Donnerstag, 9. Februar 2017
Star Wars in Buchform: Die Vorschau auf das erste Halbjahr
2016 war das Jahr von Rogue One und auch eines in welchem es tatsächlich nur ein einziges Prequel zum neuen Star Wars-Film gab, nämlich James Lucenos Roman Catalyst. Dafür wirkten zahllose andere Szenen aus früheren Romanen so als hätten sie schon Rogue One angeteasert. 2017 ist das Jahr von Episode VIII und im Gegensatz zur Star Wars Story Rogue One ist The Last Jedi eine echte Episode, was umso höhere Erwartungen in Sachen Merchandise schürt. Zu Episode VII gab es eine Handvoll Romane unter dem Label Journey to the Force Awakens. Neben drei Jugendromanen mit Han, Luke und Leia erschien auch ein direkter Tie-in zum Film namens Before the Awakening mit den Geschichten Reys, Finns und Poes vor Episode VII. Dazu kamen noch der sehr gelungene Young Adult Roman Lost Stars und der Comic Shattered Empire, sowie die mehr oder weniger noch zur Journey gehörende dreiteilige Romanreihe Aftermath.

Was wird uns also Episode VIII bringen? Vom Romanprogramm von 2017 ist nur das erste Halbjahr bekannt und das beschäftigt sich noch weitgehend mit Rogue One. 2015 hat Lost Stars beispielsweise eine Tradition begründet, indem es jedes Jahr einen Young Adult Roman von vergleichbaren Umgang geben wird. Im eigentlichen Rogue One-Jahr 2016 war das allerdings Ahsoka. Nun erscheint 2017 jedoch Rebel Rising über die Jugendjahre Jyn Ersos an der Seite Saw Gerreras, ebenso wie das klassischere Jugendbuch Guardians of the Whills, vom Episode VII-Veteranen Greg Rucka (Shattered Empire, Smuggler's Run, Before the Awakening). Nach Lost Stars und Ahsoka hege ich große Hoffnungen hinsichtlich Rebel Rising, aber auch betreffend Guardians of the Whills. Die Young Adult-Romane von Lucasfilm Press erscheinen zwar leider nie als E-Books (zumindest für den Kindle), aber sie schaffen es sehr gut das Leben jugendlicher Charaktere zu beschreiben, wobei sie auch nicht vor expliziten Darstellungen zurückschrecken. Mehr Sex als in Lost Stars hat es noch in keinen früheren Star Wars-Roman gegeben und auch seither nicht. Selbst Lukes erste Begegnung mit einem love interest in Heir to the Jedi nimmt sich regelrecht zugeknöpft aus und selbst Paul Kemps Beschreibungen der Unterwelt von Ryloth mit Sex, Drogen und imperialen Offizieren brach zwar ein Tabu, aber nicht DAS Tabu. Was Guardians of the Whills betrifft hoffe ich auf einen Roman in der Tradition der Journey-Jugendbücher, die durchaus lesenswert, wenn auch eher belanglos waren. Das lag allerdings an der Ära und weil man nichts von Episode VII vorweg nehmen wollte. Guardians kann hingegen als Zugabe zu Rogue One einige wertvolle Details nachliefern.

