Das Ungleichgewicht der Machtverhältnisse

Prolog

Wenn eines der Gerüchte zu Episode VIII stimmt, dann befindet sich der Widerstand darin permanent auf der Flucht vor der Ersten Ordnung und die Welten der Neuen Republik liegen völlig ungeschützt da. Das kann man durchaus mit der Entstehungsgeschichte des Sith-Imperiums vergleichen, dessen Streitkräfte nach der gescheiterten Invasion der Alten Republik geschlagen waren und die verbliebenen Sith-Welten der Rachsucht republikanischer Kreuzritter aussetzten. Die Sith wurden praktisch ausgelöscht und es blieben nur vereinzelte Enklaven übrig, bis auf den Flüchtlingstreck, der von Darth Vitiate angeführt wurde. Man kann Vergleiche mit der Evakuierung der Kolonisten in Battlestar Galactica anstellen und womöglich vollzog sich der imperiale Rückzug in Form mehrer blutiger Rückzugsgefechte, bei denen Vitiate, um den Großteil seiner neuen Anhängerschaft zu schützen, auch schon einmal einige Schiffe zurückließ und republikanischen Patrouillen opferte.

Als man auf Dromund Kaas ankam hatte man nur einen beklagenswerten Bruchteil der Bevölkerung des Alten Sith-Reichs gerettet. Selbst über 1300 Jahre erwuchs aus dieser Bevölkerung noch kein Imperium, das sich mit den Weiten der Galaktischen Republik messen konnte.

Das Nordkorea der weit weit entfernten Galaxis

Amerikanische Erzähler haben es nicht so mit der europäischen oder auch der Weltgeschichte und orientieren sich lieber an Kriegen und Kriegsgegnern mit denen sich ihr Staat beschäftigen musste. Jedi-RITTER sind daher für sie eher Samurai und das Sith-Imperium ist so etwas wie ein Nordkorea in space. In einem Krieg beinahe ausgelöscht und dann spontan mit einer an Red Dawn erinnernden Invasion über die Republik hergefallen. Konkret von Interesse wäre allerdings das militärische Potential eines Staats wie Nordkorea. Von ungefähr 24 Millionen Einwohnern gehören ca. 1,3 Millionen den Streitkräften an und man besitzt bis zu 4,7 Millionen Reservisten, wobei man sich auch nicht scheuen dürfte Massenvernichtungswaffen einzusetzen. Damit hat Nordkorea als vergleichsweise winziges Land die viertgrößten Streitkräfte der Erde, hinter den USA (300 Millionen Einwohner), China und Indien (beide je 1 Milliarde Einwohner).

Selbst nach dem Sieg im Großen Galaktischen Krieg ist das Sith-Imperium der Republik nur militärisch ebenbürtig, seine Kernbevölkerung dürfte sich kaum vergrößert haben. Das Problem ist offensichtlich, wenn man vom stehenden Heer einmal absieht. Die Republik hätte das größere Mobilisierungspotential, denn die Kernwelten sind bereits dichter besiedelt als das gesamte Outer Rim. Würde die Republik alle Wehrfähigen einberufen, hätte sie die Möglichkeit das Sith-Imperium sofort zu überrennen. Zugleich ist das Sith-Imperium aus politischen Gründen darauf angewiesen seine unterworfenen Gebiete zu sichern und zu verteidigen, während fast alle republikanischen Welten freiwillig ihrem Staatsgebilde angehören.

Die Sith-Imperialen haben sich von einer regionalen Großmacht zu einer Supermacht entwickelt, doch das ist allein deshalb möglich, weil sie rigoros jeden verfügbaren Imperialen für Kriegszwecke einsetzen. Die gesamte Vollbürgerschaft (Sklaven und Angehörige von besetzten Welten mit weniger Bürgerrechten ausgenommen) dient dem Imperium und selbst die imperiale Regierung ist sehr militaristisch organisiert. Statt einem Wirtschaftsministerium führt Darth Vowrawns Ministerium den Titel Ministerium für Produktion und Logistik, ein klarer Hinweis auf die Versorgung von Kampf- oder Besatzungstruppen.

