Dienstag, 2. Februar 2016
Retro-Review: Die Klassenstory des Soldaten

Vorwort

In Community-Umfragen hinsichtlich der beliebtesten Klassenstory schneiden Soldaten für gewöhnlich am schlechtesten ab. In den Augen mancher hat sich so die Vorstellung ergeben, dass es zum Grundkonsens der Community gehört, dass der Trooper des langjährigen Lead Writers und nunmehrigen Creative Lead Designers Charles Boyd die schlechteste Klassenstory ist und Boyd daher entsprechend zu verunglimpfen wäre. "Kein Wunder, dass es seit 2012 so bergab ging, wenn Charles Boyd..." Schluss. Aus. Anfang 2012 hieß der Story-Verantwortliche noch Daniel Erickson, der sich dann allerdings von BioWare verabschiedete. Auf Erickson folgte ein System mit 2 Lead Writern, Alexander Freed (Imperialer Agent) und Hall Hood (Schmuggler, Jedi-Ritter). Und diese beiden trugen wie man aus Leaks aus dem Jahr 2012 weiß zu fast allem bei was 2013 veröffentlich wurde (Makeb, CZ-198, Oricon). Erst 2013 übernahm Charles Boyd das Ruder als Lead Writer. In die Ära Boyd fallen schließlich das Kopfgeldevent, Treek, das Rakghul-Event II, Kuat, GSF, Geschmiedete Bündnisse, Shadow of Revan, Ziost und natürlich Knights of the Fallen Empire.

Was Charles Boyd mit seinem Soldaten schuf ist etwas, das ich als Spieler nicht missen möchte. Dazu sollte ich erwähnen, dass ich gleich nach meinem ersten 50er (am 31.12.2011) damit begann mir einen Frontkämpfer auf einem anderen Server hochzuziehen. Damals gab es nur 8 Charakterslots pro Server und mein Freundeskreis war von der Idee beseelt einen Imp- und Rep-Server zu nutzen. Das erklärt warum mein Fronti die Servertransfers seinerzeit nicht überlebte, aber ich habe mir im Herbst 2012 einfach einen neuen identischen Fronti gebaut. Fronti Nr. 1 endete jedoch auf Level 30, weil sich keiner so recht für die zwei Server-Spielweise begeistern konnte.

Man könnte sagen ich begann meinen Start in die Welt der Klassenstorys gleich mit zwei der angeblich schlechtesten. Ich hatte trotzdem gute Gründe einen Soldaten zu spielen. Für jemanden der mit Serien wie dem A-Team oder Stargate SG-1 aufgewachsen ist hat der Soldat das gewisse etwas. Und Major John Shepard führte in Stargate Atlantis auch sein eigenes Squad an, noch ehe er in Season 2 zum Lieutenant-Colonel befördert wurde. Major Shepard inspirierte später auch die GSF-Karriere meines Kommandos, denn die SG-Teamleader waren stets auch erfolgreiche Piloten.

Was mir an der Klasse jedoch gefiel waren die Bezüge zu Karen Traviss Republic Commandos. Diese Romanreihe entwickelte sich ursprünglich aus einem Roman zum Videospiel Republic Commando und wurde schlussendlich zum Ausgangspunkt für fast alles über die Mandalorianer. Traviss Republic Commandos wurden immerhin von mandalorianischen Söldnern trainiert, die ihren Schützlingen auch die mandalorianische Kultur näher brachten und Jango Fetts Klone (der in den Legends sogar Mand'alor war) ohnehin als Mandalorianer betrachteten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Charles Boyds mit Mandos und Troopern auf diese Quelle zurückgehen könnte. In meinem Kopf entspann sich daraus auch die Idee, dass mein Frontkämpfer der Adoptivsohn (eine Kriegswaise) meines mandalorianischen Kopfgeldjägers war, sich jedoch im Sinne von Mand'alor den Bewahrer verpflichtet sah auf Seiten der Republik zu kämpfen.

Ganz Hoffnungsvolle könnten sogar behaupten die Etablierung des Soldaten als eigenen Star Wars-Archetyp hat FN-2187 aka Finn in Episode VII erst möglich gemacht. Vor Episode VII wurde die Vorstellung von Soldaten als typischen SW-Charakteren nur durch die Klone in The Clone Wars verkörpert. TCW ist allerdings bekanntlich stark von den Legends beeinflusst, die immerhin schon vorher da waren und einiges auch detailierter umsetzten. In den Legends haben wir etwa einige ARC-Trooper und auch Klonkommandos die sich zu Protagonisten hocharbeiteten und später als Inspirationsquelle für Captain Rex und Fives genutzt wurden.

