Die drei K: Kreia, KotOR II und KotFE
Am Montag, 2. Mai 2016 im Topic 'swtor'
We cannot hope to triumph against them alone. To stop them you will need weapons, allies and... a teacher.
- Kreia in KotOR II
Es ist kurz vor Kapitel XIII und doch drehen sich meine Gedanken immer noch um die Lektionen aus Kapitel XII. Nach so vielen Jahren hat es SWTOR tatsächlich geschafft einige der interessanteren Aspekte aus KotOR II zu verwerten, ohne der unglücklichen Fortsetzung von damals Gültigkeit zuzusprechen. KotOR II ist und bleibt was es war, Obsidians bzw. Chris Avellones Versuch in BioWares Sandkiste zu spielen. Trotzdem gab es schon in Vanilla SWTOR einen erwähnenswerten Versuch zur Aussöhnung, nämlich als man am der Sith Krieger-Klassenstory eine Sith Entität auftreten ließ, die von vielen Fans und auch Autor Drew Karpyshyn (der allerdings nicht für diese Klassenstory verantwortlich war) als Inkarnation Kreias angenommen wird. Kreia und Vitiate/Valkorion hatten einiges gemein und die Entität "liebte" ihren Seelenverwandten, den Sith-Imperator.
Kapitel XII hat es in meinen Augen geschafft einiges von der Essenz von KotOR II anzuzapfen, wobei die entsprechenden Lehren so einigen Spielern nicht behagen dürften. Doch genauso war es in KotOR II eben. Kreia versuchte die Verbannten von Peragus II an auf Revans Pfad zu locken, einen Weg zwischen heller und dunkler Seite. Man wurde von Kreia für helle wie dunkle Entscheidungen gleichermaßen gemaßregelt. Und ich erinnere mich nun an diese ganzen Playthroughs, weil ich mir die Dialoge auf Youtube zu Gemüte geführt habe. Kreia machte einem das Leben so schwer wie Valkorion, Satele und Darth Marr zusammen. Ich sehe sogar Parallelen zwischen KotFE und den Plot von KotOR II, wobei ich ganz persönlich finde, dass solche Anleihen durchaus erlaubt sind und gut umgesetzt wurden.
"The difference between a fall and sacrifice is sometimes difficult, but I feel that Revan understood that difference, more than anyone knew."
"The galaxy would have fallen if Revan had not gone to war. Perhaps he became the Dark Lord out of necessity, to prevent a greater evil."
- Kreia über ihren Musterschüler Revan
Viel vom "Mythos Revan" stammt aus KotOR II und so gesehen wäre es wohl nie zu Shadow of Revan gekommen, wenn KotOR II nicht um es den KotOR I-Fans recht zu machen derart starke Verbindungen zum Vorgänger aufgebaut hätte. Kreia war Revans erste und letzte Meisterin, sie zeigte ihm den Weg die Jedi hinter sich zu lassen und nach Revans Fall wurde sie vom Jedi-Rat verbannt. Man kritisierte Kreias Lehren und so verschwand die Jedi-Meisterin. Doch Kreia glaubte an ihren Musterschüler. Sie suchte nach den Spuren Revans und entdeckte dabei die Akademie auf Malachor V.
Kreias Glaubwürdigkeit hinsichtlich Revan ist nicht unproblematisch. Es ist erwiesen, dass sie der dunklen Seite verfiel und sie traf Revan zum letzten Mal als er seine Ausbildung abschloss. Kreia ist hinsichtlich Revans späterer Entwicklung offensichtlich nicht ganz im Bilde und die Lücken in ihrem Wissen füllte sie mit Annahmen und ihrer eigenen Hoffnung, dass Revan ihrer Vorstellung entsprechend und nicht anders gehandelt hätte. So erteilt Kreia auch der Theorie eine Absage Revan könnte das wahre Sith-Imperium entdeckt haben. Sie konnte allerdings nicht wissen, dass Revan genau das wiederfahren ist und auch, dass Revan vom Sith-Imperator in der gleichen Art und Weise gebrochen wurde wie er seine Jedi-Anhänger auf Malachor brach. Das verleiht Kreia durchaus eine tragische Note, sie überhöhte die Leistungen ihres Schülers und idealisierte ihn, während er selbst gescheitert war. Aber so ist die dunkle Seite eben, sie belügt uns.