Im Gegensatz zur Republik ist das Sith-Imperium auch bemüht jeden verfügbaren Machtsensitiven zum Sith auszubilden, vorausgesetzt sie überleben ihre Ausbildung auf Korriban. Sogar Sklaven werden mittlerweile zur Sith-Ausbildung eingezogen und indoktriniert. Derweil gibt es in der Republik (noch) kein Gesetz, das jeden Machtsensitiven zu einer Jedi-Ausbildung verpflichtet und der Orden neigt dazu zu alte, unkooperative oder zu wenig machtsensitive Kandidaten generell auszuschließen. Da Jedi-Scouts nur sehr begrenzt zum Einsatz kommen ist der Jedi-Orden in hohem Maße von Freiwilligkeit und etablierten machtsensitiven Dynastien abhängig, die immer wieder Jedi-Kandidaten hervorbringen. Es ist nicht ungewöhnlich in den Reihen des Jedi-Ordens die Verwandtschaft namhafter Senatoren-Familien vorzufinden, sodass es der imperialen Propaganda ein leichtes ist von Nepotismus zu sprechen. Selbst die Senatoren-Posten werden in manchen Familien geradezu vererbt, während der Sturz eines Mitglieds des Dunklen Rats auch das Ende der politischen Macht seiner Familie bedeuten kann.

Mehr EU als USA

Die Galaktische Republik ist eigentlich ein schlanker Staat, der bis auf die Jedi-Ritter keine Mittel zum Eingreifen in die Innenpolitik seiner Mitgliedswelten hat. Als die Sith den Großen Galaktischen Krieg vom Zaun brachen war die Republik eine überdimensionierte Zollunion, die nur über sehr gering ausgebaute gemeinsame Streitkräfte verfügte. Wie vor 1300 Jahren im Großen Hyperraumkrieg waren es daher zunächst lokale Wehrverbände oder planetare Streitkräfte, welche den Krieg gegen das Sith-Imperium zu führen hatten. Im Großen Hyperraumkrieg schwang sich etwa Kaiserin Teta aus dem Koros-System zu einer erfolgreichen "republikanischen" Befehlshaberin auf, dabei herrschte auf ihren Welten weder Demokratie, noch kommandierte sie explizit republikanische Truppen, sondern jene Streitkräfte mit denen sie schon die Welten ihres Heimat-Sektors gewaltsam vereinigt hatte. Kaiserin Teta - republikanische Kriegsheldin und doch zugleich eine eroberungssüchtige Tyrannin, die wohl mit deftiger Kriegsbeute das goldene Zeitalter ihrer Herrschaft und die Umbenennung des Koros- in das Kaiserin-Teta-System finanzierte.

Die Republik verfügte vor dem Krieg nicht einmal über einen gemeinsamen Nachrichtendienst und formierte den späteren SID aus einigen Angestellten der damaligen Senatsbibliothek. Diese Experten für Recherche und Informationsbeschaffung wurden zu den ersten Vollzeitspionen der Galaktischen Republik - vom Bibliothekar zum Intelligence Analyst.

Als die Republik ihre eigenen Streitkräfte formierte geschah dies auch auf Kosten der Bevölkerung, welche nun erstmals eine steigende Steuerlast zu erdulden hatte. Zudem mussten einflussreiche Senatoren wohl erst überzeugt werden ihre Heimatwelten zu bewegen, die eigenen Streitkräfte in jene der Republik einzugliedern, was jedoch auch einen Kontrollverlust bedeutete. Man erinnert sich in dieser Hinsicht einerseits an Budgetverhandlungen im US-Senat und innereuropäische Streitigkeiten über die Abgabe nationaler Kompetenzen an die EU. Ja, was wenn die Republik eine Sektorflotte wegbefiehlt und man plötzlich mit einer Invasion konfrontiert wird? Gerade System die standhaft auf ihr Selbstverteidigungsrecht beharrten dürften kaum bereit gewesen sein IHRE Flotten dem fernen Coruscant zu unterstellen. So dürfte der Kompromiss darin gelegen sein die meisten Kernwelten weiterhin gut geschützt zu belassen, womit die Republikansichen Kommandeure nur einen Bruchteil ihrer Streitkräfte an die Front führen konnten. In den Legends führten Streitigkeiten wie diese auch zur raschen Erfolgsserie der Yuuzhan Vong, welche die Neue Republik bis auf einige schwer verteidigte Industriezentren relativ problemlos überrollen konnten.

Berufssoldaten gegen Freiwilligenverbände

Imperiale Soldaten profitieren von jahrhundertelanger Kampferfahrung und ihrem eigenen Veteranen-Status, sie sind besser ausgebildet, besser ausgerüstet und erfahrener als ihre republikanischen Gegner, welche das Kriegshandwerk erst im Zuge der imperialen Invasion erlernen mussten. Die Imperialen hatten jedoch bereits seit ihrer Flucht von den Sith-Heimatwelten damit begonnen Welten zu erobern und benachbarte Völker zu unterwerfen. Ihr Training und ihre Ausrüstung war bereits optimiert und auf die Bedingungen einer galaxisweiten Invasion zugeschnitten, während die Republik mit größter Mühe und vielen Fehlern eine Aufholjagd starten musste.

