Housing und Crafting
Housing an sich hätte mich kaum weniger interessieren können. Ein Schiff habe ich ja bereits und dort auch die Credits für Kampfpuppen, AH und Bank-Upgrades sowie Postfach investiert.

Doch die Möglichkeit Gefährten in seinem Palast aufzustellen und vor allem MOUNTS AUSZUSTELLEN (vielleicht sogar Displays für die Waffensammlung aufzuhängen) beflügelt meine Gedanken. Es ist gut möglich, dass ich bitter enttäuscht sein werde wie kompliziert oder unzureichend die Lösungen schlußendlich aussehen werden. Etwa wenn man nur 2 Mounts ausstellen dürfte, diese außerdem dem aktiven Char gehören müssten oder nur 1 Gefährte des aktiven Chars rumstehen darf. Ebenso wenn keine Waffen ausgestellt werden dürfen.

Um was es geht? Wenn mir Bioware die Möglichkeit verweigert, den Hobbyraum meines Elternhauses in cool und episch digital aufzubauen, dann wird meine Nar Shaddaa Wohnung mit 5 Zimmern trotzdem zur schmuddeligen Werkstatt, mit nichts drin. Dann will BW meine Credits wohl auch nicht.

Meine Vorstellungen für ein Housing, das mir gefällt wären grandios und vermutlich relativ kostengünstig? Stühle, Esszimmer, Couch? Pah!

Mit 22 Charakteren schwebt mir eine vom Eingang bis ins Atrium des Showrooms führende Allee aus HK-51 Droiden in den verschiedenen Anpassungen vor. Mit 22 Chars und einem auf jedem Char freigeschalteten HK finde ich, dass mir dieser Größenwahn auch zustehen würde.

Dahinter ein zentraler Showroom mit allen Mounts. Die verwandten Modelle nebeneinander positioniert. An den Wänden die diversen Kartellmarkt-Waffen und wer weiß, vielleicht erlaubt Housing sogar Rüstungen quasi am Kleidungsständer aufzuhängen. Kurzum, ich bevorzuge das Modell Schatzkammer.

Der Vorteil, ich brauche kaum Einrichtung oder doch?

Housing soll als Stimulus für SWTOR dienen. Einerseits als praktische Dollarpresse, weil es genügend Housing-Fans gibt die hunderte Euro oder Credits in ihr virtuelles Heim stecken würden, andererseits weil es die Chance bietet Crafting neu zu beleben.

Nun ist Crafting in SWTOR viel zu banal und in einem Kleinkind-Stadium wo prinzipiell jeder eh alles lernen und sich völlig selbst versorgen könnte. Es wird spannend zu sehen was BW daran ändern wird, wenn überhaupt.

Eine Möglichkeit imho ist es eine Art Aufwertungskits für Wohnungen zu schaffen. Bspw. bräuchte man dann für jeden Gefährten, jeden Mount oder jede Waffe ein eigenes Token, um diese in der Wohnung zu positionieren. Wie bei den alten orangen Rüstungen und Synthweben könnte diese craftbaren Token dann auch verschiedene Mats verlangen. Etwa Glas und Beton aus Ermitteln.

Das würde nun einerseits einen Schock für mich darstellen, weil meine grandiosen Visionen eines Showrooms plötzlich auch Credits kosten, andererseits aber auch die Kreditkarten-Spieler zwingen neben Dollar und Euros auch Ingame-Credits auszugeben. Und das könnte auf unerwarteten Widerstand der Leute stoßen die einem einerseits vorschwärmen wie einfach es ist Credits zu verdienen, andererseits aber 99% ihrer Credits dadurch verdienen, Echtgeld in den Kartellmarkt zu pumpen. Oder zumindest ihrer Gesinnungsgenossen, die lieber Kartellmünzen als Credits ausgeben, weil sie entweder das 350k Credit-Limit tragen oder durch Echtgeld-Zahlung Ingame-Ausgaben vermeiden wollen.

Für mich als ehrgeizigen Crafter mit 22 craftfähigen Chars kein Problem, ich besitze nebenbei auch noch die Credits. Doch würde man mich zwingen hingegen Kartellmünzen für das Aufstellen von Mounts und Gefährten in meiner Wohnung zu verwenden, ich wäre raus.

Das Maximum an Kartellmünzen, die ich wohl aus Erfarhung bereit sein würde zu investieren, sind solche für die Vermächtnisbank und um die Wohnung zu einer mobileren Version des Raumschiffs zu machen. Entsprechend also überall und jederzeit zu Bank, Postfach, Werkbank usw. zu porten. Ein Instanzwechsel wie bei Flashpoints und PVP wurde uns ja sogar versprochen. Die Frage ist natürlich wieviele Credits und wieviele Münzen so etwas kosten wird. Meine Vermutung ist nämlich, dass es sich bei diesen Port-Optionen, um eine weitere Form von Charakter-Perks handeln dürfte und diese sind wie immer je Char freizukaufen.