Trotzdem könnte Kreia richtig gelegen sein und Kapitel I-II legen uns das auch in KotFE nahe. Revan und der Outlander hatten mit dem selben Imperator zu tun und beide wurden von diesem in Versuchung geführt. Dem Outlander gab Valkorion Macht und verlangte im Gegenzug die Vernichtung seiner Kinder. Revan gab er Macht und er verlangte die Eroberung der Galaxis. Kapitel XII trumpft auch mit den Worten Darth Marrs zu dieser Sache auf: "Those who do not bend... break". Und tatsächlich brach Revan, als er vom Imperator 300 Jahre lang gefoltert und dann "entlassen" wurde. Revan zerbrach und Vitiate konnte trotzdem seinen Willen durchsetzen. Sich zu unterwerfen und Valkorions Macht irgendwann gegen diesen einzusetzen ist der Weg den Revan zuerst wählte.
Helle Entscheidungen zu treffen und trotzdem vor Valkorion zu knien und seine Macht zu nutzen ist etwas, das gemäß der Lehren Kreias durchaus gerechtfertigt ist. Kann man die Macht der dunklen Seite für einen guten Zweck einsetzen? Kreia würde dem zustimmen, ähnlich wie Jedi-Meisterin Vergere.
Bevor man Vergere jedoch rückwirkend zu einer Sith-Schülerin erklärte und ihre gesamte Lehre verdammte vertrat diese einige interessante Standpunkte, mit denen die dunkle Seite durchaus interessanter geworden ist. Vergere vertrat die Ansicht die Macht habe keine Seiten und die einzige Dunkelheit existiere in uns selbst.
Was laut Vergere als dunkle Seite interpretiert wird ist rohe Machtenergie, die nicht oder kaum kanalisiert wird. Diese Energie hat keinen eigenen Willen, wie ihn viele der dunklen Seite zuschreiben. Stattdessen ist der einfache und schnellere Weg zur Macht ein Problem mit unserem Charakter. Vergere wäre wohl ein Fan von Zitaten wie "Gibt einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen." oder "Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut." Um ein anderes Zitat zu gebrauchen "Mit großer Macht kommt große Verantwortung". Jeder Machtnutzer besitzt einen Zugang zur Macht und müsste diese auch verantwortungsvoll einsetzen, weshalb Yoda auch gerne die Tugenden eines Jedi-Ritters betonte, wie Ernsthaftigkeit oder Überzeugung.
Die dunkle Seite macht das Handeln eines gefallen Jedi nicht entschuldbar, sie nimmt ihm seine Verantwortung nicht ab und es ist auch keine Gedankenkontrolle, die sich hinter einem Abfall von der hellen Seite versteckt. Ein solcher Wandel kündigt sich außerdem an und passiert nicht spontan, als hätte man einen Schalter umgelegt. Es sind persönliche Gründe, sich summierende Vorfälle und charakterliche Schwächen die einen zur dunklen Seite führen und sich von ihr abzuwenden ist deshalb so schwierig, weil man sich von einem eingeschlagenen Pfad abwenden und auch etwas über sich hinaus wachsen muss.
So wie sich in der Steinzeit ein Götterglaube entwickelte, der jedem Phänomen eine eigene Gottheit zuschrieb schrieben die Jedi und einige andere Gruppierungen der Macht eben solche personifizierte Aspekte zu. Dabei sei laut Vergere alles einfach eins.
