Der Pluralismus der hellen Seite
Es ist manchmal sehr anstrengend etwas zu lieben, das andere Menschen abgrundtiefen hassen, verachten und mit der spitzfindigsten Kritik bedenken. Ich liebe die Star Wars Legends und einige der Ideen die diese mit sich brachten, wenn ich auch vieles enorm schlecht fand. Aber ich habe die entsprechenden Zyklen trotzdem gelesen und manchmal eben Edelsteine unter dem Schutt gefunden, während andere diese Dinge rundheraus ablehnten. Engstirnig gegen etwas zu sein und es nicht einmal zu "kosten" ist imo der größte Fehler den man als intellektueller Mensch begehen kann, denn dadurch gibt man seine Legitimität auf. Ich habe etwa zwei Staffeln The Clone Wars gebraucht, ehe ich die Serie zu schätzen lernte. Andere gaben schon vor dem Pilotfilm auf und terrorisieren das TCW-Fandom noch heute. Nun da sie auf der Seite der Reboot-Verlierer stehen (die Legends haben gegen den Kanon verloren) merkt man erst wie zersplittert und zerstritten das Fandom sein kann oder wie viele Sektierer es wirklich gibt. Jeder kennt sein eigenes Star Wars und hat sich über die Jahrzehnte seinen eigenen Kanon zusammengebastelt. Aber genug davon, mit einem Vorwort wie diesen können wohl nur die wenigsten etwas anfangen.

Worum es mir geht ist ein Konzept aus den Legends, nämlich das der sehr pluralistischen hellen Seite. Während die dunkle Seite immer wieder auf die Sith und die helle Seite auf die Jedi eingeengt wurde entstanden in RPGs und Source Guides allerlei Machtnutzerorganisationen, die nichts mit den beiden bekannten Gruppierungen zu tun hatten. Kaum ein Fan kannte Graue Paladine, Altisianische Jedi, die Potentium-Anhänger, Aing-Tii Mönche, Jal Shey, Zeison Sha, die Anhänger des Weißen Flusses, Antares Ranger oder die Hexen von Dathomir. Dazu kamen auf der dunklen Seite dann die Krath, die Nachtschwestern, Palpatines Akolythen und die Propheten der Dunklen Seite. Im neuen Kanon gibt es zumindest die Nachtschwestern von Dathomir, die Ritter von Ren oder die Weisen von Bardotta. Zwei dunkle und eine helle Gruppierung, immerhin etwas! Aber auch die mit den Sith verbandelten Inquisitoren des Imperiums sind mittlerweile wieder ein Teil des Kanons und sie hatten sogar einen Ex-Jedi-Tempelwächter als Großinquisitor. Dazu kamen dann mit Kanan Jarrus und Ahsoka Tano zwei Ex-Jedi, die ihre Ausbildung nie abgeschlossen hatten und trotzdem den Weg ihres Ordens weiter beschritten. Kanan aka Caleb Dume wurde sogar von einer Machtvision zum Jedi-Ritter ernannt und bildete mit Ezra Bridger seinen eigenen Padawan aus, während Ahsoka mehr oder weniger als graue Jedi agierte. Star Wars-Serienmastermind Dave Filoni sprach diesbezüglich einmal von den Vermächtnis-Linien der Jedi, denn während Kanan als Schüler Depa Billabas in der Tradition von deren Meister Mace Windu stand, entstammt Ahsoka der Linie von Yoda>Dooku>Qui-Gon Jinn>Obi-Wan Kenobi>Anakin Skywalker und somit ist Ahsoka wohl prädestiniert auch etwas von der Ungebundenheit ihrer "Vorfahren" übernommen zu haben.

In SWTOR stelle ich mir meinen Jedi-Hüter genauso vor wie einen Jedi der Yoda-Linie. Etwas misstrauisch gegenüber der Republik und durchaus geneigt mit den Vorgaben des Rats zu brechen, wenn es darum geht das Richtige zu tun. Er ist wohl heller als die Polizei erlaubt. Aber was ist hell? Die Jedi haben nicht das alleinige Recht gepachtet die Macht erklären zu können. Wie im Fall der Weisen von Bardotta (immerhin sind diese kanonisch) werfen alternative Machtnutzer den Jedi gerne einen sehr engstirnigen Blickwinkel vor. Qui-Gon Jinn als "grauer" Jedi war heller als der Jedi-Rat seiner Zeit, der von Konservativen dominiert wurde, die so am Jedi-Orden hingegen, dass es schon dem Prinzip der Bindungslosigkeit widersprach. Die Engstirnigkeit gegen die man sich mittels eines festgeschriebenen Prinzips im Jedi-Kodex schützen wollte wurde zementiert und der Kodex zur Platitüde. Man kann Qui-Gon vielleicht auch als verkannten Reformator sehen, der die Jedi vielleicht zurück zu ihren Wurzeln geführt hätte, wenn sie begonnen hätten sich wieder mehr mit ihren Wurzeln und ihren Heiligen Schriften auseinanderzusetzen.