Eine interessante Möglichkeit zeichnet sich derzeit durch die drei Jawa-Händler im Kartellbasar (auf dem PTS) ab. Die einfachere Zugänglichkeit zu Handelsmaterial könnte durchaus dafür sprechen, dass Crafting für Housing-Items einen Mat-Mix brauchen könnte. Zugegeben ich hoffe das auch. Noch interessanter ist allerdings die Frage welche Lehre man aus den Farbmodulen gezogen hat. Immerhin existieren solche auch in Varianten die sich mit selteneren Level-Phase-Mats craften lassen (etwa weiß-orange oder orange-weiß).

Und genau wie die MK-6 und MK-9 Kits haben Farbmodule auch einiges beigetragen bestimmte Sammel- und Fertigungsberufe aufzuwerten. Waffenbau und Ermitteln haben trotzdem die A-Karte gezogen. Der Preisverfall dieser Kits hat allerdings zyklische Ursachen. Ohne Gearwechsel und neue Baupläne passiert hier kaum noch etwas. Jeder hat was er will und dank immer mehr Vermächtnisitems werden Aufwertungen auch schon häufig zwischen den Chars verschoben. Crafter leiden nach einem Jahr seit dem letzten Addon an Preiseinbrüchen und Situationen in denen Gelegenheitsproduzenten einfach gedankenlos ihr Zeug loswerden wollen, also etwa 99 MK-9 Kits für je 40k auf den Markt werfen. Braucht man nicht mehr.

Crafting ist derzeit ein sterbendes Gewerbe. Viel zu viele Spieler haben im Streben nach Deckung des Eigenbedarf Berufe erlernt und Dinge hergestellt, die sie nun für AH-Einkäufe und das Nar Shaddaa-Event drastisch preisreduziert zu verkaufen versuchen.

Engagierte Crafter müssen mitansehen wie ihnen diese Amokläufe von Credit-Junkies das Geschäft ruinieren und zur Demotivierung beitragen. Wozu noch Tag für Tag MK-9 Kits herstellen, wenn sich Spieler darin überschlagen einmal für 700k gekaufte Kit-Mengen um 400k abzustoßen. Die Flohmarkt und Pfandleiher-Mentalität überwiegt. Schnell zu Geld kommen, egal wie WENIG. Wenn Spieler ohne Geschäftssinn auf den Markt drängen ist das immer ein erheblicher Schaden für jene die als ehrliche Handwerker ihre Geschäfte treiben wollen.

Im Idealfall könnte man sich durch Crafting Dailies ersparen, doch wir haben bereits den Punkt erreicht wo man Dailies braucht, um sich Crafting zu finanzieren. Und dieser Niedergang wird min. bis 29. August noch weitergehen. Wohlgemerkt, bis tief in die Sommerferien, wenn noch mehr Credit-Junkies von der Leine gelassen werden. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass Oktober/November durch das Addon wieder alles anders wird.

Weil die "Novizen" um ein nettes Wort zu gebrauchen ohnehin Monate brauchen werden, ehe sie die Berufe wieder auf 500 gebracht oder verstanden haben wie man sich das verbesserte Crafting freischält. Ebenso wie es dauert, bis die breite und oft leider eben auch tumbe Masse Streiter-Rang erlangt hat, um sich die Rezepte einer Ruf-Fraktion zu kaufen.

Kommt Bioware den "Noobs" noch mehr entgegen, vereinfacht alles noch weiter (nie mehr Ruf-Voraussetzungen usw.) und erlaubt jedem Sonntagsfahrer schon ab Release des Addons das neueste Zeug zu craften schadet man nur dem Markt und den Craftern. Das intellektuelle Gegenstück zum Smash-Maro in den Mittelpunkt seiner Planungen zu stellen schadet dem Eindruck, der bei jedem nur etwas fortgeschrittenen Spieler hängen bleibt. Um etwas in abgewandelter Form aus Aldous Huxleys schöner neuer Welt zu zitieren, ich will Herausforderung, ich will dass es schwierig ist und nur die engagiertesten damit glücklich werden. Gebt mir Grind, gebt mir Bosse mit unverzeihlichen Mechaniken wie auf Oricon, gebt mir Gegner wie den Archon auf Makeb, gebt mir Weekly-Caps und Ruf-Beschränkungen, auf dass ich mir meinen Status auch verdienen muss.

Es ist besser für etwas gelitten, als es geschenkt bekommen zu haben.

Man merkt hier vielleicht, ich stamme aus einem Gamer-Hintergrund der mit Strategiespielen aufgewachsen ist. RNG und Würfelspiele sind nichts worauf ich stehe. Wenn dan bevorzuge ich die 100% tödlichen Kopfschüsse eines Ego-Shooters, anstatt eines möglichen Krits. In diesen mehr auf Realismus bedachten Spielen spielt man ohne Netz. Einfach Autoangriff zu spammen bringt dort garnichts.

