Dienstag, 24. Dezember 2019
Folgt auf Episode IX eine kanonische Version von Star Wars Legacy?
Die Sequel-Trilogie ist vorbei und auch wenn die ersten Darsteller bereits vor einiger Zeit bekannt gegeben haben künftig nicht mehr im Star Wars-Franchise involviert zu sein, so hat man bei der Veröffentlichung von Episode IX doch öffentlich bekannt gemacht, dass man mit den Protagonisten der Sequel-Trilogie noch nicht ganz fertig ist. Neue Sequel-Filme sind zwar vorerst nicht geplant bzw. auch gar nicht in Sicht, aber das muss nicht heißen, dass man sich ein Stück weit von Episode III und dem Ausklang der Prequel-Trilogie inspirieren lässt. Als Episode III in die Kinos kam hätte man auch annehmend können Star Wars wäre jetzt endgültig vorbei, doch tatsächlich ging es mit dem Franchise munter weiter, nur eben abseits der Kinoleinwand. Für die meisten Star Wars-Fans ist das sogar der Normalzustand ihres Fan-Daseins, Star Wars ist eben mehr als nur ein jährlicher Kinofilm und vielleicht hat man das nun auch bei Disney verstanden.

Auf Episode III folgten Romane und Comics über die Dark Times, wobei sich sogar The Force Unleashed und das gescheiterte Projekt Star Wars 1313 als Produkte dieser Post-Prequel-Ära sehen lassen. Selbst das ursprüngliche Battlefront II beschäftigte sich mit den Dark Times und sogar ein geplantes Sequel zu Republic Commando, hätte unter dem Titel Imperial Commando diese Ära erkundet. Star Wars Comics waren 2005 bis 2014 jedoch noch in der Hand des Dark Horse Verlages, der nicht so eng mit Lucasfilm verbunden war wie es seit der Übernahme von Lucasfilm durch Disney mit Marvel der Fall ist. Marvel und Lucasfilm sind heute Teile desselben Konzerns und daher wanderte auch die Star Wars-Lizenz von Dark Horse (nach fast 25 Jahren) zu Marvel. In seinen Star Wars Comics konnte Dark Horse weitgehend ein eigenes Süppchen kochen und man beschäftigte sich nur gelegentlich mit aktuellen Multimediaprojekten im Franchise, etwa mit The Force Unleashed, das eine Comicadaption bekam. So entstand auch der Eindruck, dass das so genannte Expanded Universe ein Eigenleben entwickelt hatte, da sich die meisten Storylines abseits der Filme abspielten.

Betrachtet man Marvels Bereitschaft Tie-ins zu den Filmen (wie mit Comics über Captain Phasma, Kylo Ren, den Widerstand oder Poe Dameron) zu produzieren, dann muss man zugeben, dass sich das neue Expanded Universe deutlich anders darstellt. Man ist mehr an aktuelle Großprojekte gebunden und Comicreihen werden nicht bis zur 50. Ausgabe oder sogar darüber hinaus fortgesetzt, sondern meistens schon früher eingestellt. Das Wort das mir dazu einfällt ist kurzlebiger, denn auch bei den Romanen die vor 2014 gerne mal in Reihen mit bis zu 9 Werken (oder sogar 19 Werken wie im Fall von The New Jedi Order aka der Yuuzhan Vong Invasion) zusammengefasst wurden fehlt es bis dato an derartigen Großprojekten. Das längste waren seit 2014 schon die Aftermath-Trilogie und Timothy Zahns neue Thrawn-Trilogie. In absehbarer Zeit dürfte sich zu diesen beiden auch Alexander Freeds Alphabet Squadron-Trilogie hinzugesellen (Band 1 erschien 2019, Band 2 wird 2020 erscheinen) und dann ist da noch Zahns Thrawn-Prequel-Trilogie deren erster Band 2020 erscheinen sollte.