Die imperiale Ur-Angst

Zum Zeitpunkt der Plünderung Coruscants gab es nicht wenige Imperiale die ein Kippen des Gleichgewichts der Macht fürchteten, weil die Republik zunehmend neue Rekruten und mehr Kriegsmaterial hervorbrachte. Es gab auf republikanischer Seite zwar auch Kriegsmüdigkeit, doch in einem fast 30 Jahre dauernden Krieg wuchsen auch viele Vertriebene und Kriegswaisen auf, die sich an den Sith rächen wollten. Zudem erwiesen sich nicht wenige eroberte Welten als reinste Minenfelder mit Aufständen und brutalen Widerstandsnestern. Selbst Coruscant wurde als nicht haltbar eingestuft, dabei hatte der Widerstand dort noch nicht einmal wirklich begonnen dem Imperium zuzusetzen. Als der Sith-Imperator den Krieg beendete rettete er damit auch das Imperium vor einer langfristig absehbaren Niederlage.

Die Bestimmungen des Friedens von Coruscant verlangten der Republik die Abtretung wichtiger Welten und eine Reduzierung ihrer Streitkräfte ab. Damit rechnete man auch damit die Republik entscheidend ausgebremst zu haben, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Scharf kalkulierende Strategen wie Darth Marr sahen im Frieden wohl sogar eine Möglichkeit das Imperium zu retten und zu stärken, allerdings gab es auch zahlenblinde Narren die hofften die Republik mit einem weiteren entscheidenden Schlag zum Einsturz zu bringen. In Abwesenheit des Imperators wurden die Imperialen Opfer der Ambitionen einzelner Sith-Lords, deren Vorstöße jedoch allesamt mit ihren Tod endeten. Was blieb war ein Scherbenhaufen und die Aufgabe das Imperium vor dem neu begonnenen Krieg zu retten, möglichst ohne den Volkszorn der Republik zu provozieren, welcher sofort ein gefährliches Anschwellen ihrer Ränge bewirkt hätte.

Kanzlerin Sareshs diktatorische Maßnahmen und ihre Kriegsrhetorik hätte auch zum Sieg der Republik führen können, wenn sie tatsächlich das Volk auf ihre Seite gebracht hätte. Doch unter Darth Marrs Führung hielt sich das Imperium zurück und nur Saresh trat als Aggressorin auf, was ihr wohl medial einiges an Ärger einbrachte. Die Republik war insgesamt wohl weniger rachsüchtig als Saresh und darin liegt auch die Hoffnung der Tauben auf beiden Seiten, die eine friedliche Koexistenz von Republik und Sith-Imperium für möglich halten.

Isotop-5, Czerkas Top-Wissenschaftler und der effizientere Geheimdienst

Dass das Sith-Imperium eigentlich schwächer ist als die Republik und daher statt Quantität auf Qualität setzen muss sollte nun hinreichend belegt sein. Tatsächlich dürfte die Sith-Ausbildung etwa darauf ausgelegt sein einen durchschnittlich mächtigeren Akademieabsolventen hervorzubringen, als das in der Jedi-Ausbildung der Fall ist, die einmal akzeptiere schwächere Ordensmitglieder nicht wieder ausschließt oder in finstere Tunnel schickt, wo sie entweder sterben oder nie wieder gesehen werden. Das Sith-Imperium besitzt zweifellos die professionelleren Militärs und hauptberufliche "Krieger" in seinen Reihen, im Gegensatz zu den begabten Dilettanten der Republik. Es ist so als würde man frührömische Bürgerheere mit den Berufsheeren späterer Jahrhunderte vergleichen. Unter Malgus und Marr bemühte sich die imperiale Führung sogar ähnlich wie die Republik (welche etwa auf Hoth Talz-Brigaden einsetzte) aus fremden Völkern Hilfstruppen zu rekrutieren (Chiss, Cathar, Mandalorianer, Kaleesh). Malgus nutzte diese Hilfstruppen auf Ilum für seinen Angriff auf die imperiale Hauptstreitmacht und wurde daher zu einer ganz besonderen Art von Verräter abgestempelt (vielleicht ist Ilum so etwas wie die Varusschlacht der Alten Republik). Ilum kostete dem Imperium jedenfalls derart viele Truppen, dass sich Darth Marr gezwungen sah Malgus Alien-Initiative fortzuführen, um die Verluste mit Hilfstruppen auszugleichen (weshalb ich das Bündnis von Iokath auch gerne mit der Rekrutierung von gotischen Heerhaufen durch spätrömische Kaiser vergleichen würde).

