SWTOR goes F2P (Teil 8): Es ist ein Relaunch!
Wenn im November 2012 die Abonennten auf Premium-Accounts und allen anderen ihre vorerst eingefrorenen Accounts dank F2P bis auf einige Features for free freigegeben werden ist das nicht nur aus manch überdramatisierter Sicht eine neue Stunde 0 für das Game.

Mit F2P vollzieht sich stillschweigend ein Neustart des Games, der jetzt schon unbekannt lange Zeit in Vorbereitung war und defintiv zu so manchen Verzögerungen neuen Contents in der Vergangenheit beigetragen haben dürfte. Aktuell ist es HK-51 der wegen möglicher Verkaufsabsichten zurückgehalten wird und seit Release eigentlich was seinen Questverlauf betrifft immer wieder umgebaut wurde.

Als Abonennt oder auch jemand mit der "Abo-Erfahrung" seit 2011 kann man meinen das Spiel wäre mit November 12 noch das gleiche, aber eben nicht. Dadurch, dass das Spiel für alle Ex-Spieler und Neuzugänge kostenlos aufgemacht wird, kann jeder dieser im Prinzip sofort anfangen im Rahmen der künftigen Begrenzungen auch Weekly und Daily Flashpoints zu absolvieren, sowie die Daily Gebiete abzufarmen. Letzteres ein Traum für Goldseller und Grund für Bioware in der Ingame-Ökonomie einen Shift hin zu einer Art Währungsreform zu wagen.

Der Punkt ist, wenn man einige der letzten Monate damit verbracht hat sich Twinks hochzuleveln und mit diesen zeitweise in Richtung Full T2 Equip zu steuern kostete das 10-13 Euro im Monat, nun 0 Euro. Natürlich ist die Anzahl der hc FPs pro Woche begrenzt, ABER nehmen wir an man begrenzt sie auf 7. Das wäre je Tag einer und 4 mehr als man für die Weekly braucht. Ein Minimum nach dem ich selbst lange gelaufen bin. Anzumerken ist ja, dass seit der Auffettung der Daily und Weekly-Belohnungen nur noch wenige konkret nach bestimmten FPs Ausschau hielten, um ihr Set zu vervollständigen. Der Grpfinder hat diese Randomness noch verstärkt und sofern er für Freerider nicht gesperrt wird (wonach es gerade nicht so aussieht) darf man sich gesteigerte Endgame-Aktivität erwarten.

Damit verbunden können sich gewisse Stoßzeiten, Feiertage und Wochenenden gänzlich neu gestalten, indem ein Zustrom von vorher wegen der finanziellen Verpflichtung abgestoßenen Casual Gamern entsteht. Ob diese das Game dann finanziell auch langfristig tragen können steht auf einem anderen Blatt, aber sie werden das Spiel langfristig beliebter machen. Indem quasi nun jeder 12jährige mit 10-20 Euro in der Tasche und fähig genug die Anmeldeformulare auszufüllen ins Spiel einsteigen kann.

Der Punkt ist wer mit November 12 neu einsteigt für den ist es ein anderes Spiel als für Abonennten 2011. Der November-Spieler hat Zugriff auf all die Features auf die wir anderen so lange warten mussten, von denen wir jammerten sie hätten schon anfangs im Spiel sein müssen. November 2012 sind sie das auch. Raids werden zwar gesperrt sein, außer man kauft sich den Schlüssel, doch die beiden Rakghul-FPs sind drin. Die Tagesquestgebiete sind drin, die Weltbosse sind drin, die Kriegsgebiete sind drin. Das einzige dem sich F2P-Spieler 2012 unterwerfen müssen sind Einschränkungen bei der Nutzung. 7 Harmodes in einer Woche scheinen gut möglich. 5-10 Items ins AH zu stellen sind für viele sicher immer noch genug. Wer 2012 neu einsteigt hat im Grunde das Spiel wie es hätte sein sollen und wird von den Einschränkungen kaum etwas merken, während es für den Premium-Spieler augenscheinlich weiter geht wie bisher.

Der Unterschied im November 12 ist jedoch, dass dann ein Scheideweg entsteht. Während wir auf der einen Seite das endlich fertige Spiel für gratis haben, bei dem nur einige Türen versperrt und Zugriffe begrenzt wurden, die man sich aber größtenteils aufsperren lassen kann, investiert man in Kartellmünzen, haben wir auf der anderen Seite das gleiche Spiel mit dem gewohnten Vollzugriff... ABER auch kostenfreien Zugriff auf künftigen Content.