Ansonsten bringt uns 2017 auch das Ende von Chuck Wendigs Aftermath. Meine Hoffnung, Wendig möge nach Aftermath aus dem Star Wars-Universum abziehen, wird sich wohl nicht erfüllen. Immerhin hat man ihm 2016 auch den Episode VII-Comic anvertraut. Doch wenn man Wendig zumindest davon fern hält geliebte Teile des Expanded Universe neu zu schreiben und zu ruinieren, dann kann er sich vielleicht doch noch durchsetzen. Wendigs Aftermath als Ersatz für die Thrawn-Trilogie ist jedenfalls ein grausamer Scherz. Doch ich muss auch zugeben, dass ich selbst diese neue Geschichte des Triumphs der Neuen Republik lieb gewonnen habe. Ich will jedenfalls genau wissen wie die Trilogie zu Ende geht, nachdem es ansonsten kaum Hinweise auf die Wandlung des Imperiums zur First Order gibt. Neben Aftermath wird noch ein weiteres Werk erscheinen, dass die Geschichte neu schreibt, nämlich Timothy Zahns THRAWN. Großadmiral Thrawns Schicksal in Rebels ist ungewiss und der Roman konzentriert sich auf Thrawns Aufstieg vom geretteten Verbannten zum imperialen Offizier (womit man eine Lücke aus den Legends schließen würde). Einerseits ist das Werk zwar ein offensichtlicher Rebels Tie-in, andererseits ist es eine Geschichte die man sich schon von den Legends gewünscht hätte und der Autor ist eben kein geringerer als Thrawn-Schöpfer Zahn. Trotzdem gehe ich mit sehr geringen Erwartungen an dieses Buch heran. Einerseits weil mir das Cover nicht gefällt, andererseits weil ich mir nicht sicher wie begeistert Zahn bei der Sache war, aber auch weil ich kein fanatischer Zahn-Verehrer bin. Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Zahn. Zwar liebe ich die Thrawn-Trilogie, aber ich konnte mich mit der Hand von Thrawn-Duologie nicht ganz anfreunden. Ich kann Outbound Flight gut leiden, aber mir fehlt jede Begeisterung für Survivors Quest. Ich war hellauf begeistert von der Hand of Judgement-Duologie, aber Zahns eigentliches Lieblingswerk Scoundrels war für mich eine bittere Enttäuschung. Bisher konnte mich Zahn am ehesten mit einem lebenden Thrawn begeistern, weshalb ich mir trotz einer Neigung zu E-Books längst die Hardcover-Ausgabe von THRAWN vorbestellt habe. Ich hoffe auf Begeisterung, aber ich rechne durchaus mit einer Enttäuschung. Als jemand der die Special Edition von Heir to the Empire besitzt (als US-Hardcover), sowie die gesamte Thrawn-Trilogie als deutsches Taschenbuch und in der englischen Neuausgabe muss ich mir wohl eingestehen auf der Seite der Thrawn-Fans zu stehen, aber gerade als Fan wird man eben sehr schnell zum ärgsten Kritiker.

Was mich eher weniger mit Zuversicht erfüllt ist die Aussicht auf den Han Solo-Film 2018. Dieser wird zwar wahrscheinlich erst Ende 2018 erscheinen, aber wie wird die Literatur dazu aussehen? Han Solo- oder Lando-Geschichten gab es im Expanded Universe zu Hauf und irgendwann bekam man den Eindruck alle schon einmal gelesen zu haben. Ich blicke also nicht gerade mit großer Freude auf diese Ära, die vielleicht vom zweiten Halbjahr 2018 bis 2019 dauern wird, ehe Episode IX alles überschatten wird. Am ehesten interessieren mich noch Geschichten über Hans Origin-Story (wie die Han Solo-Trilogie A.C. Crispins) oder seine Zeit als Rebellengeneral (wie in Aaron Allstons Wraith Squadron-Arc). Selbst Landos Origin-Story oder Chewbaccas (der im neuen Kanon immerhin ein Klonkriegsveteran ist) würden mich mehr interessieren als die xte Schmuggel-Operation für die Allianz oder irgendein Heist-Plot.

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Mittwoch, 8. Februar 2017
Faszination Geschichte
Was ich so treibe? Ich habe irgendwo zwischen beruflichen Komplikationen und dem Wunsch nach Veränderung beschlossen Rome II: Total War wieder einmal eine Chance zu geben. Und siehe da, es hat gefunkt. Aber anders als erwartet. Der Grund dafür liegt wohl auch darin, dass ich in etwa zeitgleich Mary Beards SPQR zu lesen begann, ein Ende 2016 endlich auch in deutscher Übersetzung erschienenes Werk über die Geschichte Roms von den Anfängen bis zur Verleihung des römischen Bürgerrechts an so gut wie alle Reichsbewohner unter Kaiser Caracalla. Ich habe während einer frühen Phase der Begeisterung auch gleich an den Rome II Nachfolger Attila gedacht und mir für läppische 9,99 auch dieses Spiel samt Karl der Große DLC gegönnt. Doch ich zocke es so gut wie gar nicht.