Auf jeden Fall hat das Sith-Imperium unter Marrs Führung seinen gefürchteten Geheimdienst wieder aufgebaut. War der Imperiale Geheimdienst schon gefürchtet, weil er scheinbar unschlagbar war, so unterstand dessen Nachfolger nun direkt einer Sith-Ministerin, womit sich praktisch sehr wenig an der Aufgabenstellung oder Effizienz änderte. Pragmatisch gesehen wurde der Geheimdienst wiederaufgebaut und nun von einer politisch zuverlässigen Ministerin angeführt (Darth Jadus und Zhorrid wurde der Geheimdienst somit entzogen und der eigenmächtige Ex-Minister erhielt so ebenfalls seine Quittung). Dieser neue Geheimdienst brachte es dann auch fertig während der Invasion Arcanns einen HK-55 Droiden für den Schutz imperialer VIPs zu entwickeln - ein Modell das explizit für den Kampf gegen das Ewige Imperium (also auch für den Kampf gegen Machtnutzer wie die Ritter von Zakuul und endlose Scharen von Kampfdroiden) entwickelt worden war. Hilfreich waren dabei sicher die von CZ-198 evakuierten Top-Wissenschaftler von Czerka. Czerkas gesamte Forschungsabteilung schloss sich dem Sith-Imperium an, welches den Wissenschaftlern weder den Prozess machen wollte (wie es von der Republik zu befürchten war), mit Anhörungen die Zeit raubte oder ihnen mit Budgetkürzungen das Wasser abgrub. Im Gegenteil die Czerka-Wissenschaftler durften sich im Sith-Imperium auf weit weniger gesetzliche Eingriffe oder Einschränkungen in ihrer Arbeit freuen. Zudem besaß das Sith-Imperium dank der heimlichen Eroberung Makebs nun über beträchtliche Isotop-5 Vorräte, welche es ihnen erlaubten Schiffe auszustatten, die sogar der Ewigen Flotte entkommen konnten. Während Arcanns Invasion war man allerdings noch nicht in der Lage diese Technologien zielgerecht einzusetzen und danach forderten Arcanns Tributzahlungen einige Budgetkürzungen und Einschränkungen in der Waffenentwicklung, zumindest oberflächlich.

Die Republik verstaatlichte Czerka und heimste dessen Materialvorräte ein. So gesehen muss man wohl den Vergleich ziehen, dass die Wehrfähigkeit der Republik mehr mit dem Galaktischen Imperium Palpatines vergleichbar ist, allerdings dürfte man weit weniger auf Superwaffen setzen. Trotzdem, die Galaktische Republik ist eine konventionelle Supermacht.

Arcann der Hunnenkönig

Der Einfall der Hunnen in das spätantike Europa war eine Katastrophe und sie warf die Frage auf, ob die spätrömischen Heere überhaupt noch wirklich römisch waren oder schon hauptsächlich aus den Angehörigen von vor den Hunnen geflohenen Völkern rekrutiert wurden. Die mehrfach von den Römern umworbenen Goten waren eines dieser Völker und sie führten mehrere Kriege im Namen der römischen Kaiser, wobei sie auch wiederholt hintergangen und mit falschen Versprechungen geködert worden waren. Man kann die Ewige Allianz wohl in der Tradition einer solchen Barbarenhorde sehen, der sich sehr wahrscheinlich auch römische Deserteure und andere Glücksritter angeschlossen haben dürften, vor allem wenn wieder einmal versucht den barbarischen Heerführer in Krisenregion als Gouverneur zu installieren, um dadurch die eigene Kasse und Truppen zu schonen.

Dass sowohl Republik als auch Imperium um die Gunst der Allianz buhlen liegt zweifellos an den personellen Verlusten die sie einstecken mussten. Die Allianz ist eine Streitmacht die sich benutzen ließe um eine Offensive zu starten, die man mit den eigenen Truppen kaum noch führen kann. Die Republik hätte nach Sareshs Sturz ohnehin Schwierigkeiten damit einen neuen Krieg zu rechtfertigen, dafür dürfte Sareshs Politik zu unpopulär geworden sein. Und das Sith-Imperium eilt ohnehin von Verlust zu Verlust, sodass die Hilfstruppen bereits den Hauptteil seiner Streitkräfte ausmachen dürften.

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