Ossus: Die rote Linie

Verräter in der Zwickmühle

Auf Iokath ließ sich der Verrat an einer skrupellosen Republik ja noch ganz gut rechtfertigen und in der Folge waren auch sehr wenige Entscheidungen zu treffen, welche der Republik wirklich enorm geschadet hätten.

Gleiches gilt für all jene welche sich auf Iokath von einem entweder zu weich gewordenen oder manipulativen Sith-Imperium abwenden wollten.

In beiden Fällen starben zwei nicht völlig unumstrittene Charaktere, deren Schuhe jedoch sehr schnell wieder gefüllt werden könnten, wie ein News Cast während des Copero-Abenteuers beweist.

Imperium und Republik erlitten auf Iokath keinen irreparablen Schaden und es dürften auf beiden Seiten Kreise geben die froh sind Acina oder Jace Malcom los geworden zu sein. Gerade unter Sith ist Verrat ja gewissermaßen eine Tugend und der Weg sich eine bessere Stellung zu verschaffen. Gleichzeitig gehörte Jace Malcom zu Sareshs Militärregime und mit ihm wurde schließlich auch Sareshs Nachfolger Kanzler Madon gestürzt.

Tod den Tyrannen!

Acina oder Malcom zu beseitigen war ja wohl noch okay, aber auf Ossus steht man vor einer deutlich hell/dunkleren Entscheidung. Im Gegensatz zu den Sith, welche einem durch Acina während des letzten Krieges ihre Unterstützung angeboten haben (mit klaren Zielen) oder der Republik, welche die Allianz im Stich ließ, waren die Jedi fast vollständig aufgerieben und konnten der Allianz gar nicht mehr zur Hilfe eilen. Sie wurden von der Republik wohl genauso im Stich gelassen und konnten auch keine Hilfe von den Sith erwarten.

Der Versuch den relativ wehrlos gewordenen Jedi-Orden auszulöschen ist ein moralisches Dilemma, auch wenn man sich während des Krieges gegen Zakuul mit Acina verbündet und dieses Bündnis auf Iokath erneuert hat. Auf der einen Seite steht die völkerrechtliche Selbstverpflichtung zur Bündnistreue, auf der anderen ein eindeutiges Kriegsverbrechen.

Die Republik zu verraten war nach Sareshs Verbrechen einfach, aber während die Republik uns im Stich ließ, hatten die Jedi einst noch Darth Marrs Jagd nach dem Imperator unterstützt. Mit der Bereitschaft das auf Iokath hoch gehaltene Völkerrecht derart schnell wieder zu brechen hat das Sith-Imperium seinen moralischen Vorteil gegenüber der Republik gänzlich verspielt. Die Sith agieren jetzt wieder wie Kriegsverbrecher und es gibt auch keinen Sachzwang wie auf Makeb, mit dem sich der feige Anschlag auf die nach Ossus geflüchteten Jedi rechtfertigen ließe.

Strategisch könnte man die Sith allerdings für diesen Schachzug bewundern. Wer sich den Sith angeschlossen hat, um den rücksichtsloseren Anführern zu folgen, der kommt nun auf seine Kosten. Wobei das vor allem abtrünnige Trooper ansprechen dürfte. Aber auch vom Orden verstoßene Jedi kommen auf Ossus wohl auf ihre Kosten, immerhin wandelt man nun in den Fußstapfen der ganz großen, wie Exar Kun und Ulic Qel-Droma, welche ursprünglich für die Verwüstung von Ossus verantwortlich waren.

Auch ohne Imperator Vitiate oder sogar Acina scheint das Sith-Imperium in der Lage zu sein, die schlimmsten Befürchtungen eines Revan wahr werden zu lassen. Der Jedi-Orden ist in der ärgsten Bedrängnis seit der KotOR-Ära und würde der Coup auf Ossus gelingen, man hätte es wohl geschafft die Jedi auf ein Nach-Order 66-Niveau zu reduzieren.