Als RTS-Spieler bin ich es auch gewohnt mit kleinen Erfolgen zu leben. Jeder gefallene Gegner ist ein Sieg für mich, jeder Credit, jede Marke bringt mich einem Ziel näher. Doch Loot-Token durchbrechen diese gewohnte Denkweise für mich völlig. Niemand hat mir in Empire: Total War jemals etwas geschenkt. Jede Einheit musste ausgebildet werden, jede Kampferfahrung ist mühsam errungen, jede Stadt musste man erobern und oft noch jede feindliche Armee im Umland zerschlagen, um die Region zu halten. Stundenlanger Grind? In Total War-Spielen ist das mein Alltag, ich grinde durch massive Schlachten, kämpfe um jedes Kuhdorf und am Ende erhalte ich meinen Preis.

Natürlich ist ein derart umgesetztes Grinden nach Marken nichts womit schnelllebige und ungeduldige MMO-Spieler etwas anfangen könnten. Es würde jedes MMO zackig ruinieren, weil Gruppenspieler plötzlich nicht mehr Voraussetzung sondern nur noch Beschleuniger und Erleichterung bei den Herausforderungen wäre. KoOp in einem RTS bedeutet gemeinhin ja auch nicht mehr Talente oder Gulden pro Runde einzufahren, sondern die Möglichkeit zu haben gemeinsam an Herausforderungen zu gehen, die zwar "solobar" sein sollten, doch oft erst zu zweit bewältigbar werden.

Was bleibt mir also? Crafting. Im Crafting kann man mit kleinen Gewinnen etwas erreichen. Crafting trägt meiner Liebe zum Aufbauen und Verwalten, ja durch das Umloggen sogar zum rundenbasierten Stil Total Wars, Rechnung. Crafting gibt mir als gelernten Kaufmann und ehemaligen Studenten der Wirtschaftswissenschaften sogar Grund alte Lehrstoffe wieder auszugraben.

Crafting ist auch praktisch mein Erfolgsrezept für die meisten Multiplayer-Schlachten vergangener Tage gewesen. Die Spezialiserung auf bestimmte Truppentypen und die Inbesitznahme möglichst vieler Ressourcenlager. Meine Sowjets litten in Alarmstufe Rot 3 nie an Geldmangel und so konnte ich sogar meinen Verbündeten eine volle Basisverteidigung aus Tesla-Spulen spendieren. Nicht die großen Schlachten sondern kleine Schläge und präzise Angriffe waren meine Methoden. Ökonomisch ließe es sich nennen, doch vor allem stand auch da wieder eine Vorliebe für Mikromanagement dahinter.

Mit weniger mehr erreichen, anstatt mit der Dampfwalze drüber zu fahren, so lautet meine Philosophie. Und ich fühle mich im Recht. Noch mehr auf "dumb down"-Nerfs zu setzen schadet auch SWTOR. Noch anspruchsloseres Crafting ist vielleicht noobfreundlicher, doch hat denn niemand aus den Noob-Tubes etwas gelernt? Wenn man einem jeden eine Noob-Tube in die Hand drückt ruiniert man sich nur das Spiel und treibt nicht bloß eine Gruppe von Leuten sondern auch solche die tendentiell von der Erleichterung profitiert hätten (eher mittelmäßige Spieler) weg.

Was Crafting in SWTOR benötigt ist ein gehöriger Buff, etwas mehr Spezialiserung wie bei den Implantaten und Ohrsteckern durchaus gegeben. Auch Crafting sollte ein Aspekt des Spiels werden, für den man genau so detailierte Guides aufsuchen muss, wie für PVE und PVP.

Das Problem derzeit ist das Kulminieren von Symptomen der Überdehung eines Content-Zyklus: Steigende Verbreitung von Rezepten, sinkender Bedarf an Crafting-Mats, das Ausbleiben neuer Rezepte für etablierte Crafting-Mats, der Abverkauf von nicht länger notwendigen Produkten (MK-9 Kits, 156er-Items, 148er-Items) und der daraus entstehende Preisverfall. Stimuli fehlen, Credit Sinks warten in weiter Ferne, neue Items werden eher über den Kartellmarkt als ingame eingeführt, die Inflation ist einer Deflation gewichen (mehr fürs gleiche Geld). Gerade der letzte Punkt hilft zwar F2P-Spielern mit ihren Credit-Limits, stößt aber gerade Abonennten vor den Kopf. Millionen sind nichts weiter wert, als gelegentliche Kartellmarkt-Käufe aus dem AH zu finanzieren, vielleicht dafür zu sorgen, dass man sich 180er Gear aus dem gleichen AH zieht usw.

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