Journey to Thrawn
Am Mittwoch, 6. Sep 2017 im Topic 'star wars'
Seit Thrawns Auftritt in Star Wars Rebels und der Ankündigung des Thrawn-Romans von Timothy Zahn ist der legendäre Großadmiral wieder in aller Munde. Auch wenn ich Rebels nur beiläufig verfolge (Amazon Prime bietet die Animationsserien nur mit deutscher Synchro an und maxdome komprimiert sie derart stark, dass ca. 1 Minute Laufzeit fehlt und manche Sprecher klingen als hätte man ihnen Helium zugeführt) und dabei meistens auf Youtube zurückgreife, Thrawns Rückkehr aus dem Reich der Legends hat mich stark bewegt. Da ich dazu neige Star Wars-Romane nicht nur einmal zu lesen will ich das auch irgendwann mit Thrawn tun. Doch seit ich den Roman gelesen haben versuche ich auch die Legends-Werke über Thrawn durchzuackern. Ich bin allerdings ein Hardcover-Fan, sodass mir da gewisse Grenzen gesetzt sind, da die meisten Romane nur noch als Taschenbücher verfügbar sind. Ich habe sie zwar, aber ich bin kein Fan des amerikanischen Taschenbuchformats und ich lese sie ja bevorzugt ohne Übersetzung. Also greife ich auch sehr häufig auf Audible zurück, was den Vorteil hat, dass man so auch erfahren kann wie manche der Namen wirklich ausgesprochen werden. Nur lässt sich via Audible auch nicht jedes Hörbuch beziehen, wie etwa Survivor’s Quest. Bei älteren Werken verstehe ich das zwar, aber aus welchem Grund audible.de keine Hörbücher zu THRAWN, Bloodline oder Aftermath 2-3 verkaufen kann ist mir schleierhaft. Geben soll es sie zwar, aber eben nicht auf audible, was höchst seltsam ist, wenn man bedenkt, dass Amazon sonst alles zu bieten hat.
Bisher habe ich es weit gebracht, auch wenn der Sommer nun definitiv vorbei ist und ich meine Wiederholung der Thrawn-Werke zu einem Sommerprojekt erklärt hatte. Survivor’s Quest musste ich notgedrungen als Taschenbuch lesen und Choices of One war nicht als Hörbuch erhältlich, doch
Outbound Flight
Allegiance
Specter of the Past
Vision of the Future
konnte ich erfolgreich abschließen, womit mir nur die legendäre Thrawn-Trilogie selbst übrig bleibt, ehe ich mich meinem Thrawn-Hardcover widmen darf. Nebenbei liefen mir allerdings noch andere Romane über den Weg, etwa Karen Traviss No Prisoners, Inferno Squad und zuletzt auch Phasma. Mit dem Erscheinen von Leia: Princess of Alderaan könnte sich das gesamte Projekt noch etwas verschieben, aber ich bleibe lieber mal am Ball.
Einer der Gründe warum ich mir derart viel Zeit gebe Thrawn noch einmal zu lesen liegt an der Natur des Buchs. Es soll Thrawn in den neuen Kanon bringen, wobei es dessen Hintergrundgeschichte jedoch nicht pauschal für kanonisch erklären darf. Das schürt immer noch viel Ärger in der Community und es sorgt dafür, dass sich der Roman notwendigerweise auch mit Outbound Flight widerspricht. Dort rekrutierte Doriana Kinman bereits Thrawn, während Thrawn in Thrawn Palpatine als Fremder gegenübertritt und nur auf eine in Legends wie Kanon unbekannte gemeinsame Mission mit General Skywalker verweisen kann. Der kanonische Thrawn ist auch interessant, aber er ist eben nicht mehr das Original, fast so als wäre er der Klon der in der Hand von Thrawn-Duologie „vermutlich“ gestorben ist. Vermutlich, weil Luke und Mara am Ende von Survivor’s Quest ja spekulieren, dass die Ereignisse dieses Romans von einem Genie wie Thrawn angezettelt worden sein könnten. In den Legends bestand ja die Möglichkeit, dass Thrawns abtrünnige Household Phalanx/das Empire of the Hand sich als Haus Nuruodo durchgesetzt und dabei Haus Mitth gestürzt haben könnte. Baron Fel selbst wurde so etwa ein Assistant Syndic und stieg so in den Chiss-Adel auf. Mehr dazu dürfte sich in den New Jedi Order- und Dark Nest-Romanen nachlesen lassen, von denen es allerdings nur gekürzte Hörbücher geben dürfte.