Das Nachspiel

Die Schlacht um Ossus wird auf jeden Fall interessant, weil sie das Versprechen einlöst, dass Iokath wohl doch nicht final war und dass wir einige Hintergrundinformationen zum neuen Status Quo erwarten dürfen. Die Aussicht auf Ossus macht auch das Setting des neuen Story-Arcs sehr interessant, denn man könnte nun davon ausgehen es ginge weniger um Republik vs. Imperium, sondern mehr um Jedi vs. Sith. Gerade letzteres wäre sehr interessant, denn ambitionierte Sith-Lords oder Jedi-Generäle könnten den schwelenden Konflikt zwischen den beiden Supermächten in völlig neue Richtungen entwickeln. So könnten sich Jedi wie Sith ja auch einmal an einem planetenweiten Sklavenaufstand beteiligen oder sich beim Kampf um historische Stätten gegenüberstehen. Es gibt weiterhin einige republikanische Welten welche vom Imperium besetzt sind und andere Welten die vermutlich zum Abfall von der Republik bewegt werden könnten.

Die neue Aggressivität des Sith-Imperiums kommt nicht völlig unerwartet, wenn man Acinas Schachzüge seit Arcanns Sturz bedenkt. Das Erscheinen der imperialen Flotte über Voss hätte auch dem Zweck dienen können die versammelten Allianz-Truppen auszuradieren, hätten diese Vaylins Invasionsstreitmacht bezwungen. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass Acina von einem Sieg der Allianz ausging und sich daher entschloss auf Voss zu intervenieren, um selbst Anteil an diesem Erfolg haben zu können. Dass Voss, Gormak und Allianz-Einheiten Seite an Seite gegen einen nicht mehr völlig unerschütterlichen Gegner kämpften ließ sich in den Augen von Acinas Strategen wohl als absehbare Niederlage für den Invasor deuten, immerhin hatten die Imperialen einst ja selbst versucht Voss einzunehmen. Seither dürften die militärischen Kapazitäten der Voss ein beliebtes Thema in imperialen Kriegsspielen gewesen sein. De facto wussten die imperialen Militärs also wohl besser als die Allianz oder SCORPIO über die möglichen Szenario des Kriegsverlaufs auf Voss Bescheid.

Auf Iokath folgte man einem ähnlichen Kalkül, indem man der Republik wohl einen kleinen zeitlichen Vorsprung ließ, um sich anschließend in der Rolle des Opfers und treuen Fürsprecher der Allianz darzustellen. Dieser Vorsprung lässt sich neben Acinas Äußerungen auch aus der Verfügbarkeit von Isotop-5-Antrieben für imperiale Schiffe ableiten. Hätte Acina gewollt, sie wäre zuerst auf Iokath angekommen und hätte die Republik bereits dort erwartet. Aber Acina ist eine hinterhältigere Figur und positionierte sich anschließend an der Landung der republikanischen Streitmacht, um die Allianz mit all ihren Argumenten umwerben zu können.

Die Invasion von Ossus wirkt jedoch nicht wie einer dieser grandiosen Pläne Kaiserin Acinas, sondern eher wie etwas das einem ruhmsüchtigen Sith-Aufsteiger zuzuschreiben sein könnte. Wer auch immer für Ossus verantwortlich ist, er könnte sich wie ein zweiter Malgus behaupten wollen und nach einer Machtbasis außerhalb des von seinen Rivalen und Acina kontrollierten Imperium suchen. Sollte es sich beim "Eroberer von Ossus" um ein ambitioniertes Mitglied des neuen Dunklen Rats handeln, so ist wohl absehbar, dass dieser es auf Acinas Thron abgesehen hat. Weshalb ich ja auch glaube, dass Acina selbst im Falle ihres Überlebens, bis 6.0 gezwungen sein wird das Zeitliche zu segnen.

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