Das Reboot des Erweiterten Universums ist ein Witz
Wer gehofft hat nach dem Rücktritt von George Lucas mehr Kontinuität und Einheitlichkeit vom Star Wars Franchise zu erhalten wurde gleich einmal vor eine PR-mäßig verschleierte Enttäuschung eben genau dieser Hoffnungen gestellt.

Alles was in 37 Jahren abseits der Filme geschaffen wurde ist nach neuesten Stand theoretisch nicht länger Bestandteil des Star Wars-Universums. Legends ist das Banner, welches man noch auf Neuauflagen alter Romane, Comics und was auch immer kleben wird. Doch die Legends sollen auf kurz oder lang gänzlich aus dem Merchandising verschwinden.

Darüber haben so einige sehr vokale Fans durchaus gejubelt. Hurra der ganze Schmarrn ist weggewischt... doch verdeckt dieses Aufkeimen jugendlichen Übermuts auch die Verbitterung dieser Fans, auch so manche ihrer Lieblingsnischen im alten EU verloren zu haben.

Der Reboot bedeutet ja eines: Alles was wir bisher über Star Wars gewusst zu haben glauben, alles wofür wir uns als Fans interessiert haben - all diese Welten in die wir uns über Jahre verstiegen haben, weil es nur 6 Filme gab - sie sind nicht mehr.

Wahrheiten wurde zu Lügen erklärt und daran gibt es nichts zu rütteln, es ist geschehen und das übliche Troll-Verhalten mancher Fans, die sich äußerlich schadenfroh geben und damit innerlichen Frust verstecken, hat diesen Fakt nur im üblichen Flame War untergehen lassen.

Doch all das Drama darum, dass sich Disney einfach ALLER Fan-Favoriten unter den Star Wars-Geschichten entledigt hat, es entbehrt nicht einer gewissen Komik. Wohl wie bei den Redaktoren des Alten und Neuen Testaments hat man beim Eifer einen einzigen Kanon und eine einzige wahre Lehre zu schaffen über das Ziel hinaus geschossen.

Immerhin waren auch die ROMANADAPTIONEN der Filme Teil des EU und sind praktisch in den Legends-Status abgeschoben worden. Weil der Beschluss gefällt wurde, Star Wars ist nur noch was so auch auf der Leinwand bzw. dem Bildschirm zu sehen ist.

Ich verstehe ja warum. Man wollte sich wohl das Problem Shaak Ti vom Hals schaffen. Die Togruta-Jedi Meisterin (die gleiche Spezies wie Ahsoka Tanno bzw. Ashara Zavros) war in den Prequels ein Mitglied des Jedi-Rats und wurde in den Cutscenes von Episode III Opfer General Grievous. Wobei ihr Ende auch in anderen Medien bereits beschrieben wurde.

Zugleich wurden viele Szenen aus den Filmen ja in den Buch-Versionen der Filme drin behalten, weil die Autoren eine Version des Drehbuchs erhielten, die nicht dem Final Cut entsprach.

Praktisch wollte man damit den Directors Cut aus dem Kanon werfen, hat aber die völlig irre Situation geschaffen:
Film = Kanon
Buch zum Film = nicht Kanon

Jedenfalls sind nur noch jene Stellen Kanon, die auch so in den Filmen vorkommen. Und KANON bekommt in dieser Phase des Franchise eine ganz neue aufgeladene Bedeutung. Was die "katholische" bzw. "orthodoxe" Führung auf Geheiß Disneys festlegt ist nicht das womit das Fandom aufgewachsen ist.

Zurück bleiben dutzende Sekten und Splittergruppen, die sich an ihre alte Ordnung festklammern. Von der Mutter-Kirche und ihren fanatischen Anhängern werden die altgläubigen Fans in den nächsten Jahren allerdings als Anhänger eines Irrglaubens abgetan werden und es wird sehr viele neue Flames in diese Richtung geben. Immerhin muss hier GLAUBE mit Flame und Posting (wenigstens nicht Flamme und Schwert) verteidigt werden. Für liberale Maßstäbe ist Star Wars dabei wenigstens fortschrittlich, denn Kathleen Kennedy ist ein weiblicher Papst. Und man kann Kennedy auch so manche der getroffenen Entscheidungen nicht anlasten. Viel eher ihrer undurchschaubaren Kurie, den Kardinälen, ehemals kleinen Predigern die nun an die Schalthebel der Macht gesetzt wurden und als erste Amtshandlung hart durchgriffen.

Und das Reboot bestätigt auch so manche Vorurteile gegenüber amerikanischen Denkweisen. Geschichtslos, ignorant, ohne langfristige Planung und Einfühlungsvermögen. Der Irrglaube von US-Politikern einfach so in ein fremdes Land zu marschieren und dort alles neu ordnen zu können ist der gleiche wie der eines US-Managers in eine fremde Firma einsteigen und dort alles umkrempeln zu können - und das Ergebnis wäre auch noch großartig. Was schief geht soll halt die PR-Abteilung beschönigen.

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