Ein Entscheidungssystem wie in SWTOR erlaubt uns unter anderem Vergeres Philosophie nachzuzeichnen. Eine dunkle Entscheidung allein macht einen noch zu keinem Charakter mit Dunkel V. Man wird durch einen Klick auf das rote Dreieck nicht verpflichtet ewig diesem Pfad zu folgen und doch kann das Folgen des eigenen Pfads uns näher an eines der beiden Extreme bringen. Das Spielen mit dem moralischen Kompass ist selten so interessant, wie wenn man seinem eigenen Weg folgt oder tut was getan werden muss und gewisse Tendenzen zur einen oder anderen Seite feststellt. So kann man wohl auch die Verführung durch die dunkle oder den Sog zur hellen Seite interpretieren. Beides geschieht oft aus Unachtsamkeit, denn man wird mit so vielen Entscheidungen konfrontiert, dass man nicht mehr über jede genau nachdenkt und schnell durch sein will.
Ein Teil der Botschaft von KotOR II ist es, dass Revan richtig gehandelt hat. Und das bedeutet auch, dass Revan richtig handelte, weil der Jedi-Rat falsch handelte. Revan und Malak wären aus dem Orden ausgeschlossen worden, hätten sie sich wie die Verbannte oder Kreia dem Rat gestellt. Revans Anhänger wurden vom Jedi-Rat höchst kritisch beäugt und schlussendlich wurden sie fast ausnahmslos zu dunklen Jedi in Revans Armee. So gesehen fühlte sich der Jedi-Rat durchaus berechtigt. Der Jedi-Rat hatte diese Dunkelheit jedoch selbst heraufbeschworen, weil man Revan keine andere Wahl ließ, als die Mandalorianer abzuwehren. Der Rat verweigerte der Republik seine Hilfe und Revan sprang für den Jedi-Orden ein. Somit wurde Revan zu einem gefeierten Kriegshelden und ihn direkt zu verurteilen hätte den Rat noch mehr von der Republik entfremdet. Man musste also zusehen wie Revan immer mehr Anhänger gewann und man sonnte sich durchaus in den Erfolgen dieses legendären Jedi-Ritters.
In Übereinstimmung mit der Lore vollstreckten die Jedi jedoch nie Todesurteile. Schon Ajunta Pall und seinesgleichen hatte man nur verbannt. Doch seit dem Großen Hyperraumkrieg hatte man dazugelernt. Eine Verbannung beinhaltete nun auch die Trennung von der Macht. Verbannten wie Kreia wurde ihre Machtempfänglichkeit geraubt, sie wurden durch die entsprechende Machttechnik (Machttrennung aka Sever Force) von der Macht abgeschnitten und auf diese Weise geblendet. Kreia fand einen Weg diesen Prozess rückgängig zu machen.
Kreia ging es bei ihrer Rache am Rat nicht um Vergeltung, sondern darum die Ratsmitglieder für ihre Engstirnigkeit in philosophischen Fragen zu bestrafen. Man hatte sie wegen ihrer Lehren und der Taten ihrer Schüler verbannt, nicht wegen eines Vergehens ihrerseits. Kreias Verbannung und Blendung waren somit Unrecht und ein Verrat. Der Rat in KotOR II fürchtet was er nicht verstehen kann und er reagiert durchaus mit einer gewissen Sturheit und Härte. So gesehen waren die Ratsmitglieder für Kreia durchaus verlogen.
Die Verlogenheit der Meister schlug sich auch in ihren Handlungen im Exil wieder. Meister Zez-Kai Ell war noch der weltoffenste Meister des letzten Jedi-Rats und er zeigte als einziger Reue hinsichtlich der Entscheidungen seiner Kollegen. Zez-Kai Ell erkannte die Fehler des Rats, doch er wurde von seinen aggressiveren Kollegen schlichtweg überstimmt. Für Kreia zählten jedoch Zez-Kai Ells Taten. Meister Ell versteckte sich auf Nar Shaddaa und tat nichts um die Lage der dortigen Flüchtlinge nachhaltig zu verbessern. Er und seine Kollegen versteckten sich, aber sie handelten nicht. Generell kritisiert Kreia gerne die Neigung dieser Mainstream-Jedi in die Galaxis hinaus zu ziehen. Eine Generation nach Exar Kun wollten diese Meister ihren Orden völlig aus allen Konflikten heraus halten und sich abschotten. Die Jedi hatten aus ihrer Sicht schon genug Leid angerichtet und selbst erlitten. Ihre Position ist durchaus verständlich, doch es war schlichtweg die falsche Zeit. Indem man sich versteckte verriet man seine Ideale.