Wenn ich an meine Begeisterung für die römische Geschichte denke, dann denke ich zuallererst an das Addon zu Rome I: Barbarian Invasion. Die Zeit der Völkerwanderung wirkte an sich zu kompliziert auf mich, vor allem weil sie im Geschichtsunterricht nur gestriffen wird und auch Byzanz war mir anfangs ein unergründliches Rätsel (das im Geschichtsunterricht meiner Erinnerung nach bestenfalls als Randnotiz vorkam). Ich bin ein großer Fan der Total War-Reihe, zumindest der europäischen Ableger der Reihe. Mit Shogun konnte ich mich nie anfreunden und ich habe in den unterschiedlichen Ären unterschiedliche Favoriten, was sich auch in meiner geschichtlichen Perspektive niedergeschlagen hat. Mit Venedig, Sizilien oder Jerusalem das Mittelalter dominieren, mit den Franken, Byzanz oder Westrom die Völkerwanderung für mich entscheiden, mit Ägypten Rom bezwingen oder als Schweden, Österreich, Preußen oder den USA ein Empire errichten – so wurde Geschichte für mich spannend. Das großartige an Total War ist in meinen Augen, dass die Reihe durchaus aktuelle angloamerikanische Publikationen heranzog, um die Ausgangsszenarien glaubwürdig zu gestalten. So wurde Preußen in Empire wohl eindeutig durch Christopher Clarkes Werke über die preußische Geschichte inspiriert. Und Attila geht in meinen Augen sehr stark auf Peter Heathers Darstellung des Untergang Roms zurück (durch den Druck seitens der hunnischen Invasion und der damit angestoßenen Völkerwanderung).

Wie auch immer, Total War ist kein eigenes Universum, aber die darin vorkommenden „Charaktere“ besitzen umfangreiche Vorgeschichten und dergleichen. Wovon man bei jedem Star Wars-Spiel träumt ist ein Teil der Handlung zu sein und auf Persönlichkeiten aus den Filmen, Serien oder Romanen zu treffen. In Total War ist das genauso, nur dass es eben ein fiktives Werk ist, das reale Erlebnisse als Ausgangspunkt für eine Fiktion nimmt. Es gibt also hunderte oder sogar tausende von Tie-ins zu Total War und ich nenne zumindest ein paar sogar mein Eigen. So besitze ich sowohl Clarkes Preußen, als auch Heathers Untergang des Römischen Weltreichs. Aber ich bin auch begeisterter Leser unzähliger Biografien, wie zum Vater der theodosianischen Dynastie, die in Gestalt von Arcadius und Honorius den weströmischen und oströmischen Fraktionsführer in Attila: Total War stellt. Mein Interesse an Seleukiden und Ptolemäer hat mich zu James Romms Geist auf dem Thron geführt, ein von mir langersehntes ebenfalls 2016 erschienenes Werk über die Krise nach dem Tod Alexander des Großen. Ich habe mein ptolemäisches Ägypten in Rome II bereits mehrmals auf den Spuren Alexanders zur Herrschaft über die östlichsten Provinzen und sogar ganz Arabien (ein unerfüllter Traum Alexanders) geführt. In der Augustus-Kampagne von Rome II gelang es mir zuletzt den Pompeianern zur Eroberung Roms zu verhelfen, nachdem ich als Marcus Aemilius Lepidus bei der Verteidigung meiner nordafrikanischen Basis gescheitert bin. Als Besitzer des griechische Kulturen-Pakets träume ich sogar davon eines Tages meine Kampagne als Athen fortzuführen oder neu zu beginnen, um die Geschichte von Griechenland aus umzuschreiben. Athen statt Rom.