Makel

Was wirft man dem Soldaten eigentlich vor? Eigentlich nur, dass er nicht die beliebteste Klasse ist. Die Statistiken haben bezüglich des Soldaten eine gewisse Unschärfe, da ja für gewöhnlich nur die beliebteste und keine Rating der 8 Klassenstorys gefragt ist. Aber selbst das macht ihn bestenfalls zu Mittelmaß. Für mich klingt die Kritik am guten alten Trooper meist danach, dass der Klassenstory einfach die emotionalen Wow-Momente fehlen. Man muss schon wissen nach was man sucht, damit man es in der Story auch findet. Ähnlich wie beim Jedi-Botschafter, der für Kenner der Legends-Werke genau das richtige Feeling aufkommen lässt, hat es der Trooper schwer sein Publikum zu überzeugen.

Die Soldaten-Story ist nicht besonders spannend, weil? Man nur die üblichen Standard-Missionen abwickelt. Auf Ord Mantell sucht man eine Bombe, ab Coruscant jagt man pro Planet einen Verräter und das ganze klingt als hätten wir das ganze schon irgendwann irgendwo irgendwie erlebt. Was der Story fehlt ist das was typisch Star Wars ist, weil es den Soldaten als Archetyp in den beiden Lucas-Trilogien noch nicht gab. Seinen ersten Sith tötet man als Soldat erst auf Voss. Der Agent hat das gleiche Problem, er spielt allerdings auch die Tarkin-Karte aus. In der OT gab es durchaus einige hochrangige Imperiale an der Seite Vaders. Der Normalo der dem Sith Paroli bietet und einigen Jedi begegnet der Agent auch, das macht den Star Wars-Bezug zumindest erkennbar.

Ein Problem des Soldaten ist es auch, dass er mit seinem Fokus auf die Special Forces zu wenig in seine Fraktion integriert wird. Agenten kommen immerhin doch nicht daran vorbei sich mit den Sith zu beschäftigen, Kopfgeldjäger und Schmuggler haben ihre eigene ikonische Story, nur der Soldat, der hat eben nichts mit den Jedi zu tun und auch keine Story die Anklänge an die Filme aufweist. Tatsächlich gibt es aber keine andere Klasse, die derart oft vor Senatsausschüsse zitiert wird. Trotzdem wird man durch General Garza irgendwie von der restlichen Republik abgeschirmt. Die SpecForce verfolgt in Akt I und II ihre eigenen Ziele, was manche normale Funktionäre auch verägert, weil Garzas Rambos anderen Behörden ins Werk pfuschen. Gewissermaßen gehört das aber auch zur Job-Beschreibung des Chaostrupps, man hat seine eigenen Missionen, die nicht immer im Einklang mit denen des jeweiligen Regionalkommandos stehen.

Eines der Dinge die gerade Jedi-Ritter und Sith-Krieger genießen ist die Art und Weise wie sich die Story ihrer moralischen Ausrichtung anpasst. Dunkle Jedi-Ritter und helle Sith-Krieger üben einen gewissen Reiz aus, weil sie sich auch spürbar anders spielen. Dark/Light Jaesa ist nur das Sahnehäubchen auf der Torte. Als Soldat bewegt man sich permanent in einem Graubereich, denn General Garza verlangt einem hin und wieder eindeutige DS-Handlungen ab, andere Male führt die dunkle Seite jedoch auch zu Kriegsverbrechen oder Korruption. Man ist jedoch auch kein Machtnutzer, weshalb man als Soldat eigentlich auch weniger Konsequenzen aus der dunklen Seite fürchten sollte. Die Moral-Mechanik gilt zwar und man kann mit gelben oder roten Augen herumlaufen, doch das ist eine Spielmechanik. Hell und dunkel sind für den Soldaten weniger bedeutend, als ob man seine Befehle befolgt oder nicht. So kann man zumindest bei einer Gelegenheit mit zu hellem Verhalten eine Meute Senatoren auf die SpecForce Division hetzen und Garza ihr Leben wirklich schwierig machen. Als Soldat steht es einem frei wie man sich entscheidet, man darf ruhig grau oder dunkel sein. Konsequent die dunkle Seite zu verfolgen macht einen jedoch zu einem herzlosen, korrupten Kriegsverbrecher, da kann mit einer etwas graueren Einstellung deutlich besser fahren, etwa als sauberer, aber erbitterter Anti-Imperialer, der Imps lieber eine Kugel anstatt Eisen anlegt.

