Montag, 19. Februar 2018
The Old Republic: Dead Men Tell No Tales
Es ist wohl die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet SWTOR, das angebliche hässliche Küken des Star Wars-Franchise immer wieder als heimlicher Star dasteht, was allerdings niemand so richtig wahr haben oder zugeben will.

Beispiel Nr. 1 – Das Expanded Universe lebt!

Im Jahre 2014 fegte Disney die gesamte abseits der Filme entwickelte Kontinuität von 27 Jahren unter der Führung von George Lucas einfach beiseite. Aber hey, man verwarf im gleichen Putsch ja auch noch Lucas Entwürfe für die Sequel-Trilogie und machte Star Wars zu Disneys Star Wars. Trotzdem existierte SWTOR seither 4 Jahre unbehelligt weiter und stützte sich dabei sogar auf die verworfene Lore von vor 2014. Man kann das schon als einen Erfolg feiern, denn im Fall SWTORs hat sich die Rückendeckung der Legends-Anhänger zweifellos bezahlt gemacht.

Beispiel Nr. 2 – Das eigentliche KotOR III

Seit EA sich die Lizenz für Triple A Star Wars-Games gesichert hat gab es viele Versuche, aber keine Erfolge dabei ein neues Star Wars-RPG auf den Markt zu bringen. Seit Jahren gibt es für Star Wars-Fans daher vor allem nur noch Battlefront und The Old Republic. Während andere in Entwicklung befindliche Spiele immer wieder scheitern hält SWTOR durch und entwickelt sich dabei immer weiter. Während EA nun Gefahr läuft die Star Wars-Lizenz zu verlieren und SWTOR erst durch den Fall des Mutterkozerns in die ewigen Jagdgründe geschickt werden könnte, ist es doch Ironie des Schicksals, dass SWTOR alle Star Wars-Totgeburten unter EA überlebt hat. Mit dem Verlust der Star Wars-Lizenz wäre der Weg frei für das was ich immer befürchtet habe, ein Reboot der KotOR-Reihe, denn ein KotOR III wird es wegen Disney-Lucasfilms Reboot-Fanatismus wohl kaum geben.

Beispiel Nr. 3 – enthält Lootboxen seit 2012

EAs Bedürfnis Star Wars-Fans die Dollar aus der Tasche zu ziehen hat mit Battlefront II zu einem bösen Backlash geführt und nun reichen sich EA-Hater, BioWare-Hater und SWTOR-Hater die Hände, wobei sie um ein Feuer tanzend das große Inferno heraufbeschwören wollen. EA soll niederbrennen und BioWare bzw. SWTOR gleich mit. Auf dass Blizzard uns ein echtes WoW mit Star Wars-Skin liefern soll? Ja Activsion-Blizzard ist eine große Nummer und wird in der Community derzeit gerne mal als bessere Alternative zu Ubisoft (dem man EA-ähnliche Geschäftsstrategien vorwirft) genannt. Activision-Blizzard hat ja auch WoW, Starcraft, den asiatischen Markt und Call of Duty. Wobei das letzte Franchise eigentlich der Grund ist, warum ich Activsion eher als mein persönliches Hassobjekt betrachte. CoD bringt jährlich einen Ableger heraus, es verkauft seine Map-Packs teuer und im Grunde wird technisch kaum etwas verbessert, fast so wie man es EA bei seinen Sportspielen oder Ubisoft bei einigen von dessen Franchises vorwirft. Außerdem ist Activision-Blizzards Rückhalt im asiatischen Markt eher kontraproduktiv, soweit es das Star Wars-Franchise betrifft. Star Wars hat am chinesischen Markt versagt und das Franchise kommt in Asien generell kaum vom Fleck, was mitunter daran liegt, dass viele der bevölkerungsreichen ehemaligen oder aktiven Diktaturen Star Wars nie synchronisiert oder überhaupt für den dortigen Markt zugelassen haben. Im Nachhinein wirken die Filme veraltet, die Martial Arts als nicht ausreichend und das ganze passt auch nicht mehr zum Selbstverständnis einer Region, die mittlerweile auch ganz klar asiatische Darsteller bevorzugt.

Beispiel Nr. 4 – Remember, Remember, Shadow Realms was to be released in November

Der Titel mag nicht ganz akkurat sein, denn Shadow Realms hatte kein offizielles Release-Datum, aber Shadow Realms war das letzte große BioWare-Projekt abseits von Mass Effect und Dragon Age. Aber auch Shadow Realms hatte genau wie Anthem große Probleme und es wurde tatsächlich eingestampft, nachdem alles irgendwie nichts zu helfen schien. Auch damals wechselten Entwickler vom Austin-Studio zur Entwicklung des neuen Projekts. Dragon Age und Mass Effect wurden trotzdem weiter entwickelt. Und auch derzeit ist ein Dragon Age 4 in Entwicklung. Dass BioWare innerhalb des Studios Mitarbeiter abzieht, um am nächsten großen Projekt zu arbeiten ist nichts ungewöhnliches. Die in Austin ansässige Autorin Courtney Woods schrieb etwa für SWTOR, Mass Effect Andromeda und Dragon Age Inquisition. Sie dürfte nun auch an Anthem beteiligt sein. Über all die Jahre hat SWTOR mit einem vermutlich eher kleinen Entwicklerteam überlebt und es ist für EA-BioWare finanziell stets ein Gewinn gewesen, auch weil es dazu diente Entwickler aufzufangen, die zwischen zwei BioWare-Projekten gerade in der Luft hingen. The Old Republic wurde auch genutzt die in Austin stationierten Autoren BioWares einzuarbeiten und an BioWares narratives Storytelling zu gewöhnen.

Beispiel Nr. 5 – Die Klassenstorys würden arg vermisst werden

Die große Hoffnung wäre immer noch, dass SWTOR einen EA-Star Wars-Wipe überlebt, indem Modder das Spiel am Laufen halten, wie es derzeit mit Star Wars Galaxies der Fall ist. Ein Grund dafür sind auch die 8 Klassenstories, welche trotz weit voneinander abweichenden Meinungen zu den Addons als einer der besten Teile von SWTOR gewertet werden. SWTOR hätte das Potential auf diese Art zu überleben, wenn Disney nicht ähnlich wie im Fall des Expanded Universe völlig über das Ziel hinaus schießt und Modding-Bemühungen gleich als Produktpiraterie einstuft und verbietet.

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