The Old Republic: Dead Men Tell No Tales
Es ist wohl die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet SWTOR, das angebliche hässliche Küken des Star Wars-Franchise immer wieder als heimlicher Star dasteht, was allerdings niemand so richtig wahr haben oder zugeben will.

Beispiel Nr. 1 – Das Expanded Universe lebt!

Im Jahre 2014 fegte Disney die gesamte abseits der Filme entwickelte Kontinuität von 27 Jahren unter der Führung von George Lucas einfach beiseite. Aber hey, man verwarf im gleichen Putsch ja auch noch Lucas Entwürfe für die Sequel-Trilogie und machte Star Wars zu Disneys Star Wars. Trotzdem existierte SWTOR seither 4 Jahre unbehelligt weiter und stützte sich dabei sogar auf die verworfene Lore von vor 2014. Man kann das schon als einen Erfolg feiern, denn im Fall SWTORs hat sich die Rückendeckung der Legends-Anhänger zweifellos bezahlt gemacht.

Beispiel Nr. 2 – Das eigentliche KotOR III

Seit EA sich die Lizenz für Triple A Star Wars-Games gesichert hat gab es viele Versuche, aber keine Erfolge dabei ein neues Star Wars-RPG auf den Markt zu bringen. Seit Jahren gibt es für Star Wars-Fans daher vor allem nur noch Battlefront und The Old Republic. Während andere in Entwicklung befindliche Spiele immer wieder scheitern hält SWTOR durch und entwickelt sich dabei immer weiter. Während EA nun Gefahr läuft die Star Wars-Lizenz zu verlieren und SWTOR erst durch den Fall des Mutterkozerns in die ewigen Jagdgründe geschickt werden könnte, ist es doch Ironie des Schicksals, dass SWTOR alle Star Wars-Totgeburten unter EA überlebt hat. Mit dem Verlust der Star Wars-Lizenz wäre der Weg frei für das was ich immer befürchtet habe, ein Reboot der KotOR-Reihe, denn ein KotOR III wird es wegen Disney-Lucasfilms Reboot-Fanatismus wohl kaum geben.

Beispiel Nr. 3 – enthält Lootboxen seit 2012

EAs Bedürfnis Star Wars-Fans die Dollar aus der Tasche zu ziehen hat mit Battlefront II zu einem bösen Backlash geführt und nun reichen sich EA-Hater, BioWare-Hater und SWTOR-Hater die Hände, wobei sie um ein Feuer tanzend das große Inferno heraufbeschwören wollen. EA soll niederbrennen und BioWare bzw. SWTOR gleich mit. Auf dass Blizzard uns ein echtes WoW mit Star Wars-Skin liefern soll? Ja Activsion-Blizzard ist eine große Nummer und wird in der Community derzeit gerne mal als bessere Alternative zu Ubisoft (dem man EA-ähnliche Geschäftsstrategien vorwirft) genannt. Activision-Blizzard hat ja auch WoW, Starcraft, den asiatischen Markt und Call of Duty. Wobei das letzte Franchise eigentlich der Grund ist, warum ich Activsion eher als mein persönliches Hassobjekt betrachte. CoD bringt jährlich einen Ableger heraus, es verkauft seine Map-Packs teuer und im Grunde wird technisch kaum etwas verbessert, fast so wie man es EA bei seinen Sportspielen oder Ubisoft bei einigen von dessen Franchises vorwirft. Außerdem ist Activision-Blizzards Rückhalt im asiatischen Markt eher kontraproduktiv, soweit es das Star Wars-Franchise betrifft. Star Wars hat am chinesischen Markt versagt und das Franchise kommt in Asien generell kaum vom Fleck, was mitunter daran liegt, dass viele der bevölkerungsreichen ehemaligen oder aktiven Diktaturen Star Wars nie synchronisiert oder überhaupt für den dortigen Markt zugelassen haben. Im Nachhinein wirken die Filme veraltet, die Martial Arts als nicht ausreichend und das ganze passt auch nicht mehr zum Selbstverständnis einer Region, die mittlerweile auch ganz klar asiatische Darsteller bevorzugt.