Beim Soldaten wird einem gerne vorgerechnet was die Klassenstory nicht zu bieten hat, wobei genau diese Dinge auch nicht in allen Klassenstorys zu finden sind. Dark Jaesa ist Krieger-Sache, die Varianz des Agenten ist ebenso unerreicht und so fort. Die Soldaten-Story ist sehr linear, wie andere auch, aber anderen macht man das eben nicht zum Vorwurf.

Die Highlights

Drei Gefährten in Akt I

Vor langer langer Zeit (zumindest vor 4.0) dauerte Leveln ohne EP-Bonuswochen noch richtig lange. Damals musste man sich mit einigen Klassen regelrecht plagen, um neue Gefährten zu erhalten. Agenten erhielten ihren zweiten Gefährten etwa erst auf Alderaan, Inquisitoren mussten für ihre Nummer zwei bis Tatooine warten. Und die Gefährten wirkten auch oft unpassend gewählt. Als Botschafter empfand ich das Warten auf meine Padawan etwa als unerträglich und dunkle Ritter machten sich bis zum Auftritt Lord Scourges ständig unbeliebt. Als Agent wiederum habe ich bis heute den Eindruck, dass ich keinen meiner ursprünglichen Begleiter trauen kann, am ehesten vielleicht Vector, doch der teilt alles was er erfährt mit seinen Killik-Kollegen.

Als Soldat erhielt man hingegen immer schon 5 perfekt auf die Klasse abgestimmte Gefährten und das in regelmäßigen Abständen (Mantell, Taris, Nar Shaddaa, Balmorra, Hoth). Schon nach Taris kann man Jorgan etwa gegen Dorne austauschen und ab Nar Shaddaa lassen sich beide gegen 4X auswechseln.

Die Gefährten des Soldaten haben auch Charakter. Jorgan wirkt etwa wie der typische Sergeant und lässt auch immer wieder den degradierten Offizier heraushängen. Das halbantagonistische Verhältnis mit Jorgan gehört ohnehin zu einem meiner Highlights mit dieser Klasse, denn irgendwie ist man ja tatsächlich für Jorgans Zwangsversetzung und Degradierung verantwortlich. Für einen Karriereoffizier, der von ehemaligen Mitstreitern als künftiger General gehandelt wurde, ist Harron Tavus Desertion wie ein schwarzer Fleck in seiner Dienstakte. Jorgan-Sprecher Timothy Omundson spielte übrigens auch in einer Folge Criminal Minds einen Ex-Soldaten und Sniper, dort jedoch als Amokläufer. Jorgans ruinierte Karriere ist Teil der Story und eines der Dinge die meines Erachtens oft übersehen werden, denn welche andere Klassenstory bietet einem die Chance Dinge aus dem Prolog wieder gut zu machen.

Dorne als abtrünnige Imperiale ist fast typisch, nahezu jede Klasse hat einen Abtrünnigen der anderen Fraktion auf ihrer Seite (Andy Revel, Ashara Zavros, Kira Carsen, Lord Scourge, Jaesa Willsaam, Broonmark, Akaavi Spar, Gault Rennow, Kaliyo) und doch ist Dorne einzigartig. Sie ist das wandelnde Lehrbuch und die einzige ausgebildete Sanitäterin unter allen Gefährten. Neben ihr besitzen lediglich Dr. Lokin und Doc eine echte medizinische Ausbildung. Dorne ist zudem das wahrscheinliche Vorbild für die republikanischen Beschützer, jene Gruppe von Katastrophenschutzhelfern, die auf Rep-Makeb in einigen Nebenquests auftauchen und deren Vermächtnisrüstung man auf der Orbitalstation kaufen kann. Ich frage mich ja, ob es Dorne nach ihrer SpecForce-Karriere zu dieser Organisation verschlagen haben könnte (#Season2Spekulationen).

