumindest in den Legends dauerte es dann auch noch eine Weile bis sich Obi-Wan ein neues blaues Lichtschwert konstruieren konnte. Zumindest einen Roman lang verwendete er daher Qui-Gons grünes Lichtschwert.

Die Konfrontation mit Valkorion in Kapitel I, sowie die folgende Gefangennahme wären bereits der erste gute Grund ein Lichtschwert verloren zu haben. Entweder es fliegt einem im Thronsaal aus der Hand oder es wird einem als Mordwaffe abgenommen und später in einem Valkorion-Museum ausgestellt. Man könnte in Kapitel III oder XIII schließlich argumentieren, dass man seine Waffe zurückgestohlen hat oder man könnte in Arcanns Schatzkammer auch an Thexans Lichtschwert gelangt sein. Eine ganz ähnliche Möglichkeit bietet der Showdown mit Arcann in Kapitel VIII. Das Duell mit Arcann im obersten Kontrollturm von Asylum bietet ebenfalls eine gute Möglichkeit, einen Lichtschwertverlust in Szene zu setzen. Gerade wenn man auf Valkorions Hilfe verzichtet und von Arcann erstochen wird stelle ich mir eine Episode I-hafte Szene vor, in der Arcann das Lichtschwert des Fremdlings lässig in die Tiefe kickt.

Hat man als Allianzkommandant überhaupt die Zeit sich ein neues Lichtschwert zu bauen? Vor allem wenn die Kristallsuche traditionell eine eigene Prüfung voraussetzt. An dieser Stelle muss ich einfach spoilern, Kapitel XII wird für Machtnutzer einen Plot enthalten, der zum Bau eines neuen Lichtschwerts führt. Bis dahin vergehen aber noch einige Monate und solange kann man ja weiterhin auf seine Schwerter zurückgreifen.


Traditionen, Trophäen und Geschenke

Wie lässt sich der Besitz bestimmter Waffen überhaupt erklären? Hat man diese erbeutet, als Geschenk erhalten oder sich verdient?

Fira Vibroschwerter werden beispielsweise von einem Akolythen des Ordens von Shasa aus Cortosis in einem Unterwasservulkan auf Manaan gefertigt. Manaan exportiert diese Waffen nicht, da sie ähnlich wie Lichtschwerter nicht in Massenproduktion und von jedem Ordensmitglied für sich hergestellt werden. Wahrscheinlich gibt es ähnlich wie im Jedi-Orden und dessen Vorgänger, dem Je'daii Orden, auch beim Orden von Shasa so etwas wie einen Lichtschwertbaumeister, der auch einige Waffen zu Trainingszwecken herstellen und bereithalten könnte. Es ist trotzdem eher unwahrscheinlich, dass man sich sein Fira Schwert gekauft hat. Womit einem nur noch drei Alternativen bleiben. Entweder wurde einem das Schwert von einem dankbaren Ordensvertreter geschenkt oder man hat es während des Manaan-Flashpoints von einem toten Selkath gestohlen. Es gibt aber auch eine dritte Möglichkeit und damit meine ich nicht, dass einem Lana Beniko ein Vibroschwert mitgebracht hat, nachdem sie es auf Manaan gefunden hat. Die dritte Möglichkeit wäre, dass der Outlander in seinem früheren Leben auch einige Zeit auf Manaan verbracht hat. In einem Jacen Solo-Plot könnte ein Sith oder Jedi ein Auslandssemester beim Orden von Shasa eingelegt haben, um seinen Horizont zu erweitern. Mit einem geeigneten Tauchanzug könnte man auf Manaan wohl auch sein eigenes Schwert fertigen. In diesem Fall ist es wieder einmal schade, dass Nautolaner keine spielbare Spezies sind.

Handwerklich geschickte Machtnutzer könnten auch ihre eigenen Vibroschwerter fertigen, vielleicht sogar in der Tradition des alten Je'daii/Jedi-Ordens, als dieser noch keine Lichtschwerter konstruierte. Sich eine Waffe zu bauen ist gemäß der Lore etwas zutiefst spirituelles. Ein Lichtschwert ist Ausdruck der Persönlichkeit und Herkunft seines Schöpfers. Mit dem Niedergang der alten Ordnung könnte sich etwas anderes als ein Lichtschwert für seinen Träger "richtig" anfühlen. Auf einer von Jacen Solo inspirierten spirituellen Reise könnte man zur Erkenntnis gelangt sein, dass man nun weder Jedi noch Sith ist. Diese Ansicht wird von Fallen Empire dankenswerterweise auch unterstützt, wobei dieser Schritt Spielern traditioneller Sith und Jedi sauer aufstoßen mag. Gerade die graue Philosophie der Je'daii (die Sith- und Jedi-Elemente vereinte) erscheint mir für graue Jedi oder graue Sith durchaus interessant.

Cathar Ehrenschwerter besitzen bisher keine eigene Lore, man kann nur vom Namen ausgehend darauf schließen, dass sie womöglich von einer Cathar Ehrengarde stammen oder ehrenvollen Freunden des Volks der Cathar überreicht werden. Interessanterweise war der Waffenmeister des Je'daii Ordens ein Cathar namens Tem Madog. Cathar waren Raubtiere und dieser Instinkt ist ihnen geblieben, weshalb sich angesehene Sith-Lords durchaus auch mit einem Cathar-Schwertschmied angefreundet und ein Ehrenschwert verdient haben könnten. Zur Zeit des "Untergangs" von Makeb beschäftigte das Sith-Imperium sogar eine Vielzahl von Cathar und Ehrenschwerter könnten auch als Erbstücke von Generation zu Generation weitergereicht worden sein, womit sie in die Hände eines Cathar Sith oder Jedi gelangt sein könnten. Auch Adoption ist im Star Wars Universum eine gängige Praxis und wie bei der Liebe überschreitet diese manchmal auch die Spezies-Grenzen. Ein von Cathar aufgezogener Sklave, der später Inquisitor wurde, läge also durchaus im Bereich des Möglichen.

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