Wenn ich mir eines von 2020 erwarte, dann zumindest eine Comic-Miniserie über das Nachspiel von Episode IX. Es könnte sich sogar wieder etwas größeres ankündigen, zumal mehrere Autoren seit 2019 an einem ominösen Project Luminous arbeiten dürften, das die Ausmaße einer mehrteiligen Reihe wie Legacy of the Force oder Fate of the Jedi annehmen könnte. Bis dato ist man sehr nahe an den Filmen und Serien geblieben, so dass es auch das eine oder andere Begleitwerk zu The Mandalorian oder den beiden anderen geplanten Serien (Kenobi und Cassian Andor) geben könnte. Im Gegensatz zu den Legends sind Comics, Romane und Videospiele nun scheinbar den Filmen oder auch Serien untergeordnet, da diese das Kerngeschäft Lucasfilms darstellen und genutzt werden können mehr als nur Star Wars-Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Mutige Projekte wie Knights of the Old Republic bzw. die Tales of the Jedi oder sogar Star Wars Legacy und die nach Endor angesiedelten Romanreihen wird es unter Disney wohl nicht mehr geben, da man diese Spielräume wohl für eventuelle Film- oder Serien-Projekte frei halten will. Da kann man wohl von Glück reden, dass das Interesse dieser Kreativen an den Chiss und Großadmiral Thrawn so gering ist, dass man Timothy Zahn seine Prequel-Trilogie zu Thrawn zugestanden hat. Thrawns Schicksal nach Star Wars Rebels ist allerdings etwas das fern von Zahns Einfluss liegen wird, da die Serie Thrawns Überleben mit dem des Serien-Protagonisten Ezra Bridger verbunden hat. Als Serienstar ist Ezra eine Identifikationsfigur für all jene Fans die mittels Star Wars Rebels gewonnen werden konnten und Thrawn ist durch das Serienfinale wohl zu seinem künftigen Sidekick geworden.

In den Legends war Star Wars Legacy ein ambitioniertes Projekt, da man die gesamte Handlung über 100 Jahre nach den Filmen ansiedelte und sich so aller Probleme mit vergangenen Storylines entledigte. Das ganze war jedoch ein Comic-exklusives Projekt und es kam auch nicht bei allen "Hardcore-Fans" so gut an. Könnte man mit der Sequel-Ära einen ähnlichen Sprung wagen, um sich von Problemen mit seinem Cast und den Streitigkeiten um die Sequel-Trilogie zu befreien? Baby Yoda wäre sicher mit dabei, ebenso wie ein neuer von Rey gegründeter Jedi-Orden und man könnte immer noch die Machtgeister alter Bekannter einbauen. Wenn ich eine Vermutung zu Rian Johnsons geplanter und nicht eingestellter Film-Trilogie wagen kann, dann dass er sie nicht in der Vergangenheit, sondern der Zukunft der Star Wars-Galaxis ansiedeln wird. Die Vergangenheit hätte selbst jetzt noch zuviel Lore zu bieten, die Johnson wohl wieder im Weg stehen würde. Die Zukunft würde ihm jedoch die Möglichkeit bieten, sich doch noch irgendwie an J.J. Abrams zu rächen. In einer Galaxis ohne Sith und mit einem neuen Jedi-Orden könnte Johnson sich so richtig austoben und würde wohl kaum jemanden vor den Kopf stoßen, außer er bringt Baby Yoda um, selbst wenn dieser dann kein Baby mehr wäre. Johnson etablierte für Episode VIII ja zumindest einige Ideen über die Anfänge des Jedi-Ordens oder dessen Neugeburt, sodass mir eine Fortsetzung dieser Geschichte wahrscheinlicher erscheint, als ein Blick zurück zu den Anfängen des Jedi-Ordens. Johnson ist scheinbar genauso wenig ein Teamplayer wie Abrams und so macht es auch Sinn ihm die alleinige Kontrolle seiner Trilogie zu übertragen, vielleicht mildert das seinen Drang durch Provokationen auf seine Ideen aufmerksam zu machen.

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