In KotFE taten die Jedi genau das Gegenteil und lagen damit ebenfalls falsch. Genauso wie die Sith kämpfte man bis zum letzten Mann gegen die Invasoren. Man hielt seine Ideale hoch und marschierte mit wehenden Fahnen in den Untergang. Aufzugeben, zu verhandeln, sich zurückzuziehen oder zu kapitulieren kam ihnen nicht in den Sinn. Wie Marr schon sagte: "Those who do not bend... break". Die Jedi brachen genauso wie Marr. Was mich aber auch an ein GoT-Zitat erinnert: " Stannis is pure iron, black and hard and strong, yes, but brittle, the way iron gets. He'll break before he bends."
Im Kampf gegen Zakuul war der Orden nicht flexibel genug. Man konterte die Macht Zakuuls mit der eigenen und unterlag, weil Zakuul über die größeren Reserven verfügte. Man kämpfte nicht smarter, sondern härter und so wurde der Orden einmal mehr ein Opfer dessen was als Mainstream gilt. Die Unfähigkeit der Jedi und der Sith über ihren Schatten zu springen war ihr Verderben.
Interessant für KotFE sind die Andeutungen Kreias zur Bedeutung ihres Machtbunds mit der Verbannten. Auf Peragus deutet Kreia an, dass sie die Verbindung zur Verbannten hergestellt hat und die Machtfähigkeiten dieser nun von ihr ausgehen würden. Etwas ganz ähnliches betreibt Valkorion ja mit den Tech-Klassen. Er erlaubt es diesen durch seine Macht in die Macht zu blicken und auf sehr eingeschränkte Weise die Macht zu nutzen. In der Höhle auf Odessen hat man etwa eine Machtvision, obwohl man nicht machtempfänglich ist. Valkorions Bund mit dem Outlander stößt jedoch Türen auf.
Die wirklich bedeutende Frage ist allerdings eine andere. Kann man Valkorion töten? Ein Unsterblicher der sich an einen Sterblichen bindet würde durch diesen Bund wahrscheinlich verletzbar. Muss man sich wie Darth Vader selbst aufopfern, um den Imperator zu "stürzen"?
Nun warf KotFE die Frage auf, warum Valkorion nie seine Droidenarmee und Droidenflotte einsetzte, um seinen rituellen Massenmord in Gang zu setzen. Die Antwort könnte auf der Hand liegen. Vitiates Ritual funktioniert nur, wenn Lebewesen daran beteiligt sind. Revans geplanter Völkermord an allen Sith hätte dem Imperator womöglich keinen einzigen Tropfen Macht eingebracht.
- Kreia in KotOR II
Es ist kurz vor Kapitel XIII und doch drehen sich meine Gedanken immer noch um die Lektionen aus Kapitel XII. Nach so vielen Jahren hat es SWTOR tatsächlich geschafft einige der interessanteren Aspekte aus KotOR II zu verwerten, ohne der unglücklichen Fortsetzung von damals Gültigkeit zuzusprechen. KotOR II ist und bleibt was es war, Obsidians bzw. Chris Avellones Versuch in BioWares Sandkiste zu spielen. Trotzdem gab es schon in Vanilla SWTOR einen erwähnenswerten Versuch zur Aussöhnung, nämlich als man am der Sith Krieger-Klassenstory eine Sith Entität auftreten ließ, die von vielen Fans und auch Autor Drew Karpyshyn (der allerdings nicht für diese Klassenstory verantwortlich war) als Inkarnation Kreias angenommen wird. Kreia und Vitiate/Valkorion hatten einiges gemein und die Entität "liebte" ihren Seelenverwandten, den Sith-Imperator.
