SWTOR: Darth Marr - der nächste Imperator, Regent oder Kriegsherr?
Schon im September gab es ja Hinweise auf Marrs mit Makeb sehr prominent gewordene Rolle:
http://pfannenstiel.blogger.de/stories/2122887/

Das Star Wars Universum (zumindest bis Episode VII vermutlich vieles umkrempeln wird) begann sich auf gewisse Weise ja auch erst mit dem Tod des Imperators dahin zu entwickeln wo es heute ist. Eine Ansammlung von hunderten Büchern, Comics und zig Videospielen, die auch alle mal sehr gerne in die Ära nach Episode VI blickten. Und genau diese Ära wie sie über Jahrzehnte geschrieben und gedeutet wurde dürfte mit den neuen Filmen vermutlich ziemlich hinfällig werden. Für manche Fans wird "ihr" Star Wars damit regelrecht in den Grundfesten erschüttert und das Bild, das sie sich über Jahre/Jahrzehnte geformt haben auch zerstört.

Nichtsdestotrotz bietet genau diese bald vielleicht zur Irrung verkommene Ära nach den Ewoks eine Erklärung dazu was mit Makeb und Darth Marr passiert ist.

Dass Spoiler folgen muss hier hoffentlich nicht mehr erwähnt werden.

Star Wars nach Endor kennt ebenfalls ein von Krisen gebeuteltes Imperium, dem sein Imperator abhanden gekommen ist. Wie in SWTOR ist dieser nicht tot, man versucht hie und da mit Propaganda sein Überleben zu vermitteln, aber de facto ist er über Endor gestorben. Dass er sich klonen ließ und einfach via Essenztransfer die Klonkörper seiner selbst übernimmt wird erst 6 Jahre nach Endor an die Öffentlichkeit gelangen und Jahre dauert auch die Reise des körperlosen Geistes Palpatines (eine gute Darstellung dieses Prinzips bietet Stargate mit dem körperlichen Ableben Anubis).

Kriegsherren erheben sich, das imperiale Militär bricht auseinander und die Bürokraten übernehmen auf Coruscant die Macht. Sith gibt es in dieser Ära ja nicht mehr. Doch theoretisch erbt zumindest der imperiale Großwesir den Thron, muss sich allerdings mit einem nun mächtig gewordenen ehemaligen Beraterkreis auseinandersetzen. Auf gewisse Weise wäre der Großwesir Sate Pestage beides gewesen, offiziell Imperator, allerdings falls er um die Klone wusste, Reichsverweser und lediglich Regent.

In SWTOR stellt sich die Lage etwas anders dar. Der Imperator lebte schon lange genug zurückgezogen, dass es für die Führungsschicht kein Problem darstellt, wenn er wieder einmal länger abgetaucht ist. In diesem Fall dürfte sich sein Geist in Schmerzen winden, nachdem er gleich 2 Wirtskörper in kurzer Zeit verloren hat und eine ganze Reihe seiner Hocrux-artigen "Kinder" Opfer des Jedi Gesandten wurden.

Ein Punkt ist auch, um sich dem Tagesgeschäft eines Imperators zu entziehen wurde der dunkle Rat geschaffen. 12 Sith Lords die gewissermaßen 12 Ministerien verwalten und das Imperium regieren, wobei sie nur dem Rat als ganzes und dem Imperator gegenüber verantwortlich sind.

Theoretisch fällt die Regelung jeder Nachfolgerfrage + die Regierungsgewalt nach dem Verschwinden des Imperators an den dunklen Rat. Dieser könnte nun einen neuen Imperator wählen oder einen Reichsverweser/Regenten für die Dauer der Abwesenheit ihres Oberherrn bestimmen. Als Beispiel seien die Legacy-Comics genannt, in denen Darth Krayt als Imperator an die Macht gelangt und für kurze Zeit ebenfalls das Zeitliche segnet. Seine rechte "Hand" gibt ihn als schlafend aus und weis gar nicht wie recht er damit hat. Allerdings versucht der ehemalige Lakai nun selbst an die Macht zu gelangen, erklärt sich zu Krayts bevollmächtigten Stellvertreter und ernennt sogar einen bürokratischen Regenten.