Mein Favorit unter den Gefährten des Soldaten war und ist M1-4X. Für mich ist 4X der neue HK-47, überenthusiastisch und mit einer amüsanten Persönlichkeit bewaffnet. Im Original wird er außerdem von Tom Kane gesprochen, den man auch als Admiral Yularen aus The Clone Wars oder Yoda (wenn dieser nicht von Frank Oz gesprochen wird) kennen könnte. 4X ist Imps gegenüber knallhart, doch sein Patriotismus hat etwas sehr heiteres, sodass es auch irgendwie witzig wirkt, wenn man ihm eine Gefährtenanpassung mit dem großen SpecForce-Siegel verpasst, so als hätte man ihm auf eigenen Wunsch sein Abzeichen über die halbe Brust tatöwiert. Für die Republik!

Tanno Vik und Yuun sind Beispiele dafür, wie die Soldaten-Story sich neuerdings doch auch auf den Rest des Spiels auswirkt. Tanno Vik wurde sogar zu einem der Gaststars von Fallen Empire und ENDLICH kann man ihn los werden. Ich hasse Vik seit Balmorra, ich wollte ihn nicht in meinem Team und habe mich auch entsprechend gegenüber General Garza geäußert, trotzdem musste ich ihn 4 Jahre mit mir herumschleppen. Ohne Vik fehlt mir in Fallen Empire allerdings ein Sprengstoffexperte und nur Kaliyo bietet sich derzeit als Ersatz an. Es gibt Charaktere, die wurden wohl auch ganz bewusst (wie Kaliyo) geschaffen, um bei den Spielern starke emotionale Reaktionen auszulösen. Yuun hätte als Gefährte wiederum einiges für sich. Er ist machtsensitiv, ein Schamane seines Volkes und ein Tech-Experte, so jemandem braucht man im A-Team auf jeden Fall und er hat im Gegensatz zu B.A. auch keine Flugangst.

Regelmäßige Beförderungen

Was ich am Soldaten geliebt habe waren die regelmäßigen Beförderungen. Vom Sergeant wird man auf Ord Mantell zum Lieutenant befördert, am Ende von Akt I bringt man es sogar noch zum Captain und die Zerstörung der Faust sorgt dafür, dass man sich künftig Major nennen darf. Der Major bleibt einem dann allerdings hängen.

Der Soldat erlebt jedoch auch etwas einzigartiges, das es nur im Fall Kira Carsens gibt. Seine Gefährten rücken mit ihm durch die Ränge auf. Für die Zerstörung der Faust gibt es etwa eine Runde Beförderungen für alle, so wird Yuun zum Lieutenant, Vik zum Sergeant und Dorne/Jorgan werden Lieutenant oder Captain. Die erste Gefährtenbeförderung darf man übrigens selbst aussprechen, sie bildet den Abschluss von Akt I, wenn es darum geht einen Stellvertreter auszuwählen.

A Choice that matters: Wer wird Stellvertreter

Der Executive Officer (XO) ist der Stellvertreter des Commanding Officer (CO) und damit die Nummer 2 im Chaostrupp. Wer diesen Titel tragen darf obliegt dem Spieler, der sich am Ende von Akt I zwischen Elara Dorne und Aric Jorgan entscheiden muss. Man kann die Entscheidung einfach so treffen, beide um Argumente für ihre Beförderung bitten oder die Wahl auch General Garza überlassen (die Jorgan befördern würde). Damit verbunden ist auch eine Beförderung des jeweiligen Gefährten, der fortan Lieutenant und nach Akt II Captain sein wird. Man kann Jorgan also seinen alten Rang zurückgeben und sich sein Wissen zu Nutze machen.

Die Auswirkungen dieser Entscheidung ziehen sich schlussendlich bis Corellia durch. Je nachdem für wen man sich entscheidet, wird dieser Gefährte auch in einigen Besprechungsszenen das Wort ergreifen und eben auch seinen Rang tragen. Infolge der Ernennung kommentieren Jorgan und Elara diese auch in ihrer Gefährtenstory. Jorgan kann dabei ganzschön nachtragend sein, wenn man ihm Dorne vorzieht.