F2P ist imho das Modell mit dem SWTOR schon 2012 hätte starten sollen, aus Gründen der Abbezahlung der Entwicklungskosten dürfte EA als Publisher allerdings das für Bioware völlig unnatürliche Abomodell verlangt haben und hat mMn damit auch die herben Verluste an Spielern verursacht. Nun lehrt man uns in so ziemlich jeder Verkaufsschulung es ist leichter alte Kunden zu reaktivieren, als neue zu gewinnen und btw es kostet weniger... aber EA ist ein US-Konzern und Bioware als kanadisch-gefärbtes Unternehmen immer noch angloamerikanisch genug, um dem "europäischen" Sachverstand fremd zu sein. Betriebswirtschaftlicher Antiangloamerikanismus? Vielleicht, ich gestehe als eurozentrischen BWLer musste ich mir diesen Ausfall jetzt einfach erlauben.

11 '12 wenn man so will stellt die Weichen, weg vom Coregame, zu einer Expansion des Spiels. Mehr als ein wenig zu spät, aber immerhin ist man doch mal aufgewacht. Nachdem das erste Jahr SWTOR praktisch darin bestand neben kurzen Phasen des Contentausbaus (2 neue Flashpoints, 3 neue Ops, 2 neue Kriegesgebiete und ein neues Questgebiet auf Corellia ein- sowie 2 Quests durchzuführen - Das Gree Update für September/Oktober schon einbezogen) vor allem notwendige Features einzubauen und zu erweitern, nachdem sie bei Start nicht vorhanden waren (Grpfinder, Vermächtnis), muss das zweite Jahr all das nachholen, was auf der Strecke blieb. An dieser Stelle sei noch einmal an torheads Content-Spoiler verwiesen, der schon vor Sommer 2012 Hinweise auf kommenden Content enthielt. Das Problem, Bioware ist gegenüber dieses möglichen Zeitplans massiv aus den Tritt geraten. Makeb, HK-51, die Gree - all das hätte schon heraussen sein müssen, doch Patch 1.3 brachte uns nur den Grpfinder, Patch 1.4 erst die Gree.

Mit F2P und dem Relaunch beginnt endlich und viel zu spät die lange versprochene Content-Offensive, denn es gilt gegenüber den eigenen Plänen aufzuholen. Ende 2012 soll noch Makeb kommen und auch HK-51 steht spätestens mit Makeb auf dem Plan. Blicken wir also zurück, sehen wir ein verlorenes Jahr voller Features die schon zu Anfang an hätten vorhanden sein soll, blicken wir nach vorne ist die Zukunft nun hoffnungsvoller, da der ganze Content der aufgeschoben wurde nachkommen muss.

Ab November 2011 hat SWTOR vermutlich noch ein ganzes Jahr um sich finanziell zu beweisen. Man wundert sich vielleicht warum EA dem Projekt nachwievor den Rücken stärkt - naja man dürfte dort auch gewisse Fehlentscheidungen eingesehen haben, vor allem dass das Game zu früh auf den Markt gedrängt wurde. Nun hat man ein Jahr gebraucht es soweit aufzupolieren, dass es wirklich startreif wäre, hat aber schon viele Spieler zumindest kurzfristig vergrault. Diese will man sich mittels F2P zurückholen, ihnen mit einer Rückerstattung der Abogebühren in Form von Kartellmünzen sogar Zugang zum neuen Content eröffnen (Makeb für 1000 Münzen?) und anbieten diesen so mal anzutesten. Die Serverzusammenlegung usw. hat schon Betriebskosten einsparen geholfen, die Entlassungen ebenso. Die Verbliebenen müssen allerdings nun für ihre Jobs härter arbeiten, denn an künftigen Contentverkäufen wird man sehen, was zieht und was nicht.

Der noch unbekannte Tag im November ist der Tag an dem Bioware zunehmend tun muss, wofür die Leute bezahlen. Sich auf Abos ausruhen ist dann keine Option mehr. Der Kartellmarkt wird wahrscheinlich all das enthalten, was uns trotz langer Forderungen scheinbar ewig vorenthalten wurde. Ansehnliche Rüstungen, here they come O_O Das mag unfair klingen, aber es ist die harte wirtschaftliche Realität angesichts stetig sinkender Attraktivität des Abomodells. There is no such thing as a free lunch - die hässlichen Tion bis Rakata und sogar Kampagnenrüstungen erfüllen ihren bitteren Zweck, sie sind Absicht. Je unerträglich hässlicher das Vanilla-Equip, desto höher der Anreiz in den Kartellmarkt zu gehen, der Equip in 2 Kategorien anbieten wird.

Equip das an den Char gebunden sein wird und solches, das an das Vermächtnis gebunden ist. Letzeres soll allerdings teurer sein, als das andere und plötzlich fragt man sich, ob nicht auch die dubiosen Vermächtnisrüstungen ein gerissener Zug Biowares waren, uns an diese Funktionsweise heranzuführen bzw. auch für F2P-Spieler ein gratis Angebot (kosten halt NUR Credits) an Vermächtnisrüstungen zu schaffen. Und die wirklichen Bringer hat man derweil zurückgehalten, für F2P aufgespart... ärgerlich? Nicht unbedingt. Wer bis November ein Abo hat erhält die Kartellmünzen für diese Monate angerechnet, kann ergo also die verpassten (wegen des heimlichen F2P-Umbaus) Skins und Items dann auch einkaufen. Früher wäre besser gewesen, doch wie lautet eine der Regeln von Leroy Jethro Gibbs, es ist besser um Vergebung zu fragen als um Erlaubnis.

