Dienstag, 20. Februar 2018
Battlefront ist wirklich kein Battlefield
Zunächst einmal ein Geständnis, Battlefield ist ein Franchise das mir wirklich am Herzen liegt. Denn Battlefield hat einen gewissen Stil, der mir einfach sehr sympathisch ist und das liegt sicher auch an der Frostbite Engine.

Battlefield ist für mich die Kombination aus geiler Grafik, zerstörbarer Umgebung, einfach nutzbaren Fahrzeugen, einer nicht übertriebenen Customization-Funktion, eher dezenten Achievements und großen Maps mit vielen Angriffsmöglichkeiten. Nur Battlefront ist all das nicht. Battlefront hat schon mal keine zerstörbare Umgebung und die Maps sind vor allem für den Rush Mode ausgelegt und daher eher eng. Allein deshalb fühlt sich Battlefront für mich schon mal nicht wie Battlefield an. Außerdem verzichtet Battlefront auf die meisten gewohnten Mechaniken, wie das einfache besteigen von Fahrzeugen. Fahrzeuge muss man sich leisten können, indem man die dafür nötigen Punkte verdient und sie dann bei einem Respawn einlöst. Zudem gibt es keine Nebenhandwaffen wie Pistolen und auch keine echten Supportklassen wie Sanis, Mechaniker oder den Kerl der einem mal ne Munitionskiste zuwirft. Weil man ja auch keine Munition braucht. Was ein weiteres für Battlefield untypisches Feature ist. Battlefront ist für mich so etwas wie ein minimalisitisches Call of Duty, ein Spiel bei dem man ins Gefecht läuft und meistens gleich mal relativ schnell stirbt, weil das Spawnsystem trotz allem an Battlefield orientiert ist und das heißt Spawnkills sind durchaus möglich. Allerdings gibt es auch kaum Camper, was man als Plus rechnen könnte, würde man nicht selbst lieber Camper killen oder mal ein Scharfschützennest aufbauen. Und Battlefront (II) setzt auch noch auf Heldeneinheiten, etwas das einem Battlefield-Fan durchaus sauer aufstößt.

Es gibt auch kleinere Dinge die ich vermisse, etwa Battlefields Suppression Fire, also einen Malus auf die Präzision von Waffen, wenn man selbst unter Beschuss steht. Oder die Möglichkeit mittels Supporttätigkeiten auch viele Punkte zu sammeln oder das durchaus motivierende Aufpoppen von Plaketten die man innerhalb eines Matches erreichen kann. Battlefront hat nicht einmal Ranking-System, bei dem man sich vom einfachen Gefreiten bis zum General hochdienen kann. Und auch die Erfolge werden einem in Battlefront II reizlos vor die Nase gesetzt. Keine Plaketten und wo findet man eigentlich ein Leaderboard samt der persönlichen Statistik? Battlefront II wirkt auf mich als würde diesem Spiel wirklich einiges fehlen und dabei hatte man schon Battlefront I und einige Jahre für die Entwicklung Zeit, außerdem gibt es ja parallel das Battlefield-Franchise mit all diesen vermissten Features.

Unterm Strich ist Battlefront II für mich enttäuschend und bis ich ein neues Battlefield für mich finden kann bin ich wohl auf Battlefield 1 angewiesen, dessen Weltkriegs-Setting jetzt auch nicht jedermanns Sache ist, aber zumindest kann man sich seinen Server aussuchen und es hat die gewohnten Battlefield-Features. So gesehen ist es mir auch egal, wenn EA die Star Wars-Lizenz verliert, denn das neue Battlefront ist für mich eh schon mehr Call of Duty als Battlefield und da wäre es dann auch nicht zu schade, wenn sich Activision-Blizzard die Rechte sichert und ein Battlefront III rausbringt, bei dem Fans dann spekulieren dürfen, ob es sich als dritter Teil der EA-Version oder Fortsetzung des Originals darstellen will, die es ja leider nicht gab, nachdem seine Entwicklung aufgegeben wurde. Sollte EA die Star Wars-Lizenz verlieren wird sich die glückliche Konkurrenz die Hände reiben, denn nun wird man EA so richtig aufs Korn nehmen... und man darf! Battlefront III als Titel geht. Ebenso Knights of the Old Republic, mit dessen Reboot sich EA als Publisher wegen des Reboots (nach dem es KotOR I-II in der offiziellen Star Wars Timeline nicht mehr gibt) schwer getan hätte. Ein neuer Publisher kann skrupelloser ein KotOR-Reboot starten und am besten kündigt man es gleich als Trilogie an, damit die Presse schreiben kann „KotOR III kommt!“.

EA und Star Wars hat irgendwie nicht funktioniert, also sollten es mal andere probieren dürfen, denn je mehr Star Wars Games es gibt, desto eher werden auch gute darunter sein. Nur EA hat eben gemeint weniger ist mehr, aber das heißt ja auch nicht, dass das wenige was EA auf den Markt wirft wirklich gut ist – siehe Battlefront II. Dass es keinen neuen Star Wars Flugsimulator liegt und dass SWTOR 2017 kein Addon erhielt sehe ich aus als Schuld von EAs Marktpolitik, denn man wollte den Start von Battlefront II nicht mit Konkurrenzprodukten sabotieren. Andere Publisher sehen das vielleicht anders und setzen auf etwas gesundes Konkurrenzdenken zwischen den betroffenen Entwicklungsstudios. Bei EAs Strategie wird sich so mancher VWL-Student auch die Augen reiben, denn für gewöhnlich heißt es zwei verschiedene Produkte könnten trotz Überschneidungen gemeinsam bessere Erträge erzielen – nur bei EA denkt man halt eher wie ein Monopolist und das schadet nicht selten dem Image. Aber man muss eigentlich nicht beide Games im gleichen Quartal oder überhaupt dem gleichen Jahr veröffentlichen.

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