Mittwoch, 13. November 2013
SWTOR: Tauntaungate - Abzocke oder Alternative zu Glücksspiel-Paketen?
"I would gladly pay 3000 CC to get Revan's armor, but gambling with packs? No thank you! I will never buy a Cartel Pack! Period!"
(zu deutsch ungefähr: Ich würde gerne 3000 Kartellmünzen für Revans Rüstung bezahlen, aber Geld für Pakete verzocken? Nein Danke! Ich werde nie ein Kartellpaket kaufen! Niemals!)


So klang ja mancher Forumuser im Spätersommer/Herbst 2012 als bekannt wurde, auf welche Art und Weise Bioware gedenkt einige der ikonischsten Lore Rüstungen und Mounts in das Spiel zu bringen. Und man begann zu ergründen womit sich nun mehr Geld machen ließe, den Direkt-Angeboten wie der adaptiven Ausrotter-Rüstung oder seltenen Drops aus den Paketen.

Ein Jahr später dürften nun konkrete Zahlen vorliegen, die keinen überraschen sollten, der sich mit Angebot und Nachfrage (Stichwort Mikroökonomie und Kaufverhalten) einigermaßen auseinandergesetzt hat. Hat man noch dazu einige Semester Wirtschaftswissenschaften hinter sich, reagiert man sogar einigermaßen geschockt auf die Reaktionen einiger Kommentatoren, die sich nach einem Jahr Kartellmarkt völlig ahnungslos stellen und genau das Gegenteil der 2012 losgetretenen Empörungslawine herunterleiern.

"I would never pay 3000 CC for a Mount! Period!"
(zu deutsch etwa: Ich würde nie 3000 Kartellmünzen für einen Mount bezahlen! Niemals!)


Und doch haben das viele jener Kommentatoren bereits getan, ohne es zu wissen oder vielleicht sogar zu erkennen.

Kleines Detail am Rande: 3000 CC sind in etwa 19,09 Euro

Und das mich keiner falsch versteht, ich finde das Tauntaun preislich durchaus überzogen, da Tauntauns bereits im Spiel vorhanden sind. 3000 CC für Dewbacks allerdings wären meiner Erkenntnis nach mit deutlich positiverer Resonanz zu diesem Preis aufgenommen worden.

Wer hat nun recht und/oder zumindest die stichhaltigeren Argumente?

Ein Paket kostet 320 CC, eine Hyperkiste 6912 CC. Das Ascheregen-Tauntaun 3000 CC.

Also kostet der Mount, der ansonsten in einem Paket enthalten sein könnte nicht einmal die Hälfte einer Hyperkiste. Um sich eine Hyperkiste leisten zu können, muss man bereits ungefähr 50 Euro hinlegen und hat keine Garantie, das irgendetwas in dieser ist, womit man etwas anfangen kann.

Das Ascheregen-Tauntaun erfüllt also einmal die Forderung jener Gruppen die weg vom Glücksspiel-Aspekt der Kartellmarktpakete wollen und mit den Geldscheinen winkend erklärt haben, sie wären immerhin auch dafür bereit zu zahlen. Das Problem ist, 50 Euro auszugeben und im Normalfall bis auf einige Credits beim Ramschverkauf leer auszugehen sind frustrierend und lassen sich auch vor Gattin/Freundin/Lebensgefährtin schlecht vertreten.

20 Euro für einen Mount haftet noch immer der Makel an, dass man dieses Stück digitaler Kunst nicht anfassen kann, weil es nicht real ist, dennoch genießen Sammler und Liebhaber in unserer Gesellschaft mehr Ansehen als jene die dem Glücksspiel verfallen sind. Man sollte bei entsprechendem Bashing nun allerdings in Betracht ziehen, dass Angriffe auf und Verbalausfälle gegen das Ascheregen-Tauntaun als Direktkaufitem eventuell die Bestärkung jener Argumente zur Folge haben, die Biowares Kartellmarktdesigner dazu drängen immer öfter auf RNG-Modelle zu setzen (RNG = Random Number Generator, also Programme die Zufallszahlen liefern, wie beim Looten) und uns anstatt einer frei zugänglichen Palette an Farbmodulen zu unterschiedlichen Preisen (ohne Verknappungsgefahr) jene unerfreuliche Situation beschert haben, in der der "Farbmarkt" allmählich gänzlich unübersichtlich geworden ist.

GAU Farbmodule

Die Überschwemmung des Kartellmarkts mit RNG-Paketen kann nicht aufhören, wenn man die Alternative Direktkauf auch noch verdammt. Im Gegenteil sind RNG und Direktangebote auf eine gewisse Weise natürliche Gegensätze. Ich bekomme etwas vielleicht, wohl aber wie Statistiken zeigen im Normalfall erst wenn ich übermäßige Mengen Geld verzockt habe, oder ich bekomme etwas garantiert, muss dafür aber auch mehr bezahlen.

Wohin das unter anderem führen kann belegt der Markt für Farbmodule jeden Tag. Anstatt eine Übersichtsmöglichkeit existierender Farbmodule im Spiel zu besitzen, ist man auf externe Quellen angewiesen, die es derzeit noch gar nicht gibt. Tor-Color wurde jedenfalls noch nicht gestartet. Woher sollen also 99% der Spieler wissen, welche Farben es gibt? Die Sammlungen wären eine Möglichkeit, der Kartellmarkt selbst eine andere. Ein einfaches Tab hinzugefügt, alle Farben reingepackt und mit Preisen versehen... Zukunftsmusik und langfristig eine vergebene Chance.

