Kursänderungen und was sie bedeuten
Nach dem Abgang von Daniel Erickson im Jahr 2012 waren es die Lead Writer Alexander Freed und Hall Hood die für die Story verantwortlich wurden. Freed verabschiedete sich Ende 2012 jedoch, um freier Schriftsteller zu werden (der neben einigen Star Wars-Comics mittlerweile auch zwei Romane zur Saga beigesteuert hat, darunter sogar den Rogue One-Roman und den Battlefront-Roman). Nach Freed übernahm der ursprünglich als Supervisor für die republikanischen Klassenstorys tätige Hood eine Zeit lang das Zepter und prägte die Entwicklung von Game Update 2.0 aka Makeb mit. Anfang 2013 wurde schließlich Charles Boyd für die nächsten Jahre zum Lead Writer befördert, wobei Boyd gerne auch Freeds Autorendienste zurück griff und diesen hin und wieder als freien Autor mit an Bord holte (unter anderem für die Klassenstorys in 3.0).

Mit der Beförderung zum Creative Lead und Creative Director übergab Charles Boyd (3.0-4.0) das Ruder an Ian Ryan (5.0) der mittlerweile auch Geschichte ist. Dafür hat Charles Jesse Sky beerbt (3.0-4.0) der als Creative Director für einige der kontroversesten Content-Entwicklungen (die gesamte 4.0 Ära und der Opsmangel nach 3.0) der letzten Jahre verantwortlich war und das obwohl Sky mal der leitende PVE-Entwickler war.

Blicken wir aber mal zurück:
Daniel Erickson (1.0)
Hall Hood (2.0)
Charles Boyd (2.0-4.0)
Ian Ryan (5.0)

Nebenbei sei erwähnt, dass Daniel Erickson als Creative Director so etwas wie der Vorgänger Charles Boyds war, da er womöglich zeitweise beide Ämter inne hatte oder auch vom Lead Writer zum Creative Director aufstieg. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Charles Boyd wohl der mächtigste Creative Director seit Erickson ist, zumindest was die Story betrifft, im Gegensatz zum eher fachfremden Sky (der das Zakuul-Szenario auf Basis einer seiner alten Tabletop-RP-Ideen gepusht hat).

Die Unterschiede zwischen den Lead Writern sind auf die Addons bezogen durchaus sichtbar, wobei man vielleicht etwas zuviel hinein interpretieren kann. Versuchen wir es trotzdem mal, immerhin ist Sonntag und was hätte man schon sonst zu tun.

Das turbulente Vorspiel zu 2.0

Es gab 2012 eine ganze Menge Datamining zu eingestampften Klassenstorys und später anders verwirklichten Konzepten, die einmal für 2.0 vorgesehen waren. Schuld an dieser Krise war SWTORs schlechter Start und der Abgang von Schlüsselkräften wie Daniel Erickson. Das 2.0 das 2013 veröffentlicht wurde gleicht der Vision eines Daniel Erickson oder Alexander Freed wohl kaum noch. Und so nebenbei löste dann auch noch Charles Boyd den Lead Writer Hall Hood ab, der sich wohl mit Shadow Realms zu beschäftigen begann.

Heute ist Charles Boyd das letzte Urgestein der 1.0 Ära und damit von unschätzbaren Wert für die weitere Entwicklung von SWTOR. Blickt man auf imdb wird man bei 2.0 noch einige andere Autoren finden, was mitunter auf die sehr verworrene Vorgeschichte von Makeb hinweist. Der Planet selbst war wohl ein Schnellschuss, nachdem die anderen Konzepte für die Story 2012 über den Haufen geworfen wurden. 2012 entstanden jedenfalls Konzepte und Files für Oricon, CZ-198, Ziost und Yavin 4 die erst weit später genutzt wurden. Makeb hingegen entstand wohl wirklich erst Ende 2012, als man alle anderen Ideen verworfen hatte. Das von Hood geschriebene Rep-Makeb ist in meinen Augen sehr unspektakulär, während auf imperialer Seite weit mehr Story stattfand (Darth Marrs Auftritt, der Malgus-Schüler Cytherat, die Logistikerin Katha Niar aus Vowrawns Ministerium, Anerkennung bzw. Beförderungen für alle Imperialen Klassen, so wird der Agent nun erstmals Commander und der Kopfgeldjäger wird eine Art Militärberater, während die Sith von Marr als Verbündete anerkannt werden).

