Thrawn der Doppelagent?
Am Montag, 15. Mai 2017 im Topic 'star wars'
Der 2017 veröffentliche Thrawn-Roman Timothy Zahns ist für Fans des imperialen Großadmirals höchst interessant, vor allem weil er Thrawns frühe Karriere von seinem Exil bis zur Ernennung zum Großadmiral nachzeichnet. Etwas dass das Buch dabei auch wagt ist ein Erklärungsversuch, warum Thrawn als Chiss ausgerechnet dem Imperium dient. Thrawn enthüllt seine Motive vor allem im finalen Gespräch mit Nightswan.
1. Thrawn will bei Palpatines Nachfolge mitbestimmen
Eines der Argumente für seine Zusammenarbeit mit dem Imperium ist Thrawns Hoffnung als hochrangiger Offizier bei Palpatines Nachfolge mitreden zu können. Tatsächlich hätte er das wohl geschafft, immerhin mischte Großadmiralin Rae Sloane nach der Schlacht um Endor beim Untergang des Imperiums und dem Aufstieg des First Order gehörig mit. Was jedoch nach Rebels aus Thrawn wurde ist bisher völlig unklar.
2. Thrawn hält die Chiss-Heimatwelten vor Palpatine geheim
Einer der Gründe für Palpatines Interesse an Thrawn ist dessen Wissen über die Unbekannten Regionen. Möglicherweise ist sogar eine Version des Outbound Flight Projekts aus den Legends kanonisch, es könnte der Versuch gewesen zu sein in die Unbekannten Regionen vorzustoßen und Kolonien zu gründen (so wie es dem First Order eines Tages gelingen sollte). Thrawn teilte sein Wissen mit Palpatine, aber er verriet ihm nicht wo die Chiss-Welten liegen. In Empire's End von Chuck Wendig enthüllt Flottenadmiral Gallius Rax schließlich, dass Palpatine auf Jakku ein Observatorium errichten ließ, das einen Kurs zu den künftigen Heimatwelten der First Order erschließen sollte. Als Ausgangsbasis für seine Expedition nutzte Palpatine Thrawns Wissen, wobei Gallius Rax Thrawn genauso verachtet wie es andere Alien-feindliche Offiziere getan haben. Für Rax ist Thrawn ein Exot gewesen, dessen einzige Existenzberechtigung in seinem Wissen über eine unerforschte Region lag.
3. Thrawns Loyalität gilt weiterhin den Chiss
Thrawn lässt den Leser im Unklaren wie ernst er es damit meinte, dass er ein Spion der Chiss ist. Thrawn behauptet jedenfalls, es sei seine Mission gewesen Republik und Imperium zu erkunden, um diese als mögliche Bedrohung zu identifizieren. Dass er von Palpatine zum Offizier gemacht wurde kam für ihn selbst überraschend. Thrawns gesamte Argumentation läuft darauf hinaus, dass das Imperium entweder Gegner, Opfer oder Partner der Chiss sein kann, je nachdem wie sein finales Urteil ausfallen wird. Die Chiss wissen jedenfalls von Bedrohungen aus den Unbekannten Regionen, denen sie das Imperium notfalls auch zum Fraß vorwerfen würden. Oder es wäre ein würdiger Partner im Kampf gegen diese. Eventuell kann man es aber auch gegen diese Bedrohungen einsetzen und schlichtweg als Beute missbrauchen. Schlussendlich stellt man sich die Frage wie Endor in dieses Konzept passen könnte.
4. Thrawn ist kein Fan des Todessterns
Und damit ist er im neuen Kanon auch nicht allein. Palpatine und Vader erhoffen sich vom Todesstern eine Entlastung, um mehr Zeit für all die Sith-Dinge zu haben die sie nun tun könnten (wie in James Lucenos Tarkin-Roman beschrieben). Der Todesstern soll Vaders Einsätze und Palpatines Durchgreifen unnötig machen. Das ganze Projekt frisst jedoch eine Menge Ressourcen und erschwert sinnvollere Projekte, wie den Bau der neuen TIE Defender. Thrawn sieht die imperiale Überlegenheit im Aufbau einer starken und flexiblen Flotte, allerdings steht er damit gegen den Trend, den die wirklich Mächtigen setzen. So wie Thrawn kritisiert später auch General Tagge den Todesstern, wobei dieser in den letzten Minuten sogar noch vom ersten Todesstern flüchtet, weil er anders als Tarkins Entourage nicht auf dessen Unzerstörbarkeit vertraut. Dafür wird Tagge später zum Groß-General befördert und erhält das Kommando über die Executor, ehe er von Vader ermordet wird.
5. Thrawn ist kein gewissenloser Schlächter
Der Thrawn des neuen Kanons ist immer noch ein sehr kaltblütiger Alien, aber er hat Humor und einen strikten Moralkodex. So lässt er sogar Nightswan entkommen und ist nicht gerade davon begeistert als Gouverneurin Pryce auf Batonn ein Massaker in die Wege leitet, das er gerne vermieden hätte. Thrawn ist kein Tarkin, der im neuen Kanon dafür berühmt ist eine Piratencrew bei laufendem Livestream in eine Sonne katapultiert zu haben.