Die enttäuschende Wahrheit über kanonisierte Legends-Charaktere
Die Existenz der Sith-Lords Darth Revan, Darth Tenebrous, Darth Andeddu, Darth Phobos und Darth Desolus wurde dank des Episode IX Visual Dictionary (der illustrierten Enzyklopädie) nun kanonisiert, doch anstatt eines Freudenfeuerwerks finde ich eher vorsichtige Zurückhaltung angebracht. Wann immer Charaktere aus den Legends kanonisiert werden verpasst man diesen fast immer einen Spin und streicht den Großteil ihrer Hintergrundgeschichte. Der wiederauferstandene Imperator wäre ein Beispiel, aber am brutalsten stellte sich die Kanonisierung meiner Meinung nach bei Quinlan Vos dar.

Vos war ein Hintergrundcharakter auf Tatooine in Episode I und wurde durch Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema zu einem wahren Star der Republic Comics. Man kann also nicht behaupten Vos wäre irgendein Star Wars-Charakter gewesen, denn es gab insgesamt mehr Geschichten über ihn als über Mace Windu, Yoda oder alle anderen Mitglieder des Jedi-Rats. Doch selbst das verschaffte Quinlan Vos im Zuge der Kanonisierung keine bessere Behandlung. Die gesamte in den Comics entworfene Hintergrundgeschichte zu Vos Ringen mit der dunklen Seite, seinem Kindheitstrauma oder auch seinen früheren Begegnungen mit Obi-Wan Kenobi wurde gestrichen. Selbst seine Aktivitäten während der Klonkriege fielen weg. Was blieb von Vos? Ein Auftritt in einer Folge von The Clone Wars und ein Roman, in welchem mehrere Folgen der gecancelten Staffeln von The Clone Wars nachgereicht wurden. Vos behielt sein psychometrisches Macht-Talent und er galt weiterhin als einer der Undercover-Experten des Jedi-Ordens, doch alles andere wurde gestrichen. Der gecancelte The Clone Wars-Arc mit Vos und Asajj Ventress bemühte sich allerdings zumindest einen Teil von Vos Geschichte aus den Comics zu retten, nämlich, dass er Dookus inneren Zirkel infiltrieren konnte und zeitweise niemand so recht wusste, ob er nun ein Doppelagent ist oder doch unter Dookus Einfluss geraten ist. Dieser Story-Arc der sich in den Comics über mehrere Ausgaben hinzog und die Leser rätseln ließ kommt im Buch allerdings deutlich kürzer daher.

Was könnte das für jemanden wie den Superstar Revan bedeuten? Schlicht und einfach wohl, dass er darauf reduziert würde ein Sith gewesen zu sein. Seine Vorgeschichte als Jedi würde gestrichen, ebenso sein Nachleben über Darth Malaks Verrat hinaus. Was bliebe wäre ein Sith mit Revans Namen und Maske, aber ohne die umfassende und von seinen Fans sogar noch weiter aufgebauschte Lore. Vergesst KotOR II, vergesst KotOR I - vergesst einfach alles was Revan betrifft, im neuen Kanon sind Hintergründe nicht so wichtig wie Oberflächlichkeiten. Quinlan Vos Look hat man ja auch ganz übernommen. Vielleicht dürfte man sich von Revan erhoffen, dass er im neuen Kanon ebenfalls verraten und seines Gedächtnisses beraubt wird. Aber er wird dann wohl kein Jedi gewesen sein und vielleicht ist man sogar so innovativ und lässt den "erlösten" Revan wieder Darth Revan werden, indem man das dunkle Ende von KotOR I als Krönung seines kanonischen Story-Arcs verwendet.

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