Mangels einer derartigen Farbpalette (und damit kann bereits ein virtuelles Regal mit verfügbaren Farben gemeint sein) fehlt dem Spiel schlichtum ein Feature, das sich als wahre Cash Cow hätte erweisen können. Sogar eine Implementierung im Stile des Aussehens-Designers wäre überlegenswert gewesen. Grundsätzlich wäre allerdings schon eine Auswahl an nicht-saisonalen und Paket-abhängigen Farbmodulen im Kartellmarkt Fenster unter einem Menüpunkt Farbmodule eine Bereicherung.

Stattdessen ist der Markt durch Informationsmangel zur Ineffizienz verdammt. Keiner weiß mehr was für Farben es gibt. Der beste Weg welche zu finden ist im Auktionshaus und auch dort sind nicht immer oder nicht mehr alle zu haben. Zudem würde dortiger Nachschub verlangen, dass jemand massenweise für je 200 CC Farbmodul-Pakete kauft. Entsprechend wird dieser Markt langfristig weit unter seinen Möglichkeiten enden und Bioware sich das Geschäft versauen.

Pakete fördern Exzesse, Direktangebote regen Sparsamkeit an

Der mit den Paketen von Bioware bediente Käufer-Stereotyp gibt zumindest seine 6912 CC aus, um nachzusehen, ob er in der gerade aktuellen Hyperkiste nicht doch die Chance auf ein oder mehrere Items hat, die er gerne besitzen würde. Im gar nicht so seltenen Idealfall opfern die Spieler deutlich mehr und müssen sich meist am Ende sogar gegenüber dem schieren Zufall geschlagen geben.

2 Hyperkisten und umgerechnet ca. 14.000 Kartellmünzen bzw. 89,09 Euro später besitzt man etwa noch immer kein Varactyl (egal welches) und kann sich von den Verkaufserlösen des Ramschs aus beiden Kisten vielleicht erst eines kaufen, das allerings auch bis zu 5 Millionen Credits kostet. Verlust: 70 Euro

Nun kauft man etwa ein Varactyl für 3000 CC und siehe da, 70 Euro gespart. Dazu vielleicht für 1800 CC ein Revan-Set dazu und man hat immer noch mehr gespart als beim Verzocken von zig Euro. Der Gewinn für den Spieler ist allerdings zugleich ein Verlust für Bioware. Denn jeder hässliche Fetzen, der einem nun nicht das Inventar vollmüllt ist ja auch umgerechnet einige CCs wert und da für Re-Kolorierungen keiner mehr Geld ausgeben würde steigt der Entwicklungsaufwand, während zugleich die Einnahmen schwinden.

Kartellmarktpakete fördern zudem den Selbstbetrug. Selbstbetrug wohlgemerkt, weil in der Beschreibung sehr wohl erwähnt wird, man hätte nur Chancen auf bestimmte Dinge, keine Garantien und so weiter. Aber ok, für 6912 CC könnten ja auch 2 Mounts drin sein, eventuell sogar noch Rüstungsteile. Nur die Chance das eben genau das passiert ist genauso gering, dass immer das Haus gewinnt, zumindest statistisch. Wenn jemandem 2 Monate hintereinander genau der große Jackpot gelingt, schön für ihn, damit wird aber noch nicht jeder Lotto-Spieler Millionär.

Der Trick ist den Leuten mit Paketen für 320 CC oder Großpackungen vorzugaukeln, ein Dewback würde etwa keine 3000 CC kosten. Für 320 CC hat man immerhin eine 1% Chance auf einen. Je mehr Pakete man kauft, desto eher könnte mal einer droppen. Nur hier spielt eben der Zufall eine Rolle und 100 Pakete sind auch keine 3200 CC mehr, sondern 32.000 CC, immer noch ohne Garantie oder Fixer. 203,64 Euro vs. 19,09 Euro.

Mit 19,09 Euro und 3000 CC hat der Mount allerdings einen öffentlichen Preis, vergeben von der gleichen Autorität die ihn eventuell eines Tages in einer Aktion senken kann. Auf gewisse Weise wird dadurch auch Wert künstlich festgesetzt, denn vielleicht würde sich ein Paket-Tauntaun im Auktionshaus deutlich besser oder schlechter verkaufen. Ein Preisschild auf etwas zu sehen kann nun auch abschreckend sein, zugleich ist es ehrlicher. Wer immer noch meint mit dem Kartellmarkt gute Credits verdienen zu können, hat nun auch eine gewisse Rückendeckung durch den gesetzten Preis. Eine gute Daumenregel ist etwa die Annahme 1 CC = 1000 Credits, also Mindestpreis 3 Millionen (3.000.000) Credits. Mehr als man wohl für die Inhalte von 10 Paketen je 320 CC erhalten dürfte. Es sei denn, man verkauft die Pakete, was jedoch ein anderes Thema wäre.

Man stelle sich einmal vor Bioware würde ein gesamte Kartellpaket entsprechend zerlegen und die Items für Fixpreise in den Markt stellen. Selbst der Ramsch würden nun im Auktionshaus mehr Credits erzielen können und während das Preisniveau bei den Superseltenen sinkt, könnte es sich bei den anderen Items durchaus auch höher einpendeln, auch oder gerade weil saisonale Effekte ausbleiben. Immerhin 1200 CC aufwärts auszugeben, um eine Rüstung in den Markt zu stellen ist nichts womit viele langfristig versuchen werden die Preise zu drücken. Irgendwann steigt die Konkurrenz aus oder um und man bekommt den gewünschten Preis.

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