Kapitel XII hat es in meinen Augen geschafft einiges von der Essenz von KotOR II anzuzapfen, wobei die entsprechenden Lehren so einigen Spielern nicht behagen dürften. Doch genauso war es in KotOR II eben. Kreia versuchte die Verbannten von Peragus II an auf Revans Pfad zu locken, einen Weg zwischen heller und dunkler Seite. Man wurde von Kreia für helle wie dunkle Entscheidungen gleichermaßen gemaßregelt. Und ich erinnere mich nun an diese ganzen Playthroughs, weil ich mir die Dialoge auf Youtube zu Gemüte geführt habe. Kreia machte einem das Leben so schwer wie Valkorion, Satele und Darth Marr zusammen. Ich sehe sogar Parallelen zwischen KotFE und den Plot von KotOR II, wobei ich ganz persönlich finde, dass solche Anleihen durchaus erlaubt sind und gut umgesetzt wurden.
Revan und die dunkle Seite
"And there is something the Council may never understand. That perhaps Revan never fell.""The difference between a fall and sacrifice is sometimes difficult, but I feel that Revan understood that difference, more than anyone knew."
"The galaxy would have fallen if Revan had not gone to war. Perhaps he became the Dark Lord out of necessity, to prevent a greater evil."
- Kreia über ihren Musterschüler Revan
Viel vom "Mythos Revan" stammt aus KotOR II und so gesehen wäre es wohl nie zu Shadow of Revan gekommen, wenn KotOR II nicht um es den KotOR I-Fans recht zu machen derart starke Verbindungen zum Vorgänger aufgebaut hätte. Kreia war Revans erste und letzte Meisterin, sie zeigte ihm den Weg die Jedi hinter sich zu lassen und nach Revans Fall wurde sie vom Jedi-Rat verbannt. Man kritisierte Kreias Lehren und so verschwand die Jedi-Meisterin. Doch Kreia glaubte an ihren Musterschüler. Sie suchte nach den Spuren Revans und entdeckte dabei die Akademie auf Malachor V.
Kreias Glaubwürdigkeit hinsichtlich Revan ist nicht unproblematisch. Es ist erwiesen, dass sie der dunklen Seite verfiel und sie traf Revan zum letzten Mal als er seine Ausbildung abschloss. Kreia ist hinsichtlich Revans späterer Entwicklung offensichtlich nicht ganz im Bilde und die Lücken in ihrem Wissen füllte sie mit Annahmen und ihrer eigenen Hoffnung, dass Revan ihrer Vorstellung entsprechend und nicht anders gehandelt hätte. So erteilt Kreia auch der Theorie eine Absage Revan könnte das wahre Sith-Imperium entdeckt haben. Sie konnte allerdings nicht wissen, dass Revan genau das wiederfahren ist und auch, dass Revan vom Sith-Imperator in der gleichen Art und Weise gebrochen wurde wie er seine Jedi-Anhänger auf Malachor brach. Das verleiht Kreia durchaus eine tragische Note, sie überhöhte die Leistungen ihres Schülers und idealisierte ihn, während er selbst gescheitert war. Aber so ist die dunkle Seite eben, sie belügt uns.
Trotzdem könnte Kreia richtig gelegen sein und Kapitel I-II legen uns das auch in KotFE nahe. Revan und der Outlander hatten mit dem selben Imperator zu tun und beide wurden von diesem in Versuchung geführt. Dem Outlander gab Valkorion Macht und verlangte im Gegenzug die Vernichtung seiner Kinder. Revan gab er Macht und er verlangte die Eroberung der Galaxis. Kapitel XII trumpft auch mit den Worten Darth Marrs zu dieser Sache auf: "Those who do not bend... break". Und tatsächlich brach Revan, als er vom Imperator 300 Jahre lang gefoltert und dann "entlassen" wurde. Revan zerbrach und Vitiate konnte trotzdem seinen Willen durchsetzen. Sich zu unterwerfen und Valkorions Macht irgendwann gegen diesen einzusetzen ist der Weg den Revan zuerst wählte.
