Kommodore Tessa Pardax: Im Exil auf Odessen
Die Nominierung von Kommodore Pardax als Nachfolgerin Admiral Aygos auf imperialer Seite ist eine interessante Entscheidung. Als republikanischer Loyalist war Aygo trotz allem jemand der Talente und Fähigkeiten erkannte, weshalb er mit Tessa Pardax eine fachlich durchaus geeignete Nachfolgerin ausgewählt hat und das trotz Pardax imperialer Neigungen.

Der "Kodex-Eintrag" zu Kommodore Pardax verrät uns bereits einiges über ihren Charakter und wie sie zu ihrer gegenwärtigen Position gelangte. Zunächst einmal wird bereits explizit erwähnt, dass Pardax ein enormes strategisches Talent besaß, aber neben Zwangsversetzungen an die Front auch immer wieder in Trainingslager versetzt wurde. Ich fühle mich da etwa an den bothanischen Flottenadmiral Nek Bwua'tu aus den Star Wars Legends erinnert, der lange Zeit ebenfalls als strategisches Genie gehandelt wurde, seinen Ruf praktisch aber allein darauf begründete als einziger Offizier den Thrawn-Simulator (wahrscheinlich ein Kobayashi Maru-Test in der späten Legends-Phase der Star Wars Galaxis) besiegt zu haben. Eine Thrawneske Militärberaterin ist ja durchaus etwas, womit man mich begeistern kann und obwohl Kommodore Pardax bisher noch keine Sprechrolle hatte würde ich argumentieren, dass die Story-Sequenz zu 5.10.3 durchaus Freude bei mir ausgelöst hat. Man kann Story ja wirklich auch zwischen größeren Updates einsprenkeln und 5.10.3 hatte alles, Updates zum Status der diplomatischen Beziehungen, zu Zakuul und zu den Entwicklungen in der Allianz.

Dass Tessa Pardax keine Admirälin oder sogar die Großadmiralin des Sith-Imperiums geworden ist sollte jedoch niemanden überraschen. Thrawn hatte zwar kein besonderes politisches Talent, aber er erwarb sich den Respekt von Titanen wie Tarkin, Yularen und nicht zuletzt auch Vader. Was Thrawn jedoch nie riskierte war die Einnahme von radikalen politischen Positionen und diese haben Kommodore Pardax eben in ihrer Karriere zurückgehalten. Nicht soweit, um Pardax wirklich wie Malavai Quinn in einem Außenposten versauern zu lassen, denn dafür war sie dann doch zu erfolgreich. Aber Pardax zumindest soweit zurück, dass sie nicht an den wichtigen Besprechungen teilnehmen konnte. Eine Geheimwaffe ohne Mitspracherecht. Dabei ist Pardax eigentlich eine eingefleischte Imperiale und sie lebt für die meritokratischen Prinzipien, die in der imperialen Ideologie verankert sind. So ganz unbotsmäßig ist Pardax also nicht, viel eher ist sie also eine radikale Idealistin, die vermutlich etwas zu lautstark das Establishment kritisiert. Die Imperialen lieben es, sich in ihr meritokratisches Mäntelchen zu hüllen, aber der Aufstieg der Stärkeren und Fähigeren ist nicht immer mit echten Hard Skills verbunden. Oftmals ist es derjenige, der die besseren soft skills aka bessere Verbindungen, sichtbarere Erfolge und die nötige Stromlinienförmigkeit, der bis ins Oberkommando befördert wird. Auch unter den Sith ist es nicht Kompetenz die dazu führt, dass jemand in den Dunklen Rat nachrückt, sondern lediglich die Kompetenz seine Rivalen auszuschalten. Sith zu kritisieren war im Imperium noch nie eine gute Idee und damit könnte sich Pardax so einige Feinde gemacht haben, denn Sith sind in der Regel nicht kompetenter als republikanische Politiker. Darth Baras wurde Ratsherr mit einer Zuständigkeit für Militärische Offensiven und hatte weder große Erfolge als General, noch eine militärische Ausbildung vorzuweisen, sodass das Sith-Imperium in der Regel auch von Amateuren geführt wird, die den wirklichen Experten vorgesetzt sind. Dass Pardax mit ihrer Haltung überlebt hat und sogar noch Kommodore wurde (der niedrigste Admiralsrang) ist da schon erstaunlich und wäre undenkbar, wenn sie nicht einige Förderer und Zusprache besitzen würde.