In der Realität sitze ich meistens mit einem Buch in der Hand da und lese. Ich habe meine alten Schmöcker hervorgekramt und mir neue zugelegt, sodass sich meine Interessen vielleicht etwas einseitig in Richtung der Antike verschoben haben. Ich liebe die Antike seit ich zum ersten Mal mit dem Spiel Pharao in Berührung kam und während mich Rome anfangs eher kalt ließ fesselte mich Barbarian Invasion umso mehr. Mein Fimmel für südeuropäische Stadtstaaten hat auch dazu geführt, dass ich stets die Augen offen halte, wenn ich irgendwo auf Neuerscheinungen zu Venedig stoße. Die Macht der venezianischen Handelsrepublik wirkt beeindruckend auf mich, zumal ich in dieser Hinsicht familiär geprägt wurde. Händler und Handwerker, die zu einer der bedeutendsten Seemächte des westlichen Mittelmeers aufstiegen. Venedig war wohl mehr wie Karthago, als wie Rom oder Athen, aber es steht für mich ganz in dieser Tradition einer Stadt die zu einem Reich wurde (was bei Athen realhistorisch nicht der Fall war).

Meine Faszination für die Geschichte und vor allem die Antike hat wohl auch dazu geführt, dass meine Ergüsse über die letzten beiden Addons zu The Old Republic einschlägig gefärbt waren. Der Allianzkommandant als Odoaker, der den letzten weströmischen Kaiser absetzte und sich zum König von Rom aufschwang. Meine Überlegungen dazu wie Zakuuls Zentralismus eine Führungskrise schuf, die dann lediglich von einem neuen Alleinherrscher gefüllt werden könnte. Ich liebe es, mir Dinge erklären zu können und mehr aus einer Geschichte herauslesen zu können. SWTOR bewegt sich in einem fiktiven Universum und doch kann man Vergleiche ziehen und Erklärungen aus unserer realen Geschichte auf dieses Universum anwenden. So wirkt die Ära nach 5.0 immens spannend, weil sie sich mit dem turbulenten Ende mancher römischer Dynastien vergleichen lässt. Ein Kaiser folgt auf den anderen, es gibt Bürgerkriege und Truppenverbände wechseln die Seiten, während nicht jeder neu ausgerufene Herrscher davon ausgehen kann dauerhaft anerkannt zu werden. Das Ewige Imperium kann ebenso zerfallen wie das Reich eines Alexanders. Und am Ende bekämpfen sich wieder zwei Großreiche wie Seleukiden und Ptolemäer, nur dass sie eben Republik und Sith-Imperium genannt werden. Ewige Kriege wie diese können sich jahrhundertelang hinziehen. Gebiete werden erobert, verloren, getauscht und gelegentlich taucht eine neue Bedrohung auf. Selbst innenpolitische Krisen führen nicht immer zum Untergang, sonst hätten die Parther und Sassaniden nie so lange gegen die verschiedenen Inkarnationen Roms durchgehalten. Selbst Rom erlebte ja Bürgerkriege, Invasionen und „Sonderreiche“. Nur wird The Old Republic leider nie zu einer Art Antike des Star Wars-Universums werden können, weil das Spiel samt seiner Inhalte als Teil der Legends gilt. Die Überlieferungen sind also unzuverlässig und vieles, wenn nicht sogar alles wird wohl gar erfunden sein. The Old Republic ist wenig mehr als Legends of the Old Republic, auch wenn das Kürzel LotOR wohl zu nahe an Lord of the Rings Online LotRO liegt.

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Dienstag, 7. Februar 2017
Kylo Rens Kyber
Eine Lore-Stunde mit Professor Pfannenstiel

Was so los ist soll heute nicht unser Thema sein, stattdessen widmen wir uns lieber der völlig unproblematischen Welt der Lichtschwertkristalle. Seit dem Reboot der Star Wars-Lore vor einigen Jahren (kaum zu glauben, dass das erst 2014 war) sind Farb- und Energiekristall ein und dasselbe. Und anstatt wie in den Legends auch seltene Edelsteine oder die Perlen von Krayt-Drachen in ein Lichtschwert einzusetzen darf man im neuen Kanon nur noch auf Kyber-Kristalle zurückgreifen. Auch die synthetischen Lichtschwertkristalle aus den Legends gehören nun der Vergangenheit an, womit die Lore allerdings etwas an Tiefe gewonnen hat, auch wenn man das breite Angebot an Kristall-Alternativen verlor.