Beispiel Nr. 4 – Remember, Remember, Shadow Realms was to be released in November

Der Titel mag nicht ganz akkurat sein, denn Shadow Realms hatte kein offizielles Release-Datum, aber Shadow Realms war das letzte große BioWare-Projekt abseits von Mass Effect und Dragon Age. Aber auch Shadow Realms hatte genau wie Anthem große Probleme und es wurde tatsächlich eingestampft, nachdem alles irgendwie nichts zu helfen schien. Auch damals wechselten Entwickler vom Austin-Studio zur Entwicklung des neuen Projekts. Dragon Age und Mass Effect wurden trotzdem weiter entwickelt. Und auch derzeit ist ein Dragon Age 4 in Entwicklung. Dass BioWare innerhalb des Studios Mitarbeiter abzieht, um am nächsten großen Projekt zu arbeiten ist nichts ungewöhnliches. Die in Austin ansässige Autorin Courtney Woods schrieb etwa für SWTOR, Mass Effect Andromeda und Dragon Age Inquisition. Sie dürfte nun auch an Anthem beteiligt sein. Über all die Jahre hat SWTOR mit einem vermutlich eher kleinen Entwicklerteam überlebt und es ist für EA-BioWare finanziell stets ein Gewinn gewesen, auch weil es dazu diente Entwickler aufzufangen, die zwischen zwei BioWare-Projekten gerade in der Luft hingen. The Old Republic wurde auch genutzt die in Austin stationierten Autoren BioWares einzuarbeiten und an BioWares narratives Storytelling zu gewöhnen.

Beispiel Nr. 5 – Die Klassenstorys würden arg vermisst werden

Die große Hoffnung wäre immer noch, dass SWTOR einen EA-Star Wars-Wipe überlebt, indem Modder das Spiel am Laufen halten, wie es derzeit mit Star Wars Galaxies der Fall ist. Ein Grund dafür sind auch die 8 Klassenstories, welche trotz weit voneinander abweichenden Meinungen zu den Addons als einer der besten Teile von SWTOR gewertet werden. SWTOR hätte das Potential auf diese Art zu überleben, wenn Disney nicht ähnlich wie im Fall des Expanded Universe völlig über das Ziel hinaus schießt und Modding-Bemühungen gleich als Produktpiraterie einstuft und verbietet.

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xeson, Montag, 19. Februar 2018, 21:13
Am Ende wäre ein Singleplayer Star Wars RPG a la Kingdom Come: Deliverance oder The Witcher 3 oder eben KOTOR (I/II) das was jeder gerne sehen wollen würde. Controllerfähig, Steuerung ähnlich wie bei BF für Shooter und AC Origins für Lichtschwerter.
Wieso man da keine Energie reinsetzt frage ich mich sowieso. Deshalb wäre eine individuelle Lizenzierung oder ein Lizenzwechsel wohl doch gar nicht so schlecht. Wenn man aus Star Wars nicht mehr herausbekommt als 2x BF und 1x SWTOR (seit Übernahme durch Disney), dann ist das im aufstrebenden Gamesmarkt, der so massentauglich wird wie noch nie, eine absolute Schande. Nicht mehr und nicht weniger. Egal wer welche Lootboxen wo reinsetzt. Das nicht genutzte Potenzial macht mich noch wütender.

pfannenstiel, Dienstag, 20. Februar 2018, 12:27
Für den Fall wäre mir Ubisoft eben lieber. Zum einen hat man Erfahrung damit gute Geschichten zu erzählen, zum anderen versteht man es Franchises am Laufen zu halten, selbst wenn das über Jahre oder ein Jahrzehnt mal zu berechenbaren Veröffentlichungsterminen und wieder aufgewärmten Mechaniken führt. Genau das fehlt unter EA derzeit völlig, ich würde behaupten EA macht das Gegenteil, es liefert gar nichts, anstatt zuviel.

So alle zwei Jahre ein KotOR würde den Markt irgendwann übersättigen, aber die Leute würden es auch kaufen und als Fan hätte man wie bei den Filmen regelmäßig neuen Nachschub, wenn ein Teil mal nicht so gut gelungen ist.

Ich bin halt mal der Meinung sowas wie Assassins Creed mit Lichtschwertern könnte ja ganz gut funktionieren, ich würd es mir auf jeden Fall kaufen und umso besser wenn nicht jede Fortsetzung die Steuerung neu erfindet. Besser man nimmt EA die Lizenz oder teilt den Kuchen auf.