Ein wahrer Anhänger der hellen Seite zu sein bedeutet nicht zwangsläufig ein Jedi sein zu müssen, auch wenn diese das größte Kontingent von Streitern für die helle Seite stellten. Hell zu sein bedeutet auch andere Meinungen und Sichtweisen zu respektieren oder sich sogar zu Nutze zu machen. Ein Jedi der mehr als den Jedi-Kodex rezitieren kann, fremde Bräuche und Kulturen kennt, das ist jemand wie er den Legenden entspricht. Die Realität war jedoch viel enttäuschender, denn die meisten Jedi-Ritter entwickelten ein sehr einseitiges Überlegensheitsgefühl, wie es Yoda in Episode II geißelte, wobei er sich selbst nicht von der Kritik ausnehmen durfte.

In den Legends war es Jacen Solo der zu meinem Idol wurde, als er sich nach dem Sieg über die Yuuzhan Vong entschied durch die Galaxis zu reisen und die Macht bei allen bekannten Machtnutzer-Gruppierungen zu studieren. Jacen Solo schickte sich an, der ultimative Macht-Gelehrte zu werden und wäre er ein Jedi-Meister geworden hätte er den Jedi-Orden wie am Ende der 19bändigen Reihe The New Jedi Order nachhaltig verändert. Die Zeichen nach 19 Bänden NJO standen darauf, dass Jacen Solo den neuen Jedi-Orden Luke Skywalkers weiterentwickelt hätte. Doch dazu kam es nicht, stattdessen machte man Jacen zu Darth Caedus und trat das Happy End von The Unifying Force mit Füßen. Dark Nest und Legacy of the Force zerstörten die Potentium-Lehre und alle meine Hoffnungen hinsichtlich Jacen Solo und seines möglichen Einflusses auf den neuen Jedi-Orden. Fate of the Jedi wurde geschrieben, um Jacens Fall zu erklären, schuf interessante Ansätze, konnte die Geschehnisse jedoch nie rückgängig machen. Doch zumindest erfuhren wir davon, dass es unter Großmeister Skywalker Versuche gab eine offene Jedi-Akademie auf Dathomir zu führen, Ossus zu restaurieren und die Verbindungen zu anderen Gruppierungen auszubauen.

Was ich an Jacen Solo geschätzt habe war neben seiner Liebe zu Tieren und seinem tieferen Verständnis der Macht auch seine Rolle als reisender Gelehrter, dessen Holocron einen wichtigen Beitrag zu den Jedi-Archiven dargestellt hätte. Der Jacen Solo der aus Matthew Stovers 13. NJO-Roman TRAITOR hervorging war der Held meiner frühen Jahre als Star Wars-Fan.

Nun stießen uns Valkorion, Darth Marr und Satele Shan nach 4.0 in eine ähnliche Sinnkrise wie Vergere. Alles woran man als Jedi geglaubt hatte wurde auf eine schwere Probe gestellt und man musste sein Verständnis der Macht weiterentwickeln. Auf seinen Reisen durch die Galaxis traf man schließlich sehr unterschiedliche Charaktere, die wie Yuun, Guss Tuno, Sana-Rae, Lana Beniko, Veeroa Denz, Senya unterschiedliche Zugänge zur Macht nutzten. Auch machtblinde Charaktere wie Theron Shan, Talos Drellik oder Bowdaar können zum Verständnis der Macht beitragen. Ich sehe die Allianz als etwas, das es in den Legends so nicht gab, aber hätte geben können. Man stelle sich eine Gruppierung wie die Altisianischen Jedi vor, die sogar "Laien" in ihren Orden aufnahmen oder die Crew der Verbannten, deren Mitglieder sich fast alle als potentielle Jedi-Rekruten entpuppten. Aus meiner Sicht bieten KotFE und KotET zahlreiche KotOR-eske GefährtInnen, die mich an die Zeiten erinnern, als ich neue KotOR-Playthroughs starten musste, nur um diesmal mit diesen oder jenen Gefährten unterwegs sein zu können. In SWTOR darf man zwar nur einen Gefährten bei sich haben, aber es geht auch abseits der Story weiter und es gibt so viele Gefährten... dass ich als KotOR-Fan durchaus gerne Dailies oder Heroics laufe. Mein Traum von einem KotOR Online, das ewig weiterläuft hat sich längst erfüllt, daher bin ich glücklich. Der Rest sind die Details und die können lästig sein, aber im Moment stören sie mich einfach nicht.

