Donnerstag, 26. Dezember 2019
Die enttäuschende Wahrheit über kanonisierte Legends-Charaktere
Die Existenz der Sith-Lords Darth Revan, Darth Tenebrous, Darth Andeddu, Darth Phobos und Darth Desolus wurde dank des Episode IX Visual Dictionary (der illustrierten Enzyklopädie) nun kanonisiert, doch anstatt eines Freudenfeuerwerks finde ich eher vorsichtige Zurückhaltung angebracht. Wann immer Charaktere aus den Legends kanonisiert werden verpasst man diesen fast immer einen Spin und streicht den Großteil ihrer Hintergrundgeschichte. Der wiederauferstandene Imperator wäre ein Beispiel, aber am brutalsten stellte sich die Kanonisierung meiner Meinung nach bei Quinlan Vos dar.

Vos war ein Hintergrundcharakter auf Tatooine in Episode I und wurde durch Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema zu einem wahren Star der Republic Comics. Man kann also nicht behaupten Vos wäre irgendein Star Wars-Charakter gewesen, denn es gab insgesamt mehr Geschichten über ihn als über Mace Windu, Yoda oder alle anderen Mitglieder des Jedi-Rats. Doch selbst das verschaffte Quinlan Vos im Zuge der Kanonisierung keine bessere Behandlung. Die gesamte in den Comics entworfene Hintergrundgeschichte zu Vos Ringen mit der dunklen Seite, seinem Kindheitstrauma oder auch seinen früheren Begegnungen mit Obi-Wan Kenobi wurde gestrichen. Selbst seine Aktivitäten während der Klonkriege fielen weg. Was blieb von Vos? Ein Auftritt in einer Folge von The Clone Wars und ein Roman, in welchem mehrere Folgen der gecancelten Staffeln von The Clone Wars nachgereicht wurden. Vos behielt sein psychometrisches Macht-Talent und er galt weiterhin als einer der Undercover-Experten des Jedi-Ordens, doch alles andere wurde gestrichen. Der gecancelte The Clone Wars-Arc mit Vos und Asajj Ventress bemühte sich allerdings zumindest einen Teil von Vos Geschichte aus den Comics zu retten, nämlich, dass er Dookus inneren Zirkel infiltrieren konnte und zeitweise niemand so recht wusste, ob er nun ein Doppelagent ist oder doch unter Dookus Einfluss geraten ist. Dieser Story-Arc der sich in den Comics über mehrere Ausgaben hinzog und die Leser rätseln ließ kommt im Buch allerdings deutlich kürzer daher.

Was könnte das für jemanden wie den Superstar Revan bedeuten? Schlicht und einfach wohl, dass er darauf reduziert würde ein Sith gewesen zu sein. Seine Vorgeschichte als Jedi würde gestrichen, ebenso sein Nachleben über Darth Malaks Verrat hinaus. Was bliebe wäre ein Sith mit Revans Namen und Maske, aber ohne die umfassende und von seinen Fans sogar noch weiter aufgebauschte Lore. Vergesst KotOR II, vergesst KotOR I - vergesst einfach alles was Revan betrifft, im neuen Kanon sind Hintergründe nicht so wichtig wie Oberflächlichkeiten. Quinlan Vos Look hat man ja auch ganz übernommen. Vielleicht dürfte man sich von Revan erhoffen, dass er im neuen Kanon ebenfalls verraten und seines Gedächtnisses beraubt wird. Aber er wird dann wohl kein Jedi gewesen sein und vielleicht ist man sogar so innovativ und lässt den "erlösten" Revan wieder Darth Revan werden, indem man das dunkle Ende von KotOR I als Krönung seines kanonischen Story-Arcs verwendet.

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Leias Jedi-Ausbildung
Als der neue Kanon eingeführt wurde ließ man es einige Jahre so aussehen, als ob Leia überhaupt kein Interesse an einer Jedi-Ausbildung gehabt hätte. Und wie auch, wenn Ben Solo schon während der Schlacht von Jakku geboren wurde und Leia einen Vollzeit-Job als Senatorin verfolgte. Doch dann kam Episode IX und wir erfahren, dass Leia es fast geschafft hätte eine Jedi-Ritterin wie ihr Bruder zu werden, hätte sie nicht ihre Ausbildung wegen einer Vision vom Tod ihres Sohnes abgebrochen. Leia hatte sogar eine Grundbedingung für das Erreichen des Rangs eines Jedi-Ritters erfüllt, sie hatte ihr eigenes Lichtschwert gebaut. Dass Leia dann in Episode IX als Meisterin und nicht nur Mentorin Reys fungieren darf demonstriert wie weit sie in ihrer Ausbildung eigentlich schon gewesen ist.