Schon vor Jahren wurde in der Frage Dorne oder Jorgan der eine oder andere Foren-Thread eröffnet, in welchem auch die Frage aufkam, ob diese Entscheidung nicht auch als Nachfolgeregelung zu verstehen sei. Wenn der Major in Gefangenschaft geraten sollte wäre es an seinem Stellvertreter ihn zu befreien. Wem traut man das eher zu? Oder falls man doch das Zeitliche segnet, wem würde man den Chaostrupp guten Gewissens anvertrauen? Mein Fronti entschied sich für Jorgan, denn der würde am ehesten dafür sorgen, dass keiner seiner Mörder lebend davonkommen würde. Mein Kommando entschied sich für Dorne, weil er anders als der Fronti kein romantisches Interesse an ihr hatte und in ihr die beste Chance sah, dass der Trupp sich nicht in einen selbstmörderischen Rachefeldzug stürzen würde. Der Chaostrupp sollte überleben und im Andenken den toten Kommandanten noch Gutes tun. Ironischerweise ist mein Fronti hell und der Kommando meist sehr dunkel.

Passend zur Planeten-Story

Als Super-Jedi oder Schmuggler fragt man sich manchmal, warum dieser oder jene Mission überhaupt annehmen würde. Entweder ist die Mission zu republikanisch (würde man einen dahergelaufenen Schmuggler wirklich in Top Secret-Missionen einweihen?) oder sie ist zu belanglos (ich hab da eine Kiste in meinem von Piraten überrannten Haus). Als Soldat muss man sich jedoch überhaupt keine Gedanken machen, denn genau wie Kopfgeldjäger macht man es einfach. Kopfgeldjäger haben natürlich ihre finanziellen Interessen oder den Adrenalinkick im Sinn, Soldaten tun es hingegen aus Pflichtgefühl und den Kick. Die beste republikanische Klasse zum sorglosen Farmen.

Akt I: Tod den Verrätern

Die mit dem ursprünglichen Chaostrupp verbrachte Zeit auf Ord Mantell ist relativ kurz und der dadurch etwas geringe emotionale Impact durch ihren Verrat lässt sich durchaus als Manko der Klassenstory bezeichnen. Trotzdem verfehlt die Story in der Rückschau nichts von ihrer Bedeutung. Harron Tavus Verrat trifft den Soldaten tief und persönlich. Zum Imperium überzulaufen... unvorstellbar. Trotzdem ist Tavus Verrat nicht völlig grundlos, denn Jahre später findet man sich in ähnlichen Situationen wieder. Der Chaostrupp wurde vom Senat hinter feindlichen Linien im Stich gelassen, aus politischen Gründen. Genauso wird man auf Yavin 4, Ziost und in Fallen Empire Opfer des politischen Kalküls von Kanzlerin Saresh. Und dass kein Mitglied des Trupps zu Lana Benikos Rettungskommando gehört untermauert vielleicht, dass man schlussendlich genauso im Stich gelassen wurde wie seine Mentoren.

Auch wenn mir Tupfer und Geist immer irgendwie unsympathisch waren, Schrauber, Lunte und Tavus waren doch Persönlichkeiten die meinen Soldaten gegenüber freundlich auftraten. Sie waren die Truppmitglieder, die den Neuzugang begrüßten. Lunte zeigt später sogar Reue und man hat die Möglichkeit ihn zu befreien.

Genau wie im Fall der wahnsinnigen Jedi-Meister in der Botschafter-Story gibt es jedoch kein Happy End für jene die man lebendig gefangen nimmt, sowohl Lunte, als auch Tavus und dessen Mentor Jek Kardan landen schlussendlich lebenslänglich hinter Gittern. Dazu kommt das Problem, dass Hochverrat in diesem Ausmaß eben auch kaum verschwiegen werden kann, wenn es namhafte Gefangene zu verstecken gibt. Für Garza und das durch Senatsanfragen gebeutelte Oberkommando wäre es einfacher die Problemfälle einfach verschwinden zu lassen und zumindest Lunte hätte den Heldentot auch vorgezogen. Selbst Tavus wirkt als würde er den Tod eines Kriegers gegenüber einer Inhaftierung bevorzugen.

Ein wiederkehrendes Thema der Soldaten-Story ist die Konfrontation mit dem Senat, vor welchem Garza die Fahnenflucht des Chaostrupps und dutzender anderer SpecForce Einheiten zu verheimlichen versucht. Im Interesse der Moral des Rests der Armee, die ihre unbestechlichen Helden braucht. Garzas Jagd auf die SpecForce-Verräter ist ein Krieg im Verborgenen. Würde man den Verrat öffentlich machen müssten sich Garza und der Senat für ihre Taten öffentlich rechtfertigen, was auch den Verrätern eine Bühne bieten würde. Da Tavus & Co gute persönliche Gründe für ihr Handeln haben wäre das ganze ein Debakel für die öffentliche Ordnung. Die Senatoren haben den Chaostrupp aus moralisch nicht ganz einwandfreien Gründen verraten und der Trupp hat sich mit ebenso wenig einwandfreien Methoden gerächt. Am Ende hätte jede Seite Dreck am Stecken und jeder würde jedem misstrauen.