Im Gegensatz zum von mir erwähnten Nek Bwua'tu hat Pardax konkrete Erfahrungen als Flottenkommandeurin und ihr Wechsel zwischen der Front und einer Lehrtätigkeit dürfte auch signalisieren, dass man sie gerne als Problemlöserin an die Front geholt hat. Sith hätten Pardax wohl nur widerwillig Respekt gezollt, da sie sehr wahrscheinlich oftmals missratene Kampagnen retten musste und bei ihren Erfolgen nicht im Rampenlicht stehen durfte. Pardax offene Worte hinsichtlich typischer Sith-Strategien oder Ego-Trips dürften eben nicht gut angekommen sein. Es wird spannend wie viel von dieser aus einigen Zeilen Lore extrapolierten Persönlichkeit tatsächlich Eingang in Pardax künftige Charakterisierung finden wird. Aygo wurde ja von Kapitel X an fast aus allen Sequenzen auf Odessen ausgeklammert, obwohl er als Militär-Experte sicher genügend zu sagen gehabt hätte.

Pardax nach Odessen zu bringen ist eine große Chance, zumal ich mir ja etwas vergleichbares lange gewünscht habe. Da Admiral Zasha Ranken jedoch gestorben sein könnte ist sie wohl die nächstbeste Wahl und angesichts von Rankens Status als Ex-Protege des Großmoffs Rycus Kilran vielleicht sogar die bessere Kandidatin. Pardax schaffte es in ihrer Karriere ohne Protektion bis zur Kommodore und vermutlich sogar gegen den Widerstand ihrer Sith-Vorgesetzten. Wir wissen nichts über Pardax Haltung gegenüber Aliens oder ehemaligen repbulikanischen Truppen. Als begeisterte Anhängerin des meritokratischen Prinzips würde jedenfalls die Frage vorliegen, ob Pardax trotzdem Rassistin genug war um ihre meritokratischen Prinzipien zu verwässern oder zu verraten. Pardax karrieretechnische Probleme könnten jedoch andeuten, dass sie tatsächlich auch für kompetente Aliens in den imperialen Reihen eingetreten ist, womit sie sich nicht nur mit einigen Sith-Lords, sondern eben auch dem imperialen Establishment und vor allem Großmoff Ilyan Regus angelegt hätte. Regus war Malgus bitterster Gegner und zweifellos ein größerer Verhinderer in der imperialen Hierarchie. Pardax lieferte die gewünschten Resultate, aber sie musste wohl auch von einer Position fern gehalten werden, in der sie politisch unerwünschten Personen Aufstiegsmöglichkeiten verschafft hätte. Sith-Politik oder imperiale Politik wären nichts gewesen, womit eine radikale Meritokratin zufrieden gewesen wäre.

Auf Odessen tritt Kommodore Pardax in die Fußstapfen eines ehemaligen republikanischen Flottenadmirals, der im Imperium wohl vergleichsweise Großadmiral gewesen wäre. Zumindest vom Prestige her steigt Pardax nun deutlich auf und erhält das militärische Kommando über die gesamten Allianz-Streitkräfte, wobei sie nun von sich behaupten kann in einer Reihe mit Admiral Ranken und Darth Krovos zu stehen, die sich beide an Admiral Aygos Verteidigung Kuats einst die Zähne ausgebissen haben. Pardax hat nun nur noch einen Vorgesetzten und dieser kämpft in den meisten Fällen weiterhin für das Sith-Imperium, womit ihr Patriotismus befriedigt sein sollte. Pardax verkörpert jedoch auch eine Gefahr, denn sollte sich der Commander als Doppelagent outen würde sie ihn wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und sehr wahrscheinlich einen Großteil des imperialen Kontingents auf Odessen zu einem Putsch aufrufen.