Das ganze angebliche Potential durch den Soft Reboot wird ja auch kaum genutzt. Da könnte man laufend neue Star Wars-Games produzieren und was wir haben sind Social Games und Battlefront, das ja kaum was zur allgemeinen Story beiträgt. Videospiele sollen ja auch narrativ was leisten können und das könnte man auch beweisen, aber stattdessen wird Star Wars derzeit fast nur durch die jährlichen Filme, die Marvel Comics und den gelegentlichen Roman erzählt. Videospiele als zusätzliche Säule vergisst man da völlig. Dabei könnte es fast jede Wunschstory auch als Game geben, vor allem da es ja ne Legion von Synchronsprechern gibt die schon Franchise-Erfahrung haben. The Clone Wars und Rebels haben da auch einiges beigetragen und "Stars" wie Temura Morrison oder Daniel Logan würden auch ne Sprechrolle für Boba/Jango Fett übernehmen. Da sehe ich aktuell echt ne massive Lücke im ganzen Franchise, weil wirklich ein Pfeiler des Storytellings fehlt.

xeson, Dienstag, 20. Februar 2018, 14:33
Ein Beispiel des Versäumnisses seitens Disney sieht man auch am Beispiel des LEGO Games zu The Last Jedi. Die Lego Spiele sind eigentlich sehr beliebte, weil witzige und auch heutzutage hübsche, Videospiele. Zu The Force Awakens erschien im Juni 2016 ein passendes Lego Spiel und jetzt knüpft man daran anscheinend nicht an. Aber auch da leistet man ja keinen narrativen Zugewinn, sondern ehr eine Nacherzählung.

Ein mutiges, eigenständiges Spiel mit wirklicher Relevanz wäre mal ganz nett. Von mir aus kann auch ein Roman die Handlung parallel erklären für alle die mit Videospielen nichts am Hut haben. Aber dafür gibt es heutzutage ja genügend Möglichkeiten sich via Let's Plays oder Cutscene Zusammenschnitten zu informieren.

Man verschenkt einfach Potential, wie ich eingangs erwähnte und deshalb macht es mich sehr traurig genau diesen essentiellen Grundpfeiler zu vergessen. Ein entsprechender LEGO Movie zu Star Wars wäre auch was. Würde ich lieber sehen als Batman oder Ninjago und außerdem scheut Disney ja aktuell nicht davor zurück Filme in Auftrag zu geben zu anzukündigen :)

pfannenstiel, Dienstag, 20. Februar 2018, 15:21
Vermutlich liegt gerade in der Release-Politik der Schlüssel zum Verständnis was vielleicht falsch läuft - Star Wars wird wie Marvel geführt - neue Filme am laufenden Band und dann ein paar Comics oder anderes Merchandising dazu. Dass Star Wars auch in anderen Medien mal relativ starken Eindruck hinterlassen hat wird da ignoriert und auch die Berater von Marvel können das bei Lucasfilm nicht durchsetzen, weil Marvel ja selbst Videospiele eher als Gimmicks betrachtet. Es wundert mich daher auch nicht, wenn alles in Sachen Star Wars auf der Marvel-Schiene aus Comics, Serien und Filmen daher läuft. Lucas hatte da noch eher ein offenes Ohr dafür, immerhin war er auch Künstler, aber seine Nachfolger setzen auf bewährte Formeln anstatt Innovation.

xellmann, Dienstag, 20. Februar 2018, 16:16
ich persönlich würde Ubisoft auch Activision/Blizzard vorziehen.
Nicht nur das Ubisoft sehr gute RPG´s auf den Markt bringen kann, gibt die Ubisoft Formel auch wenn langsam etwas veraltet immer viel Spielzeit und Hintegrund zur Geschichte.

Wenn Ubisoft vielleicht noch etwas mehr Witcher 3 rein packen würde und mit den Problemen der Galaxis und Kriegen sich außeinander setzt, wäre es sicher eine packende Mischung.

gutes Storytelling in den Nebenmissionen und Moralentscheidungen. Ein AC mit Lichtschwertern und verschiedenen Planeten wäre der Star jeder Spiele Messe.

Und Ubisoft hat die Manpower alle paar Jahre was großes auf den Markt zu werfen. Eine Sättigung bei Star Wars ist glaube ich schwer zu erreichen. Die Geschichten gehen eigentlich immer.

Oder man geht in Richtung Episodenformat alla Jedi Padawan Romane und erzählt eine packende Geschichte.

