Ich glaube nicht an Läuterung... in den meisten Fällen
Eigentlich wollte ich um diese Zeit längst schlafen und eigentlich passen diese Worte auch nicht zum Thema The Old Republic, doch sie passen halt doch irgendwie zu Kapitel XVI, auch wenn sie vielleicht etwas zu real sind.

Im realen Leben auf eine Situation wie in Kapitel XVI zu stoßen, in der jemand behauptet eine völlig falsch handelnde Person bekehren zu können ist mir schon passiert. Ja der Kollege oder die Kollegin, die sich eine halbe Abteilung zu Feinden gemacht hat und plötzlich doch Besserung gelobt. Wenn es doch nur wahr wäre. Die Realität ist fast immer, dass Läuterung eine Farce ist. Billige Rhetorik um das Management zu beruhigen, damit es die betreffende Person wieder von der Tagesordnung nimmt.

Ich glaube nicht an Läuterung, denn ich habe noch nie eine erlebt. Meine traurige Lebenswirklichkeit ist, dass sich die Leute nie verändern. Selbst die Kröten der Schulzeit sind und bleiben Kröten, egal wie alt und grau sie werden. Arschloch bleibt Arschloch, um es mal so zu sagen. Nur als Kind oder Jugendlicher konnte man diese Geschwüre wenigstens noch gepflegt verprügeln, als Erwachsener ist man hingegen gezwungen diese Wut hinunter zu schlucken. Da bieten einem Videospiele oder Sport ein geeignetes Ventil. Womit ich nicht meine, dass man mit Tennisschlägern oder Fahrrädern noch umso besser austeilen könnte.

Selbst Krankheit, Heirat und Kinder scheinen mir als Einflüsse nicht stark genug zu sein, um jemanden wirklich zu verändern. Meine begrenzte psychologische Ausbildung sagt mir natürlich, dass sich wirkliche Veränderung nur durch kontinuierliche Einflüsse erreichen lässt. Ein spontaner Unglücksfall zwingt noch keinen sein Leben zu verändern, doch ständig wiederkehrende oder sich steigernede Ereignisse sind durchaus dazu in der Lage. Eine meiner Kolleginnen bezeichnet das als "es muss erst richtig weh tun, bis sich etwas ändert". Und recht hat sie, zumindest von meinem Standpunkt aus. Nur Leid, persönliches Leid, zwingt uns dazu eine Metamorphose durchzumachen, nach der wir uns dann wirklich verändert haben werden.

Ich nehme jemandem eher ab ein neuer Mensch zu sein, wenn er zu Gott, der Religion oder etwas vergleichbarem gefunden hat, als nach einem Kuraufenthalt. Religion oder Fanatismus jeder Spielart (selbst Fantum) hat es so an sich unser Denken zu verändern, da man beginnt sich einem beträchtlichen Maß an Indoktrination auszusetzen. Plötzlich geschieht nichts mehr zufällig und überall lässt sich der Plan Gottes, der Wille der Macht oder ein beim Universum bestelltes Ereignis feststellen.

Wenn ich daran denke wie viele gutmeinende Führungskräfte in meiner Karriere bereits die Übeltäter ungeschoren ließen, weil sie Besserung gelobten, juckt es mich am Abzugsfinger. Der reale Pfannenstiel würde Arcann nicht entkommen lassen, er würde Senyas Shuttle auch gleich noch Raketen nachjagen. So jemand entkommt mir nicht, vor allem wenn er die Leute verletzt hat die mir etwas bedeuten. Und jeden Kollegen den wir seinetwegen verloren haben ist ein Stich in Cäsars Rücken.

Doch wenn ich der Bekehrerin vertrauen würde? Die Wahrheit ist auch, dass ich bisher noch nicht erlebt habe, wie sich jemand dem ich vertraue dafür begeistern konnte einen Möchtegern-Tyrannen zu "retten". Es wäre schon etwas anderes wenn sich etwa einer meiner Lieblingskollegen bereit erklären würde einen Störenfried zurechtzubiegen. Meine Leute sind jene die mehr leisten als nur Dienst nach Vorschrift und die es definitiv nicht am Einsatz und Aufwand mangeln ließen. Doch ich habe sie auch schon hin und wieder anders erlebt, als sie an gewissen Kollegen verzweifelt sind. Doch in diesen Fällen fehlte ihnen die Macht, da musste sich ein grundsätzlich Gleichrangiger nicht einfach unterordnen. Ich kann es also auch nicht ausschließen, dass ich es den Senyas dieser Welt erlauben würde mit Arcann abzuziehen, selbst wenn mich andere Kollegen dafür hassen werden.