Im Vordergrund steht für mich jetzt erst einmal THRAWN und dann habe ich natürlich die gesamte NJO als E-Books. Ich scheue meinen Kindle fast so stark wie amerikanische Taschenbücher, aber er ist mir durchaus sympathisch, zumindest in seinem bisher eher schadenlosen Zustand. Eines meiner Ärgernisse über Taschenbücher ist auch wie schnell diese abgegriffen wirken, man merkt ihnen regelrecht an, dass sie nicht für die Ewigkeit gedruckt wurden und dazu kommt dann auch der Druck, der mich immer wieder an alte Groschenromane oder Zeitungen auf Billigpapier (mit denen ich beruflich einiges zu tun hatte) erinnert. Deutsche Taschenbücher setzen weit stärker auf hochwertiges Papier und ein ansehnlicheres Schriftbild. Mit der Ausnahme von Hardcovern. Ein Grund warum ich diese so schätze ist auch, dass sie immer noch versuchen etwas von der alten Drucker-Tradition zu bewahren, indem sie etwa schicke Zierleisten, Kapitel-Zwischenseiten und sogar das eine oder andere Bild in Verbindung mit der Titelseite vorweisen können. Wer einmal sehr alte und aufwendig kolorierte Wälzer in der Hand hatte spürt da eine ganz besondere Verbindung. Wenn man in seiner Entwicklung als Leser an dem Punkt angelangt ist, an dem man das Bedürfnis verspürt Bücher wieder zu lesen (eine Abkehr von Prinzip der Wegwerfgesellschaft, in der man Bücher nur einmal liest und dann entweder zurückgibt, verschenkt oder verstauben lässt), dann ändert sich vieles. Wobei diese Wandlung für mich nichts völlig neues, denn ich hatte seinerzeit schon eine illustrierte Sonderausgabe von Dan Browns Sakrileg, quasi meine erste Spezialausgabe. Cineasten und Zocker können diese Begeisterung vielleicht durch etwas aus ihrem Genre verstehen, Steelcase Editions, Special Editions und Remastered Editions. Die Thrawn-Trilogie hätte es fast zu einer HD Edition mit Autorenkommentaren geschafft, wenn sich das erste Werk dieser Art (eine Special Edition zum 20. Geburtstag von Heir to the Empire) besser verkauft hätte. Und wie es das Schicksal so will, es gibt 2017 eine Art Special Edition der Han Solo-Trilogie, welche gesammelt alle drei Bände als Hardcover neu auflegt, allerdings nur für den US-Markt und nicht via Amazon. Sollte man sich als Leser irgendwann mit derartigen Editionsfragen beschäftigen, kann man auch Cineasten besser verstehen, die bestimmte Filme via Import beziehen müssen, weil ihnen auf dem deutschen Markt Grenzen gesetzt sind. Manchmal muss man als Sammler jedoch nehmen was man kriegen kann, in meinem Fall die Kindle Ebooks der NJO-Reihe. Nur einige Bände wurden als Hardcover veröffentlicht und sind mittlerweile vergriffen. Der Rest liegt nur im mir verhassten US-Taschenbuch-Format vor.
Im Herzen bin ich Star Wars Connaisseur, aber ich musste lernen meine Grenzen hinsichtlich Lagerung und Beschaffung anzuerkennen. Mein Griff zu modernen Medien liegt nicht nur an deren günstigen Preis, sondern auch weil ich als Sammler irgendwann lernen musste, wie schwer es wird hunderte Comics oder Romane zu lagern, wovon man einige vielleicht sogar nie wieder lesen wird, weil sie doch grottenschlecht oder völlig belanglos sind. Es gibt nun im neuen Kanon auch bereits einige Hardcover bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie es wert sind. Manche Geschichten brauchen Zeit sich zu entfalten und sich als wichtiger Bestandteil eines Universums zu etablieren. Wenn sie das tun ist das gut, denn es bestätigt den Wert des neuen Kanons. Wenn sie es nicht schaffen stehen sie da wie nur zu viele Werke des abgewürgten Expanded Universe, denn dort gab es viele lose Fäden und lose in den Raum geworfenen Geschichten. Manches war Jeff Grubbs SCOURGE war wirklich wenig mehr als eine Art von legitimierter Fan Fiction, die so gut wie gar nichts zur Saga beitrug. Was zur Saga beitrug waren Werke auf die sich andere Autoren beziehen konnten. Charaktere und Ereignisse, die von Belang waren, weil sie als Anknüpfungspunkte genutzt wurden. Das erhoffe ich mir vom neuen Kanon, doch ich sehe auch die Gefahr die lose Geschichten mit sich bringen können. Zumindest starteten die Standalone-Filme mit Rogue One sehr vielversprechend, was die in-universe Querverbindungen betrifft.
Womit wir wieder einigermaßen beim ursprünglichen Thema wären, ich will THRAWN auch deshalb noch einmal lesen, weil der Roman eben zum neuen Kanon gehört. Inwieweit steckt da noch die DNA aus den Legends drin? Ist das noch der gute alte Thrawn oder ein völlig neuer, bei dem mit neuer Rezeptur ein bitterer Nachgeschmack für Fans des Originals entsteht? Der Rechercheaufwand einer Lektüre sämtlicher Legends-Werke über und mit Thrawn ist da nicht wenig, aber er erscheint mir gerechtfertigt, auch wenn die meisten THRAWN-Rezensionen schon bei Veröffentlichung lässig aus der Hüfte geschossen wurden. Bevor ich mich dann der NJO-Lektüre widme ist mein Ziel also wohl eine ausführliche und für manche Gemüter sicher höchst ärgerliche „Buchbesprechung“ über ein Buch das schon vor Monaten erschienen ist und Themen berührt, über die sich das Fandom innerlich zerfleischen kann.