Auf dem Weg nach 3.0

2013 endete mit Oricon und GSF, beides Projekte die bereits von Charles Boyd betreut wurden, der genau wie mit CZ-198 alte Assets aus der 2.0 Entwicklung verwertete, nachdem Hall Hood wohl die alte 2.0 Idee verworfen und sich mit Makeb durchgesetzt hatte. Als Lead Writer setzte es sich Boyd wohl zum Ziel so einiges von damals zu retten, so brachte er in 3.0 Yavin 4 durch, verwendete Korriban, Tython, Manaan und Rakata Prime für die Intro-Flashpoints von 3.0 und 2014 setzte er mit Ziost noch einen drauf. Allerdings musste er auch sparen und obwohl er sich für Klassenstorys in 3.0 einsetzte (imo einer von Charles größten Verdiensten!) konnte er nichts für Lord Scourge tun (auf Yavin 4 und Ziost). Während der Cast von 2.0 neu erfunden werden musste bemühte sich Charles für 3.0 bereits in der Lore verwurzelte Charaktere zu finden, vor allem THERON SHAN! 2.0 hatte es leider nicht geschafft Charaktere einzuführen die über Makeb hinaus noch eine Rolle spielen könnten und es war Boyd der die Idee von Questgebern wie in der 1.0 Ära aufgriff.

SoR war verglichen mit RotHC in meinen Augen ein Meisterwerk, bis alles irgendwie ins Stocken kam.

Jesse Sky und die große Dunkelheit

Ende 2013 übernahm Jesse Sky als Creative Director und er durfte sich wohl noch einige der Erfolge von SoR auf die Kappe heften. Auch wenn vieles wohl schon vorher im Gange war. Nach SoR ließen sich alle Beteiligten erst einmal loben, ehe 2015 große Enttäuschungen folgten. Keine Ops! Nur Ziost! Und dann KotFE!

2015 lag vollends in Jesse Skys Verantwortung und es wurde zum Desaster, auch wenn man 4.0 als finanziell höchst erfolgreich bezeichnete. Jesse Sky nahm uns die Gefährten und war dafür verantwortlich, dass zwischen 2014 und 2017 keine neue Ops erschien und Ziost das letzte Daily-Gebiet war. Auch der Release-Plan für die restliche KotFE-Kapitel ging auf Skys Kappe und schließlich musste diese dann Charles Boyd veröffentlichen, nachdem Sky ging und Boyd als Creative Lead einspringen durfte.

Ian Ryan

Im Laufe des Jahres 2016 stieg Charles Boyd zum neuen Creative Director auf und suchte nach einem neuen Lead Writer, der für den Abschluss von Jesse Skys verkorkstem Lieblingsprojekt sorgen konnte. Boyd entschied sich für Ian Ryan. Und 5.0 kam bis auf Arcann ohne neuen Gefährten und erstmals in der Geschichte von SWTOR auch ohne neue Romanz-Option daher. Dafür durfte man reihenweise Verräter meucheln, angefangen mit Senya. Dass 5.0 keine neuen Gefährten enthielt mag schon an einer Direktive von Charles gelegen haben, doch dass sich das Addon irgendwie seltsam anfühlte lag sicher auch an Ian Ryan, der zuletzt 2011 an SWTOR mitgearbeitet hatte. Auf Ryan ging wohl auch das Datamining zurück, das Darth Malgus Rückkehr in 5.2 und 5.4 voraussah. Hat er uns da bewusst getrollt oder haben wir es mit Cut Content zu tun, der mit dem Lead Writer aus dem Spiel geworfen wurde?

