Feuer und Blut: Daenerys Targaryen hätte eine gute Sith abgegeben
Bevor ich mich heute sammeln kann, um mir Gedanken über die Änderungen am Gearing-System in 6.0 zu machen beschäftige ich mich lieber mit der Frage, warum mir das Ende von Game of Thrones trotz aller Kritik zumindest hinsichtlich Daenerys vermeintlicher Wandlung nach typischem Star Wars aussieht. Scherzkekse oder Zyniker können gerne sagen, ja Daenerys angeblicher Fehltritt als Kriegsverbrecherin wäre sei genauso schlecht dargestellt wie Anakin Skywalkers Wandlung zu Darth Vader und ich will mich mit dieser fruchtlosen Diskussion gar nicht beschäftigen, da mir da Zuviel gebasht und zu wenig nachgedacht wird. Für mich wirken Benioff und Weiss durchaus noch wie eine gute Wahl für eine Star Wars-Trilogie, auch wenn ihr wahrer Einfluss auf Game of Thrones eben eine schwer zu definierende Größe bleiben wird - der Plot und die Charaktere stammen bis zu einem gewissen Punkt eben doch von George R. R. Martin und Benioff und Weiss konnten mit ihren Autoren nur die losen Fäden Martins fortführen. Mal sehen was sie mit Star Wars anstellen, am einfachsten wäre es für sie ja sich an die Werke eines Drew Karpyshyn anzulehnen und uns vielleicht mit einer Filmadaption der Darth Bane-Trilogie zu beglücken.

Aber zurück zu Feuer und Blut, dem Motto von Haus Targaryen, das sich auch mit einem roten Drachen auf schwarzem Hintergrund schmückt - klassische Sith-Farben, Fazit der Sith-Bezug war schon immer da.

Na gut, so einfach will ich es mir doch nicht machen. Und da ich erst jetzt dazu kommen werde mir das Fire and Blood-Hörbuch auf Audible anzuhören möchte ich mich über die Ähnlichkeiten zwischen den Targaryens und den Sith noch nicht an dieser Stelle auslassen. Soviel aber schon im Voraus, ich hätte zumindest im Moment noch vor mich über die Infos aus dem Hörbuch auszulassen, sobald ich mit diesem durch bin. Vielleicht kommt man so ja an interessante neue Infos, die durch Benioff und Weiss vielleicht sogar irgendwann in den Star Wars Kanon einfließen werden. Warum ich das behaupte? Nun die nächste Trilogie spielt in der Old Republic-Ära und diese umfasste auch die Ära der Comicreihe Knight Errant, welche als Prequel zur Darth Bane-Trilogie gedacht gewesen wäre. In Knight Errant ist das Sith-Imperium in eine Ansammlung von Territorien zerfallen, die jeweils ihrem eigenen Sith-Lord (der Titel Lord ist hier wohl tatsächlich einmal als Fürst zu verstehen) unterstehen. Diese Lords sind teilweise miteinander verwandt und führen sehr begeistert Krieg gegeneinander, da sich seit Jahrzehnten keiner von ihnen als unangefochtener Alleinherrscher durchsetzen konnte. Erst Lord Kaan gelang es als Jedi-Meister mit einer Gruppe loyaler Anhänger die Sith zu vereinen, wobei er sich selbst als de facto Anführer der Sith durchsetzte und mit seinen Anhängern auf die dunkle Seite wechselte. Mit Kaans Wiedervereinigung der Sith beginnt dann auch der Plot der Darth Bane-Trilogie.

In meinen Augen ließ sich Daenerys eindeutig von ihren Leidenschaften leiten und diese Leidenschaften verliehen ihr eine Aura der Stärke, die sie schlussendlich in realpolitische Macht umzumünzen verstand. Daenerys mag zwar keine magischen Kräfte besessen haben, aber ihrer Abstammung und ihrem Charakter hatte sie dennoch Macht zu verdanken. Auf jeden Fall sehe ich Daenerys als ideale Verkörperung des Sith-Kodex, auch wenn sie über keine klassischen Machtfähigkeiten verfügte. Man kann aus ihrem Beispiel dennoch lernen wie zugkräftig dieser Teil der Sith-Ideologie sein kann und welche durchaus positiven Veränderungen sich so erreichen lassen.