Helle Entscheidungen zu treffen und trotzdem vor Valkorion zu knien und seine Macht zu nutzen ist etwas, das gemäß der Lehren Kreias durchaus gerechtfertigt ist. Kann man die Macht der dunklen Seite für einen guten Zweck einsetzen? Kreia würde dem zustimmen, ähnlich wie Jedi-Meisterin Vergere.
Vergeres Weisheiten
Vergere und Kreia sind sich als Legends-Charaktere sehr ähnlich. Beide begannen ihre Existenz als Gestalten, die einen alternativen Weg im Umgang mit der Macht suchten. Kreia als Mentorin Revans kommt im Fandom ohnehin eine bedeutende Rolle zu, doch auch Vergere entwickelte sich durch Matthew Stovers New Jedi Order-Roman Traitor (Band 13 der 19bändigen Reihe) zu einer Säulenheiligen der Anhänger grauer Machtphilosophien. Kreia wie Vergere wurden schlussendlich jedoch beide auf ihre Rolle als Sith reduziert. Kreia war Darth Traya und Vergere war eine flüchtige Schülerin des einzig wahren Darth Sidious. Rückblickend wurden also beide doch nur zu Gestalten die der dunklen Seite ein intellektuelles Mäntelchen umhängten.Bevor man Vergere jedoch rückwirkend zu einer Sith-Schülerin erklärte und ihre gesamte Lehre verdammte vertrat diese einige interessante Standpunkte, mit denen die dunkle Seite durchaus interessanter geworden ist. Vergere vertrat die Ansicht die Macht habe keine Seiten und die einzige Dunkelheit existiere in uns selbst.
Was laut Vergere als dunkle Seite interpretiert wird ist rohe Machtenergie, die nicht oder kaum kanalisiert wird. Diese Energie hat keinen eigenen Willen, wie ihn viele der dunklen Seite zuschreiben. Stattdessen ist der einfache und schnellere Weg zur Macht ein Problem mit unserem Charakter. Vergere wäre wohl ein Fan von Zitaten wie "Gibt einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen." oder "Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut." Um ein anderes Zitat zu gebrauchen "Mit großer Macht kommt große Verantwortung". Jeder Machtnutzer besitzt einen Zugang zur Macht und müsste diese auch verantwortungsvoll einsetzen, weshalb Yoda auch gerne die Tugenden eines Jedi-Ritters betonte, wie Ernsthaftigkeit oder Überzeugung.
Die dunkle Seite macht das Handeln eines gefallen Jedi nicht entschuldbar, sie nimmt ihm seine Verantwortung nicht ab und es ist auch keine Gedankenkontrolle, die sich hinter einem Abfall von der hellen Seite versteckt. Ein solcher Wandel kündigt sich außerdem an und passiert nicht spontan, als hätte man einen Schalter umgelegt. Es sind persönliche Gründe, sich summierende Vorfälle und charakterliche Schwächen die einen zur dunklen Seite führen und sich von ihr abzuwenden ist deshalb so schwierig, weil man sich von einem eingeschlagenen Pfad abwenden und auch etwas über sich hinaus wachsen muss.
So wie sich in der Steinzeit ein Götterglaube entwickelte, der jedem Phänomen eine eigene Gottheit zuschrieb schrieben die Jedi und einige andere Gruppierungen der Macht eben solche personifizierte Aspekte zu. Dabei sei laut Vergere alles einfach eins.
Ein Entscheidungssystem wie in SWTOR erlaubt uns unter anderem Vergeres Philosophie nachzuzeichnen. Eine dunkle Entscheidung allein macht einen noch zu keinem Charakter mit Dunkel V. Man wird durch einen Klick auf das rote Dreieck nicht verpflichtet ewig diesem Pfad zu folgen und doch kann das Folgen des eigenen Pfads uns näher an eines der beiden Extreme bringen. Das Spielen mit dem moralischen Kompass ist selten so interessant, wie wenn man seinem eigenen Weg folgt oder tut was getan werden muss und gewisse Tendenzen zur einen oder anderen Seite feststellt. So kann man wohl auch die Verführung durch die dunkle oder den Sog zur hellen Seite interpretieren. Beides geschieht oft aus Unachtsamkeit, denn man wird mit so vielen Entscheidungen konfrontiert, dass man nicht mehr über jede genau nachdenkt und schnell durch sein will.