Im Vergleich dazu bemühte sich Leia in den Legends zwar mehrmals ihr Jedi-Training fortzusetzen, doch sie blieb Jahrzehnte lang hinter ihren eigenen Kindern zurück. Leia besaß sogar mehrere Lichtschwerter, allerdings hatte ihr diese stets ihr Bruder gebaut. Erst im Zuge der Dunkles Nest-Krise (und nachdem ihre eigenen Kinder zu Jedi-Rittern befördert worden waren) beschloss Leia ihre Jedi-Karriere in Angriff zu nehmen und wurde zur Padawan von Meisterin Saba Sebatyne, wobei sie dann auch ihr erstes eigenes Lichtschwert konstruierte. In den Legends blieb Leia jedoch eine einfache Jedi-Ritterin und wurde neuerlich von einem ihrer Kinder überflügelt, als Jaina Solo zur Jedi-Meisterin und einem Mitglied des Jedi-Rats wurde. Man kann meiner Meinung nach schon eines sagen, in den Legends wusste kaum einer der Autoren etwas mit Leia und ihrem Potential anzufangen. Trotz aller Mängel des neuen Kanons scheint mir Leias Darstellung General Organa und de facto Jedi-Ritterin deutlich mehr aus Lukes Zwillingsschwester zu machen als es sich die Legends-Autorin je getraut haben. Kanon-Leia ist wirklich die Tochter Anakin Skywalkers und Padme Amidalas, nicht bloß eine Reinkarnation Padmes, während ihrer Bruder stets der wahre Held ist. Im Gegenteil, bisher ist Luke vor allem ein Mythos, dessen Bedeutung für die Ereignisse in der Galaxis deutlicher geringer ist als Leias. Ich wundere mich auch nicht, dass Yoda laut der Kurzgeschichtensammlung FROM A CERTAIN POINT OF VIEW Leia wegen ihres unbeugsamen Charakters und ihrer Selbstdisziplin als Jedi-Schülerin Luke gegenüber vorgezogen hätte, doch nicht Leia, sondern Luke wurde ihm von Obi-Wan zugeführt. In den Legends gab es durchaus eine Was wäre wenn-Geschichte (INFINTIES: THE EMPIRE STRIKES BACK), in der Luke Hoth nicht überlebte und Leia nach Dagobah kam. Jedi Leia wäre wohl durchaus jene Schülerin geworden, die sich Yoda gewünscht hätte. Und natürlich wäre sie als Aristokratin auch Yodas einstigen Padawan Count Dooku sehr ähnlich gewesen. Ich wage zu spekulieren, ob Yoda in Leia vielleicht einige der Qualitäten seines einstigen Schülers wiedererkannte, der ja auch zu einem großen Meister, Mentor und sogar einem Jedi-Rats-Mitglied geworden war. Dass Leia nun in der Rolle Yodas zur Meisterin Reys wurde mag aus der Sicht des einstigen Großmeisters ein Idealfall gewesen sein.

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Die letzte Ordnung als kanonisches Gegenstück zu Operation Schattenhand?
Dark Empire und Episode IX haben einiges gemeinsam, unter anderem auch die Idee, dass Sith-Loyalisten unter der heimlichen Führung des gestürzten Imperators von einer verborgenen Welt aus einen Rachefeldzug gegen all jene Welten beginnen, die Palpatine einst verraten haben. Auch das dunkle Imperium war mit Superwaffen ausgestattet (Weltenvernichter, Mega Sternenzerstörer mit einem Superlaser, die Galaxy Gun) und setzte auf einen Supreme Leader mit Machtfähigkeiten (Executor Sedriss). Sowohl der Klon-Imperator als auch der wiederauferstandene Palpatine aus Episode IX besaßen zudem die Gabe Machtstürme zu entfesseln, die ganze Flotten aufmischen konnten. Palpatines Operation Schattenhand verlief zwar zunächst relativ erfolgreich und die Neue Republik wurde auf die Rolle einer durch die Galaxis flüchtenden Rebellengruppe reduziert, aber alles lief aus dem Ruder, als Palpatines Klon-Vorrat zur Neige ging und den Imperator zu immer radikaleren Maßnahmen zwang. In den Legends wollte er den Körper des neugeborenen Anakin Solo in Besitz nehmen, wurde allerdings von Han Solo erschossen (zuvor starb er bereits einmal durch die Hand Luke Skywalkers, sowie eine Zusammenarbeit Lukes und Leias).

Palpatines Rückkehr in den Legends führte auch dazu, dass für kurze Zeit selbst die imperialen Kriegsherrn wieder gemeinsame Sache machten und Welten wie Coruscant zurückerobern konnten. Der Geist der Zusammenarbeit kollabierte jedoch schon bald und die Kriegsherrn eröffneten neuerlich das Feuer auf ihre einstigen Kollegen. In all diesem Chaos setzte Palpatine einfach auf fanatisch loyale Anhänger und Superwaffen, um sich an der Neuen Republik zu rächen. Er zerstörte dabei sogar eine der Welten die nach Coruscant kurzzeitig als Regierungssitz auserwählt worden war. Man fragt sich wie das ganze im neuen Kanon gelaufen sein dürfte, da ja scheinbar auch abseits der Ersten und Letzten Ordnung einige Imperiale ihr Unwesen getrieben haben und selbst in den Reihen der Republik gab es Welten und Fraktionen welche die Erste Ordnung nach der Zerstörung des Hosnian Systems wohl mit offenen Armen empfangen haben. Rebecca Roanhorses Roman RESISTANCE REBORN weiß eine Menge über diese Phase in der galaktischen Geschichte zu berichten, als die Erste Ordnung scheinbar latente pro-imperiale Strömungen zu ihrem Vorteil nutzte und allerlei Funktionäre für ihr neues Imperium gewann. Laut RR kämpften einige Ex-Imperiale jedoch auch gegen die Erste Ordnung und die Nachkriegsordnung nach Exogol dürfte wirklich guten Stoff für neue mit den Legends vergleichbare Geschichten bieten.