Der dunkle Rat als Ansammlung ambitionierter und erfolgreicher Sith wird wenig gewillt sein, seine Macht an jemand von außen abzugeben oder gar die Rolle der Sith zu schwächen und sei es nur durch Wahl von "zivilen" Marionetten-Regenten aus der imperialen Verwaltung/dem Militär. Das Imperium selbst ist ein Militärstaat und zudem auch eine Diktatur. Man ist das Prinzip klarer Rangfolgen gewohnt, fällt ein Kommandeur in der Schlacht, übernimmt der nächste und mit oder ohne Imperator, der dunkle Rat hält die Fäden in der Hand. Nur unter den Sith sieht es eben etwas anders aus, diese sehen jedes Machtvakuum als Chance.

Das Problem ist von 12 Sphären sind 4 mehr oder weniger verwaist. Dies sind die Sphäre Militärische Offensive, Militärische Strategie, Bio-Technologie und durch Zhorrids Schwäche bzw. Darth Jadus Rückzug auch der Geheimdienst. Die einzige offensive Sphäre die noch steht ist Darth Marrs Sphäre zur Verteidigung des Imperiums. Die defensive Hälfte des Kriegsministeriums.

Mit den Verlusten von Darth Baras, Decimus, Acheron und Arho, sowie der Entmündigung Zhorrids/Untätigkeit Jadus, steht das Imperium auf der Kippe. Während man zwar Darth Hadras Posten nachbesetzen konnte und Darth Acina sogar die Arcanum aka die Schatzkammer des Imperators verwaltet, ist der militärische Arm des Imperiums noch immer führerlos?

Marr übernimmt de facto 4 Sphären: Verteidung, Offensive, Strategie, Geheimdienst und als altgedientes Mitglied des dunklen Rats kennt er noch eine Reihe von Geheimnissen, die er seinen Kollegen voraus ist. Nun wäre Marr mit dieser Macht und Stimmrecht von min. 3 Sphären bei einer Ratsgröße von nur noch 8 aktiven Mitgliedern nahe dran eine Mehrheit zu gewinnen. Kommt noch hinzu, dass er mit Ravage und Mortis augenscheinlich 2 Verbündete an höchster Stelle besitzt. Zudem hat schon das Chevin-Event und Ende der Agenten-Story bewiesen, die Reste des Geheimdienstes wurden auf verdiente Lords verteilt, darunter eben auch Marr, neben dem gescheiterten Darth Baras. Nach Baras Beseitigung, Malgus Scheitern usw. scheint sich Marr ihrer Beute bemächtigt zu haben.

Soviel zur Frage und warum nehmen diese gierigen Bastarde Marr nicht die Macht aus seiner Hand. Er hat die wichtigsten Ratsmitglieder auf seiner Seite und als Kopf der Sphäre für Verteidigung kann ohnehin nur er das Imperium retten, da dies sogar soweit geht, dass er das Imperium vor internen Konflikten schützen darf, ist er mit seiner Sphäre nun wohl sogar der mächtigste im Rat. Das erklärt womöglich Marrs politisches Gewicht und den Respekt seiner Kollegen. Wenn es hart auf hart kommt und das Imperium erneut in einer Lage ist wie an der Wende des Großen Hyperraumkriegs dann muss Marr der Mann sein, der verhindert was Ludo Kressh und Naga Sadow über 1000 Jahre zuvor riskierten, einen Bürgerkrieg mitten in der Gegenoffensive des Feindes.

Das Konzept eines solchen "Kriegsherrn" und Reichseiners, der allerdings wie im Abspann von Makeb zu sehen ist, auf den Thron verzichtet, um den Krieg zu gewinnen, ist auch nicht neu. Schon Anfang der 1990er dachte Timothy Zahn darüber nach den Antagonisten und heimlichen Helden seiner Thrawn-Trilogie "Warlord" zu nennen, anstatt Großadmiral. Der Titel ist Thrawn dann doch als Bestandteil seines Jobs erhalten geblieben, denn scheinbar ist Kriegsherr ein Ehrentitel, der einem als Großadmiral gleich mitverliehen wird.