"No, the synthetic crystal thing is Legends. Maul. Sidious. Vader. All those were kyber crystals."
- Lore-Guru Pablo Hidalgo

Fakt ist nun, dass Kyber-Kristalle im Einklang mit der Macht stehen. Sie sind fast so etwas wie Lebewesen, ganz ähnlich den gezüchteten Kristallen der Yuuzhan Vong. Einen solchen baute in den Legends Anakin Solo in sein Lichtschwert ein und gelangte so zur Erkenntnis, dass auch die Vong ein Teil der Macht sind. Auch wenn Kyber-Kristalle kein eigenes Bewusstsein besitzen und kaum als Lebewesen gelten können, so sind sie doch sehr lebendig. Ein Kyber besitzt zwar keine Persönlichkeit, aber einen ganz bestimmten Nutzen. So suchen sich Kyber-Kristalle in der Lore etwa ihre Besitzer aus und rufen zu ihnen. Wem das bekannt vorkommt, der sei an Rey in Episode VII erinnert. Genau solche Szenen mit Visionen und Angstzuständen erleben die Jedi-Anwärter im Young Jedi Arc von The Clone Wars (Staffel 5). Dass ein Lichtschwert nach jemandem rufen kann und sich sogar dem Machtgriff eines anderen Machtanwenders widersetzt ist also kein bloßes Stilmittel gewesen, es ist ein Teil der neuen Lore.

Auf gewisse Weise ist nun also jedes Lichtschwert mit einer Art Diebstahlsicherung verrsehen, zumindest wenn es dem Willen der Macht entspricht. Die Ortung persönlicher Gegenstände ist auch etwas, womit Darth Vader im Roman Tarkin auftrumpft, als er auf diese Weise seine Meditationskammer an Bord des gestohlenen Kreuzers Carrion Spike aufspürt. Als Ahsoka Tano in The Clone Wars in einer Folge ihr Lichtschwert verliert gibt ihr Meister Tera Sinube den Hinweis ihren Verstand zum Schweigen zu bringen, eine Grundvoraussetzung dafür mit der Macht in Verbindung zu treten, um etwa auch einen verlorenen Gegenstand wiederaufzuspüren.

Von Interesse ist nun was im letztes Jahr erschienenen Roman Ahsoka steht, denn dort verspürt Ahsoka den Ruf zweier Lichtschwertkristalle. Diese beiden stecken jedoch in der roten Doppelklinge eines Inquisitors und so "reinigt" Ahsoka die Kristalle. Ein derartiger Prozess kam in den Legends einst in Paul Kemps Riptide vor. Ahsoka gelingt es die roten Kristalle zu "heilen" und sie werden weiß. Ob das die Farbe für gereinigte Kristalle ist bleibt vorerst offen, aber es bedeutet, dass der dunklen Seite verfallene Charaktere durchaus in der Lage wären die dunkle Seite abzuschütteln und ihre Kyber-Kristalle dabei behalten. Der Prozess einen Kyber rot zu färben besteht darin diesen zum Bluten zu bringen, wobei man dem Kyber seinen Willen aufzwingt. Darum blieb Anakins Lichtschwert in Episode III noch blau, denn ihm fehlte die Zeit dazu oder Darth Sidious musste ihm diese Technik erst beibringen. Auch Sith würden also erst einmal einen vorbestimmten Kyber finden müssen und Dookus wie Asajj Ventress Lichtschwerter nutzten wohl Kristalle die beide schon als Jedi verwendeten. Erwähnt sollte noch werden, dass Ahsokas weiße Kristalle aus dem Jedi-Tempel stammen, wo sie womöglich für sie bereitgehalten wurden. Es könnte sich bei den weißen, also tatsächlich um die grünen Kristalle aus The Clone Wars halten, nur eben nach einer "Blutung" und einer "Heilung"/"Reinigung".