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Der große Retcon zum Ende des Imperiums
Vor Episode IX und The Mandalorian hieß es das Imperium hätte einen Großteil seiner Truppen auf Jakku verloren und der Rest der Imperialen in der Galaxis wäre entweder von Palpatines Droiden eingeladen worden in die Unbekannten Regionen zu fliehen (wobei Loyalität zum Ex-Imperator das ausschlaggebende Kriterium war) oder sie wären untergegangen. Es gab einen großen Kapitulationsvertrag, der von Mas Amedda als imperialen Staatsoberhaupt unterzeichnet wurde und genau damit fangen die Probleme an, denn wenig später soll es kein Imperium oder auch nur ein Rest-Imperium gegeben haben. Die Rede ist maximal noch von einigen imperialen Extremisten, die sich irgendwo eingegraben haben. Man hat im neuen Kanon also nie ganz einheitlich geklärt was womöglich an imperialen Welten übrig geblieben ist und The Mandalorian demonstriert schon einmal, das nicht alle Imperialen scheinbar zum Aufbau der Ersten Ordnung eingeladen wurden. Kurioserweise schafft Episode IX mit der Existenz der Letzten Ordnung sogar das Problem, dass scheinbar nicht einmal alle in die Unbekannten Regionen "geflüchteten" Imperialen zur Ersten Ordnung kamen, sondern von Palpatines Botschafter-Droiden womöglich auch zur letzten Ordnung abkommandiert wurden. Nur wo liegt der Unterschied, wenn es scheinbar für beide Organisationen notwendig war loyal zu sein?

Die Existenz von ex-imperialen Milizen wurde bereits durch Claudia Grays Roman BLOODLINES für den neuen Kanon bestätigt, doch diese terroristisch veranlagte Gruppe schien nur ein Instrument der Ersten Ordnung zu sein und ziemlich allein dazustehen. Nun da wir wissen, dass Snoke nicht das alleinige Mastermind der Sabotage der Neuen Republik war stellen sich viele neue Fragen. Was einmal wie 30 Jahre Frieden wirkte wurde schon dank The Mandalorian nun als Ära dargestellt in der die Neue Republik fast 30 Jahre lang allerlei Probleme ignorierte.

The Mandalorian hat sogar einen bisher unbekannten Moff Gideon zu bieten, der entweder zu den letzten Moffs des Imperiums gehörte oder sich selbst zum Moff befördert hat. Letzteres fände ich interessanter, zumal Gideon damit zu einem imperialen Kriegsherrn der alten Schule würde. Und mit alter Schule meine ich die imperialen Kriegsherrn aus den Legends. Während es mir unglaubwürdig erschien, dass das Imperium nur 1 Jahr nach Endor und der Schlacht um Jakku endgültig besiegt sein sollte, zog sich der Konflikt mit den Imperialen in den Legends über Jahre bzw. sogar Jahrzehnte hin und endete erst als die imperialen Restwelten einen Friedensvertrag mit der Neuen Republik unterzeichneten. Bis dahin wurde das Imperium immer weiter zurückgedrängt, bis nur noch eine handvoll Planeten unter dem imperialen Banner übrig geblieben war. Wenn mir schon die Klonkriege zu kurz waren, dann gilt das auch für den auf 1 Jahr verkürzten Untergang des Imperiums. Doch The Mandalorian öffnet nun neue Möglichkeiten, nämlich, dass es einige Imperiale gab, die nach Jakku wohl zu Bond-Bösewichten wurden und zwar nicht mehr von einer Rückkehr des Imperiums träumen konnten, sehr wohl aber von einer Art Weltherrschaft über einige Welten am Rande der Galaxis.

Selbst die etwas einfältige Lösung de facto alle Bösewichte der Galaxis auf Exogol zu versammeln und dann in einer finalen Schlacht während Episode IX auszulöschen scheint mir nun etwas zu simpel. Die Erste Ordnung wird ja in Episode IX nicht alle ihre Garnisonen aus den eroberten Teilen der Galaxis abgezogen haben, um die Sith-Flotte über Exogol zu bemannen. Zwangsläufig müssen einige Kommandeure und ihre Truppen offscreen überlebt haben, selbst wenn die neu entfachte galaktische Revolution die Pseudo-Imperialen wieder besiegt hat. So oder so, irgendwie könnten sich die Kriegsherren aus den Legends nun früher oder später auch in den neuen Kanon schleichen, ob nun als ehemalige Imperiale oder als Veteranen der Ersten Ordnung.

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