Eine Erklärung für Marrs Macht ist auch die zivilisatorische Weiterentwicklung der Idee eines Kriegshäuptlings oder römischen Diktators (erinnert sei an einen gewissen The Dark Knight Dialog). Im Fall von Krieg und Aufstand wird einem einzelnen "Ältesten" die Macht übertragen alle Maßnahmen zu ergreifen, den Untergang abzuwenden.

Fassen wir also zusammen:

Marrs Aufgabenbereich ist auf die aktuelle Krisensituation des Imperiums zugeschnitten, er dürfte also sehr wohl das Recht besitzen als Vorsitzender des dunklen Rats, alleiniger Kriegsherr und de facto Stellvertreter des Imperators vorzugehen. Marr kann über 4 Machtsphären verfügen, da deren Inhaber entweder nicht willens oder lebendig genug sind, ihm als Inhaber der Sphäre für die Verteidigung des Imperiums die Stirn zu bieten.

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marsianer, Dienstag, 30. Juli 2013, 19:01
Eigentlich sind es ja sogar fünf Sphären im Dunklen Rat der Sith, die unbesetzt sind, wenn man die Sphäre von Darth Thanaton dazuzählt, nur halt nicht offiziell...ich habe die Sith-Inquisitor-Questreihe zwar bis zum Ende gespielt und weiß wie es ausgeht, aber ich sehe das loretechnisch eher zwiegespalten einem Spielercharakter solch eine wichtige Rolle übernehmen zu lassen, schließlich wird der Soldat der Republik auch nicht Senator oder oberster Kanzler und der Imperiale Agent wird auch nicht Geheimdienstminister oder imperialer Moff...und wieso der Zorn des Imperators nicht auch einen Platz im Rat der Sith verlangt hat verstehe ich eh nicht. Hätte ich Darth Baras erledigt, dann hätte ich seinen Platz eingefordert, andere Sith gehen für einen Platz im Rat der Sith schließlich über Leichen...

pfannenstiel, Freitag, 16. August 2013, 11:18
Stimmt, mit der Beförderung des Inquisitors laviert man die Storyline einigermaßen in eine Zwickmühle. Allerdings hat man als Oberarchivar des Sith Ordens auch nicht wirklich allzu viel zu tun. Als ich das erste Mal auf Darth Acina getroffen bin, hätte ich mir sogar gedacht die Dame wäre scharf auf meinen Job, immerhin finden sich in ihrem Büro auf Kaas mehr Artefakte und dergleichen als in den Kammern eines Thanaton oder einer Zash. Dennoch ist es der Fall, das man vom Rat praktisch ja ausgeschlossen wird (wie der zweite Karpyshyn-Roman zu SWTOR ja bestätigt), nachdem man von Darth Marr nicht wirklich zu den entscheidenden Ratsmitgliedern gezählt wird. Im Fall des Jedi Botschafters liegt die sache vergleichsweise klarer, man kann zwar auch in den Rat aufsteigen bzw. die gleichrangige Position des Militärberaters, aber man treibt sich wie die meisten Ratsmitglieder der Klonkriegs-Ära mehr an der Front herum, als im Sitzungssaal auf Tython oder Coruscant. Genau genommen müsste man davon ausgehen, dass beide Räte seit Malgus Rebellion, dem Angriff auf Kaas und und der großen Krise noch nicht wieder zusammen getreten sind, weshalb man weder Acina noch als Jedi Meister Gend kennt. Kriegswirren eben, allerdings hätte man für die Ernennung Darth Arhos und seine Entsendung nach Ilum durchaus eine Ratssitzung gebraucht wie ich meine. Ich hoffe ja durchaus, dass hinter den von swtor-miner auf reddit mal geposteten Verweisen auf korriban_tython files samt Entscheidung in den Ratskammern irgendwie eine Art Aufklärung des Geschehenen stecken könnte.