Hat man Pardax jedoch freiwillig gehen gelassen oder wurde sie von kurzsichtigen Vorgesetzten ins Exil geschickt? Fakt ist, Großmoff Regus wäre wohl am glücklichsen, wenn Pardax nicht in den imperialen Reihen zu finden ist. Gleichzeitig sollte man aber auch Pardax Talente beachten und auf Odessen kann sie weiterhin der imperialen Sache dienen, ohne ihr das Kommando über imperiale Truppen anvertrauen zu müssen. Zugleich war Pardax Wechsel nach Odessen wohl ein Versuch sie von ihrer Lehrtätigkeit zu entfernen, denn Pardax Einfluss als Mentorin für die kommende Generation imperialer Offiziere wäre Konservativen wie Regus ebenfalls ein Dorn im Auge. Fallen lassen konnte man sie nicht, Befördern wollte man sie nicht und mehr Einfluss innerhalb des Imperiums wollte man ihr auf keinen Fall zukommen lassen, also schickte man sie nach Odessen. Pardax ist zweifellos eine geeignete Verbindungsoffizierin, aber die Hoffnung der Moffs durch ihre Versetzung wieder eine konservative Wende einleiten zu können dürfte an den entsprechenden Neigungen ihrer Vorgesetzten Darth Krovos scheitern. Und zwischen der jungen Generation, samt der Alien-Jungoffiziere, sowie einer Reformerin an der Spitze sind die alten Konservativen nun eingekeilt, auch wenn sie vielleicht auf die Unterstützung einiger radikaler Jungoffiziere zählen könnten, die sich nun durch Aliens in ihrem Anspruch als Führungsschicht bedrängt sehen. Plötzlich kann eine Twi'lek-Sklavin die Vorgesetzte eines imperialen Leutnants sein, der Twi'leks vorher nur als leistbare Lustobjekte kannte. Möchte BioWare eine politische Agenda in SWTOR thematisieren, dann könnte man ja die Angst der Konservativen aufgreifen von Aliens unterwandert und verdrängt zu werden. Gerade die imperiale Mentalität mit ihrer ständigen Angst vor einem Genozid wäre ja ein starker Antrieb sich vor einer Auslöschung durch die Vertreter dieses neuen Imperiums zu fürchten. An der Sith-Akademie wurde der imperiale Ethnonationalismus ja schon durch Lord Abaron, Aufseher Tremel und Harkun ausreichend thematisiert. Die Sith sind aber auch die adelige Führungsschicht des Imperiums und daher deutlich radikaler und konservativer, immerhin könnten Sith an der Akademie durch Aliens tatsächlich getötet werden und sie müssten fürchten, dass das auch ihren Sith-Kindern und vor allem ihren Nicht-Sith-Nachkommen passieren kann. Die Paranoia der Sith vor einem ständigen Verrat durch ihresgleichen ließe sich nun in eine Angst vor den in ihre Reihen vorrückenden Aliens kanalisieren lassen.

2012 gab es ein Leak zu einem Flashpoint in welchem Großmoff Regus tatsächlich eine Gruppe Erzkonservativer um sich geschart hätte und mit Rakata-Waffen eine Gegenrevolution starten wollte, nachdem das Imperium zu viele von Malgus Reformideen umgesetzt hatte. Dieser Flashpoint wurde damals keine Realität, aber nun... Malgus ist zurück und es wäre doch eine Ironie der Geschichte, wenn der Mann der Malgus als "Malgus der Verräter" betitelte nun ebenfalls zum Verräter würde. Regus vs. Malgus sind dank Ossus nun wieder eine Möglichkeit. Und als Zorn des Imperiums wäre es wohl Malgus Job eine Gruppe von Putschisten auszulöschen.

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