Mit dem 4.0 Gefährtensystem kann mein Outlander Jacen Solo, Qui-Gon Jinn oder Anakin Sykwalker sein. Er kann Tiergefährten mitbringen, sich seine eigenen Droidengefährten bauen (oder restaurieren) und wenn ich will kann ich mir auch einen von zwei Mandalorianern als Gefährten nehmen und wie Jaina Solo auf der Jagd nach ihrem Sith-Bruder durch die Galaxis ziehen. Immer mehr und mehr zu haben ist toll, aber im Grunde reicht es mir ein Stück Star Wars zu haben, in das ich jederzeit eintauchen kann und wo ich etwas tun kann. Die größte Gefahr für den Spaß, auch den Spielspaß, ist Ernst. Wenn man sich selbst, sein Spiel oder etwas in der Story oder der Mechanik zu ernst nimmt läuft man Gefahr Freude gegen Frust auszutauschen.

Früher habe ich meinen Hüter gehasst und das fing schon damit an wie er sein Lichtschwert hielt. Nun da ich akzeptieren gelernt habe, dass sein beidhändiger Griff in einem echten Schwertkampf definitiv der bessere ist (da halfen mir auch einige Youtube-Videos über Kendo oder Schwertkampf, sowie so mancher Star Wars-Fanfilm) macht mir mein Hüter wieder Freude und er passt auch mehr zu meinem neuen Blickwinkel auf das Leben und die Alte Republik. Mir macht die Klasse Spaß und die Klassen-Story lässt sich am leichtesten in jedes Szenario integrieren. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass ich Millionen in einen Charakter stecke, der dann irgendwann in der zweiten Reihe landet.

Der Reiz einen Jedi zu wählen hat für mich neben realen Gründen auch jenen, dass ich gerne mal wieder einer der Guten wäre. Um Senya und Koth zu behalten oder Arcann zu rekrutieren zahlt es sich aus ein Vorkämpfer der hellen Seite zu sein. Gerade die Vorstellung Arcann zu bekehren und auf den rechten Pfad zu führen oder sogar zu einem Jedi-freundlichen Herrscher zu machen fand ich interessant. Arcann könnte die Tenel Ka der Old Republic-Ära werden. Und Senya hat schon etwas von Mara Jade, zumindest charakterlich. Koth hingegen? Der erinnert mich an Adel Tawil und den finde ich als Sänger nicht unsympathisch. Koth ist außerdem Pilot und als solcher hat er bei mir als alten X-Wing-Fan ohnehin einen Stein im Brett, selbst wenn er weitgehend gehasst wird. Koth steht zu seinen Prinzipien und er ist eben ein blauäugiger Soldat, der eben mehr einem ebenso ungebliebten Felix Iresso, als einen abgebrühten Aric Jorgan oder einem skrupellosen Sergeant Rusk entspricht.

Die Einschätzung meines Ritters von Zakuul ist auch, dass sich der Planet durchaus in die Republik integrieren ließe. Die Ritter von Zakuul und selbst die Erben wären eine passende Ergänzung zum Jedi-Orden oder zumindest eine Gruppe wertvoller Verbündeter. Man könnte die Ritter ähnlich wie die Grünen Jedi auf Corellia zu einer Filiale des Jedi-Ordens umstrukturieren.

Kommentieren



xellmann, Dienstag, 6. Dezember 2016, 16:02
man merkt deine persönliche Entwicklung in den Sätzen. Das inspiriert mich sehr da auch ich die letzten Jahre versuche mein Leben nicht so ernst zu nehmen und es zu genießen.

Ich möchte allen nur raten genießt das Leben und versetzt euch auch mal in die Schuhe des anderen. Das wird euer Leben verändern

pfannenstiel, Dienstag, 6. Dezember 2016, 16:55
Ich finde es ganz wichtig, dass man sich auch mal erlaubt sich freuen zu dürfen. Und daher freue ich mich jetzt über diesen Kommentar :-)

Das ist auch eine der Lehren die ich gezogen habe, es ist sehr wichtig sich auch die Frage zu stellen, wie sich der andere fühlt und wie man diesem mit Mitgefühl begegnen kann. Was man ausstrahlt kommt auch zurück und wer negatives ausstrahlt wird umso leichter in einer negativen Sichtweise bestärkt. Es ist ein täglicher Kampf aus diesem Strudel herauszukommen oder sich aus ihm heraus zu halten. Der Lohn dafür ist, dass das Leben und alles darin nicht mehr ganz so finster aussehen.