Beim Zorn dürfte das Problem ja darin liegen, dass seine Position theoretisch sogar dem Dunklen Rat übergeordnet ist. Immerhin gehört es zu seiner Stellenbeschreibung auch Ratsmitglieder niederstrecken zu können, was sich zumindest aus Karpsyshyns Revan ableiten ließe.

marsianer, Donnerstag, 29. August 2013, 13:37
Danke für den ausführlichen Beitrag. Die Romane zu Swtor habe ich noch nicht gelesen, das sollte ich vielleicht demnächst mal nachholen.

Mit dem Sith-Krieger als Zorn des Imperators allerdings mag es zwar stimmen, dass er dem Dunklen Rat sogar übergeordnet ist, da er ja nur direkt dem imperator untersteht. Nur frage ich mich da manchmal, wie es da weitergehen soll, falls der Imperator mal als böser Endboss ins Spiel gebracht werden sollte. Andeutungen habe ich hier und da ja mal gelesen, unter anderem auch im Forum von Swtor, wo Vermutungen geäußert wurden, der Imperator könnte den Verstand verloren haben und alles vernichten wollen. Man kann ja nunmal als Sith-Krieger nicht seine Fraktion wechseln, also kann man sich auch keinem durchgeknallten Imperator anschließen, aber andererseits macht es auch keinen Sinn, wenn man als Zorn des Imperators in einer zukünftigen Operation gegen den Imperator kämpfen sollte.

Aber nun gut, vielleicht geht das auch einfach noch etwas zu weit. Man wird ja sehen, was die nächsten ein bis zwei Jahre bringen werden, falls nach dem durch Datamining bekannten Inhalt überhaupt noch etwas neues nachkommt...

pfannenstiel, Donnerstag, 29. August 2013, 15:11
Die Position des Zorns lässt sich ja auch nur halten, solange der Imperator in irgendeiner Form am Ruder bleibt. Allerdings sieht es ja nicht nur so aus, als hätte er nach seinem kurzzeitigen Ableben auf Dromund Kaas den Verstand verloren, sondern nach der Jedi-Ritter-Story + dem Roman Revan über die Hintergründe zu dieser, dass es quasi das Endspiel des Imperators wäre die gesamte Galaxis in einem Ritual zu opfern, um gottähnlich zu werden. Aber immerhin, der Zorn hätte so seine Erfahrungen damit ehemalige Meister/Vorgesetzte ins Aus zu befördern.

Egal was in dieser Hinsicht passieren würde, die Frage wäre halt wie man das erzählerisch durchziehen will, wenn es erstmal keine weiteren Klassenstory für den Krieger geben soll. Mit 4-5 klassenspezifischen Dialogzeilen maximal lässt sich da wohl wenig machen.

Lieber wäre mir eine Variante in der der Imperator geschwächt und damit vielleicht halbsterblich zurückkehrt, so wie Palpatine: "Seht was mir die Jedi angetan haben". Immerhin man könnte argumentieren, sein Essenztransfer in die Unzahl seiner Kinder und womöglich etwas was die Schreckensmeister begangen haben, hätten ihn die Unsterblichkeit gekostet und dann bliebe ihm nur seine Prioritäten zu ändern. Ich will jedenfalls nicht hoffen, dass man ihn sonst noch länger auf der Anubis-Schiene fahren lässt, sonst bringt man mit der Mortis-Familie aus The Clone Wars irgendwann noch ein weiteres aus Stargate so ganz ähnlich bekanntes Element in die Story, nachdem Sean Williams im ersten SWTOR-Roman imho auch schon ziemlich offensichtlich die Replikatoren aus Stargate kopiert hat.

Kurzum, ich wäre ein Anhänger der Theorie, dass die "Kinder" eine Art Reservoir an Pseudo-Klonen sind, die mit der Stimme inthronisiert einen halbwegs sterblichen Imperator ergeben.