Das Scheitern der Jedi
Warum haben Jedi und Sith gegen Zakuuls Legionen versagt? Satele und Marr philosophieren in Kapitel XII einige Male über diese Frage und es lohnt sich ihnen zuzuhören. Es zahlt sich außerdem aus Sateles und Marrs Ergüsse vor dem Hintergrund von Kreias Aussagen in KotOR II zu studieren. Denn Kreia eliminiert in KotOR II den Rest des Jedi-Rats, nachdem sie diesen totales Versagen vorgeworfen hat.Ein Teil der Botschaft von KotOR II ist es, dass Revan richtig gehandelt hat. Und das bedeutet auch, dass Revan richtig handelte, weil der Jedi-Rat falsch handelte. Revan und Malak wären aus dem Orden ausgeschlossen worden, hätten sie sich wie die Verbannte oder Kreia dem Rat gestellt. Revans Anhänger wurden vom Jedi-Rat höchst kritisch beäugt und schlussendlich wurden sie fast ausnahmslos zu dunklen Jedi in Revans Armee. So gesehen fühlte sich der Jedi-Rat durchaus berechtigt. Der Jedi-Rat hatte diese Dunkelheit jedoch selbst heraufbeschworen, weil man Revan keine andere Wahl ließ, als die Mandalorianer abzuwehren. Der Rat verweigerte der Republik seine Hilfe und Revan sprang für den Jedi-Orden ein. Somit wurde Revan zu einem gefeierten Kriegshelden und ihn direkt zu verurteilen hätte den Rat noch mehr von der Republik entfremdet. Man musste also zusehen wie Revan immer mehr Anhänger gewann und man sonnte sich durchaus in den Erfolgen dieses legendären Jedi-Ritters.
In Übereinstimmung mit der Lore vollstreckten die Jedi jedoch nie Todesurteile. Schon Ajunta Pall und seinesgleichen hatte man nur verbannt. Doch seit dem Großen Hyperraumkrieg hatte man dazugelernt. Eine Verbannung beinhaltete nun auch die Trennung von der Macht. Verbannten wie Kreia wurde ihre Machtempfänglichkeit geraubt, sie wurden durch die entsprechende Machttechnik (Machttrennung aka Sever Force) von der Macht abgeschnitten und auf diese Weise geblendet. Kreia fand einen Weg diesen Prozess rückgängig zu machen.
Kreia ging es bei ihrer Rache am Rat nicht um Vergeltung, sondern darum die Ratsmitglieder für ihre Engstirnigkeit in philosophischen Fragen zu bestrafen. Man hatte sie wegen ihrer Lehren und der Taten ihrer Schüler verbannt, nicht wegen eines Vergehens ihrerseits. Kreias Verbannung und Blendung waren somit Unrecht und ein Verrat. Der Rat in KotOR II fürchtet was er nicht verstehen kann und er reagiert durchaus mit einer gewissen Sturheit und Härte. So gesehen waren die Ratsmitglieder für Kreia durchaus verlogen.
Die Verlogenheit der Meister schlug sich auch in ihren Handlungen im Exil wieder. Meister Zez-Kai Ell war noch der weltoffenste Meister des letzten Jedi-Rats und er zeigte als einziger Reue hinsichtlich der Entscheidungen seiner Kollegen. Zez-Kai Ell erkannte die Fehler des Rats, doch er wurde von seinen aggressiveren Kollegen schlichtweg überstimmt. Für Kreia zählten jedoch Zez-Kai Ells Taten. Meister Ell versteckte sich auf Nar Shaddaa und tat nichts um die Lage der dortigen Flüchtlinge nachhaltig zu verbessern. Er und seine Kollegen versteckten sich, aber sie handelten nicht. Generell kritisiert Kreia gerne die Neigung dieser Mainstream-Jedi in die Galaxis hinaus zu ziehen. Eine Generation nach Exar Kun wollten diese Meister ihren Orden völlig aus allen Konflikten heraus halten und sich abschotten. Die Jedi hatten aus ihrer Sicht schon genug Leid angerichtet und selbst erlitten. Ihre Position ist durchaus verständlich, doch es war schlichtweg die falsche Zeit. Indem man sich versteckte verriet man seine Ideale.