sanne1968, Dienstag, 6. Dezember 2016, 16:05
Ich weiß gar nicht was die alle gegen Koth haben, ich find ihn klasse, auch wenn er ab und an mal übers Ziel hinausschiesst ...ich sag nur Quantenbombe *lach*

Da es für mich ja nie in Frage kam Zakuul zu zerstören, egal ob auf Hell oder Dunkel (dazu liebe ich den Styl von Zakuul einfach zu sehr) blieb mir Koth auf allen Chars bisher erhalten. Er ist definitiv ein Funfaktor und ich möchte ihn nicht missen.

xellmann, Dienstag, 6. Dezember 2016, 16:08
er hat meiner Schmugglerin das Schiff geklaut. Er hat meine Crew und meine Flotte in Gefahr gebracht. Er hat das Schiff selbst fast dem Feind überlassen. Er hätte um ein Haar mich getötet und alle anderen in dem Sektor.

Er ist ein gefährlicher Idealist und Verräter. Ihm kann ich nicht trauen und deshalb habe ich ihn schon 2 mal ausgeknipst. Auch wenn es herzzerreißend ist wie er sich bei Lana verabschiedet. er hat es verdient.

pfannenstiel, Dienstag, 6. Dezember 2016, 16:41
Mein Jugger hat ihm auch das Licht ausgeknipst, genauso wie SCORPIO und Senya (in der Folge auch Arcann, der aber in seiner neuen Robe sogar noch cooler aussah, weshalb es mir fast leid um ihn tut).

Auf meinem Hüter sehe ich das ganze anders. Er und Koth liegen ja auf einer Welle. Beide wollen mit der Allianz gutes tun und sehen sich als Überbringer von Hilfsgütern. Mein Hüter beäugt eher Koths Valkorion-Liebe skeptisch. Andererseits hat Valkorion eben den liebevollen Patriarchen gespielt und man Koth nicht vorwerfen, dass er ihm diese Rolle abgekauft hat, wenn er ihn nie anders erlebt hat. Ist ja genauso bei manchen Berichten nach Morden: "Valkorion war ein wirklich netter Nachbar, das hätte ich ihm nie zugetraut. Er hat mir sogar einmal seinen Rasenmäher geborgt und war immer bei allen Nachbarschaftsfesten dabei. In den letzten Jahren weniger, aber das lag sicher an der Trennung von seiner Lebensgefährtin und der Tochter im teuren Internat. Die beiden Söhne waren auch ganz nett, vor allem der ältere."

sanne1968, Dienstag, 6. Dezember 2016, 16:56
Hmm, ok, ich spiele meine Chars ja nicht stur dunkel oder hell, sondern ehr nach den Entscheidungen, die ich vorher also Vanilla, Makeb, Oricon, SoR und Ziost getroffen hab. Den Schreckensmeistern offenbarte ich ja meine größte Angst, nämlich Menschen, die mir etwas bedeuten zu verlieren, ergo ich versuche, logischwerweise, alle zu halten und gerade die, dir mir mal geholfen haben und dazu zählen nunmal auch Koth, SCORPIO und Senya.
Meine Juggernautin hat soviel verloren und ist nicht bereit noch mehr opfern zu müssen. Wer mich allerdings grundlos angreift, ich sag nur "Minister Lorman" und Saresh, die müssen damit rechnen das ich sie ohne mit der Wimper zu zucken kille. Und als weiblicher Char, die liebend gerne Kinder mit ihrem Mann (Malavai) gehabt hätte verstehe ich Senya 100% und kann SCORPIOS bitte am Ende total nachvollziehen. Mein Char hat jedenfalls eine Entwicklung duch gemacht, die man wudnerbar auch anhand der Videomitschnitte nachvollziehen kann und ist alels in allem absolut stimmig. Auch wenn ich zugeben muss das ich im Kapitel 2 sowas wie neid auf Ancina versürt hatte. Meinem Gefühl nach sollte ich auf diesem Thron sitzen!

walks by night, Mittwoch, 7. Dezember 2016, 09:25
Ich habe die Story mit meinem dunklen Hexer durchgespielt, den ich von Anfang an (ab Vanilla schon) stur jede dunkle Entscheidung habe mitnehmen lassen - das war ganz schön hart...in jedem Kapitel einen Char töten und zum Schluss die krasse Rede...

Jetzt schnell meinen hellen Hüter auspacken und als Ausgleich hinterher schicken...