Auf jeden Fall bin ich dafür EA die Lizenz zu entziehen. Ich kenne kein Spiel und Franchise was EA nicht die letzten Jahre zersägt hat.

pfannenstiel, Dienstag, 20. Februar 2018, 16:30
EA ist der Beweis dafür, dass Monopole nicht den Markt, aber die Produkte selbst zerstören können. Vielleicht wäre es sogar gut, wenn man BioWare zerstückelt. Die Ex-Mitarbeiter könnten dann was eigenes hochziehen und zur Konkurrenz von EAs "BioWare" werden. Im Grunde ist das ja auch die Idee hinter der achso feinen freien Marktwirtschaft, nur gerade in den USA wo man sich das so auf die Fahnen schreibt dominieren dann MegaCorps wie EA. Ich stehe dem Aufkaufen von Franchises und Unternehmen da eher kritisch gegenüber. Dass Disney nun auch Fox kauft behagt mir gar nicht. Und Microsoft will EA oder Valve (Steam) kaufen. Machtkonzentration ist auf Dauer nie gut.

pfannenstiel, Dienstag, 20. Februar 2018, 16:35
Ich finde Ubisoft hat auch kapiert, dass sich so ein New Game Plus rechnet, also die Möglichkeit mit Endgame-Level, seinem Skillbaum und allen Waffen nochmal neu zu starten. Gerade in einem Spiel mit Story-Branching wäre das ja wirklich mal genial, weil man seine Entscheidungen "verbessern" kann. Und eine dauerhafte Serie könnte es erlauben da von BioWares Spielen den World Status-Import zu nutzen. So ergäbe sich eine Art Cross-Episode-Gameplay, bei der die Vorgänger auch noch gespielt werden und die Story wirklich zum Verkaufsargument wird. So lohnt sich auch die gleichbleibende Engine und man kann wirklich ein System ausnutzen, das bisher kaum jemand so intensiv genutzt hat.

Ich stelle mir da echt ne KotOR-Trilogie über den Verlauf von 6 Jahren vor. Man könnte ja die Protagonisten auswechseln oder es wie in KotOR I so wirken lassen als wäre man ein neuer Charakter. Gerade das hätte ja als Twist Sinn gemacht, wenn es schon ein KotOR I-II mit Revan als Jedi-Ritter und General gegeben hätte. Da hätte KotOR II dann Bastila eingeführt, bis zu dem Punkt an dem man Revan besiegt. KotOR III wäre dann halt das klassische KotOR, nur weiß man anfangs nicht, dass man Revan, der Held aus KotOR: The Mandalorian Wars ist und dass Bastila als Heldin von KotOR: Turn to the Dark Side nach dem Showdown auf der Endar Spire noch am Leben ist. Man könnte mit diesem Format der wechselnden Erzählperspektiven wirklich ne interessante Geschichte erzählen, eh wie in Assassins Creed, wo man das auch schon durch ne Erzählung über verschiedene Generationen erprobt hat.

xellmann, Dienstag, 20. Februar 2018, 17:15
ich finde ja besonders spannend wenn Geschichten aus früheren Teilen aus anderen Perspektiven gezeigt werden. So wie bei Swtor die Geschichte von Revan erneut erzählt wird. Etwa anders aus verschiedenen Blickwinkeln und mit Legenden umwoben.

Wenn man dann als Mytra etwas über Revan erfährt und ihn versucht zu finden als Meister sowas wäre doch Hammer.

Und wenn man wie du schon sagst die Storys aufeinander aufbauen so wie bei witcher 1,2,3 (ich kenne nur den dritten Teil) dann ist das wohl das beste Verksufsargument überhaupt. Wer will nicht wissen wie seine Story oder die von bekannten ausgeht.

pfannenstiel, Dienstag, 20. Februar 2018, 17:22
Eben, genau das ist ja das Potential, das BioWare überhaupt nicht angerührt hat und worin gerade Ubisoft mit Assassins Creed brillieren kann. Man setzt zwei Studios darauf an und sorgt dafür, dass sie sich in Hinsicht auf die Story peinlich genau abstimmen und die Mühle läuft, wobei dann auch noch jedes Studio ein ziemlich hochwertiges Produkt auf den Markt bringen kann.

AC hat auch Spinoffs und selbst der Film fügt sich wohl irgendwie (wenn vielleicht auch nicht ganz problemlos) in die bestehende Kontinuität. Wenn man schon bei den Filmen mal Vertrauensvorschüsse gibt, damit sich Rian Johnson und die GoT-Macher jeweils ihre eigene Star Wars-Trilogie entwickeln dürfen, dann sollte man das bei den Games auch riskieren, denn dort kann man das sogar noch günstiger durchziehen und so ein Game beschäftigt die Leute meistens doch noch länger als ein Film, vielleicht mit Ausnahme der Hardcore-Fans. Aber zumindest gibt es an Games mehr zu zerlegen, zu entdecken und zu diskutieren.