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sanne1968, Freitag, 26. August 2016, 11:01
Meine Lebens/Berufserfahrung kommt zu dem selbern Schluss wie du: vom Saulus zum Paulus gabs wirklich nur in der Bibel, Glaubensbezogen halt.

Die Situation die du beschreibst kenn ich auch nur zu gut und ich hab. leider, schon erlebt, das ich Kolleginnen am liebsten eine Verpasst hätte, was ich nicht tat, aber ihr Verhalten bewegte mich mal dazu einfach alles Hinzuschmeissen und einfach zu gehen, damit hätten sie bei mir nei im Leben gerechnet, da für mich immer der Bewohner/Patient an erster Stelle steht und stand aber in dieser Situation konnte ich einfach nicht anders handeln. Es ging um mein Seelenheil und wenn ich, auch wenns nur wenige Sekunden waren, ernsthaft darüber nachdenke zu zu schlagen, dann wird es Zeit Konsequenzen zu ziehn.


Zu SWTOR: ich hätte mir auch gewünscht das man Arcann hätte töten können, aber das ja Senya dabei war und man ja schon weiß das sie in Season 2 wieder mit dabei ist wusste ich leider schon vorher das die Entscheidung zu schiessen ohne Folgen bleiben musste, von daher habe ich sie erst gar nicht in Betracht gezogen, fühlte mich aber leicht verarscht ^^

So schön Kapitel 16 auch war, ich hab noch immer einen blöden Nachgeschmack und bin nach wie vor leicht frustriert und hab noch immer das Gefühl NICHTS erreicht zu haben. Den Jubel in der basis der Gefährten konnte ich gar nicht verstehen und fand Koths Reaktion total verständlich, ich hätte mich auch am liebsten Umgedreht und wäre wortlos gegangen, aber die Möglichkeit gabs ja leider nicht.

Es gibt im Leben wie auch im Spiel Situationen, die kann man einfach nicht kommentieren, weil die Emotionen so gewaltig sind das man sich besser erstmal zurück zieht und das Ganze erstmal verdauen muß.

xellmann, Freitag, 26. August 2016, 12:15
Einer der größten Denker der Welt Galileo Galilei sagte einst:

"Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

Dies gilt für mich in der realen Welt wie im virtuellen Kosmos.

Aus meiner Sicht ist Arcann an seine Grenze gestoßen. Bisher gab es nichts in der Galaxis was ihm Grenzen aufzeigen konnte. Wir haben sozusagen dem Kind Arcann seine Grenzen gezeigt. "Halte dich an die Regeln oder wir vernichten dich". Arcann ist keine Bedrohung mehr. Er hat hoch gepokert und ist tief gefallen.

"Ein wahrhaft großer Mann wird weder einen Wurm zertreten noch vor dem Kaiser kriechen."
Benjamin Franklin

Wir haben den Kaiser Arcann zum Wurm gemacht. Werdet ihr ihn nun zertreten ? Ich nicht! ich habe ihn ziehen lassen. Und ich werde ich wenn ich kann in meine Organisation aufnehmen.

Deinen Feind in die eigenen Reihen aufzunehmen zeugt von wahrer Überzeugung und Stärke.

sanne1968, Freitag, 26. August 2016, 12:18
"Deinen Feind in die eigenen Reihen aufzunehmen zeugt von wahrer Überzeugung und Stärke"

Lord Praven? ^^

xellmann, Freitag, 26. August 2016, 12:24
Ja jetzt wo du es sagst :-)
Ich wusste nicht mehr wo ich das gehört habe aber jetzt klingelt es ^^

sanne1968, Freitag, 26. August 2016, 12:28
Aber zurück zum Thema:

Arcann hat mir alles genommen und das obwohl ich ihm half seinen verhassten Vater zu töten! Alleine schon dafür würde ich ihn am liebsten tot sehen wollen!
5 Jahre meines Lebens und meinen Gefährten beraubt empfinde ich nicht wirklich Gande für ihn. Alles was ihm widerfährt geschieht ihm Recht und ja, wenn ich die Möglichkeit hätte würde ich nachtreten wenn er am Boden liegt. Ich weiß das ist nicht wirklich christlich aber wenn man die emotionalen Aspekte der Geschichte nimmt ist diese Reaktion nur Verständlich. Jemand der dir solche bösen Dinge antun dem kann mich nicht so einfach vergeben, also ich kann es zumindest nicht, auch nicht im RL auch wenn mir sowas noch nie passiert ist ....Gott sei dank!