Der nächste bitte?

Wer ist der neue Lead Writer? Wir wissen es noch nicht. Auf jeden Fall könnte diese Personalie zu einer Verzögerung beitragen wie wir sie seit 2012 nicht mehr erlebt haben. 6.0 könnte also erst 2018 erscheinen, doch dafür darf man hoffen, dass sich Boyd & Co bemühen dort anzuknüpfen wo SWTOR nach 3.2 aufgehört hat, als die Ära Sky begann.

Als Star Wars-Fan kennt Boyd die Lore und Umbara geht direkt auf eine seiner Äußerungen über The Clone Wars zurück. Boyd ist ein irrsinniger Trooper-Fan und er konsumiert auch die Animationsserien und womöglich auch einige der Comics und Romane. Er ist auf jeden Fall ein Fan, der auch für Fans arbeitet. 4.0 war ein Irrweg, mit unzähligen fremden und unbekannten Welten. In Kapitel 14 gelang es Boyd zumindest Darvannis und Shae Vizla einzuschmuggeln, wobei das Kapitel von Alexander Freed geschrieben wurde. Dass wir später Shae Vizla als Gefährtin erhielten geht sicher auf Boyds Mitgliedschaft bei den Mandalorian Mercs zurück. Boyd ist Star Wars Cosplayer und obwohl er einst die Trooper-Klassenstory schrieb kennt er sich auch auf imperialer Seite gut aus, so ist er etwa ein Vowrawn-Fan, dessen Auftritt in Kapitel II kein bloßer Zufall war. Wer auch immer auf Ian Ryan folgt, man kann nur hoffen, dass er Charles Boyds Visionen teilt.

4.0 und 5.0 sind das Vermächtnis von Jesse Sky, doch darüber hinaus bin ich durchaus bereits von der Ära Boyd angetan. Er versucht Gefährten zurückzubringen, PVE und PVP zu beleben, sowie die Story sinnvoll fortzusetzen (kein harter Reset wie in 4.0). Es ist keine leichte Aufgabe die da vor ihm liegt, aber im Rückblick auf Umbara und das Datamining zu Copero... ich bin sehr hoffnungsvoll, denn immerhin, schon in der 1.0 Ära gab es sehr viel Fan-Service für Lore-Kenner und nun sitzt ein solcher Fan auf dem Stuhl des Creative Directors. Möge die Macht mit ihm sein!

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duncan_taurus, Montag, 28. August 2017, 10:55
Dein Eindruck zu Charles Boyd kann ich nur Bestätigen. Ich habe ihn letztes Jahr in London kennengelernt (da war er mal als Jedi und nicht als Soldat unterwegs) und konnte mich mit ihm auch über ein zukünftiges SWTOR unterhalten. Er war sehr auf die Meinungen und Kommentare der Spieler fixiert und ich hatte den Eindruck er nahm diese auch sehr ernst. Für Kritiken hatte er auch ein offenes Ohr. Sogesehen war es für mich (spiele seit F2P als Abospieler) ein Gewinn, das er jetzt den meisten Einfluss auf SWTOR hat.
BTW: Als er mich fragte woher ich so meine Infos bekomme und Pfannenstiel erwähnte, sagte er mir, das ihm das auch ein Begriff sei. Aber vielleicht wollte er auch nur freundlich sein :-)

pfannenstiel, Montag, 28. August 2017, 17:19
Von Twitter, dem offiziellen Forum und den diversen Interviews her sehe ich ihn schon als sehr ernsthaften Star Wars-Fan und ich glaube er steckt da auch sein Herzblut rein. Es wundert mich auch nicht, dass er dem Projekt solange treu geblieben ist, immerhin kann er da auch einige seiner Ideen in den Mythos einbringen.

Vermutlich war er nur freundlich, da ich gerne mal über Datamining schreibe habe ich es auch nie versucht Influencer zu werden.