Soldaten haben es sogar noch schwieriger als Botschafter, denn ihre Story ist höchst politisch, so sehr, dass eine DS-Entscheidung manchmal sogar vernünftiger sein kann als moralisch korrekt zu handeln. Akt I ist ein wahres Minenfeld an möglichen Fehlentscheidungen.

General Rakton

Vom Beginn von Akt II an etabliert sich General Rakton als der neue große Bösewicht. In Akt II bedroht er den Vertrag von Coruscant mit seiner eigenen Superwaffe, der Faust, die Lesern des Verlorene Sonnen-Comics eines gewissen Alexander Freed vielleicht bekannt vorkommen dürfte. Die Faust war eine der noch von Darth Mekhis fertiggestellten Superwaffen des Sith-Imperiums, ehe Mekhis Nachbau der Sternenschmiede von Theron Shan zerstört wurde und die imperiale Wissenschaftsministerin das Zeitliche segnete.

Rakton ist auch deshalb gefährlich, weil er das Gegenstück zu General Garza darstellt. Sith-Krieger erfahren durch Lieutenant Pierce etwa, dass Rakton einiges an Einfluss in der imperialen Black Ops Division (das Gegenstück zu den Republikanischen Special Forces) besitzt. Doch Rakton ist auch ein hoffnungsloser Fanatiker und stellt das Imperium nach außen hin als Hort der Zivilisation dar. Trotzdem hat man es als Rep ziemlich schwer dieser Argumentation zu folgen, nachdem man die imperiale Zivilisation aus der Nähe erleben konnte.

Zunächst gelingt es Rakton sogar Corellia zu erobern und man darf sich die Frage stellen, ob er Corellia gehalten hätte, wenn sich die Sith nicht gegenseitig in den Rücken gefallen wären. Als Rep erfährt man davon allerdings recht wenig. Die Frage ist aber von entscheidender Bedeutung, wenn man Rakton einmal gestellt und bezwungen hat.

Man erhält die Wahl Rakton zu töten oder gefangen zu nehmen, was einem auch die Möglichkeit eröffnet den General gegen einige Tausend Kriegsgefangene auszutauschen. Die Frage ist nun, würde Rakton dadurch wieder auf die Republik los gelassen werden? Da man Rakton ja auch an Ort und Stelle erschießen kann handelt es sich hierbei um eine rein hypothetische Frage, denn Rakton kann leider nicht mehr zurückkehren.

Fakt ist, Rakton hat auf Corellia verloren und das dürfte aus Sicht der Republik bedeuten, dass ihm auf Dromund Kaas ohnehin die Exekution droht. Die Sith bräuchten ja auch irgendjemandem, den man die Schuld für diese Niederlage anlasten könnte. Doch warum tauscht man für einen Todeskandidaten derart viele Kriegsgefangene?

Aus Sicht des Imperiums (vor allem des Agenten) sind die Sith an der Niederlage schuld. Thanatons Truppen verbrachten mehr Zeit damit den Inquisitor und Moff Pyron zu bekämpfen, als sich mit den lokalen Widerstandsgruppen zu beschäftigen. Und schließlich war es Darth Baras, der den Dunklen Rat an der Nase herumführte und den Cheflogistiker des Imperiums von Attentätern jagen ließ. Baras Vendetta mit Darth Vowrawn schwächte das Imperium auf Corellia wohl mehr als alles andere. Auf Vowrawns Betreiben dürfte man Baras zum Sündenbock gemacht haben, womit Rakton aus dem Schneider gewesen wäre.

Doch kurz nach der Befreiung Corellias wurde auch Dromund Kaas Opfer eines Angriffes durch die Republik und während der Verteidigung könnte ein unter Hausarrest gestellter Rakton entflohen oder umgekommen sein.

Wie viele Soldaten ist es einem wert Rakton ein für allemal aus dem Verkehr zu ziehen? Mein Fronti entschied sich für den Gefangenenaustausch. Mit dem Chaostrupp auf der Bildfläche sollte Rakton es nur probieren, falls ihn die Sith nicht für sein Versagen hinrichten. Mein Kommando richtete Rakton selbst.

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