Nun da jeder Sith auch auf den Besitz eines vermutlich sogar persönlichen Kyber-Kristalls angewiesen ist stellt sich die Frage, woher Kylo Ren den seinen hat? Kylos Kyber weist einen Sprung auf, sodass die Vermutung nahe liegt er selbst hätte ihn bei der Konstruktion seines Lichtschwerts beschädigt. Wie in der entsprechenden The Clone Wars-Folge sind Kyber-Kristalle jedoch ähnlich hart und widerstandsfähig wie Diamanten, sodass ein Kyber sogar die Explosion eines defekten Lichtschwerts überstehen kann. Demnach liegt zumindest die Vermutung nahe, dass Kylos Kyber dabei beschädigt wurde, als er den Kristall zum Bluten bringen musste. Lag es nun an Kylo selbst, der sich sinnbildlich mit Gewalt an die dunkle Seite klammerte und dabei sogar in Kauf nahm seinen Kyber zu beschädigen? Oder lag es an Snokes mangelnder Sachkenntnis, sodass Kylos Bekehrung mangelhaft ablief? Wie auch immer, Kylo Rens Vader-Verehrung und Snokes Idee von einem Schüler der etwas von der hellen Seite in sich trägt lässt Kylos Vertrauen in die dunkle Seite als Problem erscheinen. Während Kylo Ren sich vielleicht zu sehr an die dunkle Seite klammert wäre es wohl sein vorherbestimmtes Schicksal mehr wie Anakin Skywalker zwischen heller und dunkler Seite zu stehen. Kylos Vader-Verehrung geht also vermutlich zu weit und er konzentriert sich ausschließlich auf die 23 Jahre in denen Anakin Skywalker die Maske Darth Vaders trugt. Doch zuvor war Vader 13 Jahre lang der Jedi-Ritter Anakin Skywalker und 9 Jahre lang nur Anakin, der kleine Junge von Tatooine.

Wie viele uneingeweihte dürfte Kylo Ren einfach missverstanden haben wer oder was der Auserwählte war, wobei wir nicht einmal wissen, ob Ben Solo und Luke Skywalker je von Anakins wahrer Rolle erfahren haben. Luke könnte diesen Aspekt seiner Familiengeschichte vor Ben verheimlicht haben, wie auch die Offenbarung, dass Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde. Dieses unvollständige Wissen dürfte es Snoke erlaubt haben den Anspruch zu stellen, Kylo Ren zu erzählen wie es wirklich war, auch wenn er ihm nur Teile der Wahrheit vermittelte. Damit wäre Kylo Ren/Ben Solo durchaus rettbar, wenn auch nicht völlig. Kylos Verehrung seines Großvaters ist durchaus gerechtfertigt, wenn man bedenkt wie mächtig das Vorbild Anakin Skywalkers auf Luke gewirkt haben könnte, ehe er wusste wer hinter Darth Vaders Maske steckte. Ben Solos Enttäuschung von seiner eigenen Familie belogen worden zu sein und Snokes Angebot seine Wissenslücken zu schließen machten einen verwirrten jungen Mann zu einer ziemlich großen Gefahr. Meiner Meinung nach ließe sich die Geschichte Kylo Rens wohl sogar ohne Rey erzählen, der allerdings vielleicht die undankbare Rolle einer Jaina Solo aus den Legends zufällt. Rey könnte Kylo Ren töten, ohne diesem die Chance zu gewähren sich selbst zu erlösen. Selbst Kylos/Bens Mord an seinem Vater geschah irgendwie doch unter Zwang und Kylo giert nach dem Lichtschwert des Jedi-Kriegshelden Anakin Skywalkers, auch wenn dieser damit Order 66 vollstreckte und den Führungs-Rat der Separatisten ermordete. Im Gegensatz zur leblosen und zerstörten Maske Darth Vaders wäre das mit der Macht erfüllte und verbundene Lichtschwert Anakins ein Relikt mit dem Ben Solo die ganze Geschichte erfahren könnte, doch die Macht verweigert ihm diese Möglichkeit. Warum? Vielleicht weil Kylo noch nicht dafür bereit ist.

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