In KotFE taten die Jedi genau das Gegenteil und lagen damit ebenfalls falsch. Genauso wie die Sith kämpfte man bis zum letzten Mann gegen die Invasoren. Man hielt seine Ideale hoch und marschierte mit wehenden Fahnen in den Untergang. Aufzugeben, zu verhandeln, sich zurückzuziehen oder zu kapitulieren kam ihnen nicht in den Sinn. Wie Marr schon sagte: "Those who do not bend... break". Die Jedi brachen genauso wie Marr. Was mich aber auch an ein GoT-Zitat erinnert: " Stannis is pure iron, black and hard and strong, yes, but brittle, the way iron gets. He'll break before he bends."
Im Kampf gegen Zakuul war der Orden nicht flexibel genug. Man konterte die Macht Zakuuls mit der eigenen und unterlag, weil Zakuul über die größeren Reserven verfügte. Man kämpfte nicht smarter, sondern härter und so wurde der Orden einmal mehr ein Opfer dessen was als Mainstream gilt. Die Unfähigkeit der Jedi und der Sith über ihren Schatten zu springen war ihr Verderben.
Ein Machtbund mit Valkorion?
In KotOR II teilen sich Kreia und die Verbannte einen Machtbund, wie schon Revan und Bastila in KotOR I. Ein solcher Bund erlaubt es beiden Beteiligten die Kräfte des jeweils anderen anzuzapfen und tötet man den einen sollte das eigentlich auch den Tod des anderen bedeuten. Gefühle werden in einem Machtbund geteilt.Interessant für KotFE sind die Andeutungen Kreias zur Bedeutung ihres Machtbunds mit der Verbannten. Auf Peragus deutet Kreia an, dass sie die Verbindung zur Verbannten hergestellt hat und die Machtfähigkeiten dieser nun von ihr ausgehen würden. Etwas ganz ähnliches betreibt Valkorion ja mit den Tech-Klassen. Er erlaubt es diesen durch seine Macht in die Macht zu blicken und auf sehr eingeschränkte Weise die Macht zu nutzen. In der Höhle auf Odessen hat man etwa eine Machtvision, obwohl man nicht machtempfänglich ist. Valkorions Bund mit dem Outlander stößt jedoch Türen auf.
Die wirklich bedeutende Frage ist allerdings eine andere. Kann man Valkorion töten? Ein Unsterblicher der sich an einen Sterblichen bindet würde durch diesen Bund wahrscheinlich verletzbar. Muss man sich wie Darth Vader selbst aufopfern, um den Imperator zu "stürzen"?
Revan und die Droiden
Abgesehen davon, dass Revan Reborn wohl Kreias Lektionen anwandte, um seinen zombiehaften Körper aus der Fabrik zu schleppen war er wohl doch ein Schüler, der auch seine Eigenarten kultivierte. Im Gegensatz zu Kreia besaß Revan (laut Kreia) eine Vorliebe für Droiden und im Cut Content zu KotOR II dürfte wohl auch die Droidenfabrik für die HK-50 und HK-51 Kampfdroiden von Revan erdacht gewesen sein. In SWTOR setzte Revan am Beginn auch auf eine Droidenarmee die in der Fabrik entstehen sollte.Nun warf KotFE die Frage auf, warum Valkorion nie seine Droidenarmee und Droidenflotte einsetzte, um seinen rituellen Massenmord in Gang zu setzen. Die Antwort könnte auf der Hand liegen. Vitiates Ritual funktioniert nur, wenn Lebewesen daran beteiligt sind. Revans geplanter Völkermord an allen Sith hätte dem Imperator womöglich keinen einzigen Tropfen Macht eingebracht.