Arcann hat den Fremdling nur benutzt und ich befürchte das er seine Mutter auch nur benutzt ...oder aber er hatte wirklich so eine Art göttlichen Offenbarung ....die würde uns dann aber vermutlich noch mitgeteilt werden. Menschen mit einer Nahtoterfahrung können sich komplett verändern das hab ich schon selbst erlebt und er stand ja kurz vor dem Tod, doch das wird sich wohl erst im spätern Verlauf zeigen und bis dahin ist mein Hass grenzenlos!

xellmann, Freitag, 26. August 2016, 12:37
liebe Susann hier noch ein einfacher für dich:

Furcht führt zu Wut…Wut führt zu Hass… Hass führt zu unsäglichem Leid.

Wie hast du selbst zu Kaliyo gesagt: "Wird dir die Vernichtung von Zakuul die Jahre zurückgeben oder den Schmerz lindern?"

sanne1968, Freitag, 26. August 2016, 12:41
eagl *lach*
aber wenn man seine Rache bekommen hat ist man, durchaus befriedigt ^^ alleine diesen Moment dieses Gefühl zu erleben ist schon Belohnung genug. Was dann folgt: nun ja, darüber mache ich mir erst Gedanken wenns denn soweit ist ^^

xellmann, Freitag, 26. August 2016, 12:53
Leroy Jethro Gibbs Regel 31: Nicht so viel Gefühl, dass macht uns nur schwächer.

( und ja ich weiß, ich habs heute mit meinen Zitaten ^^)

daxtor, Freitag, 26. August 2016, 14:00
Rache an Arcann zu nehmen ist eine Sache. Aber auch um der Gerechtigkeit Willen sollte er nicht einfach davonkommen können, bloß weil Senya in schönster Cersei-Lennister-Manier maßlose Muttergefühle empfindet...

Zumindest eingesperrt gehört Arcann imho und Senya Lennister kann man nach der Aktion getrost als Verräter ebenso einkerkern.

pfannenstiel, Freitag, 26. August 2016, 20:30
Da halte ich mal Regel Nr. 11 dagegen: Sich niemals persönlich in einen Fall verstricken.

Denn genau das ist passiert, als Arcann die ganze Affäre um Valkorion persönlich werden ließ.

xellmann, Samstag, 27. August 2016, 10:31
Und man sieht ja was draus geworden ist.
Den Fehler werde ich nicht begehen.

kurosch, Freitag, 26. August 2016, 16:18
Einer meiner Cousins war Offizier der iranischen Streitkräfte. Als die Araber unter Saddam den Iran überfielen wurde er im Verlauf des Krieges verwundet und ist seither querschnittsgelähmt.

Als Jahrzehnte später Saddam hingerichtet wurde, rief ich ihn an und erwartete Genugtuung seinerseits darüber, dass dieser arabische Verbrecher endlich tot ist.

Dem war aber mitnichten so. Während ich hocherfreut anrief und den angemessenen Tod des Erzfeindes bejubeln wollte, erwiderte er mit ruhiger und sachlicher Stimme, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn Saddam im Bewusstsein seiner völligen Niederlagen und dem Zusammenbruch all seiner Träume noch lange hätte weiterleben können.

Dies hat mich damals wie heute beeindruckt.

Und auch wenn SWTOR nur ein Pixelspiel ist, habe ich diese Haltung bei meinen RP-Chars bei solchen "Töten oder nicht töten"-Entscheidungen oft umgesetzt. Arcann also weiter leben zu lassen ist die größere Bestrafung und Schmach für diesen als es ein schneller Tod gewesen wäre.

Auch wenn er vielleicht erneut als Gegner auftauchen sollte...

pfannenstiel, Freitag, 26. August 2016, 20:23
Das hat auch was von Sun Tsus Kunst des Krieges an sich. Ein Gegner kann auch innerlich besiegt sein, sodass man ihn gar nicht erst auch physisch vernichten muss.

Es gibt ja zumindest in der realen Welt die Gewissheit, dass jemand auch an etwas zerbrechen kann. Im Gegensatz zu fiktiven Welten in denen der Böse nie aufgibt und es immer wieder probiert. Klar, diese Menschen gibt es auch, aber ich finde deren Motivation stammt daher, dass sie zwar schon oft abgestürzt, aber noch nie am Boden zerschellt sind. Die Fallhöhe war nie hoch genug. Bei jemandem wie Saddam oder Arcann der praktisch an der Spitze der Pyramide stand wäre der Totalverlust ein Ereignis, das ihn völlig zerstören könnte. Auf gewisse Weise ist dieses "Zerbrechen" dann vergleichbar mit dem was sonst in Verhören oder bei Gehirnwäschen versucht wird.