Daenerys war unterm Strich jedoch auch eine erfolgreiche Kriegsherrin, die in meinen Augen mit jedem Gebrauch von Gewalt (selbst um Sklavenhalter zu ermorden) einen Schritt näher an die dunkle Seite wagte. Man kann an Daenerys Verwandlung von einer hoffnungsvollen Prinzessin zur zerstörerischen Königin durchaus nachvollziehen wie es manchem der dunklen Seite verfallenen Jedi ergangen sein kann. Revan wäre ja ein solches Beispiel. Dass Daenerys mit ihrem Endziel in Reichweite zusammenbrach, als sie nach allen überstandenen Katastrophen noch ihre letzte Vertraute verlor ist alles in allem doch nur menschlich. Mag schon sein, dass Daenerys sich unter ihren Anhängern einen Mythos aufgebaut hat, der sogar auf das Publikum übergeschwappt ist, aber sie ist eben auch nur ein Mensch gewesen. Hätte Jon Daenerys nicht getötet, er hätte sein reines Gewissen riskiert, denn jeder künftige Mord wäre fortan auch auf ihm gelastet. Witzigerweise handelte Jolee Bindo ganz anders als Jon, denn Jolee ließ seine der dunklen Seite verfallene Frau davonkommen und musste miterleben wie sie ihre blutige Spur in der Geschichte des Sith-Krieges hinterließ. So jedihaft Jolees Entscheidung auch anmutet, ihn selbst stürzte sie in eine tiefe Sinnkrise, vor allem als er genau deshalb zum Jedi-Ritter befördert wurde. Hätte Jon Daenerys nicht ermordet, er wäre wohl selbst zurück in den Norden gezogen, um unter den Wildlingen zu leben.

Daenerys Erfolge als Sklavenbefreierin erinnern mich auch an Anakins Skywalker Vorstellung von den Jedi als solchen oder eben der entsprechenden Passage des Sith-Kodex "durch den Sieg bersten meine Ketten". Im Original schmückt sich Daenerys daher auch mit dem Beinamen "Breaker of Chains", etwas das durchaus auch mancher Sith von sich sagen könnte. Politischer Umsturz ist nicht unbedingt etwas, das man sich von den passiven Jedi erwarten darf und Daenerys ist durch und durch eine Revolutionärin. Leider sind Revolutionäre eben Idealisten und so romantisch sie als solche sein können, in der harten Realität führt Idealismus meist zu gewalttätigen Radikalismus. Man kann Daenerys zu Gute halten, dass sie als Befreierin einige Zeit lang versucht hat das von ihr gestiftete Unheil zu bereinigen und als Herrscherin zu bleiben. Eine Sith die bereits weiter auf ihrer Karriereleiter gewesen wäre hätte wohl lediglich nach ihrem Vorteil gesucht, Truppen, Proviant und Schiffe an sich genommen und wäre weitergezogen - womit die verbliebenen Befreiten und ihre ehemaligen Unterdrücker sich gegenseitig umgebracht hätten, bis irgendwann wieder eine soziale Ordnung und Stabilität entstanden wäre. Ich bin ja ein großer Fan von Sith die ihre Möglichkeit nutzen, das Leben einfacherer Leute zu verbessern. Revolutionen anzuzetteln, Regime zu stürzen und Korruption aufzudecken war auch durchaus etwas, womit sich Darth Banes Sith beschäftigten, jedoch ausschließlich um dem Image der Republik zu schaden und den Jedi-Orden in PR-Desaster zu verstricken, bei denen die Jedi in ein schiefes Licht gerückt werden konnten. Die Republik deckte ja allerlei Multikonzerne wie Czerka, die relativ offen eine Form von Sklaverei betrieben und man stützte auf einigen Mitgliedswelten Regime die alles andere als lupenreine Demokratien waren. Selbst das Beispiel von Welten wie Alderaan kann einem zu denken geben, denn nicht jede im Senat vertretene Monarchie war so freundlich. Generell akzeptierte die Republik jedoch Welten mit allen möglichen Staatsformen und sogar die Handelsföderation konnte als Unternehmen einen Senatssitz beanspruchen. Count Dooku begann seine politische Karriere womöglich genau wie Daenerys, als Idealist, der das politische Rad zerbrechen wollte. Doch als er sich in die Machenschaften seines Mentors Darth Sidious verstrickte gab Dooku seinen Idealismus auf und wurde zu einem beinharten Pragmatiker, der sich genau jenen Lobbys zuwandte, die zur Korrumpierung der Republik beitrugen. Daenerys und Dooku waren jedoch beide nur Menschen, nicht jedoch König Bran, der schon etwas anderes geworden ist. Bran als eine Art Priesterkönig mit übernatürlichen Fähigkeiten käme wohl einer Jedi-Herrschaft am nächsten, aber man könnte auch Palpatine selbst mit Bran vergleichen. Beide können Visionen erhaschen und sind irgendwie nicht mehr menschlich. Nur sind die beiden eben sehr unterschiedliche politische Figuren, genauso wie Dooku und Daenerys. Irgendwo gibt es zwar Parallelen, aber die Protagonisten haben sich auf ihren Wegen trotzdem ganz anders entschieden.

Kommentieren



sanne1968, Freitag, 31. Mai 2019, 13:24
Lol, hat dich das shirt dazu inspiriert den Artikel zu schreiben? *kicher*

pfannenstiel, Freitag, 31. Mai 2019, 14:55
Episch, Darth Zannah war ja auch blond