Es dürfte also weit mehr hinter den Vorenthaltungen des ersten Jahrs stecken als viele bislang noch gerne annehmen. Nicht Unfähigkeit und Unvermögen, sondern kühle Strategien dürften für so manches verantwortlich sein, was seit Patch 1.2 geschehen ist. Selbst die dementierten Umfragen zu Produktangeboten wie Makeb als DLC usw. erscheinen heutzutage unter neuem Licht. Auch die Verkleinerungen des Entwicklerteams bzw. des Drumherums lassen sich zum Teil auf einen gerne vernachlässigten Fakt zurückführen, Dragon Ages Stammmannschaft leidet darunter durchaus mehr als nur einige Entwickler an SWTOR verloren zu haben. Dragon Age 3, das immerhin die Ausmaße eines Skyrim anpeilt kann da natürlich nicht tatenlos herumstehen. Denn auch die Mass Effect Mannschaft ist noch für dortigen Support eingespannt, muss ja noch DLC und Multiplayermaterial nachgelegt werden, ehe das nächste shooterartige Projekt in Entwicklung geht.

Je nachdem von welchen Standpunkt man es betrachtet (Freerider oder Premium-Account), SWTOR 2013 dürfte mehr das F2P-Spiel sein, das man sich schon zum Launch erwartet hat. Von zentraler Bedeutung ist es natürlich, dass das Core Game, mit den Kernfeatures endlich fertig ist und manche Sub-Teams schon seit Frühsommer an F2P-tauglichen Projekten werkeln dürften. Als For Free-Spieler erhält man ein KOTOR mit Multiplayer das einem 8 Kampagnen samt rund 100 Stunden bis Level 50 garantiert.

Und schon Ende 2012 startet mit Makeb die erste Expansion, der Kartellmarkt füllt sich mit Items, Quests und Features, die Spielerzahlen steigen einmal mehr an und können sich bei jeder großen Ankündigung deutlich leichter heben, da es keine Abo-Schranke mehr gibt.

Die Frage stünde nun an, wie es 2013 weiter geht? Dass die Daily-Quests auf Belsavis im Zusammenhang mit den Schreckensmeistern längst überfällig sind sei einmal erwähnt, dass ein Czerka-FP geleaked wurde ebenso, wie auch dass die Schreckensmeister schlussendlich in einer Ops zur Strecke gebracht werden. Aus 2012 wissen wir, dass aus dem geleakten Varl (Heimatplanet der Hutts) Makeb wurde, für 2013 könnte Rakata Prime das gleiche Schicksal ereilen. Ein Planet als Sammelbecken für Rakata-Artefakte. Interessant auch, weil man in KOTOR 1 als Revan schon einmal hier war.

Was F2P schafft ist SWTOR für Free-Spieler als KOTOR mit mehr zu etablieren, ein wenig wie Mass Effect 2. Die Story ist vorbei, doch die Galaxis steht dir offen. Du kannst dir neuen Content zu kaufen. Erfolg und Misserfolg dieses Modells werden sich daran messen wie schnell Bioware künftig auf diese Bedürfnisse reagieren kann.

6 Wochen sollen nun nur noch zwischen den Updates liegen, 6 Wochen zwischen einem Kriegsgebiet, noch einmal 6 Wochen bis zu einer Ops und 6 Wochen bis es neuen Content auf einem Planeten gibt, also durchaus sehr flexibel, vor allem was die nebulöse Bezeichnung Content schon betrifft. Bioware klassifiziert ja auch Events als Content und die dauern gerade mal eine Woche. 6 Wochen heißt lange nicht, dass alle 6 Wochen ein neues Kriegsgebiet erscheint oder eine Ops, das wäre schlicht irrationales Wunschdenken einiger. Den Auftakt machte im August 2011 tatsächlich ein Event, für September erwarten wir entweder schon die Ops oder zumindest das neue Kriegsgebiet. 6 Wochen sind trotz Wunschdenkens auch kein Monat, sondern 42 Tage, fast 1,5 Monate. Da könnte also ein ganzer Monat ohne irgendetwas vergehen und bis zu drei Monate ohne Content für PVPler oder PVEler. Natürlich kann auch doppelt eingeheizt werden, aber Bioware muss etwas tun, um die Leute weiter zu motivieren. Die Welt dafür haben sie geschaffen und geben sie mit F2P auch frei, nun müssen sie, wenn auch oft nur mit kleinen Dingen dafür sorgen, die Leute bei der Stange zu halten.

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