Freitag, 1. September 2017
Schwertträger, Ringträger und Gezeichnete
In meinen Augen hat man in KotFE und KotET einen Fehler gemacht, der die Story für Nicht-Machtanwender unglaubwürdig erscheinen lässt. Zur gleichen Zeit gelang es Dragon Age ein ähnliches Szenario nämlich weit besser zu verkaufen, indem man sich auf einen altbekannten Archetypen stützte: den des Trägers eines magischen Gegenstandes.

Ob nun in Herr der Ringe oder verschiedenen Iterationen des Excalibur-Mythos, die Auserwählten sind fast immer relativ einfache Menschen, die es mit weit mächtigeren dunklen Zauberern und uralten Mächten zu tun bekommen. In Dragon Age wird jede Klasse etwa mit dem Mal „bestraft“, mit dem man die Risse versiegeln kann. Nur hat man als Magier eben ein besseres Verständnis von dieser „Waffe“ und man kann sich später entsprechende magische Attacken aneignen.

Herr der Ringe ist wohl das Paradebeispiel, denn Frodo und Bilbo sind als Ringträger weit davon entfernt meisterhafte Kämpfer, großartige Anführer oder Zauberer zu sein. Sie können sich mit dem einen Ring auch gerade einmal unsichtbar machen. Andere magisch bewanderte Persönlichkeiten hätten durch seinen Besitz schon Zugang zu weit größeren Mächten. Nur Sauron selbst hätte überdies Zugang zum vollen Potential des Rings.

KotFE führt mit dem Ewigen Thron und der auf Odessen geschaffenen Waffe zwar bedeutende Artefakte ein, es setzt diese aber nicht sehr zielführend ein. Die Waffe von Odessen spielt etwa erst in Kapitel XII eine Rolle und dann nur noch einmal in Kapitel XVI. Zugleich kann man den Geist Valkorions mehrfach Besitz von seinem Körper ergreifen lassen, was zumindest in den frühen KotFE Kapiteln den Eindruck erweckt man hätte ja durchaus ein mächtiges Artefakt an seiner Seite. Nur leider spielt auch Valkorion nach Kapitel XII eine stark reduzierte Rolle. Vorfälle in denen man sich seiner Macht bedienen darf, um Blitze zu schleudern und Schilde zu errichten werden sehr selten.

Mit einem Gottkiller der Marke Eigenbau und der Hilfe eines Machtgeists könnte man ja noch erklären, warum ausgerechnet der Outlander in der Lage sein soll halbgötterhafte Machtnutzer wie Arcann und Vaylin zu bezwingen. Zugleich stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre Arcann und Vaylin weniger übermächtig darzustellen. Sie sind zwar die Kinder des Unsterblichen Imperators, doch man hätte sie ja nicht über das Machtlevel einer Satele Shan ansiedeln müssen. Während man Arcann noch aus relativ verständlichen Gründen mit seiner magischen Waffe und der Macht Valkorions besiegen kann trifft man später auf eine voll entfesselte Vaylin, die man einfach so besiegt.

Was KotFE Kapitel II-IX vermögen ist zu veranschaulichen wie man dank Valkorions Mithilfe durchaus in der Lage ist es auch mit bedeutenden Machtanwendern aufzunehmen. Später fehlt einem dieser Aspekt jedoch. Es wird kein einziges Mal gezeigt wie die auf Odessen geschmiedete Waffe etwa unmöglich erscheinende Treffer oder besondere Attacken möglich macht. Und während man in Kapitel XII noch auf den Kampf mit Arcann vorbereitet wurde trifft man fast gänzlich unvorbereitet auf eine noch mächtigere Vaylin.

Dass Nicht-Machtnutzer durch die Hilfe eines Jedi-Mentors ihr Potential steigern können ist in der Lore nicht unbekannt. So wurden etwa Jorj Car’das strategisches Geschick, seine Vitalität und seine Einsichten in die Denkmuster anderer Lebewesen (sein Nachfolger als Schmugglerkönig, Talon Karrde beschrieb ihn ganz ähnlich wie eine Schmuggler-Version von Thrawn) etwa dadurch gestärkt, dass er von Yoda auf Dagobah geheilt wurde, nachdem er durch die Begegnung mit einem dunklen Jedi einigen Schaden genommen hatte. Später studierte Car’das bei den Aing-Tii Mönchen und zog sich aus seinem Schmuggler-Imperium zurück.

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